“Knecht Ruprecht und Co mit einem kleinen Nachtrag.“

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Knecht Ruprecht

ein Plädoyer für einen „Teufel“, der niemals einer war

Es war im Keller, wir waren auf der Suche nach dem Adventskarton und ich fand ihn schließlich dort, wo er hingehörte, darauf muss man erst mal kommen, neben den anderen Kartons zu Anlässen, mit ähnlicher Wertstellung wie Advent, alle mit einem Klebezettel versehen, da waren Osterhase, Nikolaus, Weihnachtsmann, hier stand zusätzlich in Klammern (Christkind) dabei, und eben Advent
„Ist alles da“ fragte meine Frau, nein sagte ich „Knecht Ruprecht fehlt“ „für den gibt’s keinen Karton“ sagte sie.
Das Ganze war von mir eher ironisch gemeint, doch die Antwort machte mich nachdenklich.
Es stimmte, für alle war ein Platz im Regal reserviert, der Inhalt liebevoll und sorgfältig eingepackt, nur nicht für Knecht Ruprecht, der wurde nicht mal erwähnt, obwohl er im Weihnachtsgeschehen eine wesentliche Rolle spielt.

Ich nahm „Advent“ mit nach oben und meine Frau machte unser Adventsgesteck mit frischer Tanne aus dem Garten, wie jedes Jahr, ich schaute ihr zu, auch wie jedes Jahr, Kaffee stand auf dem Tisch, von einer CD klangen Weihnachtslieder, und ich dachte über „Knecht Ruprecht“ nach, für den kein Platz im Regal war und fragte mich wer war, oder wer ist das eigentlich,
gut, ich kannte seinen Namen, eigentlich ein schöner Name, kannte Bilder von ihm, doch hier gab es schon widersprüchliches, mal sah er Vertrauen erweckend aus, und mal wie ein Bösewicht aus der Geisterbahn, sonst wusste ich nicht viel von ihm,
ich begann ein wenig zu recherchieren und stieß tatsächlich auf zum Teil erschreckendes.
Ein Monster solle er grad in der Weihnachtszeit sein, Brutalität wird ihm nach gesagt, er sei ein Kinderfresser und ein Teufel, wenn auch ein gezähmter, nichts menschliches hätte er an sich, und charakterlich solchermaßen ausgestattet genau die richtige Person, um böse Kinder grausam zu bestrafen, und genau das sei seine Aufgabe,

aber es gibt auch glaubwürdige Hinweise darauf, dass er ein absolut korrekter Mann war oder ist.

Was stimmt denn nun,
oder
wer ist Knecht Ruprecht
Es ist gar nicht so einfach Knecht Ruprecht gerecht zu werden,
das fängt bei seinem Namen an, meistens schreibt er sich mit einem „p“ im Namen , bei Theodor Storm heißt er Rupprecht mit zwei “pp“.
Bekannt geworden ist er fast ausschließlich im deutschsprachigem Raum als Knecht und Begleiter vom Nikolaus, doch während Nikolaus als himmlischer Besucher mal über Finnland und mal über Spanien einreist, bei den Menschen einkehrt und Geschenke an brave Kinder verteilt, ist die Herkunft von Knecht Ruprecht ungeklärt, bis eben auf die Behauptung, er sei der Mann für’s grobe.

Doch es gibt auch andere Meinungen,
bei Theodor Storm verkörpert er in erster Linie das Gute, und bestraft quasi nur alternativ, und er wird vom Christkind direkt beauftragt, die Kinder zu besuchen, das Christkind vergewissert sich sogar, ob er auch alles dabei habe um Kinder glücklich zu machen, und damit solle er sich beeilen,

„und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann,
da rief's mich mit heller Stimme an:
Knecht Rupprecht, rief es alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an, “

der Nikolaus wird hier nicht erwähnt
anders im Struwwelpeter, da übernimmt Niklas (Nikolaus) die ganze Arbeit allein, in diesem Fall auch eine Bestrafung, ohne Knecht Ruprecht.
„Dann kommt der große Nikolas und steckt ihn in sein Tintenfass“
Aber Nikolaus wird für diese Scheußlichkeit niemals kritisiert.

Doch der Nikolaus gilt auch als Hoffnungsträger
„Dann stell ich den Teller auf
Niklas legt gewiss was drauf“

Ein Mann, von dem man sich etwas erhofft ist Knecht Ruprecht auch, und zusätzlich ein Vertrauter vom Christkind, denn er wird alljährlich liebevoll auf die Reise zu den Kindern geschickt und verabschiedet mit guten Wünschen einschließlich Gottes Segen.

Christkindlein sprach: So ist es recht.
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!
so verabschiedet man keinen Unheilsbringer.

Da hier das Christkind im Spiel ist weihnachtet es offensichtlich, und so übernimmt Knecht Ruprecht wohl auch in Personalunion die Aufgaben des Weihnachtsmannes, also die Aufgabe eines Mannes, auf den sich alle freuen, so eine wichtige Aufgabe vertraut man keinem brutalem Schläger an..

in Holland heißt er swarte Pit und kommt mit einem Schiff am 6. Dezember als Gehilfe von Sinterklass“, der an diesem Tag seinen Namenstag feiert und Geschenke verteilt der swarte Pit ist ausschließlich da, um böse Kinder zu bestrafen, und zwar im Auftrag von Sinterklass, der swarte Pit allerdings entscheidet allein über die Art der Strafe, ganz böse nimmt er mit nach Spanien und beide ersetzen mit ihrem Auftreten den Weihnachtsmann, der in Holland keine Rolle spielt, bis auf eine Ausnahme, die sogenannte besondere niederländische Gemeinde Insel Bali in der Karibik, wo die Menschen den Weihnachtsmann bevorzugen das Christkind und Knecht Ruprecht aber kennt man dort nicht,

Im nördlichen deutschsprachigen Raum kommt Knecht Ruprecht aus dem Wald:
„Von draus vom Walde komm ich her;
ich muss Euch sagen es weihnachtet sehr!“

Im Süden der Republik kommt wiederum nur das Christkind, und das kennt überhaupt keine Strafen.

Doch wo kommt Knecht Ruprecht her,
sicher wohnt er nicht auf dem Wasser bevor in Holland tätig wird, oder darin, und auch nicht auf einem Baum um in Deutschland seine Arbeit zu machen, oder darunter.

Als sicher gilt, dass es ihn und den Nikolaus schon gab, bevor Martin Luther aktiv wurde und eine evangelisch orientierte Kirche entstand, daher müssen Nikolaus und auch Knecht Ruprecht wohl im katholischen Glauben verwurzelt sein, wobei er eigentlich nur in überwiegend evangelischen Landesteilen tätig wurde.

Knecht Ruprecht ist niemals so weihnachtlich gewandet wie der Weihnachtsmann oder so würdevoll wie Nikolaus, ihm hat Coca Cola keinen roten Mantel mit Pelzkragen geschenkt, auch keine warme Mütze, oder Winterstiefel,

meist ist er eher armselig mit einer dunklen Kutte bekleidet hat einen ungepflegtem Bart und eine Rute am Gürtel, ( die hat der Weihnachtsmann auch) und genau wie er hat er Geschenke in seinem Rucksack,
doch bei der Rute gibt es schon Erklärungsbedarf, was für eine Rute ist das, vielleicht eine Wünschelrute, und Wünsche würden ja zu Weinachten passen.

Mitten in diesen Überlegungen bekamen wir Besuch,
Ines und Bernd kamen vom Weihnachtsmarkt mit einer Tüte schmalzgebackenem und beteiligten sich an der Knecht Ruprecht-Recherche, und Ines hatte eine interessante Frage:
„Ist denn jemals bewiesen, dass er diese Gräueltaten gemacht hat“?

Wir schauten uns an, nein antwortete ich, es wird immer nur mit ihm gedroht, ein Nachweis, dass er wirklich so gemein war, ist nie erbracht worden, doch die Behauptungen, er sei ein brutaler Teufel stehen nun mal im Raum.

Behaupten kann man viel, meinte Bernd, was wissen wir noch von ihm ?

Da ist der Name, meinte Ines, Ruprecht oder Rupprecht, der erste Teil des Namens klingt nach ruppig, das blieb erst mal so stehen, doch ich fand, wenn der erste Teil des Namens Rückschlüsse auf sein Wesen bringen sollte, dann müssen wir das auch für den zweiten Teil klären

Und der ist „Recht“, „Rup-Recht“, ruppig könnte man auch als unbeugsam als rauflustig erklären, oder sogar modern als engagiert, dann müsste man Ruprecht anders deuten, nämlich in direkter Abwandlung

„Engagierter Streiter für das Recht“

Das kam rüber, und die Mienen erhellten sich, und was noch schöner war:

„Knecht Ruprecht begann zu punkten“

Theodor Storm ging noch weiter, denn das Christkind fragt Knecht Ruprecht

Hast denn das Säcklein auch bei dir?
Ich sprach: Das Säcklein, das ist hier,
Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern
essen fromme Kinder gern.

Er wusste also genau, was Kindern Freude bereitet, und hat sich genau darauf eingestellt, macht so etwas ein Widerling?

Und erst dann, fast zögernd
"Hast denn die Rute auch bei dir?"
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten."
Christkindlein sprach:" So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"

So spricht man nicht zu einer Unheilgestalt, sondern zu jemand, dem man vertrauen kann, der auch das verzeihen kennt.

Seinen Namen erhielt er wohl in Thüringen, und damit wurde er dann über Berlin im ganz deutschsprachigen Raum bekannt, obwohl er, wie schon erwähnt eher in Norddeutschland tätig wird.

In der Literatur wird zwar darauf hingewiesen, dass er nicht immer so hieß, oder das er Vorgänger hatte, aber das sind Spekulationen, genau wie manche etwas abenteuerliche Verbindungen zu anderen früheren Personen, aus denen sich seine Gestalt und sein Name entwickelt hätte, sogar Verbindungen zu Wotan, einer Fantasiegestalt aus Richard Wagners Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“, die an den nordischen Gott Odin angelehnt ist, und sogar zu Frau Holle werden ihm nachgesagt, das mag sein, aber warum sollte Knecht Ruprecht keine interessanten Bekanntschaften gemacht haben.

Was bleibt als Fazit

Knecht Ruprecht ist ein Mann, der im Auftrag des Himmels „Fachabteilung Weihnachtsaktivitäten“ kleine und große Kinder beschenkt oder tadelt, mir ist kein Fall bekannt, bei denen er grausame Strafen ausführt, wohl aber, dass er von Kindern ob groß oder klein gern gesehen wird, dass er erwartet wird, und das auf ihn Verlass ist, wenn man ihn lässt, allerdings glauben muss man schon an ihn, genau wie an den Weihnachtsmann, aber das ist normal, und dann ist da noch sein Name „Knecht Ruprecht“ , heißt so die Inkarnation des Bösen?, nein, es ist ein guter Name, und den trägt er völlig zu Recht,

nur wo er herkommt, bleibt ebenso ungeklärt, wie die Frage, ob er verheiratet ist, vom Weihnachtsmann wissen wir ( der ist wahrscheinlich ledig ) dass er bis zum heiligen Abend vormittags bis gegen 11:00 Uhr in seiner Werkstatt am Nordpol arbeitet, danach ist er im Außendienst, den Frühling und Sommer verbringt er in Neuseeland.

Der Nikolaus kommt direkt aus himmlischen Sphären, wo auch das Christkind wohnt,
der Osterhase lebt in Buxtehude und spielt außer zu Ostern mit dem Igel 17 und 4, wenn nicht grad ein neues Wettrennen ansteht.

Aber wo lebt Knecht Ruprecht, tja, das bleibt sein wohl gehütetes Geheimnis, auch die Familie hält auf Diskretion, von der Seite war nichts zu erfahren, das müssen wir wohl akzeptieren, er ist nun mal bekannter und zumindest in der Saison ein viel beschäftigter Mann, er hat ein Recht auf sein Privatleben.

Gönnen wir es ihm

Und deshalb:

Alle Knecht Ruprecht angedichteten Gräueltaten sind reine Verleumdung, durch nichts bewiesen.
Sicherlich hat es, und leider wohl immer noch Brutalität von Erziehungsberechtigten gegeben, Kind sein war vielleicht nie ein Kinderspiel, aber Knecht Ruprecht hat mit solchen Methoden nichts zu tun.

Und was ist mit dem Gegenteil?
Gibt es Beweise dafür, dass er Apfel, Nuss und Mandelkern, und ähnliches in seinem Sack hatte, und immer noch hat, und zwar nur aus einem einzigen Grund, nämlich Freude zu bereiten.

Ohja, die gibt es, über Generationen hinweg millionenfach, von leuchtenden Kinderaugen ist die Rede, das Christkind und wir alle können das bestätigen, und wir erinnern uns gern an die Zeit, wenn er zur Tür herein kam.

Die Entscheidung fiel einstimmig:

„Freispruch für Knecht Ruprecht“

Ich war erleichtert, und im Keller wird er nun dem Karton Christkind zugeordnet,
(die beiden scheinen sich ja gut zu verstehen)

Gerd Szallies

Ein Nachtrag

Einen Tag vor Weihnachten kam Knecht Ruprecht zu uns

In einem kleinen Säckchen wartete er vor der Haustür, bis wir ihn fanden und gern ins Haus holten

Anbei ein kleiner Zettel:

„Ich bin Knecht Ruprecht
und Ich habe auch einen roten Mantel
aber keine Rute“

das ist wunderschön
danke

Inzwischen duzen wir uns, und dürfen ihn „Ruppi“ nennen

Bürgerreporter:in:

Gerd Szallies aus Laatzen

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