Ausflugstipp Schleswig-Holstein
Lübeck - wo Marzipan auf Mittelalter trifft

Holstentor Lübeck  (©Katja Woidtke)
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Marzipan gehört zu Lübeck wie die Weißwurst zu München oder die Lüttje Lage zu Hannover. Für Touristinnen und Touristen, die die schöne Hansestadt an der Trave besichtigen, ist ein Besuch des Stammhauses der Firma Niederegger Pflicht. Die riesige Auswahl erlesenen Marzipans in verschiedenen Variationen macht es nicht einfach, eine Entscheidung zu treffen, welche Nascherei für die Familie zu Hause mitgebracht wird.


Aber Lübeck hat außer Marzipan weitaus mehr zu bieten. Für eine Tour durch die Altstadt ist der Reiseführer "Lübeck - Königin der Hanse" aus dem Schöning-Verlag zu empfehlen. Er gibt interessante Informationen zu den Sehenswürdigkeiten, und die Klappkarte am Ende des Buches ist eine gute Übersicht über die knapp zwei Kilometer lange und einen Kilometer breite Altstadt Lübecks.

Mit dem Wahrzeichen Lübecks, dem Holstentor, beginnt unsere Tour durch die Vergangenheit. "Concordia domi foris pax" steht auf der äußeren Seite des Tores. ("Eintracht drinnen, Friede draußen") Wegen des morastigen Untergrundes steht das 1478 erbaute Wehrtor etwas schief vor uns, beeindruckt aber dennoch mit seinen wuchtigen Mauern.

Vom Holstentor ist es nur ein Katzensprung zu den Salzspeichern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert an der Trave. Die wurden allerdings Mitte des 19. Jahrhunderts neu aufgemauert. In den Speichern wurde früher das wertvolle Salz gelagert, bevor es weiter nach Skandinavien verschifft wurde. Wir orientieren uns an dem Kirchturm St. Petri, von dem wir einen Blick aus luftiger Höhe auf Lübeck werfen wollen. Durch die enge Straße "Kolk" kommen wir am TheaterFigurenMuseum vorbei. Ein Abstecher in das Museum mit seinen Exponaten aus der ganzen Welt lohnt sicher, aber wir wollen heute das Flair der Altstadt einfangen und verschieben den Besuch auf später. Gleich nebenan befindet sich das Figurentheater Lübeck. Das Repertoire des Theaters macht ebenfalls Lust auf mehr. "Der Schimmelreiter" und Der Barbier von Sevilla" stehen u.a. auf dem Spielplan.

Blick auf die Altstadt aus luftiger Höhe

Wir spazieren weiter und stehen vor dem mächtigen Kichturm von St. Petri. Von der Ausichtsplattform des Turmes habt ihr einen hervorragenden Blick auf die Altstadt, die von Trave und Wakenitz umarmt wird. Mit einem Fahrstuhl werdet ihr bequem nach oben gebracht und könnt euch von dort einen ersten Überblick von den Sehenswürdigkeiten verschaffen. St. Petri wurde 1987 wieder aufgebaut, nachdem nach dem Krieg nur noch die Außenwände der Kirche gestanden hatten. Heute hat die Kirche keine eigene Gemeinde und wird daher u.a. für Kunstausstellungen genutzt.

Nun zieht es uns zum Marktplatz, auf dem wir an einem Modell Lübeck erfühlen können. Gegenüber steht der "Kaak" auf dem Platz. In den 1980er Jahren wurde das Gebäude, in dem sich früher Marktbuden befanden und im oberen Bereich Gauner der Bevölkerung wie an einem Pranger zur Schau gestellt wurden, wieder aufgebaut. Am anderen Ende des Marktplatzes erstreckt sich das Rathaus in verschiedenen Abschnitten mit unterschiedlicher Architektur. Wir sind beeindruckt von den Windlöchern, die die hohen Wände des Rathauses bei zu starker Windbelastung entlasten und den architektonischen Kontrasten an der Fassadenseite zum Markt. Unter dem Danzelhaus hindurch geht es zum Niedereggerstammhaus. Von dort haben wir einen guten Blick auf die Renaissance-Treppe des Rathauses. Leider ist die Lübecker Altstadt während unseres Besuches eine große Baustelle, so dass es fast nicht möglich ist, gute Fotos zu machen. Die gelingen uns am höher gelegenen Erker.

Die Sage vom Teufel in Lübeck

Hinter dem Erker führen Arkaden am Rathaus zur Kirche St. Marien. Prächtig aber dennoch schlicht steht die Kirche vor uns. Auf dem Granitblock neben dem Eingang sitzt die Skulptur eines Teufelchens. Rolf Görler erinnert mit ihm an eine Lübecker Sage. Die Bürgerinnen und Bürger Lübecks sollen dem Teufel den Bau einer Kneipe versprochen, dann aber die Kirche gebaut haben. Vor Wut habe der Teufel daraufhin den großen Steinblock vor das Gotteshaus geschmissen. Ein Abstecher in die Kirche ist unbedingt zu empfehlen. Wir waren vor allem von der astronomischen Uhr und den Wandmalereien aus dem Mittelalter fasziniert.

Hinter der spätbarocken Fassade des Buddenbrookhauses verbirgt sich der moderne Nachbau des Hauses, in dem die Großeltern des Schriftstellers Thomas Mann lebten.

In eine völlig andere Welt tauchen wir ein, als wir einen Blick in die kleinen Gänge zwischen Hunde- und Glockengießerstr. werfen. Idylle pur herrscht heute dort, wo früher Tagelöhner ihre Buden in den Hinterhöfen hatten.

Auf dem Koberg besichtigen wir St. Jakobi, in der eines der Rettungsboote des 1957 gesunkenen Segelschulschiffes "Pamir" an das Unglück erinnert. Imposant ist auch das bronzene Taufbecken mit Deckel. St. Jakobi wurde 1276 erbaut, erhielt aber im 17. Jahrhundert eine Aufstockung des Kirchturmes und die barocken Zierkugeln an der Spitze.

"Allen zu gefallen, ist unmöglich" steht an dem Gebäude der Schiffergesellschaft gegenüber von St. Jakobi. Es diente den Lübecker Kapitänen als Versammlungsraum. Mit dem Heiligengeist-Hospital am Koberg schufen die Lübecker schon um 1300 ein nicht kirchliches Hospital für die Kranken und Alten der Stadt.

Uns zieht es jedoch weiter zum mächtigen Burgtor. Teile davon stammen aus dem Jahre 1230. Auch heute noch beeindruckt das Tor der einstigen Wehrmauer. Abseits der Baustellen und des Gewusels in der Altstadt finden wir auf unserem Weg zurück zum Dom am anderen Ende der Stadt viele schöne Straßenzüge mit historischen Wohnhäusern.

Lübecker Dom mit Paradies

Der Dom wurde 1173 von Heinrich dem Löwen gegründet. Die Nachbildung des Braunschweiger Löwen neben der Lutherbuche erinnert an ihn. Die spätromanische Eingangshalle am Domvorplatz wird "Paradies" genannt. Dorthin flüchteten sich oft kleine Gaunerinnen und Gauner, da auf dem Domgelände die Ratsherren keine Macht über die Bürgerinnen und Bürger hatten. Im Dom sind besonders das Triumphkreuz und die Flügelaltäre sehenswert. Die Türme, die zu den sieben Türmen als Erkennungszeichen der Stadt zählen, gehören noch zur Gründungszeit des Baus.

Nach einem Tag voller Sehenswürdikeiten, vom Marzipan über Mittelalter zur Renaissance und mit vielen interessanten, ersten Eindrücken aus der schönen Hansestadt Lübeck geht es für uns zurück zum Auto. An der Obertrave entlang machen wir noch einige Fotos und verabschieden uns mit einem traumhaften Motiv von der Fußgängerbrücke über die Trave Richtung Altstadt.

Solltet ihr den Rückweg zur Ferienwohnung an der Ostsee über Travemünde fahren wollen ACHTUNG: In Lübeck werdet ihr durch die Ausschilderung zum kostenpflichtigen Tunnel unter der Trave hindurch bei Gothmund gelotst. Dass die Strecke Maut kostet, wird erst kurz vorher beschildert. Die kostet zwar nur 1,30€, der Automat wechselt aber nicht, so dass ihr passendes Kleingeld dabei haben solltet. Ihr könnt aber den Tunnel über die Autobahn umfahren und spart euch so auch das umständliche Fahren durch Lübeck.


Weitere Ausflugstipps für Schleswig-Holstein findet ihr hier: Mit Katja durch Schleswig-Holstein

Quellen:

Homepage der Stadt Lübeck
Infotafeln an den Sehenswürdigkeiten
"Lübeck - Königin der Hanse" Schöning Verlag

Bürgerreporter:in:

Katja Woidtke aus Langenhagen

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