DIE STIMME DER VERKÜNDERIN SCHWEIGT FÜR IMMER

Die Reihen lichten sich: unsere großen Idole verlassen uns für immer. Die Liste der in den letzten Monaten verstorbenen echten „Superstars“ ist schon unansehnlich lang und ich habe das Gefühl, dass ein Teil unserer Nachkriegskultur dahin geht. Als kleiner Trost bleiben uns eingefleischten Musikliebhabern die schwarzen Scheiben oder Silberlinge mit den Stimmen der Persönlichkeiten, die durch ihren Tod große Lücken auch in unser Leben reißen.

Odetta mit ihrer rauen aber klassisch geschulten Stimme war Vorbild und Einfluss für viele amerikanische und internationale Sänger, darunter Harry Belafonte, Bob Dylan, Joan Baez, Janis Joplin, Miriam Makeba. Sie betrat die Bühne mit einer einfachen akustischen Gitarre, die sie nur sparsam einsetzte, um ihren emphatischen Gesang zu stützen und zu dramatisieren. Ihr Repertoire reichte vom Blues über Work-Songs, Spirituals, bis zum schlichten Folksong. Einen ihrer berühmtesten und großartigsten Auftritte hatte sie in Harry Belafontes Konzert in der Carnegie Hall am 2. Mai 1960: „Waterboy“ war der Wasserjunge bei den Arbeitern des „Chain Gangs“ (angekettete Sklavenarbeiter). Siehe: http://www.youtube.com/watch?v=VSDeROnTq64&feature...

Doch sie war nicht nur eine starke Stimme, sondern auch eine überzeugende Persönlichkeit, die sich für die Rechte der Afroamerikaner einsetzte. Gemeinsam mit Dr. Martin Luther King jr., Sidney Poitier, Harry Belafonte, Sammy Davis jr. und vielen weißen Bürgerrechtlern marschierte sie 1963 im „Marsch auf Washington“ mit und wurde fast zu einer Heiligen unter ihren farbigen Brüdern. Sie sang ihre Songs unkonventionell, um für ihr Anliegen „Gehör zu finden, zu predigen und zu verkünden“. In Birmingham, Alabama geboren, erlebte sie von klein auf die Diskriminierung ihrer Rasse „in the back of the bus“ (auf den hinteren Bänken des Busses), wo schwarze Schulkinder von der Nationalgarde gegen den weißen Pöbel geschützt werden mussten, um die Schule besuchen zu können.

Eine ihrer stärksten Interpretationen war der Spiritual: „God almight’s gonna cut you down“.
Das ist jetzt für sie wahr geworden. Nach langem Nierenleiden verstarb Odetta am 2.12. in New York City an Herzversagen.

Am 13.4.2008 hatte sie einen ihrer letzten Auftritte im Rollstuhl für Ghandis Truth Force in der New Yorker Kirche St.John the Devine: „GLORY HALLELUJAH“:
http://www.youtube.com/watch?v=BLfE7p75g2g&feature...

Bürgerreporter:in:

Hans-Rudolf König aus Marburg

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