Pferdebusfahrt kostete 25 Pfennige

11. September 2010
110 Jahre ÖPNV, Marburg
Die Kulisse für eine schöne Ausstellung im Vereinsheim der Afföllergemeinde.
13Bilder
  • Die Kulisse für eine schöne Ausstellung im Vereinsheim der Afföllergemeinde.
  • hochgeladen von Hans-Christoph Nahrgang

Seit wann gibt es in Ihrer Stadt den öffentlichen Personennahverkehr mit Bussen ? Was, das wissen Sie nicht. Ich muss gestehen, dass auch ich bisher keinen Gedanken an diese Frage verschwendet habe.

Am Samstag hat sich dies jedoch geändert, da ich am Gemeindehaus der Afföllergemeinde in Marburg den Hinweis auf eine Ausstellung über "110 Jahre Öffentlicher Personennahverkehr in Marburg" fand. In diesem Vereinshaus war vor einem Gemälde der Stadt Marburg eine sehr interessante Ausstellung aufgebaut, die anhand von Fotos und anderen Gegenständen die Geschichte der Stadtbusse von 1899 bis heute verdeutlichte. Durch die Fotoausstellung lässt sich nicht nur die Veränderung der Fahrzeuge sehr schön nachvollziehen, nein auch die Änderungen im Stadtbild werden recht deutlich.

Die Mitglieder des Vereins Nahverkehrsgeschichte Marburg e.V. hatten zu dieser Ausstellung eingeladen.

Beim Verlassen der Ausstellung habe ich mir das Buch "Mit Hafer, Strom und Diesel" von Dirk Dannenfeld und Franz-Josef Hanke gekauft. Die Omnibusfreunde Marburg e.V. haben es im Jahre 1999 zum 100-jährigen Bestehen des öffentlichen Nahverkehrs herausgegeben. Auf insgesamt 72 Seiten wird die Geschichte kurzweilig dargestellt.

Um auch Ihnen die Geschichte des Marburger Nahverkehrs etwas näher zu bringen, habe ich die nachstehenden Textstellen dem obigen Buch entnommen:

"...Im Jahr 1899 eröffnete der "Fuhrwerksbesitzer" Bruno Deckmann Marburgs erstes öffentliches Nahverkehrsmittel. Die Pferdebuslinie verkehrte vom Hauptbahnhof ... zum Marktplatz... Die Streckenlänge betrug 2,5 Kilometer. Eine Fahrt kostete damals 25 Pfennige. ...Vier Jahre lang bediente der Pferdebus Marburgs einzige Stadtverkehrslinie, dann wurde er durch eine Pferde-Straßenbahn ersetzt....Aus Heidelberg kaufte Heppe sechs Waggons,... Die Wagen hatten eine Spurweite von 1.000 mm und boten etwa 16 Sitzplätze. ... 13 Pferde erlaubten einen doppelspännigen Betrieb. Als Fahrpreis verlangte Heppe 10 Pf., für Kinder die Hälfte. ...Der Fahrplantakt betrug 20 Minuten, ... Die Kosten für den Bahnbetrieb beliefen sich im Tagesdurchschnitt auf 67,39 Mark. Größter Einzelposten war die Verpflegung der Pferde, sie kostete 30,-- Mark am Tag. ...Da die durchschnittliche Einnahme pro Tag aber nur 65,78 Mark betrug, war der Nahverkehr schon damals ein Zuschußbetrieb. ...Nachdem bereits 1906 Planungen für eine Elektrifizierung angestellt wurden, eröffnete die Stadt schließlich am 23.11.1911 die elektrische Straßenbahn. Die Konzession wurde an die Stadt Marburg für 50 Jahre erteilt. Anders als bei der Pferdebahn übernahm die Stadt den Betrieb nun selbst. ...Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges begannen für die Marburger Straßenbahn schwierige Zeiten. ...Obwohl in Marburg kaum Kriegsschäden zu verzeichnen waren, lag der Betrieb bis 1920 mehrfach wegen Stromabschaltungen still. ...Mit dem Zweiten Weltkrieg nahte auch das Ende der Marburger Straßenbahn. Nachdem 1940 die erste Buslinie Marburgs in Betrieb gegangen war, beschloß die Stadt 1941, die Straßenbahn auf Oberleitungsbusbetrieb umzustellen. ...Bereits 1944
war diese erste Buslinie wohl doch nicht mehr so Kriegswichtig, so daß die drei Busse komplett mit Fahrern an die Westfront beordert wurden. Daß die Faherer gleich mit einberufen worden waren erwies sich als ein Glücksfall, denn anders als bei vielen anderen Verkehrsbetrieben kehrten 1945 alle drei Fahrzeuge unter Obhut der Fahrer wohlbehalten nach Marburg zurück. ...Am 17.5.1951 fand eine große Abschiedsparade mit allen neun noch vorhandenen Fahrzeugen (Straßenbahnen) über die gesamte Strecke statt. ...Am 18.05.1951 löste der Trolleybus dann die hoffnungslos veraltete Straßenbahn ab. ..."

Das Buch informiert detailliert über die Veränderungen des Fuhrparks, die Einbeziehung der Stadtteile, die Inbetriebnahme des neuen Betriebshofes "Am Krekel" und auch die Einführung von Abendlinien. Unter der Überschrift "Sieben Stunden zwischen Streß und Stau" wird der Alltag eines Marburger Stadtbusfahrers beschrieben und Kuriositäten beschließen den Einblick in die Geschichte des Marburger Nahverkehrs seit 1899.

Der Verein Nahverkehrsgeschichte Marburg e.V. ist im Internet unter "www.nahverkehrsgeschichte-marburg.de" zu finden.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

44 folgen diesem Profil

4 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.