Shibu Taikai 2011 in Penzberg - Bericht Teil 3 - Besichtigung "Hohenschwangau" und "Neuschwanstein"

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Nach dem Besuch von Schloss Herrenchiemsee und den dort gewonnenen Eindrücken waren unsere französischen Gäste natürlich gespannt auf das „Märchenschloss“ von Ludwig II – Neuschwanstein.

Gleich nach dem Frühstück machten wir uns von Ried/Kochel auf den Weg nach Schwangau. Bereits im Vorfeld hatten wir alles geplant und reserviert – so auch den Besuch des Schloss Neuschwanstein und Hohenschwangau. Glücklicherweise kamen wir dort zu einer Zeit an, als der Ansturm noch nicht so groß war. Schon bei der Anfahrt konnten wir, trotz der aufgrund Nebel erschwerten Sicht, dass von weithin sichtbare Schloß vor einer ebenso beeindruckenden Kulisse sehen.

Da bis zu unserem Einlass an der elektronischen Einlaßkontrolle des Schlosses uns den Spielraum gab, entschieden wir uns vor Neuschwanstein das Schloß Hohenschwangau zu besichtigen.

Dieses liegt direkt gegenüber von Schloss Neuschwanstein und wurde erstmals im 12. Jahrhundert (als Burg Schwanstein), als Sitz der Edlen vom Schwangau, erwähnt.

König Maximilian II erwarb die Burg 1832 und ließ sie restaurieren und umbauen. Es diente der königlichen Familie als Sommerresidenz. Ludwig II verbrachte hier seine Kindheit und es wurde uns erzählt, dass er damals schon immer auf die beiden kleinen Burgen „hochschaute“ und hier bereits seine Idee von Schloss Neuschwanstein hatte. In späteren Jahren konnte er mittels eines installierten Fernglasses den Baufortschritt von Neuschwanstein begutachten.

Nach dem Tod Ludwig II lebte dessen Mutter, Marie von Bayern, noch fast 3 Jahre im Schloss Hohenschwangau, bevor sie dort verstarb. Adalbert von Bayern, nach dem sog. Prinzenerlass als „wehrunwürdig“ aus der Wehrmacht ausgeschieden, zog sich 1941 ebenfalls nach Schloss Hohenschwangau zurück.

Maximilian I, wie auch Ludwig II, entstammen der Familie der Wittelsbacher – diese sind, auch heute noch, Eigentümer des Schlosses Hohenschwangau.

Im Rahmen einer Führung besichtigten wir diverse Räume, die noch im Originalzustand sind, wie Schlafzimmer des Königs, der Königin, Besucherzimmer für Richard Wagner, Eßraum und viele weitere. All diese Räume sind angereichert mit Bildern, Statuen und diversen Präsenten.

Auch wurde uns erzählt, dass am frühen Morgen des 6. November 2005 ein Einbruch in das Schloss stattfand. Bislang unbekannte Täter brachen die Ausgangstüre auf und gelangten über die Dienerschaftstreppe ins Billardzimmer im ersten Stockwerk, wo sie aus drei Vitrinen etwa 100 Orden (Wert mehrere 10 000 Euro), welche zu einer Dauerausstellung verschiedenster Orden und Ehrenabzeichen der Wittelsbacher Familie gehörten, entwendeten.

Sowohl wir „Einheimische“, als auch unsere französischen Gäste waren beeindruckt und besprachen das Erlebte noch bei einem Espresso, bevor wir uns mit einer Pferdekutsche auf den Weg zum Eingang des Schlosses Neuschwanstein machten.

Dieses steht oberhalb von Hohenschwangau, wurde 1869 erbaut und wurde urspünglich als „Neue Burg Hohenschwangau“ bezeichnet – den jetzigen Namen trägt sie seit 1886. Ludwig II wollte damit seine Vorstellung einer Ritterburg zu Zeiten des Mittelalters verwirklichen. Es ist das berühmteste und zugleich auch bekannteste Schloß bzw. Bauwerk Ludwig II und zieht jährlich weit mehr als eine Million Touristen in seinen Bann. Ursprünglich befanden sich im Mittelalter zwei kleine Burgen an der Stelle des jetzigen Schlosses Neuschwanstein. Diese, aus einem Palas und Bergfried bestehende Burg „Vorderhohenschwangau“ und, durch einen Graben getrennter, befestigter Wohnturm „Hinterhohenschwangau“ dienten den Herren von Schwangau, zerfielen aber bis zum 19. Jahrhundert. Ludwig II verbachte, wie oben erwähnt, seine Kindheit in Hohenschwangau und hatte hier nahezu täglich diese beiden Gebäude vor sich – die überreste der Vorderhohenschwangauer Burg zeichnete er z.B. 1859 in sein Tagebuch – auch unternahm er, als damaliger Kronprinz, diverse Ausflüge dorthin.

Nach dem überraschenden Tod seines Vater Maximilian I, der Ernennung zum König von Bayern und „übernahme“ der Geschäft, war der Wiederaufbau der Vorderhohenschwangauer Burgruine (dem späteren Neuschwanstein) das erste größere Schloßprojekt Ludwig II. Als Wunschvorstellung diente Ludwig II die wieder aufgebaute Wartburg (bei Eisenach; diese hatte Ludwig II mit seinem Bruder Otto 1867 besucht), sowie das Schloss von Pierrefonds (Frankreich, dieses besuchte Ludwig II ebenfalls 1867). Beide Bauten spiegelten Ludwig II Vorstellung einer romantischen Darstellung des Mittelalters, sowie der musikalischen Sagenwelt Richard Wagners (nachhaltig war Ludwig II von den Werken Tannhäuser und Lohengrin beeindruckt – dies kann, in Bildern und Darstellungen in Neuschwanstein oftmals gesehen werden).

1869 wurde mit dem Bau des Schlosses Neuschwanstein begonnen. Im Laufe der Bauphase wuchsen die Ansprüche Ludwig II woraufhin die Entwürfe, Ausgaben und Kostenvoranschläge mehrfach überarbeitet werden mußten. Ursprünglich sollte der Bau 1872 abgeschlossen sein, allerdings verzögerte sich dies wiederholt.

Ludwig II. lebte bis zu seinem Tod 1886 insgesamt nur 172 Tage im Schloss,[das bis dahin noch einer Großbaustelle glich. 1885 empfing er hier anlässlich ihres 60. Geburtstags seine auf dem unteren Hohenschwangau residierende Mutter, die vormalige Königin Marie.

Neuschwanstein sollte Ludwig II. gewissermaßen als bewohnbare Theaterkulisse dienen, finanziert wurde es aus seinem Privatvermögen und dem Einkommen seiner „Einkünfte aus der Staatskasse“.

Bis zum Tod des Königs beliefen sich die Baukosten Neuschwansteins auf 6 180 047 Mark (ursprünglich waren 3,2 Mio Mark veranschlagt), allerdings reichten die privaten Mittel des Königs nicht aus die zunehmend ausufernden Bauprojekte zu finanzieren, so war Ludwig II gezwungen laufend neue Kredite aufzunehmen. 1883 war er bereits mit über 7 Millionen Mark verschuldet, 1885 drohte ihm erstmals eine Pfändung.

1886 führten Streitigkeiten um die Verschuldung des Staatsoberhaupts zur Absetzung des Königs durch die bayerische Regierung. Ludwig II. hielt sich zur Zeit seiner Entmündigung am 9. Juni 1886 in Neuschwanstein auf. Die anlässlich seiner bevorstehenden Absetzung am 10. Juni 1886 nach Neuschwanstein gereiste Regierungskommission ließ der König im Torhaus festsetzen und nach München zurückschicken, woraufhin am nächsten Tag eine zweite Kommission erschien und Ludwig II vom 11. Auf den 12. Juni 1886 Neuschwanstein verlassen mußte und nach Schloss Berg (13. Juni 1886) gebracht wurde, wo er, unter nach wie vor mysteriösen Umständen, verstarb.

Erwähnenswert ist auch die Zeit des Schlosses während des 2. Weltkrieges. Es diente hier als Einlagerungsort für in Frankreich geraubte Beutekunst. Die SS wollte sogar im April 1945 das Schloss sprengen, die damit verhindern wollten, das das Gebäude und dort gelagerte Kunstschätze in Feindeshand fiel. Der mit der Sprengung beauftragte SS-Gruppenführer setzte dieses allerdings nicht in die Tat um.

Neuschwanstein heute…es war Vorbild für die Dornröschenschlösser in den Disneyland-Themenparks und Drehort für „Ludwig II“ Verfilmungen. Bis 2005 wurden insgesamt über 50 Mio Besucher gezählt, mit über 6,5 Mio Euro Einnahmen (bis 2004).

Wir betraten, nachdem wir unsere Pferdekutsche verlassen hatten und den Restweg bis zum Eingang hochgegangen waren, durch das Tor, unter dem bayerischen Königswappen, den auf zwei Ebenen liegenden Innenhof. Nach passieren des Drehkreuzes führte unsere Tour in den Thron- und Sängersaal, die Wohn- und Schlafräume (im letztgenannten wurde Ludwig II in der Nacht vom 11. Zum 12. Juni 1886 festgenommen) des Königs. Ein versenkbarer Speisetisch (die Küche befand sich drei Stockwerke tiefer), wie in Herrenchiemsee, konnte hier nicht installiert werden. Stattdessen wurde ein Speiseaufzug mit der Küche und dem Esszimmer verbunden.

Als Besonderheit, für damalige Zeit, ist eine batteriebetriebene Klingel und Telefonleitung für die Dienerschaft, einen Rumfordherd (der den Spieß durch Eigenwärme in Bewegung setzt), Toilettenspülung, eigene Warmwasseraufbereitung und einer „Zentralheizung“.

Eine wirklich beeindruckende Führung, insbesondere des Thronsaals und Sängersaal….auch wenn man bedenkt, daß es nie der Wunsch von Ludwig II war, dass hier offizielle Empfänge stattfinden sollten – gerade im Thronsaal (20 x 12 m und 13 m Höhe) verwirklichte Ludwig II seine Vorstellungen und Pläne – die geprägt sind von Parzival und der Gralssuche, sowie Darstellung der Göttlichkeit. Der Leuchter hier ist einer byzantinischen Krone nachempfunden. Der Thronsaal vermittelt den Eindruck einer uneingeschänkten Herrschergewalt – eine Gewalt über, die Ludwig II in einer konstitutionellen Monarchie nicht verfügte.

Der Sängersaal mit einer Abmessung von 27 x 10 m war das Lieblingsprojekt Ludwig II und ist geschmückt mit Themen aus Lohengrin und Parzival.

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Lange habe ich überlegt eine "Biographie" über Ludwig II hier zu schreiben, wurde aber dann von all den Fakten und Daten regelrecht überfahren. So kam ich zu dem Ergebnis, dass die nachfolgenden, verlinkten Seiten bestens geeignet sind, dem interessierten Leser die gewünschten Informationen zu liefern.

Lebenslauf von Ludwig II

Neue Erkenntnisse um den mysteriösen Tod von Ludwig II ??


Untersuchung der Umstände des Todes König Ludwig II - "es war Mord"

Bürgerreporter:in:

Bushido-Kai Meitingen aus Meitingen

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