50 Jahre Perry Rhodan und der 3.000ste Geburtstag

30. September 2011
Rosengarten, 68161 Mannheim
ein blick ins foyer
5Bilder

Am Wochenende vom 30sten September zum 2ten Oktober fand in Mannheim zum fünften Mal der Perry Rhodan Weltcon statt. Mit dem Veranstaltungsort Mannheim, Rosengarten, fand Perry Rhodan zu seinen Wurzeln zurück, denn 1980 startete hier der erste WeltCon. Als Fan der Serie, auch wenn ich seit über 100 Heften die Serie nicht mehr regelmässig lese und inzwischen etwas kritischer gegenüberstehe, war es praktisch Pflicht dem WeltCon zu besuchen. Nach 1980 im Rosengarten Mannheim, 1986 in der Saarlandhalle Saarbrücken, 1991 im Kongresszentrum Karlsruhe und 2000 in der Mainzer Rheingoldhalle habe ich mich zum 5ten Mal auf den Weg gemacht und gelte damit sicher bei mehr als 30 Jahren Fan und Leser und fünf WeltCons als ein Urgestein. Neben meiner Haupteigenschaft als Fan und Besucher war ich diesmal als Aussteller dabei, galt es doch den Verlag Saphir im Stahl ein wenig zu bewerben.
Der Con begann bereits am Freitag. Im Mozartsaal stimmte die Con-Band Cosmolodics die Besucher auf den Con ein. Leider war ich nicht sehr begeistert von der CD, die am Montag danach im freien Radio Darmstadt in der Sendung Area 64 vorgestellt wurde. Ein leichter Sprechgesang in deutscher Sprache, wie bei Bruce Low, dann aber der abrupte Abfall, da plötzlich eine eher kieksige Frauenstimme in englischer Sprache sich mit Gesang versuchte. Bis zur offiziellen Eröffnung am Freitag wurden Bilder und Ereignisse aus den 50 Jahren den Besuchern vorgestellt. Für einige wenige gab es dann ein ständiges "Weisst Du noch ...?" Erlebnis. Die offizielle Eröffnung im Musensaal folgte um 18:00 Uhr, obwohl bereits am 16:30 Uhr die ersten Programmpunkte anliefen. So gab es diesmal auch Programmpunkte für die Kinder in Gucky's Kids Club. Mit Rüsselmops- und Gucky-Zeichnen-Lernen begann die Veranstaltung, nur eine von vier gleichzeitig stattfindenden Programmschienen. Aber wie bereits erwähnt, die eigentliche Eröffnung zur längsten fortlaufenden Science Fiction-Serie der Welt fand im Musensaal mit Klaus N. Frick und Mike Hillenbrand statt. Der Eröffnung folgte um 18:15 Uhr der Programmpunkt "Wie alles begann". Die Hinterbliebenen Bonnie Bruck, Inge Mahn und Heidrun Scheer erzählten dabei über die Arbeit der Autoren. Von 19:00 Uhr bis 24:00 Uhr folgte ein Programmpunkt nach dem anderen im Musensaal. Gleichzeitig lief im Roten Salon eine grosse Lesenacht, an der sich jede Menge Autorinnen und Autoren beteiligten. Auch an den beiden folgenden Tagen fand sich für jeden Besucher die entsprechende Veranstaltung, die über den Erben des Universums berichteten.
Die ganze Veranstaltung, von der Verlagsunion Pabel Moewig geplant, hätte aber ohne die Heerscharen der freiwilligen Helfer nicht stattfinden können. Vor allem die Frauen und Männer vom Darmstädter SF-Stammtisch sorgten für einen Reibungslosen Ablauf. Ihnen zur Seite standen Fans aus anderen Städten, sogar aus Mannheim eine sehr kleine Anzahl. Besonders möchte ich eine Position hervorheben, die ich auf keinen anderen Con gesehen habe. Die Beauftragte für behinderte Personen. So wurden Blinde und Rollstuhlfahrer sehr aufmerksam bedacht und ihnen geholfen.
Perry Rhodan startete am 8. September 1961 in einer damals noch überschaubaren Auflage mit seinen Sternen-Abenteuern. Und das Heft Nummer Eins der ersten Auflage ist heute eine gesuchte Rarität. Wohl dem, der Band 1 bis 2500 der Erstauflage sein Eigen nennt. Die Serie erscheint bis heute, aktuell, da diese Zeilen geschrieben werden mit Heft 2616. Daneben erschienen circa 500 Taschenbücher, die Schwesterserie Atlan, einige Spin-offs, Hörspiele, Hörbücher, E-Books, Computerspiele, Comics und vieles mehr. Da ist natürlich ein Treffen, Con genannt, zum fünfzigsten Geburtstag zu veranstalten. Die weltweit grösste Zusammenkunft der Perry-Rhodan-Fans fast schon Pflicht, für den Verlag als Veranstalter wie auch die Besucher, die aus Europa und sogar aus Japan und den USA anreisen.
Bis heute ist die Serie immer noch umstritten. Die Gegner der Serie behaupteten bereits 1961 Perry Rhodan, der Held der Welt würde faschistoide Züge tragen. Und nur, weil er als Anführer eine Gruppe unerschrockener Männer und Frauen versucht, die Uneinigkeit der Erde zu einigen. Die angebliche Landser-Weltraum-Serie sorgt selbst heute noch auf Zeit-Online für Unmut bei den Fans, weil dort ein sogenannter Journalist, der alle Grundlagen seiner Ausbildung unter den Tisch fallen liess, gegen Perry Rhodan hetzte, ohne auch nur eine Zeile selbst gelesen zu haben. Die Perry Rhodan Fans erklärten ihn für inkompetent, während die Redaktion weiterhin an ihm festhielt und lediglich Leser-Beiträge recht willkürlich kommentierte oder gar aus Zensurgründen entfernte. Die Gegner von Perry Rhodan sprechen von Trivialliteratur. Nun, diese Einschätzung stellt niemand in Abrede. Die Fans begleiten Stil und Erzählform durchaus kritisch, bleiben ihrer eigenen Geschichte der Menschheit allerdings verbunden. Und ein Stück davon übertragen sie oft in ihr alltägliches Leben. Unverbrüchlich stehen die Leser und in erhöhtem Mass auch die Leserinnen, hinter ihrer Serie, die vom Aufbruch der Menschheit ins All berichtet. Diesen Aufbruch kann der Leser nun erneut verfolgen, denn pünktlich zum 50sten Geburtstag startet die Reihe Perry Rhodan Neo. Die Idee hinter dem Neustart der Serie, die zum Teil fünf Auflagen erlebte, ist, sie dem heutigen Leser schmackhafter zu machen und zeitgemässer zu erzählen. Der Serie wird nachgesagt, dass sie die vorherrschenden Alltagsprobleme, vor allem aber die politische Lage, national wie international, in den Weltraum projiziere. In den 1960er Jahren, zu Zeiten des Kalten Krieges, den heut kaum noch jemand zur Kenntnis nimmt, war viel Action militärischer Art angesagt. In den 1970ern drängte es nach Harmonie und Frieden. Und die 1980er standen im Zeichen der Grünen und einem erwachten ökologischen Bewusstsein. Seit den 1990er Jahren haben es die Leser vermehrt mit einer, meist zuerst nur diffus erscheinenden übergeordneten Bedrohung zu tun. Es ist eine Angst vor Krieg und Wirtschaftskrise, die auf der Erde tagtäglich in den Medien ihren Widerhall findet und in der Serie einen nicht unerheblichen Einfluss einnimmt. Selbst heutzutage, so ein Gedankenspiel, scheint der gelegentliche Einsatz eines High-Tech-Waffenarsenals unvermeidbar zu sein. Hier kommen dann wieder die ewig gestrigen, Nichtleser und Buhmänner ins Spiel, die der Serie immer noch faschistoides Gedankengut unterstellen. Dabei ist die Serie seit Beginn dabei, von der ewigen Suche nach einer friedlichen Zukunft der Menschheit zu berichten.
An der Universität Tübingen beschäftigt sich Prof. Dr. Kaspar Maase mit Perry Rhodan. In einem Forschungsprojekt, welches sich über einen Zeitraum von drei Jahren erstreckte, beschäftigte er sich mit Serien wie Perry Rhodan. Im Foyer fanden sich dazu einige Informationen, die jedoch meist unbeachtet blieben. Die Lesegewohnheiten, die die Leser an den Tag legten, die Beziehung der Fans zu ihren Helden und zueinander und im Besonderen zu den Autoren waren das Forschungsobjekt von Herrn Maase. Dies Punkte wären jedoch nicht ausreichend. Perry Rhodan erscheint unter anderem in Brasilien und Japan, so dass auch die weltweite Vernetzung in den Fokus der Betrachtung rückte. Gerade die besondere Verbundenheit mit den Autoren zeigte sich am Sonntag, als sich lange Schlangen bei den Autoren bildeten, als diese stundenlang geduldig Autogramme gaben.
Inzwischen startet die Stardust, das Raumschiff von Perry Rhodan und seiner Mannschaft, Bull, Flipper, Manolo, nicht im Jahr 1971, sondern 2036. Die heutige Welt wird vom Autor Frank Borsch, wie bereits 1961, in die Zukunft verlegt und die Probleme in verzerrter Form dargestellt. Leider findet sich im neuen Heft kein einziger Hinweis auf den Originalautor, dessen Heft nicht nur als Grundlage, sondern in vielen Teilen wörtlich übernommen wurde. Frank Borsch ist zudem für die Exposés der Perry-Rhodan-Neo-Reihe verantwortlich.

Schlussatz:
Das Weltraummärchen wird mit den berühmten Worten weitergeführt: "Und wenn sie nicht gestorben sind, ... "

Bürgerreporter:in:

erik schreiber aus Bickenbach (HE)

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