Wien, Sommer 1975

Stephansdom
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17. Juli 1975

Von Matthäus Felder: „Als wir in Österreich waren, mussten wir unsere Uhren wieder auf MEZ umstellen. Am Wiener Südbahnhof gingen wir gleich zur Information und ließen uns die Adressen sämtlicher Jugendherbergen geben. Zwei davon steuerten wir an, nur um zu erfahren, dass sie belegt seien. Nun blieb kaum etwas anderes übrig als uns zwei Amerikanern anzuschließen, die die Adresse einer Pension hatten (Ketzergasse), wo man pro Übernachtung 50 Schilling zahlte. Jürgen wollte sich wieder mal zuhause melden und so fuhren wir ins Zentrum, mussten noch viele Geschäftsstraßen ablaufen bis wir aufs Post- und Telegrafenamt in der Mondscheingasse stießen. Einmal verirrten wir uns sogar in die Hofburg. Aber sonst sahen wir wenig typisch Wienerisches. Uns fiel auf, dass besonders die älteren Wiener sehr hilfsbereit und freundlich waren. Wir fuhren auch viel mit der Trambahn, obwohl diese schon sehr an unseren wenigen Schillingen zehrte. In der Pension schlief ich am Abend sofort ein. Schließlich war der Tag anstrengend und das Bett war so bequem wie schon lange nicht mehr.

18. Juli 1975

Nach dem 17-Schilling-Frühstück in der Pension fuhren wir per Tram zum Schloss Schönbrunn. Im Schlossgarten steuerten wir zunächst den Neptunbrunnen, dann die Anhöhe an, auf der die Plattform der Gloriette steht. Tolle Aussicht über die Schlossanlagen und die Stadt! Dieses Panorama ist seine 50 Groschen wert. Später stießen wir auf die Prinz-Eugen-Straße und bogen per Zufall links in einen Park, in dem sogar Autos abgestellt waren. Wir hatten das Obere Belvedere vor Augen, ein weiteres Prachtschloss. Leider hatte das Museum im Inneren soeben geschlossen. Vorbei am Unteren Belvedere liefen wir bis zum Schubertring nordwärts. Aus einem Park tönte Musik, die uns anzog. In einer Laube neben dem wunderschönen Johann-Strauß-Denkmal spielte ein Orchester. „Konsumationspflicht“ war angesagt, d. h. jeder, der sich hier hinsetzte, musste ein Stück Torte oder Kaffee bestellen. Dies gefiel uns weniger und so machten wir uns auf den Weg zum Stadtkern, also zum Stephansdom. Durch eine attraktive Fußgängerzone zogen wir weiter durch die Opernpassage, wo wir endlich mal einen Stadtplan zu Gesicht bekamen. Den Burg- und den Rennerring nahmen wir noch wahr und das Rathaus. Gegen 20 Uhr erreichten wir wieder die Pension.

19. Juli 1975

Schon um 7 Uhr mussten wir heute aufstehen, damit wir noch schnell unsere Sachen packen konnten, unsere 118 Schilling beim Wirt bezahlen und zur Tram wetzen konnten. Zum Transalpin-Express um 9 Uhr in Richtung Schweiz hat es uns dann gerade noch gereicht.“

Bürgerreporter:in:

Matthäus Felder aus Lichtenstein

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