1444 wurde zuletzt als östlicher Abschluss des Chorumgangs eine Kapelle angebaut, die gesungenen Stundengebeten der Marienverehrung diente und deshalb Marientidenkapelle genannt wird. In ihr ist ein spätmittelalterlicher Marienaltar, der aus Antwerpen stammt, zu bestaunen.
Der beeindruckende Bau der Marienkirche mit der Doppelturmfassade war Ausdruck der Macht und des Wohlstandes der alten Hansestadt. Sie gilt als Mutterkirche der norddeutschen Backsteingotik, denn sie war Vorbild für 70 Kirchen im Ostseeraum, z.B. für das Doberaner Münster.
Die Marienkirche erfuhr im Zweiten Weltkrieg schwerste Zerstörungen, der fast die gesamte Ausstattung zum Opfer fiel. An die Schrecknisse des Krieges erinnern die bei Brand herabgestürzten Glocken im Südturm. Bei dem Wiederaufbau kamen Wandmalereien der Erbauungszeit zum Vorschein, die freigelegt, aber unglücklicherweise zeitweilig durch Fälschungen ergänzt wurden. Von den ehemaligen Kunstwerken blieb das Sakramentshaus aus Erzguß von 1476-79 erhalten. In der Marientidenkapelle ist das Antwerpener Retabel von 1518 sehenswert. Der doppelflügelige Altar zeigt in 26 gemalten und geschnitzten Szenen das Marienleben. Ein modernes Triumphkreuz schuf 1959 der Bildhauer Gerhard Marcks. Eine astronomische Uhr, die ursprünglich im 16. Jahrhundert entstand, wurde nach alten Vorlagen rekonstruiert. Die alten Glasmalereien gingen bei dem Luftangriff 1942 verloren. Einige Fenster wurden kunstvoll neu gestaltet, u.a. das monumentale Westfenster, in dem Hans Gottfried von Stockhausen 1962 den Tag des Gerichtes dargestellt hat.
Bei dem Bombenangriff im März 1942 wurde die berühmte Totentanzorgel, auf der bereits Dietrich Buxtehude und mit großer Wahrscheinlichkeit Johann Sebastian Bach gespielt haben, ein Opfer der Flammen. 1986 wurde eine neue Totentanzorgel mit 56 Registern und ca. 5000 Pfeifen installiert. Die Tradition der Orgelkonzerte wird fortgeführt.
Schön, dass du die Marienkirche hier vorstellst!
Ich habe sie mir 2010 angesehen, als wir ein Wochenende in Lübeck verbrachten. Für mich war sie so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Angetan hatten es mir v.a. die floralen Muster an der Decke - aber am meisten beeindruckten mich die zerschellten Glocken. Ich finde es gut, dass sie als Mahnmahl an Ort und Stelle geblieben sind.