“In jedem von uns steckt ein Held” - Special Olympics National Summer Games Bremen 2010

Die 24 Sportler mit ihren Coaches und Betreuern
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“Ich wünsche euch natürlich viel Erfolg bei den Spielen. Gebt das was ihr habt und dann wird das schon klappen. Viel Spaß euch!” Mit diesen Worten grüßte Abwehrspieler Per Mertesacker (Werder Bremen) die Athleten der Special Olympics National Summer Games aus dem Quartier der deutschen Fußballnationalmannschaft in Südafrika und wünschte ihnen viel Glück.

Dass diese Botschaft für die Special Olympics Athleten der Höhepunkt der eindrucksvollen Eröffnungsfeier in der Bremen Arena war, versteht sich in Zeiten der WM-Euphorie von selbst. Aber auch der Überraschungsact „Revolverheld“, die Grußworte von Bremens Bürgermeister und momentan amtierenden Bundespräsidenten Jens Böhrensen und natürlich der olympische Eid („Lasst mich gewinnen. Doch wenn ich nicht gewinnen kann, lasst mich mutig mein Bestes geben!“), vorgetragen von Special Olympics Athlet Roman Eichler, wurden von den geistig- und mehrfach behinderten Sportlern, ihren Trainern, Familien und den mitgereisten Special Olympics Fans bejubelt.

Mittendrin: die 24köpfige Delegation aus dem Ries. 17 Sportler des Integrativen Sportvereins SG-Handicap Nördlingen und ihre sieben Betreuer und Coaches haben seit Monaten dafür gekämpft, in Bremen teilnehmen zu dürfen. Es ist im Behindertensport nämlich leider sehr viel mehr nötig als Spaß und Freude am Sport. Die Reise von Nördlingen nach Bremen ist lang und anstrengend – und nicht billig; ebenso die Unterkunft vor Ort. Aber dank vielen Spenden, zwei kostenlos zur Verfügung gestellten Busen von der Firma Heuchel und den Lebenshilfe Werkstätten Nördlingen und großer Eigenbeteiligung wurde die Teilnahme an den Special Olympics National Summer Games 2010 in Bremen doch möglich.

Vor allem das Training der Leichtathleten konnte zwar wegen des schlechten Wetters erst relativ spät auf die kleine Nebenbahn im Rieser Sportpark verlegt werden – und auf der kleinen Bahn können leider auch nur die Kurzstreckenläufer trainieren – aber die Athleten waren trotzdem seit Wochen Feuer und Flamme!

Zuerst ging es aber für sechs Athleten schon am Donnerstag, den 10. Juni los. Gemeinsam mit Coach Andreas Eder machten sie sich auf den Weg um vor den „Specials“ noch einen Zwischenstopp bei den Internationalen Deutschen Leichtathletik Meisterschaften der Behinderten einzulegen. Diese fanden in Bottrop statt. Über 500 Athleten aus über 40 Nationen gingen an den Start, darunter auch zahlreiche Spitzensportler aus dem In- und Ausland. Paralympicssieger von Peking, sowie amtierende Welt- und Europameister (z. Bsp. Weltstar Oscar Pistorius aus Südafrika) kämpften um Medaillen.
Für die Truppe vom SG-Handicap aus Nördlingen war das natürlich ein perfektes Warm-Up. Einer der Nördlinger Athleten, Mickel Schwab, wurde in die Deutsche Nationalmannschaft berufen. Diese belegte in der 4 x 100 Meter Staffel den Ersten Platz und ist somit Internationaler Deutscher Meister! Auf den 2. Platz kam die Staffel vom Landesleistungsstützpunkt Fürth, in der ebenfalls ein Nördlinger Athlet, Markus Protte, sein Bestes gab.
Dieser Markus Protte sorgte noch für eine Sensation im Weitsprung. Im 4. Durchgang lag er mit 5,05 m noch an sechster Stelle. Im folgenden Versuch jedoch sprang er 5,58m! Eine Weite, die nicht nur klar den Sieg bedeutete, sondern auch die Norm, die für die anstehenden Europameisterschaften in Kroatien erreicht werden musste.
In den verschiedenen Läufen (100, 200, 400 und 5000 Meter) kamen die Athleten Martin Leiminger, markus Protte, Mickel Schwab, Markus Miederer und Werner Fickel insgesamt neun Mal unter die besten zwölf!
Im Kugelstoßen der Männer erreichten Markus Protte und Mickel Schwab mit dem 4. und dem 7. Platz weitere Top Ten Ergebnisse.
Die einzige Frau im Team, Daniela Heinz, stieß die 4kg Kugel auf eine Weite von 7,19 Meter, was Platz 8 bedeutete. Übrigens konnte in dieser Disziplin die Chinesin Zhang Liangman mit 11,43 Meter einen neuen Weltrekord erreichen!
Zu guter letzt erreichten Markus Protte, Micekl Schwab und Daniela Heinz in dem international großartig besetzten Feld beim Diskuswurf die Plätze vier, fünf und elf.

Nach diesen auf höchstem Niveau ausgetragenen Internationalen Deutschen Leichtathletik Meisterschaften der Behinderten ging es dann am Sonntag weiter nach Bremen zu den Special Olympics. Dort schaute die nun mit den restlichen rieser Athleten vereinte Gruppe natürlich erst einmal gemeinsam das erste Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Australien an. Schließlich unterstützt die Nationalmannschaft Special Olympics und Bastian Schweinsteiger und – wie bereits erwähnt – Per Mertesacker sind nur zwei der etlichen prominenten Unterstützer.

Nach kurzer Akklimatisierung und dem traditionellen olympischen Eröffnungszeremoniell konnten die Athleten dann auch endlich ihr sportliches Können zeigen. In den Klassifizierungsläufen werden die Athleten gemäß ihren Leistungen in homogene Gruppen eingeteilt. So tritt bei Special Olympics nie der absolut „stärkste“ gegen einen vermeintlich sehr viel „weniger starken“ Sportler an. Nach diesem speziellen System hat jeder die Chance zu gewinnen.
Dass die aus den USA kommende Bewegung Special Olympics auch in Deutschland immer größer und beliebter wird zeigen die Zahlen: in Bremen sind dieses Jahr so viele Teilnehmer gemeldet wie nie zuvor! Ca. 4550!
In 20 Sportarten (Badminton, Boccia, Basketball, Fußball, Golf, Handball, Judo, Bowling, Kraftdreikampf, Kanu, Leichtathletik, Radfahren, Roller Skating, Schwimmen, Reiten, Tennis, Tischtennis, Unihockey, Beach Volleyball, Karate, wettbewerbsfreies Angebot) zeigten sie ihr Können.
Die Athleten aus dem Ries waren in ihren Disziplinen, Schwimmen und Leichtathletik, souverän und erfolgreich wie immer. Mit 7 Gold-, 7 Silber- und 6 Bronzemedaillen um den Hals sind sie am Samstagabend zurück in den Krater gekehrt. Wie immer war aber auch dieses Mal das Motto „Dabei sein ist Alles“. Und für die Sportler ist es wirklich das Größte, bei einem solch großen Sportevent teilnehmen zu dürfen! Die strahlenden Gesichter zeigen es: Special Olympics ist nicht nur für die Gesundheit der Athleten gut – denn gerade für behinderte Menschen ist Sport und Bewegung unglaublich wichtig! – auch das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein wird gestärkt. Endlich einmal im Mittelpunkt stehen und zeigen dürfen, was man kann – die Möglichkeit dazu haben vor allem geistig behinderte Menschen in unserer Gesellschaft leider immer noch zu selten.

Bürgerreporter:in:

Verena Leiminger aus Nördlingen

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