2016: Ab heute ist die Erde ausverkauft

Bis Jahresende lebt die Menschheit von der Substanz. Der Ast wird abgesägt, auf dem wir sitzen.

Heute ist "Earth Overshoot Day". Die etwas unglückliche deutsche Übersetzung lautet: Weltschöpfungstag. Ab heute, 8. August, sind die natürlichen Ressourcen der Erde, die sich regenieren und nachwachsen für 2016 aufgebraucht. Die Belastungsgrenze der Ökosysteme ist erreicht. Von nun an geht es an die Substanz. Der Tag, an dem die Menschheit beginnt, den Ast abzusägen, auf dem sie sitzt, wandert im Jahr immer weiter nach vorne. Dieses Jahr kommt er fünf Tage früher als 2015.

„Für den Rest des Jahres lebt die Menschheit von den stillen Reserven der Erde“, so formuliert es die Umweltschutzorganisation WWF. Ab dem heutigen Montag sind die natürlichen Ressourcen der Erde aufgebraucht, die diese innerhalb eines Jahres regenerieren und somit nachhaltig zur Verfügung stellen kann, berichten mehrere Umweltverbände. Bis zum Ende 2016 lebe die Menschheit deshalb auf Pump, also von den stillen Reserven der Erde.

Industrienationen aasen am meisten

„Der globale Kontostand rutscht auch 2016 wieder kräftig ins Minus. Und das nicht zum ersten Mal. Seit über dreißig Jahren häufen wir jährlich neue Schulden an“, betont WWF-Vorstand Eberhard Brandes. Die Beendigung dieser Praxis sei die größte Herausforderung unserer Zeit. Die Deutschen stehen im Vergleich zu anderen Industrienationen zwar gar nicht so schlecht da, dennoch verbraucht jeder Deutsche mehr als doppelt so viele Ressourcen, wie ihm jährlich zustehen. Und: In Deutschland wurde der Tag, an dem die Übernutzung beginnt, bereits am 29. April erreicht.

Das geht aus Berechnungen zum ökologischen Fußabdruck Deutschlands hervor. Seit zehn Jahren stagniere dieser Wert auf gefährlich hohem Niveau, so der WWF. Umweltschützer fordern von Deutschland deshalb eine nachhaltige Ausrichtung in den Bereichen Landwirtschaft und Verkehr sowie eine konsequente Energiewende, um den Treibhausgasausstoß stark zu reduzieren.

2030 zwei Planeten nötig, 2050 sogar drei

Während die Menschheit 1961 nur zwei Drittel der natürlichen Ressourcen der Erde zum Leben benötigte, sind es heute 1,6 Erden. Der Wert für die Industrieländer liegt deutlich höher, weil sie mehr Energie und Güter verbrauchen als die restliche Welt. Leben wir so weiter wie bisher, benötigen wir bis zum Jahr 2030 bereits zwei Erden, 2050 wären es dann schon drei.

Wie sträflich die Menschen mit ihrem Planeten umgehen, zeigen die Zahlen: Allein die CO2-Emissionen haben sich seit 1970 weltweit verdoppelt, auch die Artenvielfalt geht rasant zurück. Der Living Planet Index verzeichnet für die vergangenen Jahrzehnte einen Rückgang der biologischen Vielfalt um 52 Prozent. Die Anzahl der untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische hat sich demzufolge halbiert.

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Einen längeren Artikel mit vielen Querverweisen zu Hintergrundinformationen findet sich hier.

Bürgerreporter:in:

Hajo Zeller aus Marburg

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