Vor einhundert Jahren...

Marburg, Ende August 2014

...begann der erste Weltkrieg

In ganz Europa wird an den ersten Weltkriegs erinnert, der vor 100 Jahren begann. Millionen von toten und verstümmelten Menschen mahnen: Nie wieder Krieg. Mit den Gedenkveranstaltungen wird das Erinnern an das Gemetzel wachgehalten. Jedoch: Das Grauen »brach nicht aus«. Es wurde begonnen.

Angeblich gab es überall in den beteiligten Ländern "Kriegsbegeisterung". Aber vielleicht waren die Menschen nur zu schwach, um sich aktiv gegen die jeweilige Obrigkeit durchzusetzen. Angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen in dieser Welt, frage ich mich, bin ich auch zu schwach? Sind meine Nachbarn auch zu schwach?

Was tue ich, was tun meine Nachbarn, aktiv gegen den Krieg in dieser Welt? Was tue ich, was tun meine Nachbarn, aktiv gegen den Krieg in Osteuropa? Was tue ich, was tun meine Nachbarn aktiv, um einen Flächenbrand, einen dritten Weltkrieg zu verhindern? Und was tue ich, was tun meine Nachbarn, um Kriege zu beenden? Oder um sie erst gar nicht entstehen zu lassen?

Was kann ich tun? Was könnt Ihr, meine Nachbarn tun? Ich gebe zu, ich bin ein wenig ratlos.

Deshalb, zum Nachdenken, diese Zeilen, die mir Ralf Schrader freundlicherweise zur Verfügung stellt:

Heute, damals

Dass sie vor hundert Jahren so
begeistert in den Krieg marschierten, das
glaub ich nicht unbedingt.
Schon in den ersten Tagen:
Die starben wie die Fliegen.
Die halbe Welt ging ja in Flammen auf, und
zu gewinnen war da auch nicht viel,
viel zu verlieren bloß.

Das allerdings
hat vorher keiner wissen können.

Die Verbündeten, die mussten sich
zu Hilfe kommen gegenseitig,
und die Vergrößerung der Macht des Reiches
die war ein Risiko schon wert, auf jeden Fall.
Auch wenn im Westen gar nix ging,
die Ukraine
hatten wir schon mal. Genau.
Doch alles Stahlgewitter und das ganze Blutbad
das war umsonst, als in Versailles am Ende
die Sieger ihre Rechnung präsentierten. Eine Schmach.

Und das
hat vorher keiner wissen können.

Auch 20 Jahre später
da fanden es bestimmt nicht alle gut.
Begeistert? Also 50 Millionen Tote und
das eigne Land
so voll zertrümmert
und verbrannt,
das war ein schwerer Fehler.
Aber im Osten, da waren wir
schon ziemlich weit gekommen.
Die Ukraine
war sowieso dabei. Voll krass war’n eher andere Sachen,
wie mit den Juden das. Das war ein blöder Fehler. Eine Schmach.

Doch das
hat damals keiner wissen können.

Inzwischen hat es ewig lang gedauert,
bis wir in unserem Land
jetzt wieder damit rechnen müssen.
Zwei Drittel oder mehr sind nach Befragungen dagegen.
Natürlich muss man auch zugute halten,
dass mancher denkt, man kann die Finger
sich dabei ganz schnell verbrennen.

Klar, sind wir nicht begeistert über die
uns zugewachsene Verantwortung.
Jedoch es hat sich jetzt
verändert unsre Rolle in der Welt,
die lang geübte übermäßige
Enthaltung, die war zwar verständlich,
ist aber heute kontraproduktiv,
wenn man bedenkt,
dass größere Aktivitäten
mit Recht von uns erwartet werden.

Einstweilen hoffen wir, dass
die Sanktionen funktionieren.
Wenn nicht, so glaub ich, sollten wir
es jetzt nochmal riskieren,
obgleich es nicht so populär ist.
Des Volkes Mund, so heißt’s, tut Wahrheit kund:
Es sind der guten Dinge schließlich drei.
Definitiv. Und alles andere wäre eine Schmach.

Mit Putin, klar, ist nicht zu spaßen:
Denn er hat unser Gas, und Russland wär’
für unsere Wirtschaft schon
ein interessanter Markt. Genau.
Putin ist nicht normal, reagieren tut er nur auf Druck.
Vielleicht noch nicht mal auf normalen Druck.
Wer kann das sagen?

Es gibt Putin-Versteher, und die raten eher ab,
sie haben Argumente, die verdächtig sind,
und unsere Sanktionen jedenfalls,
die konnten sie schon nicht
verhindern. Ich denk mir mal:
’ne härtere Gangart wird gebraucht.
Der Putin macht den kolossal
gigantisch starken Iwan,
das sichert ihm bei den
Millionen kleiner Leute voll
die hohe Akzeptanz in seinem Land.
Denn denen geht es schlecht,
die finden es nicht gut
wenn alle Welt ihr Land
auch noch verhöhnen tut.

An der Ukraine müssen sie
jetzt aber sehen, die Russen, wie ihr Präsident
nicht wirklich etwas machen kann
mit seinem Militär und seiner Macht.
Die Nachbarn alle ringsum wollen Schutz,
erwarten unseren NATO-Beistand.
Mit Polen und dem Baltikum –
da ist die Sache längst gebongt. Bei der Ukraine hängt
es davon ab, wer unser Gas mal garantiert.
Sonst können wir auch anders. Wenn der Putin los-
marschiert, dann hat er sich verrechnet,
weil wir bestimmen No-Go-Areas zur Grenze hin
in seinem Land. So wie zuletzt in Libyen, wo allerdings
gerade wir gekniffen haben. Das war peinlich.

Wenn der Diktator sich nicht schrecken lässt,
und die markierten Zonen ignoriert, dort noch
Maschinen fliegen lässt, dann heißt’s eins auf
die Nuss. So gibt es halt den einen um den andern Luftschlag, und
dabei kann es schon mal daneben gehen,
der Putin könnte sich dann dummerweise
hinreißen lassen zu einer ganz unan-
gemessenen Reaktion, was schließlich uns
berechtigte, den richtig großen Knüppel aus-
zupacken. Wie es dann weitergeht?

Das müsste man mal schauen.
Das wäre dann vielleicht
die Fortsetzung
der anderen Mittel ohne Politik.
Ja, so was in der Art. Genau.

Jedoch: Begeistert? Wir?
Nicht wirklich. Keine Spur.
Wir warten nur.
Wir schauen zu.
Wir machen mit. Was anderes haben wir
nicht unbedingt gelernt.

Natürlich könnte es auch diesmal wieder
ziemlich blöd zu Ende gehen. Doch bitte:

Hätten wir das
vorhersehen können?

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Dieses Video und das Lied mahnen jeden einzelnen von uns. Jeder möge überlegen, was er an seinem Platz, im Rahmen seiner Möglichkeiten, tun kann.

Danke.

Wader, Wecker, Mey: Es ist an der Zeit

Bürgerreporter:in:

Hajo Zeller aus Marburg

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