Warum wird bei uns nicht die Energie des Wassers genutzt?

Selbst der kleinste Bach liefert Energie. Auch hier wird nur ein winziger Teil der vorhandenen Kraft umgesetzt. - Leider fristet derzeit die Wasserkraft bei uns ein Gartenzwerg-Dasein.
  • Selbst der kleinste Bach liefert Energie. Auch hier wird nur ein winziger Teil der vorhandenen Kraft umgesetzt. - Leider fristet derzeit die Wasserkraft bei uns ein Gartenzwerg-Dasein.
  • hochgeladen von Karl-Heinz Gimbel

Die Energiefrage spielt nicht zuletzt nach Stilllegung der Kernkraftwerke eine große Rolle. Aber warum wird fast ausschließlich über Windkraft und Sonnenenergie gesprochen? Wie steht es mit der Wasserkraft?

Über Jahrhunderte nutzte man in unseren Breiten die Wasserenergie in hunderten, tausenden von Wassermühlen. Wasser steht überall zur Verfügung und der kleinste Bachlauf konnte verlangte Energie spenden. Alleine in Marburg gab es mehr als zehn Wassermühlen:

Lahnmühle/Wehrda, zwei Lahnmühlen am Wehrdaer Weg, Herrenmühle am Rudolphsplatz, Lohmühle, Hirsemühle, Mühlen am Grün (Ölmühle), Steinmühle, Dammmühle, Mühle/Marbach usw.

Sie wurden zum Mahlen des Getreides, als Ölmühlen, zur Krafterzeugung (Sägewerke) usw. genutzt. Welchen Nutzen die Mühlen hatten, zeigt alleine die Angabe, dass die Elisabethmühle („Lotze-Mühle“) am Wehrdaer Weg eine Mahlleistung von 6 Tonnen Getreide am Tag hatte.

Auch Erzeugung von Strom spielte bereits eine Rolle. Gerade die Elisabethmühle ist ein guten Beispiel – oder besser gesagt: geht mit gutem Beispiel voran. Im Jahre 1978 ließ Wilhelm Lotz die schon vorher vorhandene der damaligen Zeit entsprechende moderne Turbinenanlage der Getreidemühle am Wehrdaer Weg zum Wasserkraftwerk mit Stromerzeugung umbauen. Und er dürfte seither nicht schlecht damit gefahren sein.

Und eine weitere Anmerkung: Wenige Jahre nach 1900 ließ die Stadt Marburg die Mühlenanlage der Herrenmühle am Rudolphsplatz (bereits seit dem 13. Jahrhundert genutzt) umbauen zur Erzeugung von Gleichstrom. Damit fuhr über viele Jahrzehnte die Straßenbahn der Stadt Marburg und zugleich diente der Strom zur Straßenbeleuchtung.

Es ging also. Warum nicht heute?

Warum werden einseitig überdimensional Windräder mit riesigen Subventionen unterstützt? Warum werden großflächig aus Acker- und Wiesenflächen Solarzellenfelder? Warum werden großzügig Dächer überbaut zur Nutzung der Sonnenenergie? War nicht sogar mal die Rede, jedes Haus in Marburg sollte mit Solarzellen eingedeckt werden, auch die Altstadthäuser?

Wenn nur ein Bruchteil der finanziell bisher eingesetzten Steuermittel zur Subventionierung von Sonnen- und Windenergie in gleichfalls vorzusehende Nutzung der Wasserkraft eingesetzt würde, es wäre von großem Nutzen.

Die Vorteile sind riesig:

Keine Verbauung der Landschaft, keine Schädigung der Natur, keine Verschandelung historischer Orte. Dafür Nutzung alter Mühlen mit modernem Inhalt.

Das zu nutzende Wasser wird nicht verschmutzt, gleiche Menge kann weitergenutzt werden.

Gefälle von größeren Flüssen (Rheintal zwischen Bingen und Koblenz beispielsweise) kann mit in die angrenzenden Berge eingebauten Stollen durch große Turbinen genutzt werden.

Wasser fließt ständig. Ausfallzeiten wie bei nicht scheinender Sonne und fehlendem Wind sind nicht zu befürchten. Entsprechende Vorratsmaßnahmen und (teure) zeitweise Nutzung von anderen Kraftwerken entfallen.

Leider denken die Verantwortlichen offenbar nur großdimensional. Doch jetzt ist – weil große Windräder viel Gegenwind erfahren – die Rede von „kleinen“ Windanlagen. Damit sollen emotionale Widerstände gegen die gigantischen Windräder abgebaut werden.

Warum nicht die kleinen Wasser-Kraftwerke an den Flüssen wieder aufleben lassen, vielleicht sogar wie früher an Bächen? Die Ingenieure sind gefragt, man muss sie nur arbeiten lassen.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Gimbel aus Marburg

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