Psychiatrie heute: Entmündigung, Freiheitsberaubung und Folter.

Dr. Johann Alzinger referiert vor 60Plus der Landsbeger SPD
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Das sind Schlagzeilen, die in jüngster Zeit die Medien beherrschten. Danach hatte-Gustl Mollath Glück, während es für die anderen rund 1200 Patienten in Bayern um die Frage geht: Einmal drin, immer drin?

Dr. Johann Alzinger konnte als Gastreferent vor Mitgliedern der Arbeitsgruppe 60Plus der Landberger SPD sehr deutlich darlegen, dass hier in der Öffentlichkeit ein völlig falsches Bild gezeichnet wird. Der Referent ist seit vielen Jahren in der Psychiatrie tätig und behandelt seit mehreren Jahren straffällig gewordene, psychisch kranke Frauen. Aus seiner Praxis in einer Oberbayerischen Klinik des Maßregelvollzugs für Frauen berichtete er sehr eindrucksvoll, dass hier die medizinische und soziale Rehabilitation an erster Stelle steht. Er und sein Team arbeiten daran, Menschen nach der Tat aufzu-fangen, ihren Zustand zu bessern oder wenigstens zu stabilisieren und in Zusammenarbeit mit den Betroffenen eine tragfähige Basis für die Zeit nach der Entlassung zu schaffen.

Forensische Patientinnen sind solche, die ein Delikt begangen haben und bei denen zur gleichen Zeit eine psychische Erkrankung oder eine Suchtproblematik vorgelegen hat. An mehreren Tatbildern veranschaulichte Dr. Alzinger, um welche Delikte es sich handelt und welche psychischen Störungen die Ursache auslösten: Eine Frau springt aus dem 2. Stock mit ihrem zweijährigen Kind im Arm, weil sie sich verfolgt fühlte. Eine andere Täterin hat Feuer in Briefkästen von Tierärzten gelegt, weil sie der Meinung war, dass ihr Hund falsch behandelt wurde. Verfolgungswahn, Schizophrenie, Stalking, Suchtprobleme, Drogen- und Alkoholmissbrauch sind die häufigsten Ursachen für die Einweisung in die Klinik.

Die Täterinnen werden vom Gericht eingewiesen. Jährlich wird durch die Justiz überprüft, ob der Unterbringungsgrund noch fortbesteht, spätestens alle fünf Jahre wird vom Gericht ein externer Gutachter eingeschaltet. Der Blick von außen ist wichtig, weil eine forensische Klinik eine im wahrsten Sinne abgeschlossene Welt ist. Das Land Bayern arbeitet derzeit mit Hochdruck an einem Maßregelvollzugsgesetz, das es in anderen Bundesländern schon längst gibt. Die forensischen Kliniken sollen neue Regeln bekommen, ihre Arbeit für die Gesellschaft noch transparenter werden, die gerichtliche Überprüfung durch verkürzte Gutachterintervalle intensiver erfolgen. Dr. Alzinger begrüßt die längst überfällige Reform.

In seinem Vortrag versuchte er in die Grundlagen der Psychiatrie, insbesondere der Forensischen Psychiatrie einzuführen. Er stellte eine Klinik des Maßregelvollzugs vor und gab einen Überblick über den Alltag dort. Der Vortrag von Johann Alzinger löste heftige Diskussionen aus. Letztendlich konnte die Frage nicht ausbleiben: sind Frauen die besseren Täter? Nein, dies ist eine rein rhetorische Frage, hier halten sich Männer und Frauen die Waage.

Dr. Johann Alzinger referiert vor 60Plus der Landsbeger SPD
Werner Gutmann (rechts) bedankt sich bei Dr.Johann Alzinger
Bürgerreporter:in:

Hans Bucsek aus Landsberg am Lech

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