Schwalbenlied

Mutterl, unterm Dach ist ein Nesterl gebaut

die Schwalben sind zurück, schon seit einiger Zeit, doch, wie ich finde, später als sonst, und nicht so zahlreich wie im letzten Jahr, vielleicht sind sie uns deshalb nicht sofort aufgefallen, nun aber brüten einen nicht allzu langen Spaziergang weit von uns entfernt, und schon seit vielen Jahren, Mehlschwalben an einigen wenigen Häusern, und haben sicher inzwischen Nachwuchs, da stören sie auch niemanden, im Gegenteil, sie sind willkommen, aber so denken nicht alle,

wir sehen Schwalben hier "nur", wenn sie, hoch oder niedrig, je nach Luftdruck, am Himmel ihre Kreise ziehen, wohl immer auf der Jagd nach Insekten, ein schönes Bild, Schwalben können glücklich machen, ein Nachbar meinte, es seien auch Mauersegler dabei, mag sein, ich kann das ca. 150 Meter unterhalb der Vögel nicht erkennen, aber wenn er Recht hätte, umso besser, wie dem auch sei, zu uns, und ringsherum fliegen Elstern und dicke Tauben aufs Dach, ab und zu eine Krähe, und ganz selten ein Eichelhäher, und alle offenbar nur mit der Absicht, im Sommer am Sonnenschirm oder Markise vorbei die Erdbeerkuchen zu bombardieren, was einen Nachbarn vor einigen Jahren veranlasste, einen Taubenabwehrraben auf seinem Dachfirst in Stellung zu bringen, der bei Wind an einer langen biegsamen Stange hin und her taumelte, wie zwei Pfund Mett in der Kurve,

allerdings völlig erfolglos, Tauben und Elstern beeindruckte das überhaupt nicht,

jedenfalls hat der künstliche Rabe nie wirksam gegen seinesgleichen gekämpft und blieb als Wackelkandidat eher neutral, Schwalben besuchten uns allerdings nicht, aber das war schon so, bevor der Rabe kam,

da besagter Abwehrrecke völlig versagte, und auch, um keine Blitze anzuziehen, wurde er ausgemustert, und unser Nachbar zog nun in Erwägung, gegen Elstern und Tauben, - allerdings nicht wirklich ernsthaft - eine bestimmte Zeitschrift zu abonnieren, weil die ihm bei Vertragsabschluss einen ferngelenkten Minihubschrauber schenken würde, den er dann bei Bedarf in den Luftkampf schicken könne,
dazu kam es jedoch nicht, weil er beobachtet hatte, wie sich zwei und nach eigenen Angaben "riesige" Tauben auf seinem Rasen wohl im Kampf um ein Weibchen die Flügel um die Ohren gehauen haben, das es nur so knallte, das hätte sein Hubschrauber nicht überlebt, und er meinte, Kick-Boxen sei ein Witz dagegen, und von wegen, Friedenstauben, Radaubrüder seien das,

auf Schwalben angesprochen meinte er, verjagen würde er sie nicht, aber wenn direkt über seiner Terrasse Nester angebracht würden, naja, die totale Begeisterung wäre das dann auch nicht , aus verschiedenen Gründen, der Dreck, der Lärm, das Mauerwerk würde angegriffen, Aufenthalt auf der Terrasse kaum noch möglich, und überhaupt,

und so geht es wohl uns allen ein bisschen, wir wollen das schöne genießen, aber Nachteile, die dadurch zwangsläufig entstehen, ungern in Kauf nehmen, und wenn überhaupt, zumindest möglichst klein halten, dafür gibt es Redensarten, wie
"wasch mich, aber mach mich nicht nass",
und den Satz "die Kehrseite der Medaille",

ich kann nicht beurteilen, wie wir uns verhalten würden, wir hatten noch nie Schwalbennester am Haus, ich maße mir nicht an, die zu kritisieren, die sie nun aus oben genannten Gründen partout nicht haben wollen, doch ich freue mich, wenn andere sie dulden, und sich arrangieren,

doch dieses Thema stellt sich eigentlich gar nicht, das Hausbewohner Schwalbennester nicht zerstören dürfen, außer in begründeten Ausnahmefällen, ist gesetzlich geklärt, und mehrfach durch Urteile bestätigt worden - es gibt Ausnahmefälle die allerdings höchst selten erfolgreich begründet werden können - denn gegen Vogelkot gibt es den Ratschlag, ein Kotbrett unterhalb der Nistplätze anzubringen, oder den Hinweis, den Schwalben an einer "unproblematischen Stelle" am Haus Kunstnester anzubieten, die wirken allerdings nur, wenn überhaupt, wenn sie rechtzeitig angebracht werden, ansonsten erst im nächsten Jahr, vielleicht, was soll's, die Nistplätze der Mehlschwalben sind nun mal streng geschützt, das ist auch richtig so, und ein paar Nebenwirkungen muss man halt in Kauf nehmen,
sind sie einmal da, hilft nur noch ein bekanntes Zitat aus der Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauß weiter, da heißt es nämlich

„Glücklich ist,
wer vergisst,
was nicht mehr zu ändern ist.“

doch mit dem Vergessen ist das so eine Sache, da hat man zwei Möglichkeiten, entweder es klappt niemals, oder es funktioniert nicht, suchen Sie sich eine aus, und glücklich wird man durch vergessen auch nicht,

ganz sicher nicht

und:
wir freuen uns doch alle, wenn die Schwalben zurück sind, ich denke, das tun auch die, die sie als Untermieter nun mal nicht so gern hätten, mir fällt jedenfalls, wenn wir die erste gesehen haben, und das Glück des Wiederkehrens und Wiedersehens erleben dürfen, das alte Schwalbenlied ein, in dem es heißt:

Mutterl, unterm Dach ist ein Nesterl gebaut
dort hat der Dompfaff ein Pärchen getraut

und der Dompfaff ist immer zur Stelle, und sofort bereit, seines Amtes zu walten, wenn sich ein Pärchen findet,
er bleibt nämlich den Winter über hier,

vielleicht deswegen

wer weiß

Gerd Szallies

Bürgerreporter:in:

Gerd Szallies aus Laatzen

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