Haushaltsplanung

Wenn Sie zu den bedauernswerten Menschen gehören, die mehr Geld haben, als sie trotz aller Mühe ausgeben können, dann lesen Sie hier nicht weiter. Wenn Sie aber zu den glücklichen Menschen gehören, die immer noch ein paar unerfüllte Wünsche haben, dann versuchen wir es, den einen oder anderen erfüllbar zu machen.
Ich entsinne mich, ich war damals zehn und der Krieg war gerade vorbei, ein paar hundert Reichsmark gefunden zu haben, die erstmal in der Familienkasse verschwanden. Wenn ich ein paar Mark brauchte, ging ich hin und holte sie mir aus eben dieser Haushaltskasse, und schrieb das alles genau auf. Nein, wissentlich gemogelt habe ich nicht, aber es konnte doch nicht sein, dass mein Kapital so schnell dahin ging. Ja gut, Schwamm drüber, verjährt.
Gut zehn Jahre später an der Uni sollte ich Buchhaltung lernen und um ein bisschen zu üben, begann ich meine Einnahmen und Ausgaben aufzuschreiben. Mit mehr oder minder vielen Unterbrechungen habe ich das bis heute fortgesetzt und dabei Zeiten des Überflusses und des Mangels erlebt. Je größer der Mangel, um so genauer die Aufzeichnungen, um so sorgfältiger die Finanzplanung.
Wenn ich hier jetzt ein paar Erfahrungen weitergebe, dann beruhen diese auf einem halben Jahrhundert eigener Praxis und Erfahrung.
Am Anfang steht der Kassensturz, also bitte aufschreiben, und ich meine wirklich schreiben und nicht „das weiß ich doch alles so“. Also aufschreiben alle Bankkonten mit ihren jeweiligen Kontoständen. Und dann wird das Bargeld gezählt und aufgeschrieben. Damit haben wir so etwas wie eine „Eröffnungsbilanz“.
Ab jetzt werden alle Einnahmen und Ausgaben aufgeschrieben, und ich sage: alle! Jeden Morgen und jeden Abend wird erneut gezählt und mit dem aufgeschriebenen Werten verglichen, stimmt es, gut, stimmt es nicht, fleißig nachdenken: was wurde vergessen? Übrigens zum Aufschreiben gehören auch die Umbuchungen. Barabhebung vom Konto mindert den Kontostand und erhöht den Kassenbestand (Bargeld). Bareinzahlungen auf Konto mindern den Kassenbestand und erhöhen den Kontostand.
Anfangs werden öfter Differenzen auftreten, das ist eine Frage der Gewöhnung. Diese Differenzen dürfen nicht einfach „ausgebucht“ werden. Es muss gesucht werden, warum sie auftreten. Hinter einem kümmerlichen Cent versteckt sich eine Ausgabe von 99,99 und ein Rechenfehler in der hunderter Stelle. (Buchhalter, die derartige Differenzen in ihrer Buchhaltung nicht finden können, werden fristlos gekündigt!)
Ab jetzt werden Kassenzettel gesammelt, sie werden später noch öfter gebraucht. Und einkaufen nur noch mit Einkaufzettel, das mag der Händler gar nicht, denn all seine schönen – und überflüssigen – Dinge bleiben achtlos liegen – aber genau das spart!
Nach dem ersten Monat haben wir so viel Daten, dass mit der Jahresplanung und Jahresübersicht begonnen werden kann. Ein einfaches Blatt DIN A4 reicht. Es werden Spalten eingerichtet: Links, etwas breiter, die Textspalte. Daneben bleibt etwas Platz für einige Hilfsspalten, und dann zwölf Spalten für die Kalendermonate. Die Striche der Spaltengrenzen sowie die Spaltenkopfbeschriftung mit Kugelschreiber, alle weiteren Eintragungen mit weichem Bleistift, dann sind Änderungen leichter möglich ohne alles neu machen zu müssen.
In den ersten Zeilen stehen die Einnahmen, bei mir sind das die „Rente 1“ und die „Rente 2“, in der Hoffnung, dass doch noch weitere Einnahmen dazu kommen bleiben drei Zeilen frei, dann kommt die Zeile „Summe Einnahmen“.
Dann folgen darunter die Zeilen mit den Ausgaben, Krankenversicherung (Selbstzahler!); Miete; Strom; Gas; Privat-Haftpflichtversicherung; Telefon; Rundfunkgebühr; Tageszeitung; und alles, was wir da noch so haben.
Eigentlich müsste in jeder Zeile in den Monatsspalten der jeweilige Zahlbetrag eingesetzt werden. Das sind in der Zeile Miete zwölf mal der gleiche Betrag. Das kürzen wir ab. Rechts von der Textspalte führen wir die erste Hilfsspalte ein und setzen hier den gleichbleibenden Zahlbetrag ein. In der jeweiligen Monatsspalte, in dem dieser Betrag wirksam anfällt, wird jetzt nur ein (Bleistift-)Pfeil geschrieben, das geht schneller und ist leichter bei einer Betragsänderung,denn es ist nur eine Zahl in der Hilfsspalte zu ändern.
Und weil wir gerade bei den Hilfsspalten sind, gleich noch eine: Fälligkeitsdatum, genauer Tag der Fälligkeit, denn der Monat ist ja bereits durch die Spalte gegeben. Und jetzt können auch die letzten beiden Hilfsspalten eingefügt werden. Die eine gibt an, wie die Zahlung erfolgt: als Dauerauftrag vom Konto oder als Bankeinzug. Den Dauerauftrag kann ich nach Höhe und Zahldatum genau selbst bestimmen. Beim Bankeinzug ist beides nur ungefähr bekannt, denn der wird vom Zahlungsempfänger bestimmt. Die andere Spalte (ok-Spalte) bekommt nur ein Erledigt-Häkchen bei nicht genau terminierten Zahlungen, zum Beispiel Spenden an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.
Und jetzt als Muster ein Beispiel:
Text Betrag Fälligkeit Art ok Jan Feb März April .........
Miete 250,00 02 DA -> -> -> ->
Zeitung 50,00 05 -> ->
Strom 30,50 15 E -> -> -> ->
Rundfunk 17,28 15 DA ->
DA = Dauerauftrag
E = Bankeinzug
Wer will, mag noch die Summen in jeder Zeile und jeder Spalte bilden, für die Einnahmen und Ausgaben getrennt. Aus deren Saldo lässt sich schon mal erkennen, wann es eng wird.
Diese Planungsübersicht für ein Jahr – sie gilt ja mit minimalen Änderungen der Zahlbeträge auch für das/die Folgejahr(e) – gibt jetzt bereits einige Hinweise darauf, wo eventuell gespart werden muss oder doch wenigstens könnte.
Ist das Geld sehr knapp, muss auf die Fälligkeiten in jedem Monat geachtet werden. Wenn eine Ausgabe am 02. fällig ist, Einnahmen aber erst am 25. zu erwarten sind, dann gibt es Probleme. Die Lösung ist manchmal, dass eine Ausgabe, deren Termin verschoben werden kann, etwas geschoben wird. Aber wer immer schiebt, hat wenn es darauf ankommt, keinen Spielraum. Übrigens, wir wollen doch bitte nie darauf warten, dass der Gläubiger mahnt und der Gerichtsvollzieher kommt!
Wenn das Geld sehr knapp ist und nichts als „Schwankungsreserve“ zur Verfügung steht, dann muss die gleiche Planungsübersicht auch für jeden einzelnen Monat, nun mit der Spaltenunterteilung für jeden einzelnen Tag im Monat aufgestellt werden. Und es muss in diesem Monatsschema dafür gesorgt werden, dass man niemals in ein Minus rutscht, denn wer kein Geld hat, darf auch keine Schulden haben! Schulden lösen in diesem Fall kein Problem, sie verschlimmern es nur.
In unserer Übersicht fehlt noch ein wichtiger Posten, die Barausgaben. Die sind notwendig ein Schätzwert, und um den halbwegs richtig zu schätzen, greifen wir noch einmal zu den gesammelten Kassenzetteln. Spätestens jetzt könnte es sein, dass die geplanten Ausgaben die geplanten Einnahmen übersteigen – und damit beginnt erneut die Frage: wo sparen?
Jetzt hilft nur eine weitere Aufstellung mit den Spalten: Datum, Text, Lebensmittel, Körperpflege, Kleidung, usw. Für einen ersten Überblick reicht das. Notfalls muss die eine oder andere Spalte weiter unterteilt werden. Für eine halbwegs verlässliche Planung reicht ein Monat nicht, es müssen mindestens drei Monate sein, besser ein ganzes Jahr. Aber dann wird langsam klar, wofür das Geld weg geht – und wo man sparen könnte, wenn man denn will oder muss.
Das Planungsschema wird mit Kugelschreiber gezeichnet, die veränderlichen Zahlen mit weichem Bleistift eingetragen, denn dann sind Änderungen leicht möglich ohne das alles neu gemacht werden muss. Darum auch in die einzelnen Monaten nur der Pfeil, der in den Monaten gleiche Zahlbetrag nur in der Vorspalte: ändert sich der im nächsten Jahr, muss nur an einer Stelle geändert werden.
Einkaufzettel für den aktuellen Tageseinkauf hatten wir schon. Ein Einkaufszettel für „bei Sonderangebot“ hilft ganz erheblich sparen. Dieser Sonderangebote-Einkaufszettel (mit geplanten Preisen!) hilft: wir wissen, was wir ausgeben wollen/können und wir kaufen nichts Überflüssiges, nur weil es gerade „so schön billig“ ist, denn für das Überflüssige ist jeder Preis zu hoch. Für diese Sonderangebote muss eine hinreichende Reserve angesammelt werden, bei der wir uns manchmal etwas borgen können, dies ist unsere oben genannte Schwankungsreserve.
Ich habe eingangs gesagt, dass mich diese Übersicht seit Jahrzehnten begleitet und mir immer gut geholfen hat. Wer mit den berühmten 359 plus Miete und Heizung nicht auskommt, macht ziemlich sicher einen Fehler. Ich habe in einem anderen Beitrag kürzlich festgestellt, dass ich für Lebensmittel im letzten halben Jahr im Monatsmittel nur gut 70 Euro ausgegeben habe – und ich habe dabei nicht schlecht gelebt. Aber ich bin es gewöhnt zu rechnen und meine Ausgaben zu planen.

05.10.2010
Hermann Müller
Bentieröder Bruch 8
OT Bentierode
D-37547 Kreiensen

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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