Integriertes Stadtentwicklungskonzept – oder wie viel Stadt wollen wir?

28. September 2010
19:00 - 21:00 Uhr
VHS Eichenpark, 30853 Langenhagen

Im Rahmen des Stadtplanungs- und Umweltausschusses der Stadt Langenhagen am 09. September 2010, wurde vom Städtebaubüro Ackers und Partner, der Zwischenbericht zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) vorgestellt. In diesem wurden drei Entwicklungsleitlinien für Langenhagen herausgearbeitet.

Die Leitlinie »Wirtschaft: Entwicklung einräumen! – Breites Spektrum an Dienstleistungen ansiedeln«, ist so zu verstehen, dass bei der weiteren Gewerbeentwicklung in Langenhagen darauf zu achten ist, dass mehr hochwertige Gewerbebetriebe angesiedelt werden sollen. Weitere Flächen für Logistikunternehmungen sollten nach Ansicht von Prof. Ackers nicht ausgewiesen werden. Diesen Punkt sehen die Naturschutzvereine als unstrittig an, wobei jedoch beachtet werden muss, dass zusätzlicher Lärm und andere Störeinflüsse weitestgehend vermieden werden sollten.

Bei der Leitlinie »Demographie: Jung bleiben! - Langenhagen als attraktiven Wohnstandort weiter entwickeln« gibt es nach Ansicht der Langenhagener Naturschutzvereine mit Sicherheit Alternativen zur Umbauung des Stadtparks. In dieser Leitlinie erläutert Prof. Ackers die Maßnahmen, die dazu führen sollen eine bestimmte Einwohnerzahl im Jahr 2025 zu erreichen. Es standen die Zielwerte 49000, 51000 und 52000 Einwohner zur Auswahl. Im Workshop wurde der Mittelwert angestrebt. Dafür müssen ca. 750 zusätzliche Wohneinheiten geschaffen werden. „Dies ist in sofern problematisch, da von diesen Wohneinheiten fast 500 im Bereich des Stadtparks entstehen sollen. Alternativen zu diesem Standort werden nicht zur Diskussion gestellt.“ sagt Ricky Stankewitz, 1. Vorsitzender vom Naturschutzbund NABU Langenhagen.

Die Leitlinie »Stadtlandschaft: Freiräume hegen! - Das Netz der Freiräume als tragendes System gestalten« wird von Prof. Ackers wie folgt beschrieben: „Ein Netz sicherer und gepflegter grüner Wege ermöglicht den Zugang zu Landschaft, Parks und öffentlichen Einrichtungen.“ Dabei sollen die Freiräume in der Landschaft ausgeprägt und die Kernstadt zur durchgrünten Stadtlandschaft entwickelt werden. Der Stadtpark soll dabei zum „Zentral Park“ entwickelt werden, der komplett von Bebauung umringt wird. „Insbesondere diesen Punkt sehen wir kritisch, denn dadurch würde der gesamte Stadtpark ca. ein Drittel seine Fläche verlieren. Der Übergang und der Blick aus dem Stadtpark in die Landschaft würde durch die Bebauung verloren gehen. Ein weiterer Punkt ist, dass das städtische Klima im Kernstadtbereich auf die Frischluftzufuhr über den Stadtpark angewiesen ist.“ so Stankewitz weiter.

Die im Rahmen des Planungsbegleitenden Arbeitskreises zum Landschaftsplan der Stadt Langenhagen vorgestellte Karte „Klima und Luft“ unterstützt dabei die Argumentation der Naturschützer. In dieser Karte werden Bereiche in denen Kaltluft entsteht dargestellt. Das Gebiet des Stadtparks, insbesondere die sogenannten Rieselfelder haben, da sie rot eingerahmt sind, eine hohe stadtklimatische Bedeutung und Empfindlichkeit. Außerdem befinden sich im Gebiet der Rieselfelder sogenannte Kaltluftleitbahnen mit hoher Bedeutung, die den Kernstadtbereich mit Frischluft versorgen. Die Bebauungsvorschläge im Zwischenbericht des ISEK würden bedeuten, dass die Bebauung, wie eine Wand, die Zufuhr von Frischluft in den Kernstadtbereich behindert. Wenn die Frischluft nicht mehr ungehindert in den Kernstadtbereich eingeleitet werden kann, muss in heißen Sommern erwartet werden, dass sich der Kernstadtbereich in der Nacht nicht mehr abkühlen kann. Auch die verkehrsbedingten Abgase können dann nicht mehr ohne weiteres abziehen. Mit anderen Worten: um einigen Hundert Langenhagenern ein hochwertiges Wohnen im Stadtpark zu ermöglichen, wird die Lebensqualität von Tausenden Kernstadtbewohnern herabgesetzt.

„Wir sind der Meinung, dass ein derartiges Vorhaben nicht vertretbar ist und fordern, dass ein Stadtentwicklungskonzept auch die bereits in Langenhagen lebenden Einwohner berücksichtigen muss!“ meint Stankewitz. „Nur wenn der Politik und der Verwaltung klar gemacht wird, dass die Langenhagener Bevölkerung nicht bereit ist, diese nachteiligen Veränderungen der Lebensqualität hinzunehmen, kann unser Stadtpark und damit auch unser Stadtklima erhalten werden.“ ist der Naturschützer überzeugt.

Der NABU plant daher, gemeinsam mit der NVL einen öffentlichen Informations- und Diskussionsabend zu diesem Thema am 28. September um 19:00 Uhr in der VHS im Eichenpark. „Wir würden uns freuen, wenn an diesem Abend auch viele Langenhagener teilnehmen um sich, gemeinsam mit den Naturschutzvereinen für den Stadtpark und damit auch für das Stadtklima stark zu machen.“ so Stankewitz abschließend.

Bürgerreporter:in:

Ricky Stankewitz aus Langenhagen

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