Tanja Rudde beweist: Typisierungsaktion hat nachhaltige Wirkung

Knapp einen Fingerhut voll Blut wird benötigt, um sich bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren zu lassen.
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Vor anderthalb Jahren bewegte ein Typisierungsaufruf für einen an Leukämie erkrankten Familienvater die Menschen in Legden (Kreis Borken). Der Mann benötigte dringend einen Stammzellspender. Familie, Freunde und Arbeitskollegen starteten im Oktober 2012 einen Aufruf. Mehr als 1200 Menschen ließen sich damals in der Stammzellspenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren – Tanja Rudde war eine von ihnen. Jetzt gab die junge Studentin einem ihr wildfremden Menschen – irgendwo auf der Welt eine Chance im Kampf gegen den Blutkrebs.

Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung, freut sich über die Stammzellspende von Tanja Rudde: „Die Typisierungsaktion in Legden zeigt, dass eine solche Typisierungsaktion immer nachhaltige Wirkung hat. Manchmal kann schon nach wenigen Wochen oder Monaten ein Spender, einem Menschen Hoffnung auf Leben schenken. In jedem Fall aber bietet die Typisierung die Chance, dass nach Jahren, aber auch noch Jahrzehnte später Leben gerettet werden kann. Zugleich wird durch einen solchen Aufruf diese weitestgehend unbeachtete Form der Lebendspende in der Öffentlichkeit thematisiert.“
Auch Tanja Rudde kam damals durch den Aufruf auf die Idee, sich typisieren zu lassen: „Wenn man so jemandem helfen kann …“, dachte sie und ließ sich ein paar Milliliter Blutabnehmen, damit ihre genetischen Merkmale in der ältesten Stammzellspenderdatei Deutschlands erfasst werden. Ein halbes Jahr später, Mitte 2013, bekam die 25jährige Architektur-Studentin die Nachricht: „Ein Leukämiepatient braucht ihre Hilfe.“ Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland mehr als 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Je nach Leukämieart variieren die Heilungsaussichten. So wird für jeden Patienten ein persönlicher Therapieplan erstellt. Oftmals reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung aber nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Diese Stammzellen finden sich im Knochenmark. Stimmen die Gewebemerkmale eines Spenders mit denen eines Patienten überein, gibt es zwei Verfahren, um diese überlebenswichtigen Stammzellen zu transplantieren: Durch eine Punktion des Beckenkamms wird Knochenmark entnommen – niemals aus dem Rückenmark. Das zweite Verfahren ist die Stammzellgewinnung aus dem Blut. Dabei wird dem Spender wenige Tage vor der Entnahme ein körpereigener Botenstoff verabreicht. So reichert sich das Blut mit Stammzellen an und kann dann in einer Entnahmestation (Apherese) - ähnlich wie bei einer Dialyse - entnommen werden.
Anfang Februar 2014 war es dann soweit. Nach einer Reihe von Vorgesprächen und umfassenden Untersuchungen, die dazu dienen nicht nur den bestmöglichen Spender auszuwählen sondern auch jegliches gesundheitliche Risiko für die Spenderin zu minimieren, reiste Tanja Rudde, die nun in Münster studiert, zur Entnahme ins rheinland-pfälzische Birkenfeld: „Ich wurde nicht nur sehr gut informiert. Ich habe mich auch wirklich gut aufgehoben gefühlt.“ Ihre Familie und Freunde haben sie bei dem Projekt „Leben retten“ unterstützt – auch wenn, ihr das fünfstündige still liegen während der Entnahme schwer fiel: „Aber wenn man so jemandem helfen kann, habe ich das gerne in Kauf genommen.“

Die nächste Gelegenheit sich typisieren zu lassen:

„Blutspender helfen Leukämiepatienten“ unter dieser Überschrift rufen der DRK-Blutspendedienst West sowie die Stefan-Morsch-Stiftung seit Herbst 2013 zur Blutspende und zur Typisierung auf. Schon heute werden nach Statistiken des DRK Blutspendedienstes fast 30 Prozent der Blutkonserven für Krebspatienten verwendet. Emil Morsch von der Stefan-Morsch-Stiftung erklärt diese Tatsache mit Beispielen aus der Praxis: „Viele Leukämiepatienten bekommen nach einer Stammzelltransplantation noch Blutprodukte zur Unterstützung der Therapie. Aber schon vorher sind Blutkonserven nötig – etwa um die Wartezeit zu überbrücken, bis ein Lebensrettender Stammzellspender gefunden wird.“
Als Stammzellspender kann sich jeder gesunde Erwachsene ab 18 Jahren bis 40 Jahre kostenlos registrieren lassen. Mit dem Einverständnis der Eltern kann man sich bereits ab 16 Jahren typisieren lassen. Die Eltern sollten dann die Einverständniserklärung mit unterschreiben. Über die Ausschlusskriterien kann man sich im Vorfeld unter www.stefan-morsch-stiftung.de informieren. So muss man mindestens 50 Kilo wiegen, ähnlich wie bei der Blutspende.
Bei der Blutspende sind jedoch die Altersgrenzen anders. Denn hier muss man mindestens 18 Jahre alt. Neuspender dürfen nicht älter als 68 Jahre sein.
Die Typisierung ist ganz einfach. Das Motto lautet „1 mal stechen, 2 mal helfen“. Blutspender, die sich typisieren lassen wollen, bekommen einfach ein Röhrchen Blut (

knapp einen Fingerhut voll) zusätzlich abgenommen. Dieses Röhrchen geht dann zu Analyse ins Labor der Stefan-Morsch-Stiftung.

Die Gewebemerkmale werden dort registriert und anonymisiert an das deutsche Zentralregister der ZKRD in Ulm weitergegeben, wo sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung stehen.
Für alle, die mehr über die Blutspendetermine mit Typisierungsaktion in Wohnortnähe wissen wollen, hat der DRK-Blutspendedienst West im Spender-Service-Center eine kostenlose Hotline geschaltet. Unter 0800 -11 949 11 werden montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr alle Fragen beantwortet. Oder informieren Sie sich im Internet unter www.blutspendedienst-west.de.
Informationen zur Stammzellspende und weitere Informationen zum Thema Stammzellspende und Typisierung finden Sie unter www.stefan-morsch-stiftung.de oder Sie rufen die gebührenfreie Hotline (0800/ 76 67 724) an.

Die Termine im Überblick:

Freitag, 14.02.2014, 16.30-20.30 Uhr, Gronau-Epe, Sophie-Scholl-Schule, Gasstr. 17
Montag, 17.02.2014, 16.30-20.30 Uhr, Gronau-Epe, Sophie-Scholl-Schule, Gasstr. 17
Freitag, 21.02.2014, 15 – 20 Uhr, Haltern, Hauptschule, Holtwickerstr. 27
Samstag, 05.03.2014, 16.30-20.30 Uhr, Borken, Remigius-Hauptschule, Auf der Flut 9
Sonntag, 06.03.2014, 16.30-20.30 Uhr, Borken, Remigius-Hauptschule, Auf der Flut 9
Mittwoch, 12.03.2014, 16 -20 Uhr, Espelkamp-Frotheim, CVJM-Haus, Gemeindehausstr. 1
Mittwoch, 19.03.2014, 16-20 Uhr, Bad Driburg, Realschule, Elsterweg 13
Freitag, 21.03.2014, 15.30 -20 Uhr, Espelkamp-Frotheim, Berufskolleg, Trakener Str. 12
Montag, 24.03.2014, 16 -20 Uhr, Warburg, J.-C. Schlaun Berufskolleg, Stiepenweg 16

Online-Typisierung:

Über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) kann man sich jederzeit als Stammzellspender erfassen lassen. Über den Online-Registrierungsbutton auf der Startseite kommt man zur Einverständniserklärung. Dort müssen eine Reihe von Gesundheitsfragen beantwortet werden, deshalb sollte die PDF „Wie werde ich Spender?“ vorab genau gelesen werden. Nach dem Ausfüllen der Einverständniserklärung bekommt man ein Registrierungsset mit genauer Anleitung zugeschickt. Für den Spender, der jünger ist als 40 Jahre, entstehen dabei keine Kosten. Geldspenden sind jedoch für die Dateien unverzichtbar, da jede Typisierung 50 Euro an Laborkosten verursacht. Auch die Spendenkonten sind auf der Homepage nachlesbar. Über unsere gebührenfreie Hotline (08 00 - 766 77 24) können Sie weitere Informationen einholen.

Knapp einen Fingerhut voll Blut wird benötigt, um sich bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren zu lassen.
Tanja Rudde hat Stammzellen bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, gespendet.
Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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