Die Ukraine - ein Land im "Zwischen" und Heute

Zwischen Street-Art und Verkaufsständchen: Die Kiewer Innenstadt.
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Egal, wie man die Ukraine ins aktuelle Weltgeschehen einzuordnen versucht, man ertappt sich ständig dabei, das Wörtchen „zwischen“ zu verwenden: Eine Kultur zwischen Mittel- und Osteuropa, zwischen der Republik Polen und der Russischen Föderation, zwischen kommunistischer Vergangenheit und proeuropäischen Bestrebungen - und, nicht zuletzt, zwischen Krieg und Frieden. Dabei ist das Land der zweitgrößte Binnenstaat Europas und in der Frage, wo denn das geographische Zentrum unseres Kontinents liegt, deutet vieles auf dessen Südwesten.

Die Eindrücke, die wir bei unserer Einreise auf dem Landweg gewinnen, sind ungleich eindeutiger. Die Straßen in der Ukraine gehören mit zu den archaischsten Erlebnissen des Landes, das in etwa so groß ist wie Deutschland und Polen zusammen. Die Autobahnen sind von Rauchsäulen gesäumt, da bei der Entsorgung von Schnittgut und Mähresten zum Feuer gegriffen wird. Man überholt mit hoher Geschwindigkeit Bauern mit Pferdegespann, die den Standstreifen für ihren alltäglichen Weg zum Feld nutzen. Generell beobachtet man viel Subsistenzwirtschaft, d.h. Feld- und Gartenarbeit für den Eigenbedarf, die noch mit Egge, Pflugschar und ganz ohne Motorkraft von statten geht. Ein Fahrer transportiert Hühner bei Tempo 80 in knapp 30 Zentimeter hohen Gitterkäfigen, ohne Schutz vor Fahrtwind und Kälte. Das Bier ist plötzlich so billig ist, dass man Angst hat, vom ersten Schluck blind zu werden. Und in der Ferne sieht man eindrucksvoll die glänzenden Kuppeln der Dorfkirchen verschwenderisch um die Wette glänzen. Was für ein Empfang!

Привіт bis Привет: Lwiw, Kiew und Charkiw

Erster Stopp unserer Reise ist Lwiw. Nach der Verleihung des Magdeburger Stadtrechts unter polnischer Herrschaft und der Zugehörigkeit zur Monarchie Österreich-Ungarns von 1772 bis 1918 gibt es sogar einen deutschen Namen für diese alte und architektonisch beeindruckende Stadt: Lemberg. Nach den ersten Eindrücken, die signalisieren, dass Europa irgendwie hinter einem liegt (auch aufgrund der horrenden Roaming-Gebühren, der spärlichen Englischkenntnisse der lokalen Bevölkerung und des etwas unberechenbaren Stadtverkehrs), bekommt man hier Gebäude zu sehen, die an die barocken Altstädte Salzburgs oder Wiens erinnern. Auch große Teile der Glaubenswelt dieser Örtlichkeit, dessen Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, richtet sich gen Westen und wir lernen, dass orthodox nicht gleich orthodox ist, ebenso wenig katholisch gleich katholisch.
Viele Kirchengemeinden in Lwiw sind griechisch-katholisch, das heißt, sie unterstehen dem Papst in Rom. Die heilige Messe und deren zeremonielle Praxis entspricht jedoch dem byzantinischen Ritus. Sogenannte Metropoliten, lokale Kirchenvorsteher orthodoxer Tradition, leiten diese katholischen Gemeinden vor Ort, ohne jedoch einem orthodoxen Patriarchat (ausgehend von z.B. Kiew, Moskau, Konstantinopel oder Antiochia) zu unterstehen. Im Dezember 2018 ernannte die orthodox-ukrainische Kirche übrigens ein eigens ukrainisches Patriarchat, um sich von der zusehenden Verschmelzung des Moskauer Patriarchats mit dem politischen Russland zu distanzieren. Dabei wurde offiziell das Kiewer und das Moskauer Patriarchat dem ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel unterstellt. Man bemerkt: Auch Religionen stehen nicht still in solch turbulenten Zeiten. Der nun eigenständig waltende ukrainische Patriarch hat seinen Sitz im St. Michaelskloster Kiews und bildet eine Art „Gegenpapst“ zum Moskauer Patriarchat, das im Osten der Ukraine immer noch großen Einfluss hat und sich weiterhin gegen diese Einigung weigert.

Katholisch ist nicht gleich katholisch!

Während in römisch-katholischen Gottesdiensten der Priester zur Menge spricht und alle Betenden den Altar während der Messe sehen können, versperrt einem in orthodoxen Kirchen eine prachtvolle geschmückte Ikonostase (ein mehrstufiger Prachtzaun mit Ikonenbildnissen und goldenen Verzierungen) den Blick auf das Allerheiligste. Das Einzige, was man bei seinem Kirchenbesuch von der Messe vernimmt, sind somit die Gebete des Priesters und vielstimmiger Mönchsgesang. Der Vorraum wird von den Gläubigen für die Anbetung der Ikonen genutzt, was meist in Form eines Kusses, einer darauffolgenden Stirnauflegung und des Kreuzzeichens (mit drei Fingern, von rechts nach links begehend) geschieht.

Auf der Suche nach unserer Unterkunft lernen wir Aleksandr kennen, ein politikbegeisterter Kosmopolit, der vermutlich mehr Länder bereist hat als wir drei zusammen. Er zeigt uns kurzerhand die Stadt und kann dabei seine Deutschkenntnisse etwas aufpolieren. Neben einer großen Universität sind auch viele Firmen der in der Ukraine boomenden IT-Branche in Lwiw ansässig. Sind die Straßen auch manchmal fragwürdig, die digitale Infrastruktur scheint es keinesfalls.

Unser nächster Stopp ist die Kapitale Kiew, ein Drei-Millionen-Moloch und die damit größte Stadt des Landes. Als erstes verschlägt es uns auf den Maidan, den zentralen Platz Kiews, der die mediale Berichterstattung über die Euromaidan-Bewegung von November 2013 bis Februar 2014 dominiert hatte wie kein anderer Ort im Land. Auch Vitali Klitschko hatte hier vor den sich aus dem ganzen Land und Ausland protestierenden Massen gesprochen, bevor er sich (erfolgreich) für die Wahl des Kiewer Bürgermeisters im Jahr 2014 aufstellen ließ. Der Platz war das Zentrum des politischen Erdbebens, das heute das Selbstbild der Ukrainer prägt wie kein anderes Ereignis seit der Unabhängigkeit des Landes im Zuge der Auflösung der Sowjetunion 1991. Die Maidan-Story in Kürze: Pro-Europa Studentendemonstrationen auf dem Maidan und der Versuch der Janukowytsch-Regierung, diese mit militärischen Mitteln zu unterbinden. Demonstranten suchen Zuflucht in der Kirche - das Symbol der läutenden Kirchenglocke entsteht. Unmut eines Großteils der Bevölkerung macht sich breit über das radikale Vorgehen der Regierung. Weitere Proteste. Weitere gewaltsame Eingriffe. Gegenseitiges Aufschaukeln und Eskalation. Straßenschlachten, Barrikaden und aufkeimender Nationalismus. Proteste im ganzen Land, hinzureisende Unterstützer aus dem Ausland und der ukrainischen Diaspora. Schüsse von den Dächern, die umgekommenen "Heavenly Hundred" werden Märtyrer eines neuen Nationalbewusstseins. Janukowytsch im Exil. Verhandlungen, Neuwahlen und Hoffnung. Erfolg der Separatistenbewegungen in den Regionen Luhansk und Donezk sowie auf der Krim. Letztere wird von Russland annektiert. Neuwahlen dieses Jahr. Unsichere Zukunft. Und wir gerade mittendrin.

Proeuropäische Sehnsüchte und wiedererstarkter Nationalismus

Es gibt auch viele sakrale Bauten, die das Stadtbild schmücken. Der Komplex um die Sophienkathedrale ist einer der ältesten christlichen Bauten Osteuropas. Auch heute noch ist er die Heimat eines örtlichen Metropoliten und beherbergt neben einem Mönchsseminar auch zahlreiche Ausstellungen zur Geschichte und Entwicklung der sich hier versammelnden Bauwerke. Nach den katholisch-orthodoxen Verschmelzungen in Lwiw finden wir hier den orthodoxen Glauben in zunehmender Reinform: Latein wird zu Griechisch, statt Worte dominieren Bilder. Der straff organisierte katholische Gottesdienst löst sich hier vollends in der individuell gelebten Spiritualität der Kirchenbesucher auf. Auch architektonisch lässt sich diese Abgrenzung zu Rom nachvollziehen: Die vergoldeten Kuppeln der Sophienkathedrale, die wie kein anderes Merkmal für den griechisch-orthodoxen Glauben russischer Prägung stehen, sind tatsächlich ein Zeugnis der frühen Neuzeit. Der ursprüngliche Komplex ähnelte mehr der Hagia Sophia in Konstantinopel (der heutigen Blauen Moschee in Istanbul). Ziegel und wuchtige Gewölbe dominierten dessen Anblick, statt den zeitgenössischen, meist in Schneeweiß und Pastelltöne getauchten Wänden orthodoxer Kirchen heute. In Auftrag gegeben wurde die Kathedrale durch Kaiser Wladimir der Große, der erste christliche Herrscher des Landes. Unter seiner Regentschaft (ca. 980 bis 1015) wurde die Kiewer Rus im Mittelalter eine militärische und politische Großmacht, deren Einfluss durch Heirat und Bündnisse bis in die Königshäuser anderer europäischer Großmächte reichte. Dieser Machtraum gilt heute als Vorläufer der Nationalstaaten Ukraine, Weißrussland und Russland. Die Frage also, was typisch russisch ist, beginnt historisch gesehen also vielmehr in der heutigen Ukraine als im vergleichsweise jungen Moskau.

Wir erreichen unser östlichstes und zugleich letztes Ziel: Charkiw. Die zweitgrößte Stadt der Ukraine ist unglaublich jung. Durch die 13 nationalen und viele weitere private Universitäten, die mehrere zehntausend Studenten zählen, spürt man auf den Straßen förmlich die jugendliche Energie, die in dieser doch sehr nah zum Separatistengebiet Donezk gelegenen Metropole steckt. Wir übernachten in einem Haus, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, um Schriftsteller zu beherbergen. In derselben Straße gibt es weitere solcher Wohnhäuser, eines für Ingenieure und andere für die übrigen Berufsgruppen, die damals für die Modernisierung der Stadt benötigt wurden; so funktionierte Städteentwicklung im alten Zarenreich. Ein leichter Gasgeruch erfüllt das Treppenhaus. Wenn es zu warm wird, dreht man die Heizung nicht herunter, sondern öffnet das Fenster. Auf den Straßen zeigt sich das Klima der osteuropäischen Steppe von seiner unangenehmen Seite, da einem bei starkem Wind Staub und Sand in die Augen wehen - von feineren Verwehungen und den Abgasen veralteter Kraftfahrzeuge ganz zu schweigen. Letztere sind ein Kuriosum für sich: Von „Bella Italia“ bis „Tiefkühlkost aus Deutschland“ bekommt man überall mobile Werbung zu Gesicht, die nach rechtzeitiger Ausmusterung im Herkunftsland irgendwie den Weg in den Osten Europas geschafft hat. Dennoch, vor allem in der Zentralmeile Sumskaya, dem Herz der Stadt, präsentiert sich Charkiw von seiner schönsten Seite: Luxusboutiquen, Restaurants, Bars, Clubs und Museen: Alles, was man in einer Großstadt sucht, findet man hier. Die Restaurants bieten ein gewohnt internationales Angebot; von amerikanischem Barbecue bis veganem Bulgur-Curry ist alles dabei. Die meisten der Angestellten studieren noch oder haben bereits einen Universitätsabschluss; nach dem jungen Äußeren und der ungewohnt guten Englischkenntnisse vieler Kellnerinnen und Kellner zu urteilen ein Fakt, der viel über die Zukunft der jungen Bevölkerung aussagt. Tatsächlich gibt es an ukrainischen Unis keine Zulassungsbeschränkungen und jeder, der studieren will, studiert auch. Ausbildungen gibt es für das Handwerk oder technische Berufe, werden jedoch eher als ein sozialer Abstieg angesehen (aufgrund der geringen Löhne). Die Industrie des Umlandes bietet zumindest Ingenieuren ein gewisses Arbeitsangebot, so auch der ukrainische Flugzeugbauer Antonov. Wir vergessen fast die Armut der Dörfer, die schlechten Straßen und die hohe Inflation, die uns auf dem Weg hierher begleitet haben, und wähnen uns bereits in einer liberalen, friedlichen und europäischen Großstadt.

Der Platz der Unabhänigkeit: Queen, Lenin und Krieg

Dennoch trägt ein Spaziergang durch das Zentrum auch zu deutlichen Rissen dieses Eindrucks bei. Auch wenn man über vermeintlich alltägliche Dinge redet, kommt man sehr schnell auf aktuelle Probleme zu sprechen, die sich zwischen Krieg, Arbeitsmarkt und Infrastruktur bewegen. Auf dem Platz der Unabhängigkeit (dem einst größten Platz der Welt, wie man uns erzählt) stand bis 2014 die größte Lenin-Statue der Ukraine. Hier spielten Queen 2008 vor rund 350,000 Menschen, das Konzert wurde als Live-Album veröffentlicht. Auch wehte während der Unruhen 2013 für einige Stunden die russische Fahne. An derselben Stelle wirbt heute das Militär Rekruten an. Das alte, zentral gelegene Bezirkskrankenhaus fungiert heute als Kriegshospital für die im Donbass oder in der Region Luhansk verwundete Soldaten. Die Plakate im Zentrum zieren Slogans des Präsidentschaftskandidaten Petro Poroschenko („Dumaj“ – „Denke“) und Werbung für seinen Hauptkontrahenten Wladimir Selenski. Ersterer steht für Establishment, Krieg und Kontinuität, Zweiterer für Protest, Frieden und Neubeginn. Keiner weiß, was nach den Wahlen passieren wird. Ob es nun auch in Charkiw wieder zu Unruhen kommt, oder gar zu einer Separatistenbewegung? 90 Prozent der Bevölkerung der Ostukraine sprechen Russisch und nur eine Minderheit Ukrainisch, im Westen des Landes ist es genau andersherum. Und der ein oder andere sehnt sich tatsächlich nach den guten alten Zeiten der Sowjetrepublik.

Auch das vermeintlich unpolitische Sportgeschehen kann sich dem Ganzen nicht ohne weiteres entziehen. Wir besuchen das Fußballspiel zwischen Shakhtar Donezk und Dinamo Kiew. Donezk spielt seit dem Sonderstatus der Region Donezk in Charkiw, die Mannschaft von FC Zorya Luhansk in Odessa. Die Stimmung im Stadion ist gut, für ein Spitzenduell jedoch eher ruhig. Auf die auflodernde Pyrotechnik in den Heim- und Gästeblöcken folgt kein großer Aufschrei. Mit zwei roten Karten, vielen Gelben, harten Zweikämpfen und einem spannenden Elfmeterschießen geht Shakhtar siegreich mit 6:5 vom Platz. Ein Heimsieg. Die Charkiwer Mannschaft, Metalist Charkiw, ist nach Bankrott, einem Neustart und einigen Aufstiegen in Folge wieder auf dem Weg in die erste Liga. Wir verfolgen den Weg der Shakhtar Fans zum nahegelegenen Busbahnhof. Die meisten Fans würden jedoch über unkontrollierte Schleichwege die Grenze passieren und meiden daher öffentliche Transportmittel, heißt es. Der Eindruck bleibt: Das Land ist zerrissen.

Zum Heimspiel auf Reisen

Die Vorsichtigkeit der Ukrainer, wie diese allgegenwärtige Auseinandersetzung denn nun genannt werden soll, spricht ebenfalls Bände. Ist es ein Krieg? Ist es (nur) ein Konflikt? Auf der außenpolitischen Bühne sprach Poroschenko von Terrorismusbekämpfung. Dennoch betrachten viele die gegenwärtigen Entwicklungen als Krieg und reden geradeweg von „War“. Doch wer nimmt an diesem Teil? Handelt es sich um ein regionales Unabhängigkeitsbestreben? Wer hat diese Entwicklung entfacht? Waren es militante Aktivisten? War es die prorussische Bevölkerung in den Teilen des Landes, die ohnehin zu 90 Prozent russisch sprechen? Gar Russland selbst? Wir lernen Sascha kennen, deren Eltern noch in der Region Luhansk leben. Sie haben die Zeit, während der in der Stadtmitte scharf geschossen wurde, unterirdisch verbracht. Luhansk und Donezk sind Regionen, deren Siedlungen erbaut wurden, um die Bergarbeiter zu beherbergen, die in den nahegelegenen Kohleminen arbeiteten. Seit dem Krieg sind die Minenaktivitäten zum Erliegen gekommen. Viele der Stadtbewohner leben von kleinen Einkommen und Selbstversorgung durch den Anbau von Gemüse, Obst und Viehwirtschaft. Berühmt ist die Geschichte der "Cyborgs", eine Gruppe ukrainischer Widerstandskämpfer, die erbarmungslos den Flughafen von Donezk gegen die Separatistenarmee verteidigten – und schließlich dennoch aufgeben mussten. Ein Dokumentarfilm berichtet anschaulich von diesen Mensch-Maschinen und beschreibt eindrucksvoll deren "Heldentaten". Alles unvorstellbare Geschichten für junge Menschen wie uns, die in und mit der längsten Friedenszeit in der Geschichte Deutschlands aufgewachsen sind und für die Krieg höchstens Zeitvertreib auf Spielekonsolen darstellt.

Sobald die Gespräche jedoch vom gegenwärtigen Kriegstreiben ablassen, startet ein angeregter Austausch über kulturelle und gesellschaftliche Themen, der ebenso in Münchener Kneipen stattfinden könnte. Wir unterhalten uns über Vegetarianismus (Veganismus scheint noch kein Thema zu sein) und erfahren, dass sich eine breitere Akzeptanz für fleischlose Gerichte erst über die letzten 5 Jahren im gastronomischen Angebot der Stadt etabliert hat. Ähnlich wie in Deutschland reflektiert man über Fleischkonsum, nicht zuletzt aufgrund der persönlichen Gesundheit. Ressourceneffizienz steht ebenfalls im Vordergrund, jedoch weniger eine breitere gesellschaftliche Verantwortung und der nachhaltige Umgang mit der Umwelt. Es werden auch Ansichten ausgetauscht über den allgegenwärtigen, verschwenderischen Umgang mit Kunststoff. Die Argumente sind allen bekannt, jedoch ist die Nutzung des Materials so allgegenwärtig, dass ein Leben ohne Folien, Strohhalme und Plastiktüten kaum vorstellbar scheint.

Vegetarismus, Plastik, Reisen: Vertraute Themen einer mobilen Jugend

Durch den nahegelegenen Flughafen ist die Charkiwer Stadtbevölkerung auch international recht mobil. Auf unserem Hinweg mussten wir durch den Oblast Poltava, dessen Straßen aussehen, als hätte jemand zu viele Flicken auf die unzähligen Löcher einer 20 Jahre alte Jeans genäht (von den Löchern, die immer noch offen sind, ganz zu schweigen). Während die städtische Infrastruktur zusehends veraltet und hochgradig abhängig ist von fossilem Brennstoff und schlechtbezahlter Lohnarbeit, eröffnet die digitale Infrastruktur Perspektiven für eine Jugend, für die internationale Mobilität und sein Glück im Ausland versuchen eine permanente Option ist. Junge Musiker erzählen, wie es früher normal war nach Russland zu reisen - Ukrainer brauchen für Russland kein Visum - und dort Auftritte zu spielen und berichten nun zögerlich, dass sie derartige Gelegenheiten vorerst nicht mehr wahrnehmen wollen. Allgemein schaffen die Geselligkeit und Dunkelheit der gemeinsamen Abende einen Raum, der die ganzen Eindrücke des Tages relativiert. Die von Staub eingehüllten Autos namhafter deutscher Hersteller wirken schon fast modern. Das Land mag einen über den Landweg unwirtlich empfangen, die Menschen hier tun dies ganz sicher nicht.

Bürgerreporter:in:

Maximilian Braun aus Meitingen

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