Mit Gisela in Kroatien - die Bucht von Bakar

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Jedes Mal wenn wir von der Insel Krk kommend einen Ausflug nach Rijeka machen, benutzen wir die alte Adriatische Küstenstraße an der Bucht von Bakar entlang. Die Bucht befindet sich etwa 20 Kilometer südlich von Rijeka.

Auf unserer Fahrt an der Küste entlang passieren wir drei Ortschaften: Kraljevica, die kleinere Ortschaft Bakarac und die Stadt Bakar im Norden am Ende der Bucht. Ursprünglich führte die Straße direkt durch den Ort Bakar. Mittlerweile verläuft sie quer am Hang. Ganz oben über die Hügel ist die neue Autobahn angelegt.

In der Bucht von Bakar hatte die k. u. k. Kriegsmarine während des Ersten Weltkrieges einen ihrer wichtigsten Stützpunkte. Allerdings gelang es den Italienern in einem Handstreich mit nur 30 Mann auf Schnellbooten am 10. Februar 1918, Bakar einzunehmen, was schon sehr verwunderte, da der Naturhafen leicht zu kontrollieren war.

Seit dem Mittelalter wurde in der Bucht Thunfisch gefangen. Bei der Ortschaft Bakarac sehen wir noch drei restaurierte, schräge Holzleitern. Sie sind am Ufer aufgestellt und dienten bis in die 1980er Jahre als Aussichtspunkte für die Fischer. Im Mai und im August/September kamen die Schwärme von Thunfischen in die Bucht. Das Wasser darüber kräuselte sich in einer ganz charakteristischen Form und die Fischer auf den Leitern signalisierten zum Fang. Sofort wurde die Bucht versperrt, so dass die Thunfische nicht mehr entkommen konnten. Früher wurde nicht nur das nahe Rijeka, sondern auch Triest und Venedig mit dem hier gefangenen Thunfisch von sehr hoher Qualität versorgt. Durch die Industrialisierung in der Bucht ist die Qualität der Thunfische nicht mehr so gut wie früher und wegen Überfischung gibt es auch nicht mehr so große Mengen davon. Heute wird nicht mehr nach Thunfisch gefischt.

Diese systematische Industrialisierung in der Bucht begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Das führte zu einem deutlichen Aufschwung des Hafens von Rijeka. 1965 wurde noch eine Raffinerie der Firma INA gebaut. 1969 wurde dann der Erz- und 1978 auch der Kohlehafen von Rijeka in die Bucht von Bakar verlegt. In die Bucht von Omišalj auf der Insel Krk kam der Erdölhafen hin. Von ihm führt eine 7 km lange und 20 Zoll dicke Pipeline zur Öl-Raffinerie in Rijeka. Die Raffinerie liegt 12 Kilometer südlich von Rijeka und verfügt über einen eigenen Hafen. In Bakar befand sich bis Ende der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts eine Kokerei.

Die zahlreichen nicht mehr genutzte Trockenmauern an den Hängen sind Überbleibsel des ehemals betriebenen Weinanbaus für die Sektproduktion. Es gibt sie immer noch - die Sekt-Sorte Bakarska Vodica, Allerdngs heute kommt der Sekt nicht mehr aus Bakar.

Fremdenverkehr hier in dieser Bucht? Gibt es nicht mehr wegen der industriellen Nutzung. Schade, wenn man die Schönheit der Bucht und in Bakar die Schönheit des alten Stadtteiles Grad mit seinen prächtigen Kaufmanns- und Kapitänshäusern, mit seinen vielen schmalen Treppen und Gässchen und seiner mittelalterlichen Bausubstanz sieht. Der Stadtkern wurde 1968 zum Kulturdenkmal erklärt.

Bakar ist ein kleines Hafenstädtchen. Es besteht zum einen aus dem älteren Grad, das an den steilen Abhängen liegt und an der Küste dem neueren Stadtteil Primorje. An der höchsten Stelle von Bakar wurde 1530 das Kastell errichtet. Ab 1671 verfiel es. Im 18. Jahrhundert wurden nach zwei Erdbeben die Festungsmauern tiefer gesetzt und die Dachstühle angeglichen. Dadurch erhielt das Kastell sein heutiges Aussehen. Die Kellerräume dienten lange als Gefängnis von Bakar, wo auch Tito inhaftiert war.

Die Pfarrkirche St. Andreas hat Barockaltäre aus Marmor. Sie ist die drittgrößte Kirche Kroatiens.

1918 kam Bakar zu dem neu entstandenen Königreich Jugoslawien.

In den frühen 1920er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde die Kommunistische Partei Jugoslawiens verfolgt und ihre Führer verhaftet. In den Werften und Industriegebieten, auch in der Bucht von Bakar, schlossen sich die Arbeiter im Geheimen zusammen, um sich gegen ihre Ausbeutung zu wehren. Auch der spätere jugoslawische Präsident Josip Broz Tito, wurde wegen politischer und krimineller Betätigung im Kastell von Bakar inhaftiert. Man erzählt sich, Tito hätte später als Präsident aus Rache in der Bucht die Kokerei bauen lassen, welche die Luft der ganzen Gegend verpestete

Die Marineakademie von Bakar muss unbedingt erwähnt werden. 1849 wurde sie als Navigationsschule eingerichtet und sie gibt es immer noch. Hier entstand die erste Fachhochschule Kroatiens. Mit ihren Segelschulschiffen "Bakar Margita" und "Vila Velebita" wurden die ersten kroatischen Expeditionen unternommen. In der Marineakademie haben im Laufe der 165 Jahren ihres Bestehens tausende von Seeleuten ihr Wissen über Nautik erworben, und tausende von Mädchen sind am Wochenende nach Bakar gefahren um die Kadetten zu besuchen, wir mir eine unserer kroatischen Fremdenführerin erzählte.

Oben über dem Ort führt die Adriatische Küstenstraße vorbei. Dort hat es einen kleinen Parkplatz, auf dem wir immer auf der Rückfahrt von Rijeka nach Krk einen kurzen Fotostop einlegen.

Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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