Aus der Mühlengeschichte von Groß Lafferde

Die Cramm´sche Windmühle
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Die älteste Mühle von Groß Lafferde war eine Wassermühle, Schliermühle genannt. Sie stand an der Fuhse. Obwohl ihr Baujahr nicht bekannt ist, gilt es als sicher, dass sie vor mehr als 1000 Jahren errichtet wurde, denn Bischof Bernward von Hildesheim (993 – 1022) erwähnte sie in seinem Testament aus dem Jahre 1022.
Es muss eine sehr bedeutende Mühle gewesen sein. Auf ihre wechselvolle Geschichte soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Nur so viel sei gesagt, dass sie während des 30-jährigen Krieges, nach der Schlacht bei Lutter am Barenberge (27. August 1626) niederbrannte. Es hat an Bemühungen nicht gefehlt, die Mühle wieder aufzubauen, zuletzt im Jahre 1766. Alle Versuche sind aus Kostengründen und an bürokratischen Hindernissen gescheitert.
Der exakte Mühlenstandort ist in Vergessenheit geraten.

Hundertfünfundsiebzig Jahre lang mussten die Groß Lafferder ihr Getreide bei benachbarten auswärtigen Mühlen mahlen lassen. Dann erhielt der Hofbesitzer und Posthalter Böttcher trotz des Widerstandes konkurrierender Müller im Jahre 1801 die Erlaubnis, eine Windmühle zu errichten. Er ließ eine Bockwindmühle (sogenannte Deutsche Windmühle) bauen. Dessen Erben verkauften sie im Jahre 1867 an den Müller Lüdgerding aus Groß Ilsede. Dieser veräußerte sie im Jahre 1896 an Julius Burgdorf aus Groß Lafferde, den Pächter der Steinbrücker Wassermühle.
Die Bockwindmühle brannte in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 1900 nieder. Man vermutete Brandstiftung. Die Mühle wurde nicht wieder aufgebaut. Sie stand auf der Ostseite des Dorfes dicht bei der ehemaligen Ziegelei (Südostecke).

Die Blütezeit der Windmüllerei lag in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. So ließ der Hofbesitzer Johann Heinrich Cramm (Müller-Cramm) im Jahre 1875 am Westausgang des Dorfes (Nordseite der heutigen B 1) eine Holländerwindmühle errichten. Sie wurde ab 1919 mit Gasmotor und ab den 1930er Jahren elektrisch betrieben. Weil der Betrieb nicht mehr rentabel war, wurde er 1953 eingestellt. Seither verfiel das Bauwerk zusehends. Es wurde inzwischen abgerissen.

Die 2. Holländermühle erbaute auf der Ostseite des Dorfes der damalige Backhauspächter Wilhelm Lampe im Jahre 1886. Bei Flauten konnte die Mühle mit einem Lokomobile betreiben werden. Im Jahre 1922 wurden die Windmühlenflügel entfernt. Als Antrieb diente hinfort ein Dieselmotor. Seit 1939 wurde die Mühle elektrisch betrieben.
Im Jahre 1963 erhielt die Mühle einen zeitgemäßen Anbau. Der Betriebsinhaber bekam den Spitznamen „Khomeini“, weil er Mehl sogar in den Iran geliefert haben soll. Trotz neuester Technik war die Mühle dem Konkurrenzdruck moderner Großmühlen nicht gewachsen, so dass der letzte Besitzer sie 1988 verkaufte. Nach 5 Generationen mit dem Namen Wilhelm Lampe wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Damit gehörte nicht nur die Marke „Lampes Meisterstolz“ sondern das gesamte Mühlengewerbe in Groß Lafferde der Vergangenheit an. Der alte Windmühlenrumpf wurde inzwischen abgerissen.

Ein weiterer Mühlenbetrieb existierte auf dem Grundstück Bierstraße 80. Es war eine Mehl- und Schrotmühe, die äußerlich nicht als Mühle erkennbar war. Den Mühleninhaber nannte man „Gläsicker“ Lüdgering, weil einer seiner Vorfahren Glaser war. Das Mühlenwerk wurde von einem langsam laufenden Stationär-Dieselmotor angetrieben. Wegen eines Schwungrades und einer Antriebspleuelstange hatte er Ähnlichkeit mit einer Dampfmaschine. Später wurde auf elektrischen Antrieb umgestellt. Da man den Dieselmotor nicht mehr brauchte, wurde er entsorgt. Schade, denn Technikfreunde hätten sich an der wunderschönen Maschine begeistern können.
In den 1950 er Jahren wurde nur noch geschrotet, dann ist der Mühlenbetrieb ganz eingestellt worden.

Der Landwirt Isensee betrieb auf seinem Hof Marktstraße 11 bis zum Beginn der 1930er Jahre gewerblich eine Schrotmühle. Als Antriebskraft diente ein Benzinmotor.

Am 15. August 1921 eröffnete der Hüttenarbeiter Höhne auf seinem Grundstück Bierstraße 31 eine elektrisch betriebene Mehl- und Schrotmühle. Dort wurde nach dem 2. Weltkriege noch geschrotet.

Der im Jahre 1933 verstorbene Zeitzeuge Adolf Nülle berichtete, dass alle genannten Mühlenbetriebe gut zu tun hatten. Lediglich ein auf genossenschaftlicher Basis betriebenes Schrotereiunternehmen sei nach kurzer Betriebszeit eingegangen.

Wer heute als Fremder durch Groß Lafferde fährt, kann von der langen Mühlentradition des Ortes nichts mehr erkennen.

Quelle: Adolf Nülle, Mühlen.

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Heise aus Ilsede

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