Clever oder was?? Eine Realsatire aus dem schönen Gladenbacher Hinterland

Vor wenigen Minuten haben sich zwei meiner Kinder (8 und 10 Jahre alt) gemeinsam mit der Tochter der Nachbarin zu Fuß auf den gut 3 km langen Weg in den nächsten Ort gemacht - wild entschlossen, dort doch noch einen Bus zu ergattern, der sie mit nach Marburg nimmt, wo sie sich eine Sportveranstaltung im Stadion ansehen wollen.

Eigentlich hatten wir es ja ganz anders geplant: Bereits Stunden zuvor hatte ich ein Anruf-Sammeltaxi für die Kinder bestellt, welches hier und in vielen anderen Gebieten des Landkreises die Beförderungslücken - insbesondere an den Wochenenden - schließen soll. Linienbusse verkehren hier (und in vielen anderen Ortschaften des Landkreises) samstags und sonntags gar nicht.

Dieses AST kam auch; der Fahrer jedoch sah sich jedoch außerstande, die Kinder zu befördern, da nur eins der Kinder ein gültiges Ticket vorzeigen konnte. Die Kinder haben eine Weile vergeblich versucht, ihm begreiflich zu machen, dass sie zwar Besitzer einer sogenannten "Clevercard" sind, diese sie aber trotz zahlreicher Bemühungen meinerseits bisher nicht erreicht hat. Die Kinder hatten ihre alten Karten dabei, auf denen Name, Adresse, Geburtsdatum, die besuchte Schule etc. vermerkt ist; das ältere meiner Kinder außerdem auch ein zwei Tage altes Schreiben der Stadtwerke Marburg, welches den Versand der neuen Karte bestätigt.

Was war passiert?

Gewöhnlich erhalten alle schulpflichtigen Kinder der Gemeinde spätestens am letzten Schultag vor den Ferien ihre neuen Buskarten - in der Regel die sogenannte "Clevercard". Diese ermöglicht es den Kindern unter anderem, in allen Schulferien die öffentlichen Verkehrsmittel im gesamten Bereich des RMV (einschließlich AST) kostenlos zu nutzen. Der RMV wirbt eifrig dafür - auch auf den Seiten der Stadtwerke Marburg.

Meine Kinder kamen jedoch diesmal ohne neue Buskarten am letzten Schultag zurück. Im Zuge meiner Nachforschungen über den Verbleib der Karten hatte ich viele interessante - und selbstverständlich auch kaum zeit- oder nervenraubende - Telefongespräche mit dem RNV, dem RMV, den betreffenden Schulen, den Stadtwerken Marburg und zuletzt auch mit der freundlichen Dame beim AST, die schließlich einfach einhängte.

Richtig zuständig war aber eigentlich keiner und verantwortlich sowieso nicht: Im nur notdürftig, nämlich an einem Vormittag in der Woche, besetzten Sekretariat der Grundschule teilte man mir mit, keine Karten erhalten zu haben. Dies wurde von den Stadtwerken Marburg wenige Minuten später vehement bestritten, da sie die Karten angeblich bereits im Mai an die Schulen ausgeliefert hatten.

Zum Verbleib der Karte meiner 10-jährigen Tochter, deren Grundschulzeit vorüber ist und die nach den Sommerferien eine weiterführende Schule besuchen wird, teilten mir die Stadtwerke mit, dass in einem solchen Fall die neuen Buskarten grundsätzlich erst zum Beginn des neuen Schuljahres verschickt werden, da dies "nicht anders zu bewerkstelligen" sei. Ahja. Interessant.

Schließlich erklärte sich die zuständige Sachbearbeiterin jedoch dazu bereit, die neue Karte umgehend per Post an mich zu verschicken. So kam dann schließlich auch vor 2 Tagen ein Brief hier an, den ich für meine Tochter zur Seite legte. Doch bevor meine Tochter überhaupt ihre vermeintlichen Buskarten in Empfang nehmen konnte, bekam ich überraschend einen Anruf aus Breidenbach. Dort hatte eine andere Mutter die Bustickets meiner Tochter erhalten und ich, wie sich dann wenig später heraus stellte, die ihres Sohnes. Wir vereinbarten telefonisch, uns die Tickets gegenseitig zuzuschicken. Wir haben ja sonst nix zu tun... Und die Ferien, in denen unsere Kinder dann eifrig das heftig beworbene Ticket nutzen können, ums ins Schwimmbad zu kommen, shoppen zu gehen oder einfach nur mal die Gegend zu erkunden, haben ja auch grad erst begonnen ;-)

Wer bezahlt jetzt eigentlich den Sprit für das eh schon subventionierte AST, das hier nur meiner Kinder wegen angefahren ist, um dann leer wieder zu verschwinden und drei schulpflichtige Kinder im Alter von 8 bis 13 Jahren auf der Straße stehen zu lassen? Und wer bezahlt eigentlich Mitarbeiterinnen, die mir süffisant am Telefon erklären, Sie könnten ja nicht die Unternehmen bescheißen, wenn die Kinder keine Karten dabei hätten auch wenn man ihnen noch so glaubhaft versichern kann, dass diese Kinder sehr wohl Karten haben, die ihnen jedoch nicht ausgehändigt wurden und die man jederzeit hätte nachreichen können, da die Kinder eh alle Nase lang mit dem AST fahren und den Fahrern auch in der Regel eh persönlich bekannt sind??

Bürgerreporter:in:

Carmen Rieb aus Pohlheim

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