"Am Fenster stand der Emmerich .." Der Marburger Aufstand gegen Napoleon am 24.6. 1809.

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Ich hänge dem Beitrag ein Foto der diese Ereignisse betreffenden Passage aus der hauptsächlichen Quelle, nämlich Karl Lynkers "Geschichte der Insurrectionen gegen das westphäiische Gouvernement", Kassel 1857, an. So kann sich jeder selbst ein Bild davon machen. Wenn myheimat die volle Datenmenge überträgt, ist es nach Herunterladen sehr gut lesbar.

Bei dem Anhang handelt sich um ein Foto des Exemplars der Universitätsbibliothek Marburg und eine Randbemerkung eines frühen Lesers ("ungerecht") weist auch schon auf das Hauptproblem dieser Quelle hin: Lynker stand unter dem Druck der Censur des Kurstaates! Eine heroisierende Darstellung der Freiheitskämpfer hätte Kurfürst Friedrich Wilhelm sicherlich nicht hingenommen.

Im Gegensatz zu seinem Vater, Kurfürst Wilhelm I., der noch konsequent den mittelalterlichen staats-Socialismus mit konsequenter Zwangsbewirtschaftung der Grundnahrungsmittel betrieb, war sein Sohn ein Despot, der seine Unterthanen massenhaft in die Auswanderung trieb. Bismarck sagte über ihn in einer Rede am 30.1. 1869, man habe in Kassel Unterlagen gefunden, nach denen Friedrich Wilhelm dem Bau der für die Volkswohlfahrt so wichtigen Hanauer Eisenbahn erst dann zugestimmt hatte, als das Schmiergeld stimmte.

Daß die Unternehmung Andreas Emmerichs von vornherein zum Scheitern verurteilt war, ist kompletter Unfug! Sie geschah in einer Zeit, als Napoleon am 22. Mai bei Aspern zum ersten Mal in seinem Leben (von Erzherzog Karl) geschlagen worden und sogar zum ersten Mal selbst verwundet worden war (Unterschenkelschuß), als in Kassel die Erhebung Oberst v. Dörnbergs zwar gescheitert war, doch eine erhebliche Veunsicherung bei den Franzosen hinterlassen hatte und als der Herzog von Braunscheig Oels aus Schlesien mit etlichen tausend Freischärlern bereits tief in Sachsen eingedrungen war - er eroberte danach Halberstadt und zog am 31. Juli in Braunschweig ein. Von der kühnen Unternehmung des Majors Schill und seiner Husaren ganz zu schweigen! Hätte die Marburger Erhebung zu einem Volksaufstand in Hessen geführt, die Befreiung von der französischen Unterdrückung wäre möglich gewesen! Doch die Marburger blieben lieber in ihren Betten!

Auch in der deutchen Tagespresse dieser Zeit fand das Ereignis Beachtung! Ich lege ein Foto des Leitartikels der damals führenden "Zeitung für die elegante Welt" vom 26.6. bei. Dieser ist offenbar unter dem Eindruck dieser Ereignisse geschrieben. Unter dem Deckmantel von Theaterrecensionen verbreitete diese Zeitung gern politisch brisante Botschaften: " ...das unaufhörliche Summen der politischen Angstkäfer ... eat your pudding, slave, and hold your tongue".

Zum Schluß füge ich eine Foto eines Gedichtes des Oberforstmeisters Friedrich von Wildungen über den Heldentod des Obersten Emmerich bei, der mit seiner Pfeife seine eigene Hinrichtung commandirte.

Die Botschaft dieser Marburger Freiheitshelden von 1809 an uns Heutige ist, sich nicht allem zu fügen, was "von oben" verordnet wird. Ende des Monats wird das Urteil des BVerfG zum "Vertrag von Lissabon" erwartet: einem unsäglichen Convolut von Gummiparagraphen, das in toto nichts anderes als die Abschaffung der Demokratie auf dem Verwaltungswege beinhaltet. Unsere "Volksvertreter" haben es willenlos in Berlin durchgewinkt. Jemand, der sich "von oben" alles gefallen läßt, wird zwangsläufig als Sklave und in Schande enden.

Bürgerreporter:in:

Heinrich Rautenhaus aus Marburg

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