Anton Ritter – ein alter Kramer seines Vaters hatte es ihm angetan.....

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Hobbys können sehr vielseitig sein, manche mit weniger, manche mit mehr Arbeit verbunden. Anton Ritter aus Krumbach hat sich für letzteres entschieden, denn bei fast jedem seiner fünf alten Traktoren hatte er zwischen 400 und 500 Arbeitsstunden investiert. Und wie man unschwer erkennen kann, es hatte sich gelohnt und er schaut heute sehr stolz auf seine Arbeit, die ihn viel Schweiß und noch mehr Können gekostet hatte.........

Anton Ritter stammt aus einem Bauernhof eines Weilers Nähe Loppenhausen im Unterallgäu. Er musste die ersten Jahre nach der Schulzeit auf dem Hof verbringen. Doch langfristig sah Anton darin keine Zukunft und so suchte er sich eine Lehrstelle. Mit dem Fahrrad, so erzählt Anton Ritter, fuhr er am Sonntag nach Breitenbrunn um sich dort bei einem Landmaschinenmechaniker vorzustellen. Zwar waren die Eltern damit nicht so ganz einverstanden, gaben allerdings doch klein bei und ließen ihren Anton diese Lehre machen. Somit waren ihm Traktoren nie ganz fremd.

Lange schon in Krumbach verheiratet, als Wasserwart in der Stadt Krumbach einen ganz anderen Beruf ergriffen, sah er 1985 im elterlichen Hof, den einer seiner Brüder umtrieb, wieder einmal den alten Kramer seines Vaters in der Scheune ganz hinten drin stehen. Wie Anton Ritter erzählt, musste man ihn irgendwie verstecken oder verschrotten, denn er hatte nicht mehr die notwendigen Sicherheiten, die die Berufsgenossenschaft vorschrieb. 1941 hatte sein Vater diesen Kramer für 4345 Reichsmark in Babenhausen gekauft. Es war damals sehr viel Geld, erzählt Ritter weiter, ein Haus habe damals 4000 Reichsmark gekostet. Wie ihm sein Vater damals erzählte wurden von diesem Typ nur 3 Stück gebaut. Der Kühler von Längerer & Reich trug die Fortlaufende Nr. 0013.

Ritter holte diesen Kramer des Types K18 mit 20 PS und 1640 ccm, den er als Kind schon gefahren hat, zu sich nach Krumbach. Als gelernter Landmaschinenmechaniker kannte er sich aus. Die komplette Verkehrssicherheit, die Elektrik und nicht zuletzt den Motorblock musste er in Ordnung bringen, ihn schweißen. Dann wurde er komplett sandgestrahlt und bekam eine neue Lackierung, so wie er früher, als er noch Kind war, der Kramer noch neu war, aussah. Schon im März 1986 war er fertig und fahrbereit. Da fand sein erstes Treffen in Weißenhorn statt wo er per Achse hin fuhr. Zwischen 10 und 15 Traktoren standen damals dort und seiner war die Rarität. Sogar der Freiherr von Süßkind aus Schwendi holte ihn für eine Ausstellung persönlich ab und brachte ihn wieder zurück. Auch 1987 bei einer Prämierung beim TÜV in Krumbach belegte Ritter mit seinem Kramer den ersten Platz.

1989 sah er einen Primus P 15 mit 1180 ccm in Walkertshofen stehen. Eine Rarität, denn die Berliner Firma wurde im Krieg ausgebombt und ließ sich in Mießbach wieder nieder. Dort fing sie bis 1953 mit dem Bau von Traktoren an. Eine eigene Geschichte erzählt Anton Ritter wie er zu seinem Fendt des Typs F18H, Bj. 1950 gekommen ist. Für dieses Prachtexemplar fuhr er extra mehrmals nach Obermeiselstein ins Oberallgäu. So wurde dieser ab 1992 wieder auf Vordermann gebracht.

Ende der 90iger Jahre, die letzten Jahre der Krumbacher Landmaschienenwerkstatt Gilbert Schmied, kam Ritter zu seinem heute in vollem Glanz erstrahlenden Allgaier A22 aus dem Jahre 1949 mit 20 PS und 1840 ccm. Die heutige Rarität in seiner Garage ist allerdings sein Lanz, Type 3506 und einem Hubraum von 4766 ccm. Das aus dem Jahre 1941 stammende Gefährt holte er sich 2003 zwischen Weihnachten und Neujahr aus Mindelheim und ist die Strecke per Achse selber gefahren.

Wenn Anton Ritter erzählt, dann leuchten seine Augen, denn mit seinen wenigen Oldtimer – Traktoren die er im Stall hat, und ein Motorrad aus dem Jahre 1950 der Marke Gilera mit 4,5 PS und 125 ccm für manchen sommerlichen Sonntagsausflug, so sind es für ihn doch Raritäten und zugleich handelt es sich hier um wundervoll restaurierte Unikaten. Und ein jeder dieser Traktoren läuft auf Anhieb an, allerdings muss man die Technik auch verstehen. So erklärt Ritter dass man den Lanz nicht einfach so starten kann. Er wird zuerst mit Benzin eingespritzt, früher war es Petroleum, dann sind erst einmal gewisse Stellen zu ölen, erst dann kann das große Schwungrad gedreht werden. Und schon beim zweiten Versuch schnurrte der alte Lanz ganz friedlich dahin. Und wenn er ganz friedlich schnurr wird auf Dieselbetrieb umgestellt. Das Abstellen geht in umgekehrter Reihenfolge. Zeit durfte damals absolut keine Rolle spielen.

Alle Traktoren in Ritters Stall sind sogenannte Schwungrad Bulldog die mit Handbetrieb angelassen werden. Während nur der Lanz mit Benzin, früher mit Petroleum, weil er auch ein Glühkopfbulldog ist, gestartet wird, benötigt man bei den anderen ein „Zündpapier“, man nannte es richtig „Zündfix“. Anton Ritter hat davon so viel das sie ihn bestimmt ausreichen werden. Der Mann vom Fach kann ganz genau erklären was da vor sich gehen muss, wie man das Zündfix so zwischen Zylinderkopf und Ventil bringt, wo die Düse dann anschließend einspritzt. Durch die Kompression kommt es zur Selbstzündung und der einfach gebaute Dieselmotor fängt zu schnurren an.

1997 fuhr Ritter mit seinen Oldtimerfreunden aus Kirchhaslach, dessen Gründungsmitglied er auch ist, zu einem Oldtimertreffe nach Tänikom bei Winterthur in die Schweiz. Kurz aus dem Urlaub zurück gekommen, setzte er sich andern Tags in der Früh um sechs Uhr auf seinen Allgaier und fuhr mit 9 anderen Kameraden und Traktoren diese 170 km. Nach 16 Stunden kamen sie gegen Abend um 22 Uhr dann an.

Ob die Ersatzteile irgendwann bald ausgehen würden, meint Ritter, da wäre der Ersatzteilemarkt noch gut damit bestückt. Allerdings eben auch zu schönen Preisen. Beim Lanz gäbe es nun noch einen großen Händler in Norddeutschland und eine holländische Firma, die alle Ersatzteile für diese Marke noch herstellten. Und bei jedem Oldtimertreffen sei auch ein Ersatzteilemarkt mit dabei. Doch die Traktoren Oldies von Anton Ritter werden so schnell wohl keine neuen Ersatzteile brauchen, denn zu stark werden diese nicht beansprucht, eine Fahrt nach Winterthur oder ähnlich weit wird es zu einem Treffen nicht mehr geben. Er begnügt sich mit den Treffen auf den engeren Umkreis.........

Bürgerreporter:in:

Luis Walter aus Krumbach

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