Qantitative Easing: Mastkur für Börsianer

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Marburg, Anfang März 2015

Die Europäische Zentralbank (EZB) startet ein gigantisches Programm namens „Qantitative Easing (QE) – auf Deutsch: Quantitative Lockerung. Was heißt das? Nun die EZB weist die nationalen Zentralbanken im Euroraum an, bis zum September 2016 Monat für Monat für 60 Milliarden Euro Wertpapiere aufzukaufen. Vor allem Staatsanleihen - wobei griechische Staatsanleihen nicht angekauft werden. An Schelm, wer Böses dabei denkt.Auf diese Weise werden insgesamt 1.140.000.000.000 € (1,14 Billionen €) neues Geld unter die Leute gebracht. (Einzelheiten zu QE hier)

Helikoptergeld für Alle -
Statt Mastkur für Börsianer!

Warum macht die EZB das? Nun, die europäische Wirtschaft lahmt gewaltig. Als größtes Alarmzeichen gilt die hohe Arbeitslosigkeit. Zweistellige Arbeitslosenraten sind im Euroraum derzeit nichts Ungewöhnliches. Die letzten mir vorliegenden Zahlen stammen vom November 2014. Da lag der Durchschnitt der Arbeitslosigkeit in der Eurozone bei 11,5 Prozent. „Spitzenreiter“ der Negativliste waren Griechenland (25,7) und Spanien (23,9). Aber auch Italien (13,9), Portugal (13,4) und Frankreich (10,3) lagen über 10 Prozent.

Hohe Arbeitslosigkeit in der Eurozone

Die EZB glaubt, die hohe Arbeitslosigkeit liege darin begründet, dass die Unternehmen in Euroland zu wenig investieren. Das ist wohl richtig. Und die Unternehmen investieren deshalb so wenig, weil die Banken zu wenig Kredite vergeben wollen. Das ist wohl falsch. Denn: Vermutlich vergeben die Banken zu wenig Kredite, weil zu wenig Unternehmen Kredite nachfragen.

Hand aufs Herz: Wenn ich Unternehmer oder Manager wäre, würde ich meine Produktionsstätten ausweiten oder gar neue bauen, wenn meine vorhandenen Fabriken und Anlagen nicht ausgelastet sind? Würde ich investieren, nur weil die Zinsen gerade niedrig sind, wenn meine Produktion nur die Lagerbestände vergrößert? Also ich würde es nicht tun. Und die Mehrzahl der Unternehmen im Euroraum tut es auch nicht. Die sind doch nicht blöd.

Alternativlos?

Was wird somit vermutlich mit dem frischen Geld passieren? Nun, das was die ganze Zeit passiert. Die Hausse an den Börsen wird befeuert. Die Aktien- und Anleihekurse werden zusammen mit den Immobilienpreisen steigen und steigen und steigen, bis, tja wie weit wohl? Bis wieder jemand merkt: Upps, da ist ja eine Blase. Und dann macht es wieder einmal peng.

Viele Ökonomen bemühen das berühmt berüchtigte Wort von Margret Thatcher „TINA“: There is no alternative. Frau Merkel sagt: Das ist alternativlos. Aber ist es wirklich alternativlos, die Reichen noch reicher zu machen und Blasen an den Börsen zu produzieren? Dr. Norbert Häring, ein bundesweit bekannter Wirtschaftspublizist (u.a. Handelsblatt), zählt 10 Methoden auf, wie die EZB ebenfalls Geld unter die Leute bringen kann und dabei die angestrebten Ziele vermutlich leichter erreichen wird als mit QE.

Nicht alternativlos!

Die Methoden reichen von „Ausgleichsposten für IWF-Sonderziehungsrechte auflösen und als Gewinn ausschütten“, „Überhöhte Rücklagen auflösen“ und „Hausbesitzern statt Banken helfen“ über „Banken mit Gegenleistung sanieren“ bis hin zu „Kreditlenkung“, „Bankkredite an Regierungen zulassen“ und „Banken mit Staatsanleihen sanieren“ oder das „Modell Irland ausweiten“. Mein persönlicher Favorit ist jedoch:

Helikoptergeld

Jeder Einwohner der EU, ob Kind, Erwachsener oder Greis erhält einen Scheck über 3300 Euro. Die Reihenfolge der Beschenkten wird durch einen Zufallsgenerator ermittelt, sodass bis September 2016 jeder einen Scheck bekommen hat. Das sind 1.140.000.000.000 € aufgeteilt auf 337 Millionen EU-Bürger. Anstatt nur Börsianer zu mästen, bekommen alle etwas. Wäre das nichts? Und wenn die Wirtschaft bis dahin immer noch nicht aus dem Quark gekommen ist, dann gibt es einen Nachschlag. Hat Herr Draghi heute gesagt. Nun denn. Ich bin dabei. Wer noch?

Oder geht das gar nicht? Lasst uns diskutieren!

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Wieso entsteht Geld, wenn Zentralbanken Wertpapiere aufkaufen?

In unserem Geldsystem sind Banken mit der magischen Fähigkeit ausgestattet „Geld zu schöpfen“. Deshalb nennt man unser Geld auch „Fiat-Money“. Das hat mit dem gleichnamigen Autobauer in Italien nichts zu tun. Fiat ist lateinisch und heißt „es wird gemacht“. Das Geld wird gemacht. Aus dem Nichts!

Die Deutsche Bundesbank schreibt auf ihrer Website zum Thema „Geldschöpfung“:

Die Vermehrung der Geldmenge wird als Geldschöpfung bezeichnet. Im Eurosystem können nur die Zentralbanken Zentralbankgeld schaffen, zum Beispiel indem eine Zentralbank einer Geschäftsbank einen Kredit gewährt oder ihr einen Vermögenswert abkauft, und ihr im Gegenzug den entsprechenden Betrag als Sichteinlage auf einem Konto bei der Zentralbank gutschreibt.

Die Geschäftsbanken können sich ihre Sichteinlagen in Zentralbankgeld in Banknoten und Münzen – den gesetzlichen Zahlungsmitteln – auszahlen lassen und das Bargeld dann ihrerseits an ihre Kunden auszahlen. Zahlt die Geschäftsbank einen Kredit der Zentralbank zurück, wird ein entsprechender Betrag von der Sichteinlage auf ihrem Zentralbankkonto abgebucht; dieser Vorgang wird als Geldvernichtung bezeichnet.

Die Geschäftsbanken können nur Buchgeld schaffen, kein Zentralbankgeld und damit auch keine Banknoten und Münzen. Geschäftsbanken-Buchgeld entsteht, wenn eine Geschäftsbank einer Nichtbank einen Kredit gewährt oder ihr einen Vermögenswert abkauft und der Nichtbank im Gegenzug den entsprechenden Betrag als Sichteinlage gutschreibt.

Durch Einsatz seiner geldpolitischen Instrumente kann das Eurosystem die Geldschöpfung der Geschäftsbanken beeinflussen und steuern. Auch die Vorschriften der Bankenaufsicht setzen der Geldschöpfungen der Geschäftsbanken Grenzen.“

Auch ihre Sparkasse erschafft Buchgeld aus dem Nichts. Ist auch nicht schlimm, so lange alles gut geht. Aber: Hätten Sie's gewusst?

Bürgerreporter:in:

Hajo Zeller aus Marburg

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