Friedrich Levy - sein unbekanntes Schicksal wurde erst 2009 aufgeklärt.

Damals lebte hier in Linz die Familie Heinrich Levy. Sie betrieben hier eine Metzgerei.
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Wir gehen zurück in die Vergangenheit:
Damals lebte hier in Linz die Familie Heinrich Levy. Sie betrieben hier eine Metzgerei. Heinrich Levy war in zweiter Ehe verheiratet und brachte in diese seinen zweijährigen behinderten Sohn Friedrich mit. Friedrich war hier in Linz im Antoniushaus als Zögling untergebracht.
(siehe folgenden Bericht über das Antoniushaus: http://www.myheimat.de/linz-am-rhein/beitrag/66064...)

1909 verstarb der Vater 49jährig. Die Stiefmutter besuchte das Kind weiterhin. Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 wurde Friedrich in die Heil- und Pflegeanstalt Johannistal bei Süchteln verlegt. 1938 starb seine Stiefmutter.

Wieder in der Gegenwart angekommen:
Man bat mich um Hilfe. Nach mehrjährigen Recherchen, war eine Bekannte von mir an einem Punkt angelangt, wo die Nachforschungen ins Stocken geraten waren. Es ist ihr sehr wichtig, dass das Schicksal von Friedrich Levy nicht in Vergessenheit gerät.

Einige Tage später erschien bei myheimat der Artikel Datenbank zur Suche nach KZ-Opfern von Hubert Joachim. Dank diesem Artikel konnte das Schicksal von Friedrich Levy aufgeklärt werden.

Hier die traurige Geschichte von Friedrich Levy:
Wie oben schon erwähnt, war Friedrich bis 1933 in Linz im Antoniushaus der Hausener Brüder untergebracht.

Dann wurde er nach Johannistal verlegt.

Irgendwann in den nächsten sieben Jahren kam er in die Heil- und Pflegeanstalt Herborn. Diese arbeitete mit der Marburger Psychatrie zusammen. Dort fanden Versuche der Behringwerke statt. In einem Bericht der Verwaltung des Bezirksverbandes Hessen heißt es 1937: „Eine systematische Ausprobierung des hefeartigen Mittels Eugenozym, das angeblich nicht nur die Schizophrenie heilt, sondern auch die Erbmasse [!] der Schizophreniekranken günstig verändern soll, wurde in monatelang fortgesetzten Versuchen bei einer größeren Anzahl alter und frischer Fälle von Schizophrenie durchgeführt, gemeinsam mit der Landesheilanstalt Herborn."

Am 25. September 1940 wurde er gewaltsam mit weiteren 39 jüdischen Patienten in die Gießener Heil- und Pflegeanstalt, die als Sammelanstalt für jüdische Patienten fungierte, verschleppt. Wenige Tage später wurden 126 Menschen mit einem Transport nach Brandenburg an der Havel gebracht, wo sich eine Tötungsanstalt im alten Zuchthaus befand und dort durch Gas am 01. Oktober 1940 ermordet. Bis 1934 war dort das KZ Brandenburg untergebracht. Bis 1939 baute man einige Gebäude zu einer Euthanasie-Anstalt um mit der Bezeichnung: "Landespflegeanstalt Brandenburg“. Ab 1940 wurde die Anstalt benutzt, in der in diesem Jahr ca. 9000 psychisch Kranke und geistig Behinderte in der Gaskammer ermordet wurden. Die Gaskammern waren als Duschen getarnt. Die Opfer waren aus allen Heil- und Pflegeanstalten Norddeutschlands nach Brandenburg gebracht worden Die letzen Morde wurden am 29. Oktober 1940 durchgeführt. An diesem Tag starb ein Transport mit Kindern. Danach wurde die Euthanasie-Anstalt nach Bernburg verlegt.

Das Morden geschah genauso wie in den anderen Euthanasie-Anstalten: Busse brachten die Opfer nach Brandenburg, wo sie registriert, ausgekleidet, untersucht und vergast wurden. Ab Juli 1940 verbrannte man die Leichen in einem Gebäude an der Straße Paterdamm außerhalb der Stadt. Das Gelände wurde getarnt als "Chemisch-Technische Versuchsanstalt".

Quellen
http://www.deathcamps.org/euthanasia/t4intro_d.htm...
Referat von Ernst Klee am 6. August 1999 am PI der Universität Hamburg
Wikipedia: NS-Tötungsanstalt Brandenburg
"Jüdische Patienten in der Gießener Anstalt und deren Funktion als "Sammelanstalt" im September 1940" von Monica Kingreen

Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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