Mit Gisela nach Burgund: von Dijon über Vezelay nach Auxerre.

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Burgund besteht nicht nur aus der Cote d´Or mit dem Hauptort Dijon, sondern setzt sich aus insgesamt vier Departements zusammen: Cote d´Or wie schon genannt, Nivre mit dem Hauptort Nevers, Saone-et-Loire mit dem Hauptort Mácon und Yonne mit dem Hauptort Auxerre. Letzteres werden wir heute besuchen. Die schönste Jahreszeit um in Burgund zu reisen ist der Herbst. Er ist meist heiter und klar. Die Landschaft ist mit dem milden Licht und der herbstlichen Farbenpracht ein Augenschmaus. Ihr habt bestimmt schon bemerkt: eine Reise durch dieses Land im Herzen Frankreichs ist wie eine Fahrt durch ein Tor in die große Vergangenheit der alten Welt, wie eine Einkehr in die Schatzkammern Europas. Das Mittelalter ist hier noch lebendig, in jedem Fall viel lebendiger als anderswo. Für den Kunstkenner ist Burgund von einzigartiger Faszination. Hier gibt es fast alles. Streng anmutende, verschlafene kleine Städte deren Kunstschätze immer wieder unsere Erwartungen übertreffen. Romantische Schlösser mit südländischem Charme inmitten von Weinbergen. Dann natürlich noch die großartigen Denkmäler romanischer Baukunst: Kirchen, Kathedralen und Klöster, von denen viele UNESCO-Weltkulturerbe sind wie Vezelay und Fontenay die wir heute besuchen werde.

Wir haben Dijon um 08:00 Uhr verlassen und nähern uns Avallon. Am Anfang der Stadt geht es links hoch zum Parc de Chaumes. Dort angekommen stehen wir plötzlich mitten im Wald. Als ich das erste Mal dort war, wusste ich zwar, was ich dort wollte, aber ich wusste nicht wo und das kam so: In einem Buch hatte ich gelesen, dass man Avallon nur sehen kann wie es im Mittelalter war, wenn man zum Parc de Chaumes fährt. Plötzlich sah ich das Schild und mir fiel das Gelesene wieder ein. Ich sagte zum Busfahrer, fahre bitte links hoch und immer dem Schild „Parc de Chaumes“ nach, was er auch brav tat. Wir landeten mitten im Wald, alle Leute lachten und der Busfahrer war auf der Lichtung den Bus schon am drehen. Aber, wenn ich neugierig bin und was wissen will, dann hält mich ja keine Macht der Welt davon ab. Ich sagte: „Stop! Hier steigen wir aus. Nehmen sie bitte alle ihre Fotoapparate und Kameras mit, sie werden gleich Avallon sehen, wie man es nur hier aus dem Wald erblickt, nämlich so wie im Mittelalter“. Ich habe meinen Leuten aus dem Bus geholfen und in der Zwischenzeit mit den Blicken die Gegend erkundet. Alles Wald und sonst nichts! Aber vor uns kam ein kleiner Sonnenstrahl durch den dunklen Wald. Ich dachte mir: Wenn, dann nur dort und bin ganz zielsicher mitten durch den Wald auf den Sonnenstrahl zu. Dabei habe ich gebetet: Bitte lieber Gott, lass da vorne Avallon sein. Richtig gebetet und er hat mich erhört. Wir kommen an eine kleine Lichtung und vor uns liegt Avallon in der Sonne wie im Mittelalter. Ein unglaublicher Anblick. Nicht zu beschreiben. Man muss es gesehen haben. Die befestigte Altstadt liegt auf einem Granitvorsprung hoch über dem Cousin-Tal. Da die Stadt im Mittelalter eine Festung war, sind rings um die Altstadt noch große Mauerabschnitte mit mehreren Türmen und Toren erhalten. Zwar wurde ein Großteil des Bollwerks im 17. Jahrhundert geschleift, aber vor uns liegt ein Abschnitt einer unversehrten mittelalterlichen Stadtmauer mit Türmen. Die Kirche St.-Lazare wurde im 12. Jahrhundert an der Stelle eines älteren Gotteshauses errichtet, um die von Heinrich dem Großen von Burgund der Stadt geschenkten Reliquien des hl. Lazarus aufzunehmen.

Bei Avallon beginnt der Naturpark des Morvan mit seinen tiefen, geheimnisvollen Wäldern, den verträumten Tälern und den wilden Bächen, in denen die Forellen mit den Kajaks der Wassersportler um die Wette zu schwimmen scheinen. Wie eine Insel liegt der Granitfelsen Morvan im kalksteinhaltigen Burgund. Der Morvan ist zu einem der dreiundzwanzig regionalen Naturschutzparks geworden. Die höchste Erhebung misst 902 m. Sehr oft wurde diese Region als isoliert bezeichnet. Heute ist sie beliebt wegen ihrer hügeligen, von Wäldern bedeckten Landschaft, die durch die Vielfalt ihrer Seen, Flüsse, Dörfer und Gehölze so charakteristisch ist.

Von weiten sehen wir Vezeley, das wir besuchen werden. Die von Befestigungen umgebene Stadt wird von der aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammenden Basilika beherrscht.
Sie war im Mittelalter einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte und ein bevorzugter Zwischenhalt auf dem Weg nach Compostella. 1146 rief hier der hl. Bernhard zum zweiten Kreuzzug auf. Ehe Vezelay zur Stätte des Gebets wurde, war es Schlachtfeld gewesen. Bei der Teilung des karolingischen Reiches war Niederburgund an die französische Krone gefallen. Girand Herzog von Burgund erkannte die Oberherrschaft Karl des Kahlen nicht an und erhob sich – wie viele andere Vasallen auch – gegen den König. Bei Vaubeton in der Nähe des Dorfes Saint-Pére schlugen sich die verfeindeten Heere in blutigem Gemetzel, als aber plötzlich Feuer vom Himmel fiel und die beiden Heerbanner verschlang, brachen König und Herzog die Schlacht ab. Girard ließ daraufhin dort, wo sich heute Vezelay erhebt, ein Nonnenkloster errichten. Es wurde von den Normannen zerstört, worauf der Herzog ein neues Kloster erbauen ließ. Zweihundert Jahre später übernahmen Mönche aus Cluny das Kloster und erstellten eine Kirche, in der die sterblichen Überreste der hl. Maria Magdalena beigesetzt wurden. 1120 brach während einer Pilgermesse ein Brand aus, das Kirchengewölbe stürzte ein und begrub mehr als eintausend Wallfahrer unter sich. Ab 1150 wurde das Gotteshaus wieder aufgebaut und mit der prächtigen romanischen Vorhalle ausgestattet. Unter den Hugenottenkriegen des 16. Jahrhunderts und der Französischen Revolution hatte die Kirche schwer zu leiden. Hier machen wir eine Pause von 1 1/2 Stunden.

Bei unserer Weiterfahrt sehen wir auf der rechten Seite Saint-Pére. Seine Kirche ist deshalb von besonderem Interesse, weil sie sich fast noch genau in dem Zustand befindet, in dem sie 1455 vollendet worden ist. Begonnen wurde mit dem Bau zweihundert Jahre früher.

Wir fahren weiter in Richtung Norden und sehen auf der linken Seite im Cure-Tal den Lac Sauvin.

Links auf einer Anhöhe hoch über dem Fluss Cure erhob sich in römischer Zeit die befestigte Siedlung Cora. Von ihr sind nur noch die Fundamente einiger Türme erhalten.

Unsere Fahrt geht weiter durch das idyllische Cure-Tal. Es ist von außergewöhnlicher landschaftlicher Schönheit. Der Fluss dient vor allem dem Kanu- und Kajaksport, doch in den früheren Jahrhunderten war er ein wichtiger Transportweg für die Holzwirtschaft, auf dem die im waldreichen Tal geschlagenen Baumstämme zu den flussabwärtsgelegenen Sägewerken geflößt wurden. Über zwanzig Tropfsteinhöhlen säumen den oberen Lauf der Cure.

Links sehen wir Arcy-sur-cure, das malerisch auf einem hohen Felsen liegt. Es hat eindrucksvolle Tropfsteinhöhlen, von denen nur die Grande-Grotte der Öffentlichkeit zugänglich ist. Sie ist mehr als zwei Kilometer lang.

Vermenton kommt in Sicht, das am Fuß der Hügelkette liegt, welche die Cure säumt. Der Ort hat eine romanische Kirche.

Wir kommen nach Cravant. Hier mündet die Cure in die Yonne. Den Graben, der einst der Stadtmauer vorgelagert war, hat man in eine schöne Promenade umgewandelt. Die Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Jetzt fahren wir weiter durch das Yonnetal.

Wir nähern uns Auxerre, das in der Römerzeit eine wichtige Zwischenstation an der Straße von Lyon zum Mittelmeer war. Hier wurde 378 jener Germain geboren, der zunächst als Statthalter und Herzog in der Bretagne kämpfte, ehe er sich zum Christentum bekehrte, seine Habe unter die Armen verteilte und als Bischof von Auxerre ein heiligmäßiges Leben führte. Seine sterblichen Überreste befinden sich in der Krypta der gotischen Kathedrale Saint-Germain. Die Straßen und Gassen sind zum Teil noch mittelalterlich anzusehen. Die Altstadt bildet ein Sechseck, das mit einer Seite an die Yonne angrenzt. Sie ist von Boulevards eingefasst, die dem Verlauf der längst niedergelegten Stadtmauer folgen. Zu den bedeutendsten Persönlichkeiten, die in Auxerre geweilt haben gehören die Jungfrau von Orleans und Napoleon, der über Auxerre von seinem Exil auf Elba nach Paris zurückkehrte, ehe er nach der Niederlage bei Waterloo nach St. Helena verbannt wurde.

Hier in dieser schönen Stadt machen wir eine Pause von einer Stunde, bevor wir nach Chablis weiterfahren.

Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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