Erst Presse zwingt BC in die Knie

Stephanie Lee (rechts) bot mit Marburg dem Serienmeister aus Wasserburg mit Soana Lucet lange Zeit Paroli. (Foto: M. Schneider / belichtbar.net)
  • Stephanie Lee (rechts) bot mit Marburg dem Serienmeister aus Wasserburg mit Soana Lucet lange Zeit Paroli. (Foto: M. Schneider / belichtbar.net)
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Planet-Cards-DBBL: 2. Playoff-Halbfinal-Spiel: BC Pharmaserv Marburg – TSV 1880 Wasserburg – 65:75 (Serie 0:2).

Marburgs Erstliga-Basketballerinnen haben auch das zweite Semifinale gegen Wasserburg verloren. Der Pokalsieger behält somit in der Neuauflage der Finalserie des Vorjahres gegen Saarlouis die Chance zur Titelverteidigung. Das Pharmaserv-Team kämpft gegen Herne um die Bronze-Medaille.

Die Sensation lag lange Zeit in der Luft. Doch die ging den Gastgeberinnen am Ende aus. Der Favorit behielt den kühleren Kopf und brachte die Partie sicher nach Hause. Zweifelsohne steht die beste Mannschaft der Bundesliga im Finale.

Wahrscheinlich hätten die Hessinnen mit der Leistung vom Freitagabend jeden anderen Bundesligisten niedergerungen. Sie zeigten Begeisterung, Leidenschaft und Spielwitz. Für ihren mutigen Auftritt hätten die Marburgerinnen mehr Zuschauer als nur 700 verdient gehabt.

Bis zum 12:10 in der 9. Minute lagen die Gastgeberinnen meist vorn. Dann sorgte der TSV mit einem 8:0-Lauf für ein erstes Ausrufezeichen. Nach einer guten Viertelstunde holte Finja Schaake die Führung für den BC zurück (25:24). Ärgerlich: Viele eigentlich gewonnene Bälle gaben die Hessinnen wieder aus der Hand und bei den Rebounds war gegen die Oberbayerinnen um Nayo Raincock-Ekunwe kein Kraut gewachsen.

So verschafften sich die Gäste immer wieder Luft, führten in der 27. Minute mit 44:35. Doch wie von Trainer Patrick Unger versprochen: von Aufgeben beim BC keine Spur. Einen Wasserburg-Dreier konterte Schaake kurz vor Ende des dritten Durchgangs ebenfalls aus der Distanz zum 45:50. Birte Thimm verkürzte auf 51:52 und Schaake auf 53:54. Sieben Minuten vor Schluss tobte die Halle. Alles schien möglich.

Nun packte TSV-Trainer Georg Eichler seinen Trumpf aus: die Ganzfeldverteidigung. Trotzdem erspielte sich Marburg noch Möglichkeiten und zwang seinerseits den Gegner zu einer 24-Sekunden-Übertretung. Doch der Druck wurde zu groß. Angetrieben von Sheylani Peddy zog Wasserburg davon.

Katie Yohns Dreier verkürzte noch einmal auf 56:66 (37. Minute). Auch angesichts des 56:71 in den letzten anderthalb Minuten warf Unger nicht das Handtuch sondern trieb seine Schützlinge weiterhin an. Doch unter dem Strich steht das Ausscheiden aus dem nie anvisierten Titelrennen.

Die Art und Weise, wie die Marburgerinnen dem Abonnementmeister Paroli boten, dürfte die Enttäuschung im BC-Lager mildern. Und sie macht Hoffnung auf das Duell um Bronze. Hier geht es, wie schon im Pokal, gegen Herne. In Hin- und Rückspiel hat das Pharmaserv-Team die Gelegenheit zur Revanche.

Vor der Partie waren drei BC-Spielerinnen vom Präsidenten des Hessischen Basketball-Verbandes, Michael Rüspeler, und Vize Marion Kühn für „herausragende Verdienste“ geehrt worden. Svenja Greunke, Finja Schaake und Julia Gaudermann schafften aus ihren Stammvereinen TV Langen und TSV Grünberg den Sprung vom HBV-Bezirkskader bis in die A-Nationalmannschaft. Die drei „Musterschülerinnen“ seien Vorbilder für den hessischen Nachwuchs. Auch würdigte Rüspeler die Wahl-Wasserburger Stephanie Wagner, die gleiches erreicht hat und stellte ihr mit einem Augenzwinkern die gleiche Auszeichnung in Aussicht, sobald sie wieder für einen hessischen Erstligisten auflaufen sollte.

In der Halbzeitpause hatte der Präsident des BC Pharmaserv, Jürgen Hertlein, zwei Jugendmannschaften seines Vereins ausgezeichnet. Die Marburger U15- und die U13-Mädchen holten mit ihren Trainern Frank Arnold sowie Mouhamad Nour Diarbakerli und Lena Riedel in dieser Saison die Hessenmeisterschaft.

Patrick Unger (Trainer Marburg):
„Die Wasserburger Presse im letzten Viertel hat das Spiel entschieden. Wir wussten, was passierten würde, waren aber irgendwie darauf zu diesem Zeitpunkt nicht eingestellt. Das ist umso ärgerlicher. Die Ballverluste haben die zehn Punkte Unterschied am Ende ausgemacht gegen eine Mannschaft, die seit fast zwei Jahren nicht mehr verloren hat. Und wo jeder vorher sagt: Das wird eh nix. Aber wir haben alle fest daran geglaubt, dass wir es schaffen können. Jede hatte eine richtig geile Aktion. Wir haben den Fight angenommen und das erste Mal physisch voll mitgehalten. Bei Wasserburg merkt man dann auch die Erfahrung aus dem Eurocup. Jetzt wollen wir die Bronze-Medaille. Wir haben noch zwei Spiele um uns zu belohnen. Wir gehen das genauso an wie ein Finale.“

Stephanie Lee (Spielerin Marburg):
„Wasserburg war eigentlich nicht besser als wir aber sie haben jeden Fehler gnadenlos bestraft. Die Ballverluste und schlechtes Ausboxen haben uns gekillt.“

Stephanie Wagner (Spielerin Wasserburg):
„Wir haben Marburg total ernstgenommen und wussten, dass man da nicht im Vorbeigehen gewinnt. Wir wussten, dass sie unbedingt wollten und über den Teamgeist kommen würden. Und in Marburg ist immer gute Stimmung. Außerdem weiß ich aus meiner Zeit bei Rhein-Main, dass man als Underdog immer den Großen ärgern will. Wir wollten von Anfang an Gas geben, haben das aber in der ersten Halbzeit nichts aufs Feld gekriegt. Der Schlüssel für uns war die Ganzfeldpresse mit einigen Ballgewinnen. Dann haben wir einige Dreipunktspiele und Dreier getroffen. Als wir dann die Zehn-Punkte-Grenze erreicht hatten, war es für uns ein etwas sichereres Gefühl.“

Fun Facts: Zum ersten Mal fungierte bei Marburg ein Ehepaar als Trainer-Duo. Jenny unterstützte Patrick Unger für den verhinderten Co-Trainer Andreas Steinbach. – Knappste Niederlage gegen Wasserburg seit dem 30. April 2012 (77:80, Rückspiel um Platz 3).

Fail Facts: Marburgs 24 Ballverluste (die meisten in den fünf Saisonspielen gegen Wasserburg). – 14. Marburger Niederlage gegen Wasserburg in Folge (seit 28. April 2012) und achte Heimniederlage gegen den TSV in Folge (seit 12. März 2011). – Der TSV Wasserburg ist jetzt seit 69 Liga- und -Pokalspielen plus dem Champions Cup auf nationaler Ebene ungeschlagen (natürlich für Wasserburg ein Fun Fact).

Statistik
Viertel: 14:18, 15:13, 16:19, 20:25.
Marburg: Baker 15 Punkt / 1 Dreier, Benet 1, Gaudermann 5/1, Greunke 6, Köppl, Lee 3, Rodefeld (n.e.), Schaake 13/1, Schwarzkopf (n.e.), Thimm 14, Winterhoff (n.e.), Yohn 8/2.
Feldwürfe 39 Prozent (22/57), Freiw. 84 Prozent (16/19), Rebounds 32 (def. 22), Turnovers 24, Ass. 13, St. 7, Fouls 24.
Wasserburg: Brunckhorst 12, Hindrakova 1, de Kleijn 8/2 (5 Reb.), Lucet 7/1 (9 Reb., 7 Ass., 3 St.), Oliver 2, Pavel, Peddy 18 (3 Ass.,4 St.), Raincock-Ekunwe 22 (13 Reb.), Wagner 5/1.
Feldw. 41 Prozent (25/61), Freiw. 75 Prozent (21/28), Reb. 42 (d. 26), TO 14, Ass. 13, St. 12, Blocks 1, F. 20.
Schiedsrichter: Michael Gutting, Kerstin Kammann; TK: Ute Bender. Zuschauer: 700.

Halbfinale (Best of Three):
TSV Wasserburg – BC Pharmaserv Marburg 2:0 (78:57, 75:65)
TV Saarlouis Royals – Herner TC 2:0 (62:59, 83:75)

Hin- und Rückspiel um Bronze:
BC Pharmaserv Marburg – Herner TC
Freitag, 22. April, 19 Uhr in Marburg (GGH)
Sonntag, 24. April, in Herne (Mont-Cenis)
(Ergebnisse werden addiert)

Finale (Best of Five):
TSV Wasserburg – TV Saarlouis Royals
22. (in W) / 24.(S) / 27.(W) / 29. April (S)* / 1. Mai (W)*
* falls nötig

Bürgerreporter:in:

Marcus Richter aus Marburg

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