Momentaufnahmen: "Eine Reise auf dem Nil von Luxor nach Assuan"; Teil 1

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Die Ägypter nennen ihn "Nahr el kholoud", Fluss der Ewigkeit, auch "Shoriyan
al haya", Ader des Lebens, weil er ihnen alles gibt: Wasser, Nahrung und Zukunft. Der Nil ist mit über 6700 Kilometern der längste Fluss auf der Welt. In Ägypten misst er 500 bis 900 Meter Breite. Er speist sich aus zwei Quellflüssen und durchfließt insgesamt neun Staaten.

Einen kurzen Abschnitt dieses mächtigen Stromes haben wir mit dem Schiff erkundet, die Strecke zwischen Luxor und Assuan. Wo einst Schiffskonvois tonnenschwere Monolithen aus den Steinbrüchen Oberägyptens für den Bau der Pyramiden nach Giza transportierten, wo Hohepriester auf Sonnenbarken den Göttern in Prozessionen huldigten, wo Caesar und Kleopatra - begleitet von 400 Schiffen - so richtig in Fahrt kamen, da sind wir in wenigen Tagen in eine tausende Jahre alte Geschichte eingetaucht. Eine Reise wie in der Zeitmaschine durch die Kulturen von damals und heute.

Nach 4 1/2 stündigem Flug von Düsseldorf sind wir nachts gg. 01.35 Uhr endlich in Luxor gelandet. Der kurze Bustransfer führte uns zu unserem Ziel, der "MS Pioneer 2. Glück muss man haben! Da die Reiseplanung geändert worden ist, konnten wir den ersten Tag entspannt auf dem Sonnendeck des Schiffes verbringen. Eingefangen von den neuen Eindrücken, ging die Fahrt los.

Die fruchtbare Nilebene durchzieht das Land wie ein breites Band. Links und rechts davon erstreckt sich die scheinbar nicht enden wollende Wüste. Noch vor der Schleuse in Esna, lernen wir was es heißt, "freie Marktwirtschaft" auf dem Nil. Junge Ägypter "docken" mit ihren kleinen Booten in einem waghalsigen Manöver an das fahrende Schiff an. Die Waren, meist Handtücher, werden einfach über die hohe Reeling auf das Schiff geschmissen. Was gefällt wird behalten, der Rest geht den gleichen Weg von Bord.

Unser Ziel des Tages ist die Stadt Edfu mit dem Horus-Tempel. Die oberägyptische Kleinstadt, die etwa hundert Kilometer südwärts von Luxor und zur linken Seite des Nilufers liegt, zählt heute um die 60.000 Einwohner. Hauptsächlich wird hier noch das alte Töpfereigewerbe ausgeübt.

Die Sonne steht bereits angenehm tief am Himmel, als wir den Horus-Tempel mit unserer Reisegruppe erreichen. Horus ist der ägyptische Falkengott, der noch heute über Edfu wacht. Der Horus-Tempel ist nicht zuletzt deshalb berühmt, weil er die 2000 Jahre seit seiner Entstehung spielend überdauert zu haben scheint. Daher wird ihm das Attribut zugesprochen, der heutzutage am besten erhaltene Tempel der gesamten Antike zu sein. Das war mal ein Anfang!

Während der Nachtfahrt zu unserem nächsten Teilziel scheint es so, als ob unser Schiff die einzige Lichtquelle weit und breit auf dem Nil darstellt. Links und rechts sieht man nur schemenhaft das Land, es ist stockdunkel. Wie heißt es so schön, "Der Kapitän kennt den Weg"! Hoffentlich ... !?

Am nächsten Morgen liegt unser Schiff zumindest vor Anker bei der "Tempelanlage von Kom Ombo". Geschafft! Kom Ombo liegt exponiert und eingekeilt zwischen Nil und Wüste, ca. 40 Kilometer nördlich von Assuan. Seinen Namen bekam der Tempel auf Grund des Standortes auf einem kleinen Hügel (Kom bedeutet kleiner Berg). Unter den ägyptischen Tempeln stellt der Doppeltempel eine Einmaligkeit dar. Er ist zwei Göttern gleichzeitig gewidmet, "Sobek", dem Krokodilgott und "Horus", dem Falkengott. Die beiden Tempel sind identisch angelegt. Reiseleiter Nasser fasziniert mit seinen Erzählungen über den im Innern der Tempelanlage befindlichen ersten Kalender der Zeitrechnung. Vielleicht liegt es auch ein bisschen an seinem charmanten Akzent, dass man ihm an den Lippen hängt ;-) ...

Die Reise geht weiter in Richtung Assuan, wo wir nachmittags mit unserem Schiff ankommen. Assuan ist eine der schönsten Städte am Nil, so behauptet es zumindest der Reiseführer. Das hier ca. 280.000 Menschen wohnen sollen, ist schlecht vorstellbar. Obwohl der Fortschritt industriell auf dem Vormarsch ist, hat sich Assuan seine Ursprünglichkeit erhalten. Nicht zuletzt hat Assuan seine Berühmtheit durch den Bau der zwei Staudämme erlangt. Der 1971 fertig gestellte Sad-el-Ali-Hochstaudamm ist eines der technisch größten Bauwerke Ägyptens.

Die Granitsteinbrüche, unser Ziel am dritten Tag, sind nur einige Kilometer südlich von Assuan entfernt. Hier befindet sich u.a. ein ca. 42 Meter hoher „unvollendeter“ Obelisk, der auf Grund seiner gigantischen Größe schlecht ins Bild gebracht werden kann. Ärgerlich, man steht als einziger Schatten selbst mit im Bild! Wegen mehrerer Risse im Gestein, hat man ihn nicht fertig gestellt. Der Steinbruch wurde über 3000 Jahre lang genutzt und vermittelt ansatzweise wie schwer die ägyptischen Arbeiter damals schuften mussten. Nach so viel schweißtreibender Kultur, freuen wir uns auf die am Nachmittag angesetzte Felukenfahrt auf dem Nil. Dass diese Fahrt unbeabsichtigt zu einem kleinen Abenteuer werden sollte, konnte keiner vorhersehen. Meinem Gefühl folgend, haben wir uns nicht vorne auf dem Boot platziert. Ich bin zwar kein Segler, aber das sich bei der steifen Brise mit vollem Segel die waghalsigen Wendemanöver des Augen scheinig unerfahrenen Jungspunds irgendwann rächen, war abzusehen. So war es dann auch, das Boot wäre beinahe in den Nil gekippt. Wer nicht schnell genug von den Plätzen hochgesprungen war, hatte die Hosen nass! Wir nicht! Ein zweiter „Felukenfahrer“ kam uns zur Hilfe, so dass wir irgendwie angespannt gemütlich doch noch in den Genuss kamen, einen Blick vom Nil auf das Luxushotel „Old Cataract“ zu erhaschen. Das 1899 erbaute Hotel diente schon Agatha Christie als Ort der Inspiration. Ihr Buch „Tod am Nil“ wurde hier verfilmt.

Bürgerreporter:in:

Ines Peters-Försterling aus Marburg

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