Causa Corona: Auf den Spuren der Inzidenz

Disclaimer: Dieser Text besteht im Wesentlichen aus Teilen eines Thesenpapiers „Die Pandemie durch SARS-CoV-2/CoViD-19 - Zur Notwendigkeit eines Strategiewechsels“  einer Autorengruppe um Prof. Dr. med. Matthias Schrappe, Universität Köln, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit.  Die Autorengruppe besteht aus kompetenten Fachleuten und Wissenschaftlern des Gesundheitswesens.

Das heißt, wer den Text in die Nähe von Verschwörungstheorien rückt, entlarvt sich selbst als unwissenschaftlich und ahnungslos. Wen es dennoch gelüstet, den Text einer Aufsichtsinstanz zu melden, zum Beispiel dem myheimat-Team, dem rufe ich zu: Beteiligen Sie sich an der Diskussion, freundlich im Umgangston, auch wenn in der Sache hart gestritten wird. Denn zumindest die Sozialdemokratie weiß seit fast 150 Jahren:

Der größte Lump, die größte Schand,
das ist und bleibt der Denunziant!

Inzidenzwerte von Covid-19

Eine wichtige Kennziffer in der Causa Corona ist die „Inzidenz“. Hohe oder steigende Inzidenzzahlen von Covid-19 legitimieren harte Eingriffe in das gesellschaftliche Leben.

Hier die Definition von "Inzidenz":nach DocCheck Flexikon

»Die Inzidenz ist ein Ausdruck aus der medizinischen Statistik, der die Häufigkeit von Neuerkrankungen beschreibt. Unter Inzidenz versteht man die Anzahl neu aufgetretener Krankheitsfälle innerhalb einer definierten Population in einem oder bezogen auf einen bestimmten Zeitraum.«

Einschub: Ob ein positiver PCR-Test alleine ausreicht, um einen "Krankheitsfall Covid-19" anzuzeigen, ist an anderer Stelle zu diskutieren.

Das Autorenteam um Prof. Schrappe erläutert:

"Für die Verwendung des Begriffs „Inzidenz“ bei einem Infektionsgeschehen sind folgende Aspekte unverzichtbar:

(1) als Bezugsgröße muss die untersuchte Population bekannt sein (um einen Nenner bilden zu können),
[Beispiel: Angaben zu nosokomialen Infektionen müssen sich auf die Zahl der untersuchten Patienten (Inzidenzrate) oder sogar auf die Zahl der Beobachtungstage (spezifische Inzidenzrate) beziehen.]

(2) die Population muss vollständig untersucht werden (oder es muss eine repräsentative Stichprobe gebildet werden),
[eine Untersuchung zu nosokomialen postoperativen Wundinfektionen kann sich nicht auf drei absichtslos ausgewählte, nebeneinanderliegende Zimmer auf Station A beschränken, sondern muss das gesamte Krankenhaus umfassen oder sich auf eine begründete, zufällig gebildete Stichprobe von Zimmern beziehen.]

(3) die gleiche Population muss komplett über einen Zeitraum hinweg untersucht werden, um tatsächlich das Neu-Auftreten einer Infektion erfassen und bewerten zu können,
[eine Untersuchung zur Inzidenz nosokomialer postoperativer Wundinfektionen kann nicht montags in drei Zimmern an Station A, dienstags in drei Zimmern auf Station B etc. stattfinden (es sei denn, dies sei eine repräsentative Stichprobe), sondern alle Zimmer und somit alle Patienten müssen über den Beobachtungszeitraum hinweg jeden Tag untersucht werden – und nicht nur die symptomatischen Patienten, s. CoViD-19.]

(4) die untersuchte Population muss aus bei Eintritt in den Untersuchungszeitraum merkmalsfreien Personen bestehen,
[eine Untersuchung zur Inzidenz nosokomialer postoperativer Wundinfektionen bezieht sich immer auf Patienten, die vorher keine solche Infektion hatten; Patienten, die z.B. bereits bei Aufnahme eine Infektion haben, werden nicht in die Berechnung der Inzidenz eingeschlossen (s. present-on-admission Problematik im Zusammenhang Qualitätserhebung und Surveillance von nosokomialen Infektionen).]

(5) aus dem gleichen Grund muss der Zeitraum der Beobachtung lang genug bemessen sein, um das Neuauftreten des Merkmals wirklich beobachten zu können.
[wenn man bei der Erhebung von nosokomialen Wundinfektionen die drei Zimmer nur 2 Tage lang anschaut, wird man die Wundinfektionen in vielen Fällen nicht erkennen, soweit sie später auftritt (die Beobachtungszeit sollte daher mindestens 4 Wochen betragen). Ebenso wenig ist es sinnvoll, das Neuauftreten von SARS-CoV-2/CoViD-19 während einer einwöchigen Beobachtungsdauer zu erfassen. wenn die PCR 14 Tage positiv ist und die Inkubationszeit allein 5 Tage bemisst.]

IN DER GEGENWÄRTIGEN SITUATION LIEGT KEIN EINZIGES MERKMAL VOR, DAS FÜR DIE VERWENDUNG DES BEGRIFFES "INZIDENZ" NOTWENDIG WÄRE!

• die Grundgesamtheit ist nicht bekannt (Punkt 1), denn es werden keine repräsentativen Stichproben verwendet, sondern es werden anlassbezogene Testungen durchgeführt. Übertragen auf das Gebiet der nosokomialen Infektionen mit seinen jährlich 700.000 Fällen würde das bedeuten, man würde Erhebungen zu diesem Problem nach dem Prinzip „hier müsste man mal schauen“ durchführen.

• die Population (oder eine Stichprobe) wird nicht vollständig untersucht (s. Punkt 2), sondern es werden montags andere Personen getestet als dienstags (usw.),

• die Population wird nicht über einen Zeitraum untersucht (Punkt 3), was dem Begriff der Inzidenz im Sinne von „Neuerkrankungen in einen Zeitraum“ diametral entgegengesetzt ist,

• die Merkmalsträger zu Beginn des Untersuchungszeitraumes werden nicht ausgeschlossen (Punkt 4), obwohl deren Infektion nicht mehr „neu auftreten“ kann, und

• der Untersuchungs- bzw. Berichtszeitraum von einem Tag bzw. von 7 Tagen ist inadäquat kurz, denn eine Infektion mit einer Inkubationszeit von 5 Tagen und einer PCR-Nachweisbarkeit von 14 Tage (Näherungswerte) sind dadurch nicht vollständig zu beschreiben (Punkt 5).

Soweit das Autorenteam um Pfof. Schrappe. Es kommt zu dem Schluss:

Der Begriff der Inzidenz wird in der Berichterstattung falsch verwendet. Bei den Häufigkeitsangaben des RKI handelt es sich um unsystematisch gewonnene, anlassbezogene Prävalenzwerte, die über 7 Tage hinweg addiert werden (am ehesten als Periodenprävalenz zu bezeichnen). Der durch den Begriff „Inzidenz“ bzw. „7-Tages-Inzidenz“ geweckte Eindruck, man wisse über den Stand der Epidemie und die tatsächlich in einem Zeitraum auftretenden Neuerkrankungen Bescheid, täuscht und untergräbt die Glaubwürdigkeit des politischen Handelns

.

Kurz zusammengefasst
: Die "Inzidenzzahlen", die veröffentlicht werden, sind keine "Inzidenzen" sondern etwas anderes. Ob "dieses etwas andere" auch eine Relevanz für die Messung der Ausbreitung von Covid-19 besitzt, ist zweitrangig. Fakt ist: Die Bundesregierung ermittelt die Inzidenz, die Häufigkeit der Neuerkrankungen, von Covid-19 nicht.

Frage: Was ist von einer Bundesregierung zu halten, die vor aller Augen nachweislich Kennziffern nicht, bzw. falsch erhebt und mit diesen falschen Zahlen Politik begründet? Was ist von Medien zu halten, die diese Tatsachen nicht bemerken? Was ist von einer Opposition zu halten, die diesen Unfug nicht kritisiert?

Wer Covid-19 wirklich eindämmen will, kann dies nur auf der Basis einer vernünftigen Datengrundlage erreichen. Die „Inzidenz“, wie sie derzeit von der Bundesregierung ermittelt und von den Medien verbreitet wird, genügt diesem Anspruch nicht.

Über die Gründe dafür möge sich jede und jeder seine eigenen Gedanken machen!

Abb. 1: Inzidenz (longitudinale Perspektive), Prävalenz (Querschnittsuntersuchung) und unsystematische Prävalenzstichproben, bei denen unvollständige Tagesprävalenzen kombiniert werden. A im Berichtszeitraum neu aufgetretene Infektionen (= Inzidenz), die Fälle B waren vorbestehend und werden nicht berücksichtigt. C Prävalenz in einer das ganze Kollektiv umfassende Querschnittsuntersuchung. D Fälle wie in den RKI-Berichten als „7-Tage-Inzidenz“ bezeichnet, obwohl es unsystematisch erhobene Prävalenzen sind. E werden nicht erfasst, da diese anlassbezogenen Stichproben nicht das ganze Kollektiv
erfassen.

Bürgerreporter:in:

Hajo Zeller aus Marburg

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