SCHLACHTVIEH AUF DEM MÜNCHNER FLUGHAFEN

Wenn nur das Fliegen nicht wäre!

Teneriffa. Anlässlich einer Europreise Anfang November mussten wir aus familiären Gründen über München fliegen. Was wir dort am FJS-Flughafen erlebten, bedarf einer bitteren Nachlese an dieser Stelle.

Mit viel Gepäck betraten wir zu dritt die Abflughalle mit vielen Lufthansaschaltern, denn wir hatten einen LH Linienflug gebucht. Doch vergeblich suchten wir nach einem geöffneten Schalter zum Einchecken und Abgeben des Gepäcks. Stattdessen befanden wir uns plötzlich in einer riesigen Menge anderer Fluggäste, die genauso ratlos und chaotisch einen besetzten Eincheckschalter suchten (und nicht fanden). Weit und breit kein Angestellter des Flughafens oder der Airline, um uns weiter zu helfen. Schließlich entdeckte ich an einem Eingang zu einem Viehgatter (anders kann man diese Absperrungen für Warteschleifen der Fluggäste wohl nicht bezeichnen) einen rigorosen Viehtreiber, der unsere Bordtickets verlangte. Genau die hatte aber niemand der Hunderten von Passagieren, die ratlos herumstanden. „Ganz einfach“ sagte der Oberaufseher „da drüben stehen Automaten, dort können SIE SICH einchecken!“

Ich traute meinen Ohren nicht und bat ihn um Wiederholung dieser Unverschämtheit. Er forderte uns tatsächlich noch einmal auf, die Arbeit der Lufthansa zu übernehmen. Daraufhin schickte ich mich an, mit unseren vielen Koffern den Eingang zum Viehgatter zu blockieren. Plötzlich holte er eine zu Verfügung stehende Kollegin aus der Versenkung, die uns freundlich zum Automaten begleitete. Dort bat sie mich „uns einzuchecken“. Leider konnte ich jedoch nicht Lesen und Schreiben, sodass sie „ausnahmsweise“ unsere Daten in den Automaten eingab. Strahlend meinte sie, das sei doch ganz einfach, drückte mir die drei Bordkarten in die Hand und wir durften nun das bayerische Viehgatter betreten, zehn Warteschleifen drehen und dann die Koffer aufgeben.

Inzwischen war mir aufgefallen, dass auf dem Ticket meiner Frau kein Sitzplatz angegeben war. Ob sie wohl den Flug stehend hinter sich bringen musste? „Alles klar“ meinte unser Kofferwieger nach einem kurzen Blick auf unsere Bordkarten und nannte mir das Gate, obwohl es auf der Bordkarte steht – im Gegensatz zur Sitzplatznummer für meine Frau. Als ich nun unseren bayerischen Viehtreiber fragte, ob die Bordkarten wirklich in Ordnung seien, bejahte er heftig. Doch meine Frage, in welcher Ecke des Flugzeugs denn nun meine Frau stehen sollte, zweifelte er genauso an meinem Verstand wie ich an dem der Lufthansa. Schließlich zeigte ich ihm den Fauxpas seiner Kollegin und er gab schnell noch einen Sitzplatz ein. Das hatte zur Folge, dass drei Familienmitglieder über den ganzen Flieger verteilt waren.

Klar, die Aktien der Lufthansa stagnieren, die Gewinne sind um etliche Millionen zurückgegangen, die cleveren Billigflieger, die man seit Jahren als Lufthansa nicht ernst genommen hat, werden langsam aber sicher zur harten Konkurrenz. Doch glaubt die ehemalige Edelfluglinie Deutsche Lufthansa wirklich, dass sie Kunden halten kann, wenn sie diese so wie uns behandelt. Vielleicht sollen demnächst die Passagiere selbst die Maschinen fliegen, denn schließlich muss Bordpersonal einschließlich Pilot und Co-Pilot aus Kostengründen eingespart werden. Na dann – guten Flug! Wir fahren mit dem Schiff – nie wieder UNLUSTHANSA!

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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