Lohn für Ehrenamt: Volkskunst-Siegel

19. Dezember 2009
14:30 Uhr
Halsdorf, Wohra
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Brauchtumspfleger / innen erhielten Hessisches Volkskunstsiegel

Am vierten Adventswochenende wurde im Bürgerhaus Halsdorf das Volkskunstgildesiegel verliehen. Preisträger in diesem Jahr sind Renate Schmidt, (Dagobertshausen) Inge Weber, Großseelheim und der „Arbeitskreis Dorfgeschichte Dreihausen“. ) erhielten von Landrat Robert Fischbach das vom Landkreis gestiftete Hessische Volkskunstsiegel . Fischbach betonte an die Adresse der Geehrten gerichtet, dass die Erhaltung der Volkskunst eine wichtige Aufgabe für einen Jeden sein sollte. Wer die Zukunft gestalten will, muß die Vergangenheit kennen, denn „Zukunft braucht Herkunft“. Auch die weiteren Festredner Anneliese Schömann, (Halsdorf) 1. Vorsitzende der Hessischen Volkskunstgilde, Erich Frankenberg, (Biedenkopf) Ehrenvorsitzender des Bezirkes Mitte der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege (HVT), betonten in ihren Ansprachen wie wichtig es sei altes Brauchtum, Mundart und altes Liedgut zu erhalten und an die jüngere Generation weiter zu geben. Frankenberg und Schömann erinnerte daran, dass Walter Gutjahr vom HVT-Bezirk Mitte, zusammen mit dem Landkreis Marburg-Biedenkopf, die Ehrung als Dank und Anerkennung für die Volkskunstschaffenden vor 23 Jahren ins Leben gerufen hatte. Bei lobenswertem Hobby müssten die Menschen zu ihren Wurzeln zurückkehren und dies sei im Landkreis durch die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Brauchtumspfleger vorbildlich gegeben. Landrat Robert Fischbach zeigte sich stolz darüber, dass im Landkreis die meisten der hessischen Trachtenvereine beheimatet sind. Die Gildemitglieder Jürgen Homberger (Mornshausen) Eckhard Hofmann Dreihausen) und Anneliese Schömann (Halsdorf) hielten die Laudatio auf die neuen Volkskunstsiegelinhaber die sich alle ehrenamtlich in verschiedensten Funktionen betätigen, die hier nur auszugsweise widergegeben werden können. Preisträgerin Renate Schmidt aus Dagobertshausen konnte nicht an der Verleihung teilnehmen. Seit vielen Jahren hat sie sich die Kunst des Töpfern angeeignet. In Inge Webers Leben spielte die Marburger ev. Tracht sowie Volkstänze schon immer eine große Rolle. Sie war 1971 bei der Gründung der Trachtengruppe Großseelheim, eine Frau der ersten Stunde war, und wurde in den folgenden Jahren zu einer der tragenden Säulen des Vereins. Jürgen Homberger begründete die Verleihung des Siegels an Inge Weber mit einer ganz anderen Seite ihres Schaffens. „Sie war eine der ersten Frauen die sich bereits in den siebziger Jahren die alte Technik des Strickens von Zwickelstrümpfen wieder neu aneigneten und heute vielseitig tätig ist. Zu ihren Fertigkeiten gehören: Besticken und nähen von Stülpchen der Marburger ev. Tracht, Anfertigen von Brautkränzchen, Flechten von Weidenkörben, Sticken von Freud.- und Leid Tüchern und vieles mehr. Doch eines zeichnet Inge Weber aus; sie ist immer bestrebt ihr Wissen an andere weiter zu geben, und so regte sie ein regelmäßiges Treffen von Frauen in der „Spinnstube Großseelheim" an. Hier entstehen viele Handarbeiten und Trachtenteile unter ihrer fachkundigen Anleitung neu. Weiterhin eröffnete sie mit ihrem Mann Helmut vor drei Jahren in Kleinseelheim die „Niestowwe“ in der sie auch noch Trachten anfertigt. Der 1994 gegründete Geschichtsverein Dreihausen hat heute 65 Mitglieder und beschäftigt sich mit allen Gebieten der Dorfgeschichte und Sammlung von damit verbundenen Gegenständen und Dokumenten. Es werden Ausstellungen, Vorträge und Veröffentlichungen, besonders zu Bereichen, die Dreihausen von ähnlichen Dörfern der Umgebung unterscheiden, vorbereitet. Wichtiges Ziel ist es, die Erkenntnisse an nachfolgende Generationen weiter zu geben. Die besonderen Bereiche von Dreihausen sind: 1. Die Höfe bei Dreihausen -Ausgrabungen einer karolingischen Burg und salischen Königspfalz ca. aus dem 11. Jahrhundert. 2. Das Töpferhandwerk. Es spielte vom 15. bis ins 19.Jahrhundert eine wesentliche Rolle in Dreihausen. "Dreihäuser Steinzeug", eine Keramik Bezeichnung, ist in ganz Deutschland und darüber hinaus bekannt. 3. Der Kirchenkampf. In Dreihausen gibt es zwei evangelische Kirchen. Die ev.luth.Landeskirche (Staatskirche) und die selbständige ev.luth.Kirche (SELK). Im Dorf heißen die Kirchen gerne "owe däi Kirch" (SELK) und "onne däi Kirch" was sich aus der geographischen Lage ergibt. 4. Basalt. Das Gold von Dreihausen. Gegen Ende des 19.Jahrhunderts bekam die Gewinnung des Basaltes eine bedeutende Rolle in Dreihausen. Steinbrüche schossen wie Pilze aus dem Boden.
Natürlich befasst sich der Verein auch mit der normalen Dorfgeschichte. Die Mundart, das Fachwerk (Hausinschriften), das bäuerliche Leben (hier z.B. die Rolle der Frau, Winterarbeit, die Tiere des Hofes, Tod und Sterben, etc.) , die Trachten, Bräuche und Feste (Feiertage) die Auswirkungen der Kriege und die Nazizeit im Dorf, die aufkommende Industrie und die Veränderung der ländlichen Lebensbedingungen usw.
1995 wurde ein kleines, altes Stallgebäude ' Wenze Ställche" angekauft. Dieses Gebäude ist in Eigenleistung und mit Hilfe örtlicher Handwerker im Laufe der Jahre zu einem schönen Ausstellungsgebäude umgebaut worden. Der Verein seit dem Jahr 2000 Inhaber des Otto-Ubbelohde-Preises. Mit „Es ist für uns eine Zeit angekommen, die bringt uns eine große Freud“ wurde der besinnliche Teil der Gildeadventsfeier eingeleitet. musikalisch wurde das Singen von weihnachtlichen Liedern von Lahntals Altbürgermeister Helmut Geil begleitet.

Foto:
Die neuen Träger des Hessischen Volkskunstsiegels Michael Marsch (2.v.li.)und Inge Weber(mitte) freuen sich mit Landrat Robert Fischbach (2.v.r.) und der Volkskunstvorsitzenden Anneliese Schömann (re)und HVT-Bezirksleiter Erich Frankenberg (rechts) über die Ehrung.
Text und Foto: Bernhard Hermann

Bürgerreporter:in:

Bernhard Hermann aus Marburg

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