Reisen bildet - auf nach Apulien (2) - Castel del Monte und die Halbinsel Gargano

Apulien - strahlend hell leuchtet das Castel del Monte von einem Hügel nach Apulien hinein
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  • Apulien - strahlend hell leuchtet das Castel del Monte von einem Hügel nach Apulien hinein
  • hochgeladen von Karl-Heinz Gimbel

Die Kurzvisite in Rom wurde abgeschlossen mit einer morgendlichen Stadtrundfahrt. Aber die lohnte sich nicht. Zum Glück hatten wir am Vortag alles zu Fuß erkundet. Rom muss man sich per pedes erschließen.

Im Bus geht das so: Also das hier ist das Colosseum - der Bus kann hier nicht stehen bleiben - wir fahren jetzt auf der Via dei Fori Imperiali - rechts das Trajan-Forum, vorne die berühmte Trajansäule - links das Forum Romanum - das große Gebäude ist das Monumento Vittoria Emanuele II. - eine Runde um Piazza Venezia - anhalten geht nicht - links der gleichnamige Palazzo - nun biegen wir in die Via del Plebiscito ein - usw. usw. - zum Piazza Navone können wir nicht einfahren - usw. usw.

Hinaus aus Rom, die Autobahn runter bis Neapel (mit kurzem Blick aus dem Bus auf den Vesuv) und dann nach Osten abbiegen Richtung Bari. Apulien nähert sich.

Castel del Monte

Gleich zu Beginn einer der Höhepunkte von Apulien, das Castel del Monte. Das hoch über der Ebene auf einem Hügel erreichtete Gebäude hat geplant und bauen lassen Kaiser Friedrich II., der geniale Fürst aus Sizilien (1194-1250). Er ist bis heute nicht nur bekannt und berühmt wegen seines Buches über die Falkenzucht.

Bestattet ist er in Palermo unter einem Baldachin in einem Sarkopharg aus Porphyr neben seinem Vater. Er war wegen seiner vielen Kämpfe, die er in Italien gegen Päpste und aufständische Fürsten austragen musste, als Kaiser nur dreimal nördlich der Alpen.

Bei einer Reise nach Deutschland stattete er Marburg einen wichtigen Besuch ab. Er war anwesend, nein, er war wichtigster Teilnehmer bei der Translation der Gebeine der Hl. Elisabeth. Mit ihm waren unzählige Pilger und fast alle ranghohen Fürsten und Bischöfe des Deutschen Reiches in Marburg zu Gast. Für die Marburger eine bedeutende Angelegenheit.

Von Friedrich II., in vielen Gebieten in Itailien allgegenwärtig, wird kolportiert, dass er - nachdem einer seiner Frauen gestorben war - mit der von der Wartburg vertriebenen hohen Adligen Elisabeth von Thüringen verheiratet werden sollte. Dies hatte der Onkel der Fürstin, Bischof von Bamberg, wohl im Sinn.

Elisabeth war ebenfalls Witwe. Ihr Landgraf war kurz zuvor in Apulien, in Otranto (das wir noch besuchen werden) an einer Epidemie verstorben. Aber Elisabeth wollte nicht mehr heiraten. = Vielleicht schlecht für Kaiser Friedrich II., aber gut für die Entwicklung von Marburg.

Zurück zum Castel. Die Bedeutung der Burg (oder Jagdschloss oder Kultstätte?) ist nicht belegt. Auch ist nicht nachweisbar, dass Friedrich seine gleichförmig achteckige Anlage, Versinnbildlichung höchster Kultur des Mittelalters, jemals aufgesucht hat.

Die damals noch angebrachte wertvolle Marmorverkleidung ist verschwunden. Aber das Castel, von weiterm und sogar von der Adria aus sichtbar, ist alleine eine Reise wert.

Manfredonia

Nördlich des Castel des Monte am Beginn der felsigen Halbinsel Gargano liegt Manfredonia. Die Stadt hieß ursprünglich Siponto, wurde jedoch durch ein Erdbeben völlig zerstört. Manfred, Fürst von Tarent, ließ sie wieder aufbauen und befestigen. Zu seinen Ehren wurde sie Manfredonia benannt.

Manfred war ein Sohn Friedrich II. und seiner Geliebten Bianca Lancia. Diese soll von den vielen Gemahlinnen und Geliebten des Kaisers diejenige gewesen sein, die er am meisten oder wirklich geliebt hatte. Sie lebte in Andria, nicht weit vom Castel del Monte.

Zur Seite mit Blick nach Andria hatte Friedrich im achteckigen Castel ein besonderes Fenster einbauern lassen. Als Bianca einmal schwanger war, misstraute Friedrich seiner Geliebten, ob er der Vater sei. Daraufhin ließ sich, so die Geschichte, Bianca ihre beiden Brüste abschneiden. So sollte Friedrich überzeugt werden.

Vieste

Von Manfredonia führt eine kurvenreiche Küstenstraße entlang der Adria nach Vieste. Der Badeort ist berühmt wegen eines riesigen Felsen im Meer, dem Monolithen Pizzomunno. Entlang der Felsenküste, die von der Adria bis auf fast eintausend Meter Höhe ansteigt. liegen viele Badebuchten. Aber sie sind fast sämtlich nur vom Meer her zu erreichen. Die Halbinsel Gargano ist für ihre Meeresgrottenforschung berühmt - und für die Frömmigkeit ihrer Bewohner. Dies zeigte sich uns im hoch in den Bergen gelegenen Ort Monte Sant´Angelo.

Monte Sant´Angelo und Erzengel Michael

Den einstmals unzugänglich in den Bergen liegenden Ort erreichten wir über unzählige Serpentinen. Hier soll sich im Jahr 493 Erzengel Michael - entfernt von der Welt - wohlgefühlt haben. Seit über 1.500 Jahren ist seine Grotte eine vielbesuchte Wallfahrtstätte.

Das können wir nur bestätigen. Angekommen an einem Sonntagmorgen vor 9 Uhr standen schon mehr als fünfzig Omnibusse auf einem großen Parkplatz vor dem Ort. Durch die kleine Stadt gingen wir bis zum Eingang der Grotte.

Aber hier stauten sich schon Tausende, Weiterkommen unmöglich. Unsere sehr charmante Reiseführerin beglückwünschte uns, dass wir ohne Mühe bis zum Eingang der Grotte und zur Basilika gekommen wären. Denn manchmal sei der gesamte Ort verstopft von zigtausenden Pilgern.

Zu SanMichele kommen an seinem Gedenktag schon ab Mitternacht Unzählige vom Meer her die 800 Meter hinaufpilgern, viele davon den letzten Kilometer auf Knieen. Die Bruderschaften veranstalten Prozessionen. Die Gläubigen tragen Kapuzen wie es sie in Spanien in der semama santa zu sehen gibt.

Von dieser Frömmigkeit zu hören und zu staunen war in Apulien (it.: Puglia) in Sant´Angelo erst der Anfang. Und so ganz nebenbei hatten wird zwei berühmte Unesco-Weltkulturerbe besichtigt: Castel del Monte und Monte Sant´Angelo. Es werden in Apulien noch einige folgen.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Gimbel aus Marburg

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