WELTREISE 2013, TEIL 15 – INMITTEN PATAGONIENS NATUR

Ärmliches Puerto Chacabuco vor dramatischer Kulisse
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Als wir morgens in der Bucht von Puerto Chacabuco Anker werfen, wundern wir uns sehr, denn an Land sind nur ein paar Baracken und triste Schuppen mit winzigen Industrieanlagen zu sehen. Was sollen wir hier inmitten eines wilden, abgelegenen Fjordes am Ende der Welt? Dann erfahren wir jedoch von der Schiffsleitung, dass früher alle Schiffe den nicht weit entfernten Hafen der größeren Stadt Puerto Aisén am Rio Aisén anfuhren. Doch der von Sümpfen umgebene Hafen ist inzwischen versandet, sodass schon seit einigen Jahren alle Schiffe hier im 17 Kilometer entfernten Fjord Puerto Chacabuco festmachen oder auf Reede liegen. Also auf nach Puerto Aisén!

Wir gehen auf eigene Faust und ohne große Erwartungen per Tenderboot an Land, denn wir haben nur einen halben Tag zu Verfügung. Am Anleger hat man extra für unseren Besuch ein paar ärmliche Info-Stände aufgebaut. Eine nette junge Dame begrüßt uns in einem ganz speziellen T-Shirt mit einem spanischen Wortspiel:
„Soy Chilena, soy Piscolera“.
Dazu muss man wissen, dass Pisco, ein südamerikanischer Weinbrand und das Nationalgetränk Chiles und Perus ist. Die Dame ist also kein Flintenweib (Pistolera), sondern eine friedliche Pisco-Trinkerin, die ihren Pisco mit Coca-Cola mischt: „Pis-Co-Lera“. Ein paar Schritte weiter sehen wir andere Passagiere unseres Schiffes, die mit gestenreichem „Denglisch“ (Deutsch-Englisch) versuchen, mit der Taxi-Mafia einen Preis auszuhandeln. Ich mische mich auf Spanisch ein, und schnell haben wir für sechs Personen ein Großraumtaxi für vier Stunden zu einem annehmbaren Preis gemietet.

Wir brausen los in Richtung der Stadt Puerto Aisén, die wir jedoch zunächst links liegen lassen. Wir wollen hinaus in die Natur und Patagonien hautnah erleben. Durch das liebliche, geschützte Tal des Rios Simpson geht es immer weiter bergauf. Wir sehen Wasserfälle und haben dramatische Einblicke in das Flusstal und Ausblicke auf die Hochebenen, gesäumt von weißen Berggipfeln der südlichen Anden, bis wir nach zwei Stunden mit einigen Fotostopps die Provinzhauptstadt Coyhaique erreichen.

Die von herrlicher Natur umgebene Stadt Coyhaique ist eine schmucklose Provinzhauptstadt, die von den nahegelegenen Zinkminen und der Holzindustrie lebt. Wir bewundern im Tal des gleichnamigen Flusses einen Felsen, der einem Indianerkopf sehr ähnlich ist. Sogar ein Denkmal für den leicht berauschenden Mate-Tee und ein Schäfermonument gibt es hier. Aber das war’s dann auch schon.

Wir fahren die gleiche Strecke zurück bis zum Eingang des Nationalparks Rio Simpson. Hier machen wir einen kleinen Spaziergang zu einem Wasserfall und weiter geht’s zurück bis Puerto Aisén. Dort an der imposanten Hängebrücke über den Rio treffen wir wieder einmal auf frustrierte Mit-Passagiere, die auf dem Schiff vorab eine teure Exkursion gebucht hatten und für viel Geld praktisch nur zu „Kunstmärkten“ in der öden Stadt gekarrt wurden.

Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, zu Fuß über die Hängebrücke zu schlendern. Von dort genießen wir den Ausblick auf den blauen See, die bewaldeten dunkelgrünen Hänge und die schneebedeckten Gipfel am Horizont. Unser Taxi wartet auf der anderen Seite der Brücke und bringt uns die paar Kilometer zurück nach Puerto Chacabuco.

Es war ein unerwartet schöner Tag in der Natur Südchiles. Am frühen Nachmittag wird der Anker gelichtet, und wir ziehen weiter durch die Fjorde Patagoniens zu unserem morgigen Ziel Puerto Montt am südlichen Ende des westlichen Ausläufers der berühmt-berüchtigten Panamericana.

Fortsetzung folgt.
Siehe auch:
http://www.myheimat.de/marburg/freizeit/weltreise-...

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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