Festung Rosenberg (Kronach/Frankenwald)

Das barocke Eingangstor zur Festung
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Geographische Lage:

Im südwestlichsten Teil des Frankenwaldes liegt inmitten hügeligen Geländes nahe zu Kulmbach die historische Stadt Kronach („Tor zum Frankenwald“). Inmitten dieser Altstadt erhebt sich majestätisch die Landesfestung auf dem Rosenberg mit einer Gesamtfläche von 23ha – eine der größten und besterhaltenen Burganlagen in Deutschland. Die Festungsanlage thront als „Pentagon“ (5-Eck) mit seinen Bastionen, Mauern-, Gräben- und Toranlagen weithin sichtbar hoch über der Stadt. Umgeben wird diese Anlage von der „Unteren Stadt, darüberliegend der ummauerten „Oberen Stadt“, die ihre Bedeutung als strategischer Verkehrsknotenpunkt im Laufe der Jahrhunderte bekam. Auch die die Stadt durchziehenden Flüsse – Hasslach, Kronach und Rodach begünstigten die Intensivierung des fränkischen Holzhandels nach Thüringen und Sachsen.

Geschichte:

Ursprünglich errichteten das Geschlecht der „Babenberger“ auf dem Gelände der heutigen Oberstadt auf einem hügeligen Bergsporn (heutiger Kirche und Altes Rathaus) eine Burganlage. Die Annalen berichten, dass Herzog Heinrich II. (auch Hezilo genannt), Markgraf von Schweinfurt – als Gefolgsmann Kaiser Heinrich II. (reg 1002-1024) in Kronach eine Burg besaß. Wegen Streitigkeiten mit seinem König, mußte er nach Polen flüchten, und brannte dabei seine Burg nieder. Die Siedlung Kronach (Crana) blieb tw. bestehen, sodaß Otto I. (Bischof von Bamberg (reg. 1102-1139) den Namen „apud Crana“ ein „steinernes Haus mit Turm“ auf dem Rosenberg errichten ließ.

Der Name Rosenberg leitet sich aus dem altgermanischen „Götter- bzw. Rosenhain“ ab – in der Tat war dieser Bergsporn ursprünglich komplett mit wilden Rosensträuchern überwuchert. Urkundlich erwähnt wird diese Anlage erstmals im Jahre 1122 („Wormser Konkordat“/Streit zwischen Kaiser und Papst), als dieser Ort dem Bischof für seine Vermittlungsbemühungen vom Kaiser zugesprochen bekam. 100 Jahr später wird „Castrum Rosenberg“ erstmals 1249 durch eine Bulle „Papst Innozenz als Besitz des Klerus zu Bamberg erwähnt, und verbleibt bis 1803 (Säkularismus) eine Bischofsburg. Im „Langenstadter Schiedsspruch“ von 1260 wurden die Bewohner Kronachs als „Cives/Bürger“ erwähnt. Damit reiht sich die Stadt im 13.Jhdt mit den umliegenden Städten Coburg und Lichtenfels als Ansiedlung mit „Stadtrecht“ ein. Mit dem Bamberger Bischof Berthold von Leiningen (reg. 1257-1285“) entsteht die erste Festungslage (heutige Innenburg mit Bergfried).

Im 14./15.Jhdt wird die Schlossanlage dann weiter ausgebaut und verstärkt. Dies erwies sich als durchaus notwendig, da aufgrund des „Hussitenkrieges“ (1429/30) deren Truppen auch in Franken einfielen, dann aber abgewehrt werden konnten. Mit Ende des 15. Jhdt. erhielt die Festung einen zweiten Mauerring mit Halsgraben, Umfassungsmauer und darauf an die 9 Wehrtürme, von denen heute noch 7 ganz oder tw. erhalten sind. Erneut bedroht wurde die Anlage dann in den Aufständen der „Bauernkriege“ (1524-26). Mit der „Renaissance“ wandelte sich die Kernburg in eine Wohnanlage durch Fürstbischof Veit II.

Mit dem 16.Jhdt wuchs Kronach als Handelsstadt, mit Schwerpunkt Flößerei und Holzhandel für den Großraum Main und Rhein. Hier wurde auch der berühmteste Stadtsohn – „Lucas Cranach d. Ältere“ (1472-1553) geboren. Dieser verließ 1498 aufgrund eines Beleidigungsstreites die Stadt und vollzog danach eine internationale Karriere als Maler mit Stationen - Wien, Hof von Wittenberg, mehrfacher Bürgermeister zu Wittenberg, und starb 1553 in Weimar.

Signifikant erscheinen die verschiedenen Bauphasen vom mittelalterlichen Bergfried, hin zu Mauern und Türmen des 15./16.Jhdt als Renaissanceschloss. Im fränkischen Barock entwickelt sich dann die Anlage erst zur eigentlichen Festungsanlage wie sie sich heute darbietet. Bemerkenswert ist hierbei dass diese niemals erobert wurde. Berühmte Baumeister wie z.B. „Balthasar Neumann“, (1687-1753/Architekt, Künstler, Techniker und Barock-Baumeister der Würzburger Residenz) und „Maximilian von Welsch“ (1671-1745/Architekt des Barocken Festungsbaus) wirkten an dieser Errichtung mit.

Mit dem "30jährigen Krieg" (1618-1648) erlebte die Stadt als „Grenzregion“ zwischen katholischem und protestantischem Einfluß, katastrophale Schrecken. Hexenwahn, Verbrennungen, Verwüstungen, vor allem in der 2.Phase (schwedischen Kriegsperiode 1630-1635) löschten ganze Landstriche aus. Kronach wurde dreimal von den schwedischen Streitkräften 1632/1633/und 1634 am nördlichen Hügel („Schwedenwiesen“) belagert. Kanoneneinschüsse sind heute z.t. noch im Bergfried zu sehen.

Die Kronacher Frauen zeichneten sich bei der Abwehr besonders aus. Nachdem die Schweden durch eine Bresche in der Stadtmauern die Obere Stadt stürmen wollten, erhitzten die Frauen Wasser, schleppten Pflastersteine und andere Wurfgeschosse, sodaß die Angreifer sich unter größten Verlusten zurückziehen mussten. Seit diesem Zeitpunkt haben die Frauen das Privileg am alljährlichen Sonntag nach Fronleichnam seit nahezu 375 Jahren vor den Männern anzuführen.

Viele Ansatzspuren an den Mauerflächen zeugen heute noch von früheren Nebengebäuden, Pferdeställen, Remisen, und verschiedene Handwerksgebäuden. Bis ins 18.Jhdt. war das Kastenamt, Zeughausverwaltung, Werkstätten, wie Sattler, Schmid u. Büchsenmacher hier in der Anlage. Ebenso die Wohnung des Festungskommandanten, sowie der Zivilverwaltung des heutigen Landkreises Kronach untergebracht.
Imposant ist auch der Eingang der Festungsanlage – eines der schönsten frühbarocken Festungstore, das 1662 nach Plänen des Baumeisters „Antonio Petrini“ fertiggestellt wurde.

Nach Ende des 30jährigen Krieges entstand 1656 im Nordbereich (Bastion II/St. Valentin), der schwer unter dem Beschuss der Schweden gelitten hatte, ein neuer Befestigungsgürtel mit verbindenden Mauern, und ringförmigen Burggraben. Am nordöstlichen Eck begann man 1663 (Bastion I/Kunigunde), zu errichten, wo der Besucher heute bei einer Führung, sich komplett 40 Stufen abwärts, nach verschiedenen Ecken in den Kasematten (Bastion II) herum wieder 80 Stufen aufwärts, im unterirdischen Gangsystem bewegt. Hier hatte man im Tunnelsystem auch schmale Schlitze eingearbeitet, so daß das Wachpersonal im Falle eines Angriffs oder Schürfarbeiten von Feinden an der Außenmauer, die Kratzgeräusche schallverstärkt man wahrgenommen hätte, und sofort Gegenmaßnahmen ergreifen hätte können. 1671 begann man mit Bauarbeiten einer weiteren Verteidigungsanlage (Bastion V/St.Heinrich), nach deren Fertigstellung erfolgte dann bis 1699 noch die (Bastion III/St. Lothar). Dies begünstigte auch während des „Spanischen Erbfolgekrieges“ (1701-1714) noch nach dem Ausbau zur militärischen Festung den Verbleib des kurfürstlichen Domschatzes in den Räumen der Festung.

Als Soldaten/Kasernen-Fort florierte in der Anlage auch die Feuerwaffenherstellung, von der Pistole bis zur Kanone, weshalb auch viele Büchsenmacher als Handwerker sich in Kronach befanden. Mit dem Übergang des Hochstiftes Bamberg an „Pfalzbayern“ endete dann die Waffenherstellung zunächst. Im Verlauf des 19.Jhdt. wurden jedoch noch vereinzelt Kriegsgeräte hergestellt (Granaten, Minen, Papierpatronen), die dann an verschiedene Zeughäuser in Bayern und der Pfalz geliefert wurden.

Während der „napoleonischen Kriege“ kam dann 1802 die Festung als Ausgleich für verschiedene linksrheinische Gebiete an das Kurfürstentum in Bayern. Die bisherige Festungsausstattung ging 1805 nun an den neuen Besitzer dem „Königreich Bayern“ über. An die 745 Fuhren waren als Überführung des Zeughausbestandes an Würzburg erforderlich, der Rest wurde verkauft und versteigert. Kaiser Napoleon I. (1769-1821) nutzte die Festungsanlage 1806 nochmals als Zwischenstation für seinen Angriff an Preussen, da Bayern Verbündeter der Franzosen war. Mit 1867 endet dann die militärische Nutzung der Anlage, die die Stadt Kronach daraufhin erwarb. Ab 1869 – 1875 verwendete man die Festung als „Zivil-Sträflings-Anstalt“. Aufgrund der hohen Unterhaltskosten wollte man die Anlage danach „schleifen“ jedoch erwarb die Stadt für 3.200 Mark das gesamte 23,6 ha große Gelände, an der die Stadt heute noch hohe jährliche Aufwendungen hat.

Während des 1. Weltkrieges wurde die Anlage dann als Kriegsgefangenenlager für Alliierte Offiziere genutzt. Der „berühmteste Insasse“ war vom 20.7.-21.11.1917, der spätere französische Präsident „Charles De Gaulle“ der wegen mehrfachen Fluchtversuchs zur Festung Rosenberg weitergereicht wurde. Im II. Weltkrieg wurde die Festung dann durch die militärische Bau- „Organisation-Todt“ genutzt. Man wollte die Festung als Produktionslagerstätte für die Firma Messerschmidt nutzen, die hier Teile des Raketenjägers ME163 als Versuchs-/Musterbau) herstellen wollte. Die anfänglichen Baumassnahmen mit der Bezeichnung („Gekro“/=Gefängnis Kronach), wurden1945 jedoch durch das nahende Kriegsende aufgegeben, ansonsten Kronach sicherlich Ziel der Alliierten Bomber geworden wäre. In den Nachkriegsjahren diente die Festung als Durchgangslager für Kriegsgefangene, und dienten ebenso aufgrund Wohnungsmangel tw. auch als Wohnquartier.

Gegenwart:

Beeindruckend wird diese Anlage durch das Führungsangebot dargestellt. Der Besucher erfährt Details über die geschichtliche Entwicklung, und Verlauf der deutschen „Wehrarchitektur“. In der interaktiven und multimedialen Dauerausstellung taucht der/die Interessierte in eine faszinierende Erlebnisreise in Frankens Bollwerke ein. Interressant ist ebenso eine Führung in das unterirdische Gangsystem mit den wuchtigen Kasematten, die dem Besucher die immense architektonische Baustruktur eindrucksvoll näherbringt.

Mit Beginn der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts begann man mit entsprechenden Sanierungsmaßnahmen – seit 1994 zeigt die Ausstellung „Cranach – ein Maler-Unternehmer aus Franken“ Bilder des berühmten Stadtsohnes. Die Festung erfreut sich seitdem für den Durchgangs- als auch Regionaltouristen großer Beliebtheit als Besichtigungs- und Ausflugsziel.
Das staatliche Zweigmuseum „Fränkische Galerie“ ist ebenso in 25 Schauräumen (dem ehemaligen „Kommandantenbau“) untergebracht. Einige der empfohlenen Rundwege um die gesamte Festung veranschaulichen dem Besucher die großflächige Anlage, mit ihren wuchtigen Außenmauern und Wehranlagen.

Als ergänzendem Besuch empfiehlt sich nach dem Führungsangebot vor allem auch die unterhalb der Festungsanlage schmucke Ober-/als auch Unterstadt, an den romantischen Flüsschen, der Hasslach, Kronach und Rodach. Dem jetzt hungrigen Besucher bieten sich hier vor allem viele kulinarische Angebote um den Besuchstag entsprechend lecker abzuschließen.

Weblinks:
Stadt/Festung Rosenberg „Kronach“

Quellen/Literaturmaterial:
 Bernd Wollner; „Festung Rosenberg“; (Führer und Begleiter durch Kronachs berühmte Wehranlage).

Bild-/Textmaterial:
Gezeichnet: A.Platschka

Bürgerreporter:in:

Alfred Platschka aus Igling

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