Das Plumpskloo

freistehendes Plumpskloo mit Herztür | Foto: Wikipedia, gemeinfrei
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  • freistehendes Plumpskloo mit Herztür
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Heutzutage gehören zu jeder Wohnung und zu jedem Hotelzimmer zumindest eine Dusche und ein WC. An diesen Standard war Anfang der 1950er Jahre kaum zu denken.

Nicht wenige Zeitgenossen nutzen die Zeit auf dem WC, um ausgiebig Zeitung zu lesen. Das tat man auch schon auf den Plumpskloos. Dort lagen statt des Toilettenpapiers alte Zeitungen umher und wer nicht auf die neuesten Nachrichten bedacht war, der las darin.
Ordnungsliebende Benutzer schnitten die Zeitungen in handgerechte Stücke und legten sie sorgsam gestapelt bereit.

Plumpskloos gab es für städtische Wohnungen oftmals "auf halber Treppe". Sie dienten dem gemeinsamen Gebrauch mehrerer Familien.

Auf Bauernhöfen waren die Plumpskloos häufig in den Ställen untergebracht. Das sorgte im Sommer für reichlich Fliegen und im Winter für erträgliche Temperaturen. In beiden Fällen wurde der ohnehin nicht vorhandene Wohlgeruch durch die Ausdünstungen der Tiere noch unterstrichen, im günstigsten Fall überdeckt.
Der übrigen Bevölkerung standen kleine Anbauten oder separate Häuschen zur Verfügung, die häufig nur über den Hof zu erreichen waren. Bei Dunkelheit war das nicht sehr angenehm (geflügeltes Wort: "Wer kennt ihn nicht, den Mann mit dem Licht?"). Im Winter kam der eisige Wind hinzu, der unter dem entblößten Hintern hinwegstrich. Anhaltende Kälte bewirkte, dass sich die Exkremente auftürmten und von Zeit zu Zeit mit einer Forke umgestoßen werden mussten.

Wenn die Jauchekuhlen voll waren, wurden sie bei den "kleinen" Leuten (= Nichtbauern) mit dem Jauchefüller in Fässer geschöpft, mit dem Handwagen zum Garten gefahren und dort verteilt. Hygienische Bedenken gab es nicht.
Die Bauern pumpten die Fäkalien mit Jauchepumpen in große Jauchefässer (800 bis 1500 Liter Fassungsvermögen) aus Holz, später aus verzinktem Eisen, und fuhren sie mit ihren Fuhrwerken auf die Felder.

Die alten Römer waren fortschrittlicher. Deren Fäkalien wurden von Wasser, das unter den Latrinen entlang floss, hinweggespült. Um die Staatskassen aufzubessern führte Kaiser Vespasian (* 9 † 79) eine Toilettensteuer ein. Sein Motto war: Pecunia non olet (Geld stinkt nicht).

Es war Mitte April 1945, der Krieg noch nicht beendet. Amerikanische Truppen hatten Groß Lafferde ohne Blutvergießen besetzt. Sie befahlen strikte nächtliche Ausgangssperre.
Anna spürte ein menschliches rühren. Sie begab sich nach der Sperrstunde bei völliger Dunkelheit auf ihr Plumpskloo. Das befand sich separat am äußeren Rand der Scheune. Die Dunkelheit war kein Problem, denn der stille Ort hatte schon elektrisches Licht. Allerdings war keine Tür mehr vorhanden. Das war nicht weiter tragisch, denn dort hinten ließ sich sowiso kein Unbefugter blicken und tagsüber hatte man freien Ausblick in den Garten.
Als Anna gedankenverloren bei voller elektrischer Beleuchtung ihrem Bedürfnis nachging, sah sie plötzlich zwei amerikanische Soldaten mit vorgehaltenen Gewehren vor sich stehen. Der Schreck war groß, aber in die Hose konnte sie sich glücklicherweise nicht machen.
Die Soldaten waren durch die helle Beleuchtung angelockt und wollten nach dem Rechten sehen.
Aufgrund dieses Vorkommnisses erklärte sich ein ortsansässiger Landwirt bereit, eine alte Tür zum verschließen des stillen Ortes zur Verfügung zu stellen.
Dessen Ehefrau Berta aber rief erbost: "Et kummt mick nix ut´n Hoff (Es kommt mir nichts vom Hof)".

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Heise aus Ilsede

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