Kindheitslexikon: Feuerwehr Kölleda

Veranstaltung der Feuerwehr Kölleda am 14. September 1991
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  • Veranstaltung der Feuerwehr Kölleda am 14. September 1991
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Zunächst private Erinnerungen an die Feuerwehr:

Als Kind besaß ich unter meinen Spielzeugautos auch eine ziemliche kleine und eine ziemlich große Holzfeuerwehr.

Ich kann mich dunkel entsinnen, dass, als ich noch klein war, bei uns ab und zu ein junger Feuerwehrmann namens Wolfgang zuhause war.

Im Sommer 1981 oder 1982 war ich im Rahmen der Ferienspiele erstmals in der Fahrzeughalle der Kölledaer Feuerwehr.

Beliebt zu DDR-Zeiten war die vom Grafiker Richard Hambach geschaffene Comic-Figur "Feuerwehrmann Fix". Dabei handelte es sich um einen kleinen Jungen in blauer Feuerwehruniform, der schon die Jüngsten zum Brandschutzbewusstsein erziehen sollte.

Im Frühjahr 1985 sägte die Feuerwehr auf unsere Bestellung hin die alte, einsturzgefährdete Birke in unserem Vorgarten um.

Auf den Nikolausmarkt von Kölleda kam der Nikolaus – natürlich der echte – manchmal mit einem Feuerwehrauto gefahren.

Jeden Mittwoch ertönten um 13:00 Uhr in der ganzen DDR sämtliche Feuersirenen auf den Dächern. Es handelte sich dabei um einen gesetzlich vorgeschriebenen Probebetrieb.
Zentral gesteuert wurde dieser Vorgang von dem Militärbunker "Fuchsbau" bei Fürstenwalde in der Nähe von Berlin. Gegen Ende der DDR betraf dies 35.000 Sirenen im ganzen Land!

Da zur Zeit meiner Kindheit in den Privathaushalten noch sehr viel mit Kohle geheizt wurde, gab es jedes Jahr im Spätherbst die so genannte Brandstättenrevision. Das hieß, Mitglieder der Feuerwehr gingen von Haus zu Haus und sahen sich die nähere Umgebung des häuslichen Ofens an. Man war zwar verpflichtet, sie reinzulassen, danach konnten sie jedoch nur Empfehlungen abgeben, etwa dieses oder jenes Möbelstück aus der unmittelbaren Erhitzungsgefahrenzone zu entfernen. Hielt man sich jedoch nicht daran und es passierte etwas, konnte es durchaus Schwierigkeiten mit der Versicherung geben.

Am 14. September 1991 fand irgendeine Veranstaltung bei der Kölledaer Feuerwehr, vermutlich ein Tag der Offenen Tür, statt. Ich weiß noch, ich nahm dort gegrillte Würstchen fürs Abendessen mit.

"Feuerwache 09" ist eine siebenteilige Fernsehserie des Deutschen Fernsehfunks (DFF), die vom 6. November bis 18. Dezember 1991 erstausgestrahlt wurde. Die Handlung ist im Berliner Stadtbezirk Köpenick angesiedelt. Zahlreiche dem ostdeutschen Publikum bekannte Darsteller wie Günter Schubert, Willi Schrade, Lutz Riemann, Ute Lubosch oder Ernst-Georg Schwill wirkten mit. Es war eines der letzten Fernsehprojekte des DFF vor seiner Abschaltung am 31. Dezember 1991.

Am 27. Juni 1992 war ich auf einem Tag der Offenen Tür bei der Kölledaer Feuerwehr.

Geschichte der Feuerwehr in Kölleda:

1878 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kölleda. Die Initiative dazu ging von August Rook aus. Er musste eine ziemlich charismatische Persönlichkeit gewesen sein, denn es gelang ihm auf Anhieb, 32 Kameraden um sich zu scharen. Unterstützt wurde er dabei vom Stadttürmer Wilhelm Funke, dem Klempnermeister Rose, dem Tischlermeister und langjährigen Stadtverordneten Fritz Martini sowie zwei Männern namens Gundermann und Ziegler.
Feuerwehrkamerad Heinrich Linsenbarth trug als erster die Uniform der Freiwilligen Feuerwehr Kölleda.

Bis 1889 bestand in Kölleda eine Pflichtfeuerwehr, wie sie damals genannt wurde. Wie der Name schon sagt, wurden Bürger der Stadt per Verpflichtung zur Bekämpfung von Bränden herangezogen. Auch Gespannfahrzeuge für den Transport der Feuerlöschgeräte mussten von den Kölledaer Bürgern gestellt werden. Zur Alarmierung dienten damals Hornsignale und Glockengeläute.

1903: Bau des ersten Feuerwehrgerätehauses.

1926: Bildung einer Ordnungsgruppe für vorbeugenden Brandschutz. Sie zählte zu dem Zeitpunkt 17 ehemalige Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, die aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen ausgeschieden waren.

In jenen längst vergangenen Zeiten, als Kölleda Kreisstadt des inzwischen nicht mehr existierenden Kreises Eckartsberga war, gab es im Ort eine Kreislöschgruppe, die später zur Berufsfeuerwehr umgewandelt wurde. Ihre Existenz ging allerdings ein wenig zu Lasten der Ressourcen der Freiwilligen Feuerwehr.

1941: Die Kölledaer Feuerwehr erhält ihr erstes Löschfahrzeug LF 15 mit einer Leistung von 1.500 Liter pro Minute. Es bleibt bis 1967 im Einsatz.

1951: Auflösung der in Kölleda stationierten Berufsfeuerwehr. Die Freiwillige Feuerwehr erfährt dadurch einen Aufschwung.

1957: Die Kommandos der Feuerwehren in Sömmerda und Kölleda sollten in jenem Jahr aufgelöst werden.

1958: Die erste schulische Arbeitsgemeinschaft "Junge Brandschutzhelfer" wird vom Kameraden Horst Bauer ins Leben gerufen.

1965: An das neumodische, englische Wort Gender für Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen war noch lange nicht zu denken, als die Kölledaer Feuerwehr in jenem Jahr bereits eine aktive Frauengruppe aufstellte.

1967: Das alte Löschfahrzeug LF 15 wird gegen ein H3A LF 15 ausgetauscht.

1969: Bau des Feuerwehrgerätehauses I in der Hundtgasse.

1972: Die Freiwillige Feuerwehr erhält einen fabrikneuen LO LF 8. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte verfügte die Wehr damit über zwei Löschfahrzeuge.

1976: Der H3A LF 15 wird gegen ein S4000 LF 16 ausgewechselt.

1978: Die Wehr hat eine Mannstärke von 32 Mitgliedern.
Bau eines Schulungsraumes und einer Heizung.
Ab diesem Jahr wird durch den Kameraden Bernd "Wolli" Wollweber, im Zivilberuf Lehrer für technische Fächer an der Jahn-Schule, eine Feuerwehrchronik geführt.

1980: Tausch des S4000 LF 16 gegen ein W 50 LF 16.

1983: Bau des Feuerwehrgerätehauses II. Die Investitionen der Jahre 1978 und 1983 wurden ausschließlich in Eigenleistung erbracht. Materielle Unterstützung gab es dabei durch lokale Betriebe wie das Funkwerk Kölleda, die ZBO (Abkürzung für "Zwischengenossenschaftliche Bauorganisation", die "Bautruppe" der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) in der DDR.) "Landbau" Kölleda und die PGH "Elektro-Metall" Kölleda – heute würde man es Sponsor-Betriebe nennen.

1984: Die Feuerwehr erhält zeitweise einen S 4000 LF 16.

1985: Mit Hilfe des Rates der Stadt wurde ein Fanfarenzug gegründet. Von diesem Zeitpunkt an trat er zum 1. Mai, Jubiläen und gesellschaftlichen Höhepunkten mit einer Stärke von 50 Kameradinnen und Kameraden sowie Pionieren auf. Die musikalische Leitung übernahm der Kamerad Harry Eckardt.

1986: Ab jenem Jahr nahm die Frauengruppe der Feuerwehr Kölleda an Wirkungsbereichs- und Kreisausscheiden erfolgreich teil. Ausbildungsleitung: Kameraden Erwin Kämmerer und Manfred Bauer.

1988: Der S 4000 LF 16 steht der Wehr nun für den ständigen Gebrauch zur Verfügung.

1989: Die Frauengruppe der Feuerwehr Kölleda hat eine Stärke von 25 Kameradinnen erreicht.

16. bis 18. Juni 1989: Stadtweite Feiern zum 111-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Kölleda.
Aktuelle Mitgliederstärke: 65 Mann.
Wie der Leiter des Organisationskomitees, Leiter der FFw Oberbrandschutzinspektor Fondis, berichtete, wurde den Kölledaer Kameraden neben vielen anderen Auszeichnungen fünfmal der Titel "Vorbildliche FFw" verliehen.
Fahrzeugbestand der Wehr zu jenem Zeitpunkt: ein LO LF 8, ein W 50 LF 16, ein S 4000 Tanklöschfahrzeug 16, ein Tragkraftspritzenanhänger.
An beiden Schulen der Stadt existierte eine Arbeitsgemeinschaft "Junge Brandschutzhelfer", geleitet von den Kameraden Manfred Bauer und Ulrich Dölgner.
Die Feuerwehr beteiligte sich auch an der von der seinerzeitigen Nationalen Front, dem Zusammenschluss der Parteien und Massenorganisationen in der DDR, initiierten Aktion "Mach mit – schöner unsere Städte und Gemeinden". Man leistete eine Vielzahl von Einsatzstunden beim Gehwegbau, bei der Rekonstruktion an Gebäuden, bei der Schaffung von Baufreiheiten und dem Abriss einsturzgefährdeter Gebäude sowie der Beseitigung allgemeiner Gefahrenquellen.
Auch in gesellschaftlichen Funktionen auf kommunaler Ebene waren viele Mitglieder der Wehr zusätzlich tätig: als Stadtverordnete, in Frauenausschüssen, in Wohnbezirksvorständen, in Beiräten von Verkaufsstellen.
Ablauf der Feierlichkeiten, eventuell unvollständig:
Mittwoch, der 7. Juni 1989:
Titelverteidigung "Vorbildliche Freiwillige Feuerwehr"
Freitag, der 16. Juni 1989:
17:00 Uhr Eröffnungsappell mit anschließender Festsitzung im Gerätehaus
Sonnabend, der 17. Juni 1989
6:00 Uhr Wecken der Stadt durch den Fanfarenzug der FFw
7:30 Uhr Empfang der Wehren des Wirkungsbereichsausscheides am Bahnhof
8:00 Uhr Empfang der Gastwehren am Bahnhof
8:30 Uhr Festumzug
Stockmannstraße – Weimarisches Tor – Roßplatz – Straße der DSF – Brückentor – Brückenfeldstraße – Sportplatz
Formation:
Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr Kölleda.
Freiwillige Feuerwehr Kölleda.
Feuerwehren des Wirkungsbereichsausscheides.
Nachmittag "Aufstellung neuer Technik auf dem Sportplatz"
Sonntag, der 18. Juni 1989:
10:00 Uhr Schauübung im Bereich der Stadt Kölleda (Straße der DSF, Brückentor,
Unter den Linden, Pferdeteich)
14:00 Uhr Kinderfest im Kulturhauspark

7. Oktober 1989: Die Feuerwehr Kölleda delegiert ihre Kapelle zu den Feierlichkeiten anlässlich des 40. Staatsgründungsjubiläums der DDR in Berlin.

Abschließend die Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Kölleda:
- 1879 – 1890: Fritz Martini.
- 1890 – 1913: Otto Fickert.
- 1913 – 1934: Wilhelm Schneider.
- 1934 – 1945: Karl Fischer.
- 1945 – 1947: Fritz Löwe.
- 1947 – 1948: Paul Gundermann.
- 1948 – 1949: Paul Brumme.
- 1949 – 1950: Paul Beger.
- 1950 – 1953: Franz Zeun.
- 1953 – 1955: Kurt Hoffmann.
- 1955 – 1960: Rudolf Schmidt.
- 1961 – 1966: Horst Bauer.
- Wechselweise: Erwin Kämmerer, Adalbert Engelhardt.
- 1966 – 1974: Ulrich Meißner.
- 1974 – 1975: Günter Birkfeld komm.
- 1976 – ?: Hans-Joachim Fondis.
(Quelle: Freiwillige Feuerwehr Kölleda)

Bürgerreporter:in:

Christoph Altrogge aus Kölleda

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