In Ihren Leistungen unerreicht: Wissenswertes aus der Welt der Libellen

Herbst - Mosaikjungfer, Männchen
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Die Großlibellen kann man wohl als die schönsten und größten Insekten unserer heimischen Natur bezeichnen. Mit ihrer Farbenpracht und ihrer filigranen Struktur sind sie unumstritten die Könige unter den Insekten. Einige von ihnen tragen diesen Adelstitel zu Recht in ihrem Namen.

Großlibellen unterscheiden sich von den Klein- und Prachtlibellen nicht nur allein durch ihre Größe. Das auffälligste Merkmal ist ihre Flügelstellung. Klein- und Prachtlibellen falten in Ruhestellung ihre Flügel zusammen, während sie bei den Großlibellen gespreizt bleiben.

Libellen gibt es schon sehr lange auf der Erde. Erste Funde von libellenähnlichen Tieren fand man als Fossilien. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass sie aus dem Zeitalter des oberen Karbon stammen und etwa 320 Millionen Jahre alt sind. Diese Libellen waren mit Flügelspannweiten von 60 bis 72 Zentimetern extrem groß und muskulös.
Libellen, wie wir sie heute kennen, flogen schon zur Blütezeit der Dinosaurier in der Jura- und Kreidezeit. Seit den letzten 150 Millionen Jahren haben sich der Bau und die Lebensweise der Libellen evolutionsmäßig nur noch minimal verändert. Dies spricht für die perfekte Konstruktion der Tiere, abgestimmt auf ihre Lebensräume.

Ein sehr guter Freund und Wegbegleiter namens Werner Heydrich, zu dessen Freizeitbeschäftigungen auch die Paläontologie zählt, stellte mir ein Foto zur Verfügung, welches eine versteinerte Larve einer Großlibelle zeigt. Hierfür meinen herzlichsten Dank!

Die fossile Larve ist im Original 31 Millimeter lang und ist auf ein Alter von etwa 12,5 Millionen Jahren datiert. (Siehe Bildserie.)

Diese Spezies, aus der so vielfältigen Familie der Insekten, wurde bestimmt von jedem schon einmal beobachtet. Meistens jedoch im Flug. Libellen leben leider nur wenige Wochen oder Monate als Fluginsekt, nachdem sie zuvor mehrere Jahre als räuberische Larve in einem Gewässer zugebracht haben. Selten lassen sie sich zum Sitzen nieder. Meistens dann, wenn sie ihren Feinden, wozu auch Großlibellen anderer Gattungen zählen, in der Luft entkommen wollen. Nähert man sich ihnen zu unvorsichtig, starten sie gleich wieder in die Lüfte.

Superlative:

Großlibellen sind sehr scheue Dauerflieger. Was ihre Flugkünste angeht, sind sie unübertroffen. Diese pfeilschnellen Jäger beschleunigen von 0 auf 50 km/h innerhalb einer Sekunde. Dabei erreicht das Tier eine Querbeschleunigung von atemberaubenden 30 G, also das 30fache der Erdbeschleunigung. Zum Vergleich: Der hochmoderne Kampfjet Eurofighter kommt gerade einmal auf maximale 9 G. Viel mehr vermag ein durchtrainierter menschlicher Körper auch nicht auszuhalten. Sie können in der Luft stehen, Haken schlagen, segeln und sogar rückwärts fliegen. Ihre kurzen, borstenartigen Fühler haben schon seit ewigen Zeiten keine Tastfunktion mehr. Sie dienen dem Insekt vielmehr zur Messung seiner Fluggeschwindigkeit. Sie sind also als eine Art Tachometer umfunktioniert worden.

In der Nähe der vier Flügelenden befinden sich am oberen Rand je ein farblich ausgefülltes Segment, in Fachkreisen "Ptyrostigmata" genannt. Dieses kann, je nach Gattung grau, schwarz. rot. gelb oder orange gefärbt sein. Ich nenne diese Ptyrostigmata liebevoll "Positionslichter". Diese Flügelfelder sind nichts anderes als Trimmtanks, in die die Libelle während ihrer Flugmanöver Flüssigkeit hinein- und herauspumpt! Ihre Flügel schlagen dabei mit einer Geschwindigkeit von 30 Schlägen pro Sekunde auf und ab. Das ist für eine solch hohe Fluggeschwindigkeit relativ langsam, taugt jedoch zu den tollsten Kunstflugfiguren in Perfektion. Ihre vier Flügel sind extrem stabil, obwohl sie nur 0,1 Millimeter dick sind. Jeder einzelne von ihnen kann unabhängig voneinander gesteuert werden. Das Gewicht beträgt pro Flügel etwa 2 %
des Gesamtgewichtes einer Libelle.

Eine Große Königslibelle erreicht eine Körperlänge von 11 Zentimetern und etwa die gleiche Flügelspannweite. Ihr Gewicht beträgt nur etwa 1,2 Gramm. Diese Insekten also wahre Meister des Leichtbaus. Dabei sind es äußerst kräftige Lastentiere. Forschungen haben ergeben, dass sich eine Große Libelle mit dreimal mehr Gewicht in die Luft erheben kann, als das leistungsfähigste von Menschen erbaute Fluggerät.

Ihre Flugmuskulatur und die dazu gehörigen Gelenke sind die kompliziertesten im gesamten Tierreich und bilden hier im Insektenreich eine Ausnahme. Bis heute versucht die Wissenschaft, trotz Einsatz von Supercomputern, vergeblich den Flugapparat künstlich nachzubauen.

Libellen sind Räuber und jagen ihre Beute im Flug. Was einmal zwischen ihren dornenbewährten Beinen gefangen ist, wird so schnell nicht wieder entkommen. Die weitläufige Meinung, dass Libellen stechen können, wird hier gänzlich revidiert. Da Libellen keinen Stachel besitzen, ist dies auch nicht möglich. Es kommt vor, dass sich solch ein großes Insekt auch mal einen Menschen als Landeplatz auswählt. Reizt dieser das Tier auf unachtsame Weise, so kann die Libelle zubeißen. Der Biss einer Großlibelle ist zwar deutlich spürbar, jedoch nicht schmerzhaft. Die Kiefer der Libellen müssen lediglich in der Lage sein, die Chitinpanzer ihrer Beutetiere zu knacken. Libellen sind also für uns in jeder Hinsicht völlig harmlos.

Großlibellen zu fotografieren gehört zu den schwierigsten Herausforderungen eines Naturfotografen überhaupt. Einem gelungenen Schnappschuss sind in der Regel unzählige Fehlversuche vorausgegangen. Geduld und Ausdauer sind hier gefragt. Ich habe mit meiner Partnerin Heide alle Phasen des Tages genutzt, um Euch, liebe Naturfreunde und Leser von "myheimat", einzigartige Bilder von diesen wundervollen Tieren zur Verfügung zu stellen.

Wenn Euch, liebe Leser, dieser Bericht gefallen hat, sagt es Anderen, wenn nicht, sagt es mir. Ich freue mich über jeden Eurer Kommentare. Mehr wissenswertes über diese fantastischen Hochleistungsflieger und ihre Artenvielfalt könnt Ihr auf "www.waldschrat-online.de" reich illustriert nachlesen. Die Bilderserie zu diesem Bericht wurde aus Urheberrechtsgründen mit einem Wasserzeichen versehen. Ich bitte Euch hierfür um Verständnis.

Herzliche Grüße
Willi

Bürgerreporter:in:

H. - Willi Wünsch aus Bergheim

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