EINE BEGEGNUNG ZUM NACHDENKEN.

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Heute gegen Mittag war ich in der Obertsadt.
Da stand an der Ecke Wettergasse/ Marktgasse ein Mann auf einem Podest in Barocker Kleidung und bewegte sich in Zeitlupentempo. Vor ihm war ein kleiner Behälter, in dem ein par Cent lagen.
Ich ging ziehmlich nah an ihm vorbei und lächelte ihn an und er erwiderte mein Lächeln. Ich überlegte noch, ob ich ihm zu den par Cent noch was dazu gebe, aber dann bin ich doch in Richtung Marktplatz weitergangen mit dem Gedanken, auf dem Rückweg gebe ich ihm dann was.
Als ich zurückkam, stand er neben seinem Podest und rauchte einen Zigarette. Ich sprach ihn an und fragte ihn, seit wann er schon da stehen würde? Er zuckte nur mit den Schulter und gab mir zu verstehen, dass er nichts versteht. Ich nannte einige Nationlitäten bis er was von Ungarisch sagte. Weil ich ihn nicht gleich verstanden habe, fragte ich nochmal nach ob er wirklich aus Ungarn wäre. Er sagt nur : JA.
Da habe ich ihn gleich auf Ungarisch angesprochen und seine Augen leuchteten mit einem Male auf und er lachte über das ganze Gesicht und freute sich sehr, dass ihn endlich jemand versteht.
In der Unterhaltung mit ihm erfuhr ich, dass er in Ungarn arbeitslos geworden ist. Irgendwann hat er dann so eine Figur gesehen und die Bewegungen von dem abgeguckt. Er hat dann fleißig vor dem Spigel geübt und sich von seinen letzten Ersparnissen dieses Kostüm gekauft. Zuerst ist er in Ungarn von Stadt zu Stadt gereist, aber das Geld was er dort bekommen hat, hat kaum zum Essen für einen Tag gereicht.
So ging er ins Ausland, inzwischen reist er mit seinem Bruder, der Geige spielt. Ich fragte ihn, wo sie übernachten würden? Sie reisen meistens nachts und schlafen im Bus oder Bahn, da würden sie sich die Übernachtungskosten sparen.
Was so eine Tageseinnahme wäre, wollte ich noch wissen.
Wenn es nicht so gut liefe, dann wären es ca. 20,-€ und wenn es einigermassen gut liefe, dann wären es ca 30,-€ bis 35,-€.
dafür steht er 8-9 Stunden auf dem Podest.
Das ist aber ein schlechter Stundenlohn habe ich mir gedacht, griff nach meiner Geldbörse und gab ihm 10,-€. Er bedankte sich mehrmals und seine Augen leuchteten noch mehr als am Anfang.
Dann fragte er mich ganz zögerlich, ob er mich um etwas bitten dürfte.Er hätte so Rückenschmerzen und bräuchte Schmerztabletten und weil er kein Deusch kann, ob ich ihm Schmerztabletten besorgen könnte. Zufällig hatte ich noch von meinem Urlaub ein Kärtchen davon in meiner Handtasche, die ich ihm dann gab.
Er konnte nur noch soviel sagen , nachdem er sich bedankte: "es war Gottes Fügung, dass wir uns begegnet sind".
Mit wie wenig kann man einen Menschen glücklich machen, habe ich mir dann gedacht als ich mich von ihm verabschiedet hatte und es machte mich auch glücklich , eine gute Tat begangen zu haben.

Bürgerreporter:in:

Friederike Haack aus Marburg

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