Cappels Altbürgermeister Conrad Hahn wurde zu Grabe getragen,

Am Mittwoch, den 28.11.2012, verstarb im 91. Lebensjahr Cappels Bürgermeister a.D.
Conrad Hahn. Gestern, am Freitag, den 7.12.2012 wurde er zu Grabe getragen. Eine große Trauergemeinde nahm in der evangelischen Kirche Abschied von einem Mitbürger der sich ein ganzes Arbeitsleben und darüber hinaus für „seine“ Gemeinde eingesetzt hat. Die Trauerredner Oberbürgermeister der Stadt Marburg Egon Vaupel und Cappels Ortsvorsteher Heinz Wahlers würdigten die auf kommunaler und Vereinsebene geleistete Arbeit Conrad Hahns. Pfarrer Jörg Garscha dagegen legte, als Freund der Familie, den Schwerpunkt seiner Würdigung des verstorbenen mehr auf den Privatmann Conrad Hahn. Für all diejenigen, die nicht an der Trauerfeier teilnehmen konnten im folgenden Auszüge aus den Trauerreden von OB Egon Vaupel und Pfarrer Jörg Garscha.

Wir müssen Abschied nehmen von Conrad Hahn. Er ist am 28.November, etwas mehr als 6 Monate nach seinem 90. Geburtstag, verstorben.
Im Namen des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung der Universitätsstadt Marburg und natürlich auch ganz persönlich, möchte ich Ihnen meine Anteilnahme und mein Mitgefühl aussprechen.
Das Abschiednehmen fällt schwer und es ist schmerzhaft. Sie haben einen wichtigen Menschen verloren. Conrad Hahn gehörte zu den Menschen, die aus der Zurückgezogenheit des privaten Bereichs herausgetreten sind und durch selbstlosen Einsatz im Dienst der Allgemeinheit Bürde und Last der Verantwortung für das Gemeinwohl übernommen haben. Dies hat er über lange Jahre und engagiert wie kaum ein anderer getan. Aus seiner Arbeit als Gemeindsekretär bei der Gemeindeverwaltung in Cappel heraus begann 1952 seine Tätigkeit als ehrenamtlicher Bürgermeister der damals noch selbstständigen Gemeinde. Von 1959 bis zur Eingemeindung der Gemeinde Cappel in die Universitätsstadt Marburg im Rahmen der Gebietsreform im Jahre 1974 war er hauptamtlicher Bürgermeister.Daran anschließend engagierte er sich als Ortsvorsteher „seines“ Stadtteils Cappel noch weitere 19 Jahre, bis 1993. In diesem Amt zeichnete sich Conrad Hahn in all den Jahren durch großes Verantwortungsbewusstsein und dauerhaftes Interesse für Probleme der Bürgerinnen und Bürger aus. Immer lagen ihm die Probleme der dörflichen Gemeinschaft und deren schnelle, für alle zufrieden stellende Lösung am Herzen.
Von 1974 bis 1985 war Conrad Hahn Mitglied der Stadtverordnetenversammlung der Universitätsstadt Marburg. Stellvertretend für das umfangreiche Wirken von Conrad Hahn möchte ich weitere Tätigkeiten auf Stadtebene nennen:
So war er Schöffe bei der Jugendstrafkammer des Landgerichts Marburg, Arbeitsrichter beim Arbeitsgericht Marburg und Mitglied des Kirchenvorstandes der ev. Kirchengemeinde Cappel. Dazu kommen weitere herausragende Tätigkeiten auf Kreis- und Landesebene.
Auszeichnungen sind sichtbare Zeichen der allgemeinen Anerkennung, die einem entgegen gebracht wird. Conrad Hahn wurde vielfältig ausgezeichnet:
Von Seiten des Landes Hessen wurde ihm der Ehrenbrief verliehen. Er wurde mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Universitätsstadt Marburg würdigte sein herausragendes Engagement mit der Verleihung der Goldenen Ehrennadel, der Medaille der Universitätsstadt Marburg und vor allem mit der Verleihung der Ehrenbezeichnung „Stadtältester“.
Er hat unsere Stadt und seinen Mitmenschen sehr viel gegeben und er hat es gern getan. Deshalb möchte ich ihm heute von dieser Stelle aus noch einmal aufrichtigen Dank der städtischen Körperschaften, des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung aussprechen. Er hat unsere Anerkennung verdient.
Wir werden uns allzeit dankbar an ihn erinnern, er wird für uns unvergessen bleiben. Wir werden ihn vermissen.

Wir nehmen Abschied von Conrad Hahn!
Noch vor wenigen Monaten hat er munter seinen 90. Geburtstag feiern dürfen. Dabei wurde er in umfangreicher Weise für seine Leistungen geehrt. Darum soll in diesem Gottesdienst nur durch zwei stellvertretende Nachrufe sein öffentliches Wirken gewürdigt werden.
Es geht jetzt um den ganzen Menschen Conrad Hahn, um die Trauer über seinen Verlust, um die Dankbarkeit für das, was durch ihn und mit ihm Gutes geschehen ist und um das, was über unser aller Wirken und Tun hinausweist.
Liebe Gemeinde!
Auch wenn Conrad Hahn hier in Cappel durch sein langjähriges Wirken allen bekannt ist und er eine öffentliche Person war, will ich doch versuchen, in großen Zügen die ganze Spannweite seines Lebens in den Blick zu nehmen. Geboren wurde er am 5. Mai 1922 hier in Cappel in einfachen Verhältnissen. Da er seinen Vater früh verlor, übernahm er als der ältere Sohn immer mehr die Verantwortung für die Familie. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, musste dann aber in den Krieg ziehen, au dem er 1945 als schwer Kriegsbeschädigter zurückkehrte. 1946 wurde er dann als Gemeindesekretär der Gemeinde Cappel eingestellt und 1952 zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt.
Schon Ende 1958 war der Ort so groß, dass Conrad Hahn hauptamtlicher Bürgermeister wurde, ein Amt, das er bis zur Eingemeindung 1974 ausübte. Anschließend war er noch bis 1993 Ortsvorsteher.
Diese unglaublich lange und enge Verbindung mit Cappel ist wohl das herausragendste Merkmal seines Lebens.
Natürlich bot auch die Nachkriegszeit mit dem Wiederaufbau einen entsprechenden Gestaltungsrahmen. Aber der musste ausgefüllt und angenommen werden. Das hat Conrad Hahn mit großem sozialem Engagement getan. Ihm war es zunächst wichtig, Wohnraum und Arbeit zu schaffen und den Zusammenhalt im Ort etwa über die Unterstützung der Vereine und auch der Kirchen zu fördern – er selbst wirkte lange Jahre im Kirchenvorstand unserer Gemeinde mit -. So ist ihm zusammen mit anderen in Cappel viel gelungen, wofür wir ihm nur dankbar sein können.
Er repräsentierte den gesamten Ort, das alte Dorf, zu dem er selber noch gehört, aber auch die Neubürger. Zum Ausdruck kam dies zum Beispiel, indem er an fast allen Beerdigungen im Ort teilnahm und so den verstorbenen Cappelern als Bürgermeister und Ortsvorsteher die letzte Ehre erwies.
Dies ist freilich nur die eine Seite, die nach außen orientierte und repräsentative, die ihm besonders lag und in der er sich sehr wohl fühlte. Es gab auch eine eher verschlossene Seite an ihm. Es fiel ihm nicht leicht, über das zu sprechen, was ihn persönlich bewegte. Da zog er sich lieber in die Holzwerkstatt zurück, die er sich in seinem Haus eingerichtet hatte.
Auch ist das, was er geleistet hat, ohne seine Frau Gudrun, die er 1955 geheiratet hatte, kaum zu verstehen. Sie stand neben ihm und hinter ihm und unterstützte ihn vor allem, in dem sie ihm zusammen mit der Tochter den familiären Halt bot, den er brauchte. Denn die Familie war für ihn eine Fluchtburg, auch wenn er sie in den aktiven Zeiten oft hinten anstellen musste.
Es war für ihn ein tiefer Einschnitt, als seine Frau im November 2001 starb. Aber er hat auch diese Herausforderung angenommen und die neue Lebensphase bewusst und diszipliniert gestaltet. So konnte man ihn von Montag bis Freitag ab 8 Uhr im Vita antreffen, wo er seine täglichen Übungen absolvierte, um anschließend im Kreise der aktiven Senioren Kaffee zu trinken und zu plaudern. Er tat alles, um selbst im hohen Alter noch alleine zurecht zu kommen. Er hat es genossen, Tochter, Schwiegersohn und vor allem die beiden Enkeltöchter zu besuchen und mit ihnen gemeinsame Urlaube zu verbringen, aber er kehrte dann doch auch wieder gerne in sein Haus nach Cappel zurück.

Wenn wir uns fragen, was wir von ihm lernen und an ihm beispielhaft erkennen können, so fällt neben seinem sozialen Engagement und dem Eintreten für die Gemeinschaft am Ort vor allem sein Lebenswille auf. Selbst als am Ende auch ihm deutlich wurde, wie schwer er erkrankt war, wollte er nicht aufgeben. Vielleicht hat das mit seiner Erfahrung zu tun, dass er schon so viel Schweres und sogar Lebensbedrohliches überstanden hatte: den Krieg, den Tod seiner Frau, 3 Tumorerkrankungen, die Eingriffe am Herzen aber auch die Kränkung, die der Verlust der Eigenständigkeit Cappels für ihn bedeutet hat. All das hat er bewältigt und so war er dankbar für sein langes, erfülltes und selbständiges Leben, auch wenn es sicher nicht immer einfach war und von ihm oft auch viel verlangt hat.
Diese Dankbarkeit kann nun auch uns erfüllen, selbst wenn wir traurig sind. Dankbarkeit für ihn, der ja auch nur ein Mensch war mit all seinen Fähigkeiten – und sicher auch mit der Schwäche – und der doch so viel bewirken konnte...
Und Dankbarkeit für unser eigenes Leben mit seinen Herausforderungen und Aufgaben auch dann, wenn wir mit dem Tod oder Belastungen konfrontiert sind.
Denn in dem allen, wofür wir Conrad Hahn dankbar sind und wofür wir ihn achten, zeigt sich ja nicht nur dieser einmalige und besondere Mensch, sondern zugleich auch der Grund durch den alles Leben ist: nämlich Gott. In Wahrheit ist es ja Gott, sind es die geschenkten Voraussetzungen und Kräfte, die unser Wirken erst möglich machen.

Anmerkung:
Conrad Hahn und mein Vater, Peter Hermann, beide Geburtsjahrgang 1922, gingen gemeinsam in Cappel zur Schule. Die Elternhäuser in der Marburger Strasse lagen nebeneinander. Haus Nr. 1, heute Marburger Strasse 11, Geburtshaus von Peter Hermann und Haus Nr. 58, heute Marburger Strasse 13, Geburtshaus von Conrad Hahn. Conrad Hahn und Peter Hermann waren Klassenkameraden und Schulfreunde. Diese Freundschaft verband die beiden alten Herren ein ganzes Leben lang. Conrad kam am 17.April diesen Jahres zum 90. Geburtstag von Peter und dieser gratulierte am 5.Mai seinem Schulfreund im Cappeler Bürgerhaus zum 90.
Ich hatte die Ehre die Geburtstagsfeier von Conrad per Fotodokumetation festhalten zu dürfen.
Auch für mich war er immer ein guter Ratgeber und Freund. Zur Erstellung der Bücher „Alt Cappel“
Band 1 und Band 2 war er dem Arbeitskreis „Alt Cappel“ eine wertvolle Stütze. Durch seine Erzählungen aus dem „Alten Cappel“ hat er viel zum Gelingen der Bücher beigetragen.
Wir werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten

Statt Blumen bat die Familie, in Conrads Namen; um eine Spende andie Diakonie Cappel, Kto. Nr. 2771, Evang.Kredigenossenschaft, BLZ 520 60 4 10, „C.Hahn“

Bürgerreporter:in:

Bernhard Hermann aus Marburg

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