„Ganz in wEISs“ - Eisschnitzer Klaus Grunenberg schwört seiner Frau in selbstgebauter Eis-Kapelle zum zweiten Mal die Treue

Erneuerten ihren Treuschwur am 02. Januar vor traumhafter Kulisse: Anita und Klaus Grunenberg aus Baar/Schw. | Foto: Dieter Edelmann
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  • Erneuerten ihren Treuschwur am 02. Januar vor traumhafter Kulisse: Anita und Klaus Grunenberg aus Baar/Schw.
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Viele, die ihre Hochzeit planen, legen sich den Termin auf den Sommer. Schließlich ist es da meistens sonniges Wetter und schön warm. Nicht so Klaus und Anita Grunenberg aus Baar/Schwaben. Als der gelernte Steinmetz und Eisdesigner im Sommer 2008 an einer Ausschreibung zum Bau einer Eiskapelle im Igludorf im österreichischen Kitzbühel teilnimmt, spielen er und Frau Anita bereits mit dem Gedanken, sich dort einander das Ja-Wort zugeben – sofern er die Zusage bei der Ausschreibung erhalten sollte.

Als das Ja-Wort dann aus dem Igludorf kam, begannen die Planungen. Was sich die beiden zunächst einfach vorgestellt hatten, erwies sich als holpriger Bürokratenweg. Beim Standesamt in Kitzbühel erklärte man, weil sie Deutsche, also Ausländer seien, sollten sie das beim Konsulat in Wien beantragen. Dem nicht genug. Die Standesbeamten dürften ihre Amtsstuben für eine Trauung nicht verlassen. Aus der Traum vom heiraten? Nicht ganz. Der gebürtige Meitinger Klaus und Anita entschlossen sich, am zweiten Januar im heimischen Baar (Schw.), die Ehe einzugehen. Da beide bereits verheiratet waren, konnten sie keine kirchliche Trauung vornehmen lassen.

Gut zwei Wochen vorher in den Kitzbühler Alpen

Mitte Dezember fährt der 48jährige Klaus zusammen mit seinem neun Jahre jüngeren Bruder Helmut aus Meitingen in’s Igludorf. Dieses befindet sich gerade im Aufbau. Fünf weitere Eiskünstler lassen ihrer Kreativität in den Iglus freien Lauf. Die Brüder beginnen mit ihrer Arbeit an einem der größten Iglus des Dorfes – der Kapelle. Mit Altären, und generell mit Kirchenräumen kennen sie sich aus. Sie sind gelernte Steinmetze, und üben diesen Beruf schon seit mehreren Jahren aus. Nur Klaus hat Erfahrung mit Eisschnitzereien. Mehrere Workshops besuchte er in der Schweiz und lernte dadurch, das kalte aber am Ende edel anmutende Material zu bearbeiten. In insgesamt vier Tagen schufen Klaus und Helmut eine Kuppel mit 5,5 Metern Innendurchmesser und einer Raumhöhe von vier Metern. Die Außenmaße sind durch die zwei Meter dicken Eiswände noch beeindruckender. Aus zig Eisblöcken fräste Klaus einen Altar, zwei Sitze, in die rote Rosen eingefroren sind, und weitere Accessoires, die in die Umgebung passen.

„Die Umstände waren mehr als widrig“, so Klaus Grunenberg. „In diesen vier Tagen hatten wir Dauerschnee. Am ende lag er einen Meter hoch.“ Dazu muss man wissen, dass für solche Großprojekte ausschließlich Kunstschnee hergenommen wird. Normaler Schnee verhakt sich nicht so gut und verdichtet sich schlechter. „Die Eisblöcke waren zudem gut 100 Meter von der Kapelle entfernt – eingeschneit. Wir mussten sie erstmal ranschaffen, und dann waren sie auch noch verformt. Aber wir haben es schlussendlich geschafft!“, so Grunenberg weiter. Und das rechtzeitig vor Weihnachten.

Doch noch immer ließ Klaus der Gedanke an ein Eheversprechen an diesem romantischen Ort nicht los. Während Anita anfangs gar nicht so begeistert von der Kälte dort oben war, stimmte sie am Ende doch noch zu. Nur im kleinen Rahmen sollte die Zeremonie abgehalten werden. Irgendwie sickerte aber dann noch etwas bei Freunden und Bekannten durch. Und so kam es, dass man zur Freude aller, am 2. Januar mit dem Bus und insgesamt 38 Leuten nach Kitzbühel aufbrach.
Vom Bus aus ging es bei Sonnenschein und fast wolkenlosem Himmel mit dem Lift bis hinauf zum Hahnenkamm. Von dort aus wurden die zwei Eheleute per Rentierschlitten mit Rentier „Manfred“ zum Igludorf, das circa 150 Meter von der Station entfernt liegt, gezogen. Im Anhang: Die Hochzeitsgesellschaft, bei der die zwei Kinder von Anita und die drei Kinder von Klaus natürlich nicht fehlen durften. Sogar das ORF war gekommen, um die erste Hochzeitszeremonie im neuen Igludorf zu filmen. Nach dem Sektempfang im Vorraum betrat man feierlich das Innere der Kapelle. „Der Anblick war einfach überwältigend. Das hätte ich nie gedacht.“, schwärmt Anita Grunenberg noch Tage danach, und muss sich eine Freudenträne verkneifen. „Erst hat jedes unserer fünf Kinder etwas persönliches über und zu uns gesagt, und als eine junge Österreicherin, die im Igludorf arbeitet, dann auch noch das Hallelujah Hallelujah, im Original übrigens von Leonard Cohen, ohne Begleitung irgendwelcher Instrumente sang, lief’s mir nicht nur wegen des Eises kalt den Rücken runter.“, erinnert sich Anita Grunenberg. Auch Klaus hatte sich persönliche Worte für seine Anita auf einen kleinen Spickzettel geschrieben. Dort stand: „Liebe Anita, wir haben die große Liebe gefunden, und mit dieser Liebe bist Du für uns weit über Dich selbst hinausgewachsen. Und ich bringe sogar Eisberge für Dich in Form.“ Nach diesen Worten flossen bei beiden die Tränen. Noch am selben Tag fuhr man zurück in heimische Gefilde.

Seit sechs Jahren sind sie ein Paar. Kennengelernt haben sie sich übrigens über eine Zeitungsannonce, die Klaus aufgegeben hatte. „Die sprang mir sofort in’s Gesicht. Die war so nett und ehrlich geschrieben, da konnte ich schon fast nicht anders“, grinst Anita Grunenberg.

Die Eiskapelle im Kitzbühler Igludorf ist das bisher größte Projekt in Klaus Grunenbergs Eisschnitzerkarriere, die Hochzeit mit Frau Anita hoffentlich das erfolgreichste!

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Prokoph aus Meitingen

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