Radwandergruppe der Volkshochschule Marburg-Biedenkopf erkundet alte Quellen im Marburger Land

Lindbornquelle: Herrlich kühles Nass. Foto: Wolfgang Döhler
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Bei dieser dritten Veranstaltung der neuen heimatkundlichen Kursserie für Elektrofahrräder erfuhren die Teilnehmenden, was zeitliche Abläufe von alten Brunnenanlagen übrig ließen.
Um die Kursteilnehmenden auf das Thema "Wasser" einzustimmen, wurde zunächst der im Jahre 1989 renovierte Cappeler Dorfbrunnen angesteuert, welcher mit seinen vier Ausflüssen und dem plätschernden, kühlen Nass einen dauerhaften Anziehungspunkt neben dem alten Dorfbackhaus bildet. Kursleiter Wolfgang Döhler erläuterte hier die Entstehung der Cappeler Wasserversorgung von 1910 sowie die Beschwernisse der Wasserversorgung für die Ortseinwohner vor dem Bau der Wasserleitung 1909. Wer keinen eigenen Brunnen in seinem Keller oder Garten hatte, der mußte seinen Wasserbedarf aus einem der vier öffentlichen Cappeler Brunnen decken und sein Wasser dort holen. Wasserholen war "Frauensache". In Trockenzeiten wurde zusätzlich auf Lahnwasser zurückgegriffen: Besonders für die Versorgung des Viehes war dann die Versorgung über die Brunnen nicht mehr ausreichend. Der 850 Jahre alte Capeller "Weidenbornbrunnen" am Alten Schloß wurde 1965 restauriert und mit einem Volksfest neu eingeweiht. Er ist inzwischen nicht mehr wasseraktiv und in einem sehr beklagenswerten Zustand.
Die Gruppe fuhr nun weiter zum ehemaligen "Dabertsborn" im Eselsgrund. Hier lebte im 16. Jahrhundert der Einsiedler Dagobert in seiner Einsiedelei und versorgte sich mit Wasser. Die Quelle sprudelte vor wenigen Jahren noch kräftig. Inzwischen ist sie jedoch trockengefallen, mit Ästen von gefällten Fichten überdeckt und kaum noch aufzufinden. Die Quelle muss auch zur Wasserversorgung des an dieser Örtlichkeit gelegenen Dorfes Dietersdorf genutzt worden sein. Dietersdorf wurde im späten Mittelalter aufgegeben.
Über den 365m hohen "Stempel" mit seiner 1983 geschlossenen Kreis-Mülldeponie und die Lahnberge erreichte die Radwandergruppe die Quelle der Wasserversorgung für die ehemalige, 1876 eröffnete "Irren-Heilanstalt Marburg" (Heute: VITOS-Klinik für soziale Psychatrie). Bis 1910 deckte diese ergiebige Quelle mit 30 Kubikmeter Wasser täglich über eine seperate Zuleitung den dort anfallenden Bedarf. Die Brunnenanlage wurde aus Sicherheitsgründent mit Holzbrettern gesichert und so vor einem Zugang geschützt.
Auf der Ostseite der Lahnberge tritt über eine Bruchspalte die Quelle des Schröcker Brunnens (Elisabethbrunnen) zu Tage. Aufgrund des trockenen Sommers tropft hier nur noch Wasser, ein bisher nie gekannte Zustand: Beständig, sommers wie winters, floss hier genügend Wasser mit gleichbleibend 8 Grad aus der Quelle. Eine mehrmonatige, mit einem erheblichen Kostenaufwand betriebene Sanierung der Brunnenanlage ist inzwischen abgeschlossen. Offensichtlich wird die Anlage, die als Erinnerungsort an die Heilige Elisabeth 1596 erbaut wurde und bisher als ein Ort der Ruhe, der Erinnerung und der inneren Einkehr galt, jetzt von kulturfremden Neubürgern und Leuten mit fremdländischen Religionen für Grillfeten genutzt. Wo sollen diese vielen Menschen auch sonst in ihrer Freizeit hin?
Über einen feingeschotterten Feldweg ging es nun in Richtung Amöneburg. Die Wasser des Vogelsberges lassen um den 365m hohen Bergkegel 26 Quellen aus dem Boden sprudeln. Der Lindborn (Waschbach) soll schon von Bonifatius im 8. Jahrh. für Taufen genutzt worden sein. Herrlich frisch und kühl sprudelt hier die immer noch ergiebige Quelle und hielt für die Kursteilnehmer eine wohtuende Abkühlung nach anstrengender Fahrt bei sommerlicher Hitze durch das Amöneburger Becken bereit. Die hohe Wasserqualität wird von Anwohnern der umliegenden Orte bis heute sehr geschätzt. Viele holen hier ihr Wasser zur Zubereitung von Kaffee oder Tee.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Döhler aus Marburg

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