OSTWÄRTS UM DIE GANZE WELT: TEIL 14 - REFLEXIONEN AUF DER KUGEL AUS WASSER

Passt!
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Irgendwo auf dem Pazifik. Nun liegt also das Paradies endgültig hinter uns. Ob wir es jemals wieder betreten werden? In einem Punkte sind wir uns ganz sicher, wenn das mit dem Paradies nach unserem Tod nicht klappen sollte, so haben wir hier jedenfalls einen gehörigen Teil bereits genossen. Den kann uns keiner mehr nehmen! Noch heute kreisen Fotos von weißen Korallenstränden, flüsternden Palmwedeln, grün-weißen Seeschwalben und die akustischen Eindrücke der polynesischen Sprache und Musik in unseren Köpfen. Unsere Sehnsucht nach dieser scheinbar heilen Welt verebbt nicht, obwohl wir wissen, dass das Touristenauge täuscht. Jedenfalls lassen uns TV-Berichte aus der Südsee immer noch tief aufseufzen und ein Tränchen wegdrücken.

Wie immer im Leben vergingen die schönen Tage viel schneller als sonst. Ja, die Zeit, sie raste uns förmlich davon. Einen Monat sind wir nun schon an Bord des Schiffes. Sieben Tage Wasser und Horizont liegen jetzt vor uns. Sieben Tage ohne Landgang. Sieben Tage eingepfercht auf einem relativ kleinen Schiff mit 600 Passagieren. Sieben Tage mit Spaziergängen im Oval auf Außenbord. Sieben Tage Loslassen, Entspannung, Besinnung, Verdauung der unzähligen Eindrücke und Gespräche der zurück liegenden Wochen. Eine gewisse Melancholie und Traurigkeit schleicht sich kaum merklich an uns heran. Also her mit dem Liegestuhl auf dem Balkon, dem kühlen Drink, den tropischen Früchten aus dem Paradies und dem guten Buch von Miguel Sousa Tavares: „Am Äquator“. Dies alles in der achten Etage über dem Pazifischen Ozean, begleitet vom Rauschen der Wellen und der wohl gesonnenen Sonne.

Tatsächlich überqueren wir dann irgendwo zwischen den Marquesas Inseln und Mexiko „die Linie“ (zum 10. Male). Wieder befinden wir uns inmitten der lauten Äquator-Party, küssen den toten Fisch, huldigen Neptun und seiner attraktiven Gattin, tanzen Hula und Tamouré, lassen uns mit grellfarbenem Dreck beschmieren und springen in das sich verfärbende Wasser des Pools auf dem Sonnendeck. Jeden Abend gibt es eine andere Party oder Bühnenshow. Sogar die Mannschaft und die Passagiere selbst tragen mit ihren eigenen Shows zur Unterhaltung und Belustigung bei. Gala-Diners, Kapitäns-Empfänge, Modenschauen, Skat- und Doppelkopf-Runden, Tai-Chi, Basteln, und viele andere Aktivitäten locken uns immer wieder aus der Kabine. Sieben Lesungen aus meinem mitgebrachten Buch „10 Jahre Hölle im Paradies“ finden eine beachtliche Resonanz bei den Mitreisenden. Doch der schönste Platz ist und bleibt unser Balkon mit Blick in die Unendlichkeit des Horizonts.

Der Stille Ozean macht seinem Namen alle Ehre. Das Schiff zieht seine Spur durch spiegelglattes bis leicht gewelltes Wasser. Ruhe - nicht einmal ein Möwenschrei ist zu hören. Wir befinden uns auf einer Wasserkugel ohne Land. Losgelöst vom Alltag. Die Welt befindet sich irgendwo jenseits des Horizonts – oder auch nicht. Am sechsten Tag
begleiten uns plötzlich elegante Fregattvögel. Im Wasser tauchen Schildkröten und Tümmler auf. Ein sicheres Zeichen, dass wir uns einer Küste nähern. Nun freuen wir uns schon auf ein Wiedersehen mit dem schönen Acapulco. Ob es noch die leckeren, nur mit Mais gefütterten Grillhähnchen gibt? Vamos!

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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