Der Kapitalismus - Eine Dokumentation in sechs Folgen:

Marburg, Ende Oktober 2014

Der Kapitalismus (1/6): Die Einführung
Der Kapitalismus (2/6) Adam Smith und der Wohlstand der Nationen
Der Kapitalismus (3/6) David Ricardo und Thomas Malthus, soll das Freiheit sein?
Der Kapitalismus (4/6) Und wenn Karl Marx doch Recht gehabt hätte?
Der Kapitalismus (5/6)Keynes versus Hayek, ein Scheingefecht?
Der Kapitalismus (6/6) Karl Polanyi, Wirtschaft als Teil des menschlichen Kulturschaffens

Hin und wieder wird klar, dass öffentlich-rechtliches Fernsehen tatsächlich eine Daseinsberechtigung hat. Die 6-teilige Dokumentation auf arte über die Ideengeschichte zum Kapitalismus ist wirklich sehenswert.

Wer sich nicht auf seinen Vorurteilen ausruhen will, sollte entweder auf youtube oder dienstags bei arte sich die einzelnen Episoden anschauen. Die Durchsetzungsgeschichte unseres Wirtschaftssystems war alles andere als ein Zuckerschlecken. Das Ausrotten ganzer Völker, Kolonialismus, Sklaverei und Menschenhandel sind in der Entstehungsgeschichte des Kapitalismus fest eingeschrieben.

Irgendwie putzig. Selbst im Informationszeitalter gibt es eine Vielzahl von Menschen, die den Schriften von Karl Marx eine humanitäre Ausrichtung absprechen. Wer jemals Texte der Marxschen Philosophie zum Beispiel die »Ökonomisch-philosophischen Manuskripten« (1844) und die »Deutschen Ideologie« (1845-1846), gelesen hat, kann darüber nur den Kopf schütteln. Auch sein Hauptwerk „Das Kapital“ ist – wie selbst viele „Marxisten“ glauben – keine bessere Politische Ökonomie. Sondern es ist Kritik durch Darstellung. Eine gnadenlose Abrechnung mit der Unterwerfung des Menschen durch das allgegenwärtige System der Kapitalverwertung.

Und wenn Karl Marx doch Recht gehabt hätte?

Der 4. Teil der Dokumentation auf arte über die Geschichte des Kapitalismus zeigt die Aktualität der Marxschen Gedanken im Bereich der Ökonomie. Aber auch die marxsche Philosophie und sein Menschenbild sind erstaunlich aktuell. Wer sich die Ausführungen selbst einmal anschaut und sich nicht auf Hörensagen verlässt, wird sehr leicht feststellen, dass dem Denken von Karl Marx eine tiefe Humanität zugrunde liegt.

Die Philosophie von Marx – die ihren deutlichsten Ausdruck in den »Ökonomisch-philosophischen Manuskripten« gefunden hat – beleuchtet als Zentralfrage des menschlichen Seins, die Emanzipation von inneren und äußeren Zwängen. Es ist die Suche nach der Existenz des „wirklichen, individuellen Menschen“; nach dem „was er ist und was er tut“, und dessen »gesellschaftliche Natur« sich in der Geschichte entfaltet und enthüllt. „Marx sieht den einzelnen Menschen in seiner vollen Wirklichkeit als das Mitglied einer gegebenen Gesellschaft und einer gegebenen Klasse sieht; als den Menschen, der in seiner Entwicklung von der Gesellschaft gestützt wird und zugleich ihr Gefangener ist. Die volle Verwirklichung der Humanität des Menschen und seine Befreiung von den gesellschaftlichen Kräften, die ihn gefangen halten, ist für Marx verbunden mit der Anerkennung dieser Kräfte und mit der gesellschaftlichen Umformung, die auf dieser Anerkennung basiert.“ (Klappentext von Erich Fromm: Das Menschenbild bei Marx; EVA 1977)

„Es gehört zur besonderen Ironie der Geschichte, dass dem Missverständnis und der Entstellung von Theorien keine Grenzen gesetzt sind, und das sogar in einer Zeit, in der Quellen frei zugänglich sind. Es gibt kein drastischeres Beispiel für dieses Phänomen als das, was der Theorie von Karl Marx in den letzten Jahrzehnten widerfuhr. Marx und der Marxismus werden ständig erwähnt: in der Presse, in den Reden der Politiker, in Büchern und Artikeln von anerkannten Sozialwissenschaftlern und Philosophen. Es scheint jedoch, dass die Politiker und Journalisten mit ein paar Ausnahmen niemals auch nur einen Blick auf eine Zeile von Marx geworfen haben und daß sich die Sozialwissenschaftler mit einer minimalen Marx-Kenntnis zufriedengeben. Offenbar fühlen sie sich durchaus sicher, wenn sie sich wie Experten auf diesem Gebiet benehmen, da niemand, der Einfluss und Ansehen im Reich der Sozialforschung genießt, ihre ignoranten Feststellungen anzweifelt. (Einleitung zu Erich Fromm: Das Menschenbild bei Marx“; EVA 1977)

Bürgerreporter:in:

Hajo Zeller aus Marburg

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