Bevor der Sommer zu Ende geht: Ein Sommerabend auf dem Lande. Teil 2.

Blick in die Kirchenstraße, fotografiert während einer Palmsonntagsprozession.
Man muss sich hier bloß die Menschen wegdenken, sich die Bäume grün und den Himmel blau vorstellen, dann hat man eine genaue Vorstellung von jenem Sommerabend.
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  • Blick in die Kirchenstraße, fotografiert während einer Palmsonntagsprozession.
    Man muss sich hier bloß die Menschen wegdenken, sich die Bäume grün und den Himmel blau vorstellen, dann hat man eine genaue Vorstellung von jenem Sommerabend.
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Kapitel 21.: An der großen Kreuzung

Ich erreichte die Kreuzung Windmühlgasse/Znaimerstraße/Kirchenstraße. Hinter mir lag die Häuserzeile Windmühlgasse-Kirchenstraße. Eine der vier Gebäudelinien der heute noch exakt quadratisch abgrenzten historischen Innenstadt, ging es mir durch den Sinn.
Ein zweistöckiger Reisebus mit deutschem Kennzeichen näherte sich von rechts aus der Kirchenstraße. Er bewegte sich hinweg über die senkrecht laufende Znaimerstraße. Hinein in die Windmühlgasse links von mir. Stück für Stück zwängte sich das Gefährt in die enge Straße hinein.
Steil führte die Windmühlgasse nach oben. Sie war inzwischen im gleißenden Abendlicht versunken. Ein Pkw donnerte das Kopfsteinpflaster hinab. Als der Fahrer den Bus bemerkte, fuhr er rechts ran und blieb gegenüber der Terrasse vom Gasthaus Brand stehen. Hinter dem weißen Zaun der Terrasse saßen unter den Sonnenschirmen ebenfalls zahlreiche Gäste.

Per Zufall sah ich in der anderen Richtung in die Kirchenstraße, an deren Ende sich links die Stadtpfarrkirche und rechts der Anfang der Wallstraße befanden. Geradeaus an ihrem Ende kündigte sich der Beginn der Höfleinerstraße an. Links davon, hinter der Kirche, tauchte das erste Stück vom Weg zur Handelsakademie auf. Bei dem Anblick dachte ich daran, wie ich diesen Weg hier früh manchmal in die Schule genommen hatte.

Der Bus hatte sein Manöver bewältigt, und ich konnte den Weg auf der anderen Seite fortsetzen. Vorbei an dem mit vielen Schnitzereien verzierten Holzwegweiser für die Windmühle, die Rundwanderwege durchs Gemeindegebiet und den Windmühlheurigen. Hindurch zwischen den Rosenanlagen vor dem Geschäft von Frisör Schönberger. Auf beiden Hälften blühte es nach wie vor. Auf der rechten, der zwischen Fußweg und Straße zu ebener Erde gelegenen. Ebenso auf der linken, in Augenhöhe, in dem erhöhten Vorgarten mit der Treppe in der Mitte.

Der "Goldene Hirsch" an der Ecke gegenüber tauchte auf. Ich dachte daran, wie auf den Stadtführungen immer darauf hingewiesen wurde, dass in dem Haus einstmals Kronprinz Rudolf während eines Manövers eine Nacht verbrachte.
Wieder überlegte ich kurz, ob ich vielleicht dort essen sollte. Bei dem Wetter natürlich im Gastgarten links neben der Tür, der gegen die Schräglage Richtung untere Znaimerstraße terrassenförmig abgemauert worden war. Vielleicht an einem der Plätze direkt an der Brüstung längs der Straße. Von wo aus man zur einen Seite hin die Bürgerhäuser des Stadtkerns und zur anderen Seite die Bauernhäuser der Altstadt sah. Oder in der nach vorn offenen, dunkelgrünen Holzbretterlaube am Kopfende des Gartens, von deren Dach Efeu herunterhing.
Ein paar Gäste strömten von unter dem reichhaltig verzierten alten Zunftschild an der Ecke des Hauses zur Kirchenstraße auf den Garten hinzu. Gleich eine ganze Reihe anderer Gäste verließ gleichzeitig ihre Autos neben dem Gasthaus. Sie hatten sie auf dem kleinen Platz zwischen dem Gasthaus rechts, der ehemaligen Altstadtvolksschule dahinter, der Volksbank links und dem Blumenkiosk der Gärtnerei Roggenschrot am Rande der Znaimerstraße geparkt. Ein paar von ihnen gingen gleich in Richtung Taberngasse, die an der linken hinteren Ecke des Platzes abzweigte. Ich vermutete, dass sie zum "Landheurigen" gelangen wollten. Gäste kamen auch aus der Stohlgasse rechts neben der alten Schule hinzu. Die Turmuhr der Stadtpfarrkirche hinter dem Dach des einstöckigen Schulgebäudes zeigte gerade Viertel sieben.
Ich entschied mich dann doch wieder für den Windmühlheurigen, da ich dort am längsten nicht mehr gewesen war.

Kapitel 22.: In der Fladnitzerstraße

Der Beginn der Fladnitzerstraße kündigte sich an. Mit ihm die Stromleitungen, die sich an dieser Stelle zwischen den zu beiden Seiten an den Hauswänden kurz unter den Dächern angebrachten kleinen Mästchen hin- und herzogen. Unmassen von Vögeln sammelten sich darauf für den Abflug in den Süden.

Das Club-Café "Kajak" im feudal wirkenden Gebäude von Ofensetzer Beyer kam wenige Meter vor mir in Sicht. Seinerzeit hatte ich ja auch darüber berichtet, als der Treffpunkt für die bereits in Privatwohnungen lebenden Ex-Bewohner des Caritas-Behindertenheimes eröffnet wurde, erinnerte ich mich.

Ich blieb kurz stehen an jener Stelle, an der sich die Straße gabelte. Links begann die Fladnitzerstraße, die direkt in den Wald des Manhartsberges hineinführte. Rechts setzte sich an dessen Füßen vorbei durch die Weingärten hindurch die Znaimerstraße fort. Ich sah kurz die steil abfallende Znaimerstraße in Richtung tschechischer Grenze hinab, die Richtung meiner Fahrt morgen.
Von weitem sah ich am Beginn des gegabelten Teils der Znaimerstraße auch das vertikal stehende Geschäftsschild vom "Poseidon". Ich erinnerte mich daran, wie oft ich in den vergangenen vier Jahren mit Johannes, Wilhelm und Cornelius dort nach Schulschluss gewesen war.
Am Beginn der Znaimerstraße kehrte gerade Stadtführer Pokorny von der letzten Führung des Tages nach Hause zurück. Vorbei am Eingang zum "Erlebniskeller" in der Ecke zwischen seinem Haus und dem himmelblauen Gebäude der Volksbank. Die üblichen drei Flaggen wehten wieder an den Masten vor dem Museumskeller. Die niederösterreichische, die Retzer Stadtflagge und die weiße mit dem Kellerlogo in der Mitte.

Ich ging weiter, vorbei am Haus des Ofensetzers, vorbei an der Glaserei Reuter mit dem kleinen Garten daneben. Ich überquerte den Beginn der steil nach oben führenden Berggasse links von mir. Beim Blick auf das ehemalige Hotel "Gartenpension" in der Mitte der Straße, das schon lange kein Hotel mehr war, erinnerte ich mich daran, wie das Haus seinerzeit als Unterkunft für bosnische Kriegsflüchtlinge eingerichtet worden war. Ganz zu Beginn meiner Pressetätigkeit für Thomas war das. Die Jesus-Figur an der Vorderfront des Bauernhauses davor hatte man offensichtlich erst vor kurzem neu vergoldet, fiel mir auf.

Ich hatte die Straße überquert, kam vorbei an der in Stein gehauenen Vater-Sohn-Heiliger-Geist-Allegorie genau an der Ecke des Eckhauses Berggasse/Fladnitzerstraße. Auf der anderen Straßenseite tauchte die Stelle auf, an der, nur getrennt durch die dünne Baumreihe, die Pfarrgasse und die Fladnitzerstraße parallel verliefen. Gleich darauf ging dort das Ende der Pfarrgasse fließend in den Beginn des weitläufigen Angers über. Im Hintergrund erschien auf der rechten Seite der Pfarrgasse das barocke Anwesen von Feuerwehrkommandant Beyer. Direkt daran stoßend kündigte neben ihm das langgezogene Bauernhaus mit der Wandmalerei vom Heiligen Florian an der Vorderfront den Beginn des Angers an. Geradeaus, hinter dem Ende der Ortschaft in zwei Kilometern Entfernung, schob sich gerade der Regionalzug nach Drosendorf den Manhartsberg hinauf. Es war der blau-weiß-rote ÖBB-Regionalbahntriebwagen der Reihe 5047, der täglich im Zweistundentakt gekoppelt an die An- und Abfahrtszeiten der Züge aus Wien die 40 Kilometer lange Strecke nach Drosendorf im Waldviertel fuhr. Wie immer war es ein eigenartiger Anblick, als der Schienenbus so weit über den Dächern der Stadt fuhr. Gerade so, als wollte er auf den Wolken weiterfahren.

Ich überquerte den Beginn der links abbiegenden Angertorstraße. Jener Teil des Fußweges begann, wo die in Granitwürfeln eingefassten Grünanlagen mit den hohen, alten Kastanienbäumen zur Straße entlang standen. Gleichzeitig begann an den Häusern auch die Reihe der besonders vielfältig gestalteten Holztore.

Auf dem Anger jenseits des unverbauten gegenüberliegenden Straßenseitenabschnitts zog das Kaufhaus Ganswidl vorbei. Vor ihm tauchte das halbverfallene Gebäude der Milchgenossenschaft auf. Daneben die Statue des Heiligen Felix. Wie immer erinnerte mich das Kaufhaus irgendwie an diese alten Landwarenhäuser, von denen mir Großmutter erzählt hatte.

Ich kam vorbei am Weingut Schweigl mit dem Flaschenwein-Schaukasten an der Fassade neben dem Eingang. Im Vorübergehen erinnerte ich mich daran, wie ich dort auch schon des Öfteren eingekauft hatte. Ich streifte das benachbarte Gasthaus "Roter Ochse" mit der weinroten Fassade. Wie immer sah ich im Vorbeigehen automatisch zu dem Wandrelief hinauf. In der Mitte der Fassade zog wie gewohnt die eingemeißelte Gründungsjahrangabe "Seit 1839" vorbei. Ein paar Meter vor mir tauchte die allegorisierte Darstellung des Firmennamens auf dem Zunftschild über der Tür auf.
Danach passierte ich das Kfz-Fachgeschäft daneben. Am Haus danach begannen auch zur linken Seite des Fußweges, direkt vor den Häusern, die bepflanzten Grünanlagen. Ich kam vorbei am Haus von Kulturstadtrat Wiesmann, vorbei an dem Baum mit dem Vogelhaus am Straßenrand.

Die Reihe der zweistöckigen Häuser mit den Kastanien auf den Grünflächen am Straßenrand endete. Die dörflichen, einstöckigen, langgezogenen Bauernhäuser ohne Bäume davor begannen. Ein Stück weiter vorn tauchte auf der rechten Straßenseite das für die Architektur ringsum geradezu monumentale Behindertenheim der Caritas auf.

Die Spenglerei Wolf auf der anderen Seite der Straße zog vorbei. Metallisches Klopfen drang aus ihr heraus. Das Tor stand offen, so dass man in das Innere der Werkstatt hineinsehen konnte. Ein paar Arbeiter hantierten darin mit Hämmern.

Die Häuserlücke gleich darauf gab den Blick auf den Anger frei. Ein paar spielende Kinder saßen auf der Granitwürfelkante rings um die riesige Angerwiese. Einige von ihnen rannten auch zwischen den vielen Bäumen der Grünfläche hindurch. Andere spielten auf dem Holzgeräte-Spielplatz in der Mitte. Ein paar liefen gerade durch den grasbewachsenen Entwässerungsgraben quer über den Anger. Am linken Ende der Häuserlücke erschien das ehemalige Gemeindeverwaltungsgebäude von Retz-Altstadt. Ich erinnerte mich, wie ich mal für einen Artikel recherchiert hatte, dass es bis zur Vereinigung von Stadt Retz und Altstadt Retz im Jahre 1941 in Betrieb war.

Wenn aus meiner Reise morgen ein Spielfilm gemacht würde, dachte ich plötzlich, würde der heutige Abend wahrscheinlich auch schon dargestellt. Die Kamera würde mich dann sehr lange und ausgedehnt zeigen, wie ich die Stadt auf dem Weg zum Heurigen durchstreife. Untermalt würde die Szene von der Titelmelodie des Films, und am unteren Rand des Bildschirms sähe man zunächst die Namen der Hauptdarsteller, dann die der Leute von Regie, Regieassistenz, Schnitt, Kamera, Maske, Ton, ... Wenn das jedoch ein Film wäre, dachte ich weiter, dann müsste zuvor der Warnhinweis kommen: Die nachfolgende Sendung ist für Zuschauer unter 16 Jahren nicht geeignet.

Ich erreichte das Bauernhaus, auf dessen Grünfläche davor das Holzschild mit der Aufschrift "Echtes Kürbiskernöl vom Bauern" stand. Eine Sekunde später tauchten auch der Bienenkorb auf der Grünfläche und das Fenster mit dem Schild "Honig aus eigener Imkerei" auf. Auf dem Grünstreifen zwischen Fußweg und Straße zog unterdessen die altmodische Wasserpumpe vorbei. Auf den Fuß folgte die nur aus einem Schild und einer Parkbank bestehende Bushaltestelle.

Immer näher rückte der Manhartsberg, je tiefer ich mich ins Innere der Fladnitzerstraße bewegte. Am Straßenrand tauchte die zur Hinweistafel umfunktionierte alte Weinpressenspindel auf, an dessen Spitze sich das über die Straße hinwegzeigende Holzhinweisschild "Zum Altstadtheurigen" befand. Wieder überlegte ich kurz, ob ich dem Hinweis folgen sollte. Ich blieb jedoch dann abermals bei meiner Entscheidung für den Windmühlheurigen.

Ich war am Frisörgeschäft angelangt, in dem ich mir erst am Vormittag die Haare hatte machen lassen. Der Weg setzte sich in der kurzen Gasse links fort. An ihrem Ende begann rechts die Keilberggasse. Erste Weinkellereingänge tauchten an ihrem Beginn auf. Links ging es auf dem Wiegnensteig weiter in Richtung Heurigen.

Kapitel 23.: Den Wiegnensteig hoch

Ich betrat das steil nach oben führende Anfangsstück des Wiegnensteigs, wo links die Hofrückseiten begannen. Nach ein paar Metern zog bereits das Dach des kleines Stalls vorbei, das sich aufgrund der ansteigenden Lage in Brusthöhe von einem befand.

Die Sonne schien noch ungewöhnlich heiß für die Tageszeit. Ich war daher froh, dass das weit ausragende, wild wachsende Gebüsch am Hügelabhang auf der anderen Seite ein wenig Schatten warf.

Der Weg schlug die scharfe Rechtskurve ein, wo der hohe Bretterzaun senkrecht auf den anderen Stall traf. Danach stand man bereits zu Füßen der Weingärten, die sich fast überall rings um den Kalvarienberg hinaufschoben. Auf der Spitze des Kalvarienberges tauchten von weitem die drei Kreuze der Plastiken des Leidensweges Christi auf. Ich dachte daran, wie sie abends manchmal als schwarze Schattenrisse vor dem glutroten Himmel zu sehen waren und dabei in dramatischer Weise fast wie ein echtes Golgatha wirkten.

Ein Stück neben den Kreuzen sah man auch schon die Windmühle, zu deren Füßen sich der Heurigen befand. Ich erinnerte mich daran, dass das Gebäude schon zweimal als Kulisse für einen Film diente, irgendeinem Heimatfilm aus den Fünfziger Jahren und 1993 einer Neuverfilmung der drei Musketiere. Und dass es einmal auch schon auf einer Sieben-Schilling-Briefmarke abgebildet wurde.

Im Vorbeigehen sah ich in den kleinen Gemüsegarten mit dem Zaun aus dünnen Stangen davor. Gleichzeitig war auch der Lagerplatz für die Stapel kurzgeschnittener Holzstämme dahinter zu sehen. Gleich ein ganzes Stück hinter all dem tauchte wieder die Spitze des Stadtpfarrkirchenturmes auf.

Der Breitweg machte seine Abbiegung nach links. Er ging nun hindurch zwischen dem Gemüsegarten links und rechts der Bruchsteinmauer von der ersten Terrassenstufe der Weingärten auf dem Berghang. Die Rebreihen darauf versteckten sich komplett hinter allen möglichen Büschen. Ich sah im Vorgehen das abgebogene Wegstück hinab. Es verlor sich irgendwo in der Wildnis.

Dann betrat ich den geradeaus weiterführenden, tief in den Weingarten eingeschnittenen, gebüschumwucherten, fast röhrenartigen Teil des Weges. Der Boden des Weges trat sich sehr weich von den vielen kleinen Gräsern und Mosen darauf. Sie machten ihn aber auch ziemlich uneben. Ganz am Anfang war er noch etwas breiter und wies zwei grasbewachsene Rillen im Boden auf. Bald darauf kam die Stelle, an der der Weg so schmal wurde, dass einer auf den Acker rechts oder links klettern musste, wenn sich zwei entgegenkamen. Zweige eines ausragenden Essigbaumes schlugen mir ins Gesicht. Gebückt bewegte ich mich weiter voran, entgegenkommenden Zweigen stets ausweichend. Rechts zog der aus Rundhölzern zusammengeflickte Zaun vorbei. Ich erinnerte mich daran, dass ich solche Zäune schon oft in alten deutschen Kinderbüchern aus der Zeit um die Jahrhundertwende gesehen hatte.
Hagebuttensträucher, deren Früchte begannen, rot zu werden, säumten kurz darauf den Rand des Weges.

Die Strauchzone entlang der Wegränder endete bald wieder. An ihre Stelle trat das strohgelbe, wilde Getreide links und rechts, das aufgrund der Tiefeingeschnittenheit des Weges mir bis an die Schultern, zum Teil bis über den Kopf reichte. Dahinter tauchten die Spitzen der Rebreihen auf.

Der Anstieg des Weges war zunächst kaum spürbar, mit einem Male jedoch zog er mächtig an. Auch die Schräglage der Weingärten links und rechts machte sich an dieser Stelle optisch sehr bemerkbar.

Ein leichter Wind trug die Jazz-Musik vom "Vinzenz Liebl" her. Sie klang leicht beschwingt, passte irgendwie als Backgroundmusik zu diesem Sommerabend.

Am rechten Wegrand zog im hohen Gras das Schwedenkreuz vorbei, in dessen Gestein mit krakliger Schrift die Jahreszahl 1651 hineingemeißelt worden war. In jenem Jahr ließ es der Retzer Stadtrichter Reichard Landtner zum Gedenken an das Schwedenjahr 1645 errichten, hatte ich mal für einen Artikel recherchiert, erinnerte ich mich.

Von weitem hörte ich die Stadtpfarrkirche Dreiviertel Sieben schlagen. Die Musik vom "Liebl" war gerade verstummt. Von Ferne war gleich darauf das Losfahren der Schnellbahn nach Wien hörbar. Das Geräusch hinterließ bei mir wieder einmal jenes undefinierbare melancholische Gefühl, das Züge bei mir stets auslösten.

Ich hatte den Steilteil des Wiegnensteigs fast genommen. Die in den Berg gegrabenen und durch Vierkanthölzer abgegrenzten Treppenstufen, die dem Weg etwas Alice-im-Wunderland-mäßiges verliehen, kündigten sich an.

Am Ende der Treppe blieb ich kurz stehen und sah auf die Stadt hinab. Wie immer, wenn ich an dieser Stelle ankam, versuchte ich, die wichtigsten Punkte in der Stadt auszumachen.
Ganz rechts, fast schon auf einer Anhöhe gelegen, das Dominikanerkloster. In der Mitte des Panoramas weithin leuchtend der gelbe Turm des Rathauses. Ein Stück weiter links die Stadtpfarrkirche. Irgendwo hinter den Bäumen des Kirchenparks rund um das Bauwerk versteckt lag die Handelsakademie. Schade, dachte ich. Gerade jetzt, wo die Kommunikation mit der tschechischen Klassenhälfte zu funktionieren beginnt, sind vier von fünf Schuljahren schon wieder vorüber. Na ja, kein Grund sentimental zu werden. Nach uns werden andere kommen, die es intelligenter machen als wir.
Ein Stück neben dem Schulgelände erstreckte sich die Landstraße nach Ober- und Mitterretzbach. In ihrer Mitte, kurz vor dem Bahnübergang der Drosendorfer Linie die große gelbe Schußbergmarter. Entlang des Horizontes verlief bereits die tschechische Staatsgrenze.

Kapitel 24.: Auf dem höher gelegenen Teil des Wiegnensteigs

Ich drehte mich um, um weiterzugehen. Vor mir lag der ringförmige Wanderweg um den Kalvarienberg herum. Tief ausgewaschen vom Regen waren die Rillen des Weges inzwischen. Die Grasspur in der Mitte ragte bereits ziemlich weit in die Höhe.
Nach rechts machte er eine scharfe Biegung mitten durch die Weingärten. Und schließlich in den Wald des Manhartsberges hinein, welcher bereits zum angrenzenden Waldviertel gehörte.
Über dem Kamm des Manhartsberges konnte man jeden Morgen zwischen Um Sechs und Um Sieben regen UFO-Verkehr beobachten. Was jedoch nichts Besonderes war. Es handelte sich dabei um Waldviertler, die mit dem UFO zur Arbeit im Weinviertel oder in Wien flogen.
Diesen Insider-Scherz erzählte ich an dieser Stelle stets Gästen aus dem restlichen Österreich.

Ich bewegte mich in die linke Richtung weiter. Kam vorbei an der Grünbrache mit dem einsamen Baum in der Mitte auf der linken Seite. Rechts zog derweil die kleine Gebüschreihe vorbei.

Inmitten von ihr zweigte dann das letzte Stück des Weges ab. An der Ecke machte das Hinweisschild mit den gusseisernen Umrissen einer Mühle und dem aus Metallbuchstaben gebildeten Wort "Windmühle" darunter auf das naheliegende Ausflugsziel aufmerksam. Kurz darauf folgte auch das kleine Holzschild mit der Aufschrift "Kaja – Hardegg". Ich dachte an das Kerzenmeer der Osterprozession, das sich hier Jahr für Jahr am Karfreitag hinaufbewegte.

Kapitel 25.: Der Weg den Kalvarienberg hoch

Ein paar Schritte weiter, als das Gebüsch an den Wegrändern endete, kam auch wieder die Windmühle in Sicht. Daneben die kleinere Windmühle ohne Flügel. Ein ganzes Stück weiter rechts die auf dem Hügel verstreute Figurengruppe des Kalvarienberges. Kurz hinter den Figuren zog sich auch schon der scharfkantige Rand des Waldes entlang. An dem die hügelige, strauchlose Heidelandschaft des Plateaus auf dem Kalvarienberg ganz abrupt endete.

Rechts war von Ferne die Kirchberg-Kellergasse zu sehen, wie sie mitten durch die Weingärten nach Mitterretzbach führte. Kurz danach tauchte wieder das Caritasheim auf. Die Häuser neben ihm waren zu niedrig, um von hier aus erkannt zu werden. Wieder ein Stück dahinter, dem Manhartsberg vorgelagert, der Altenberg mit dem Winzerhaus darauf.

Auf der linken Seite erschien inzwischen der Gollitsch. Auf ihm die zwei aus Bruchsteinen errichteten Stationen des städtischen Wasserwerks.
Ich erinnerte mich daran, wie mir mal jemand erzählt hatte, dass man angeblich vom Gollitsch aus das Schneegebirge in Südniederösterreich am Rand der Alpen erkennen könne und wie ich das schon ein paar Mal erfolglos versucht hatte. Gleich darauf war auch die Kümmerlkapelle zu Füßen des Hügels zu sehen.

Inzwischen war ich hoch genug gestiegen, um auf der rechten Seite den Rand von Ober- und Mitterretzbach zu erkennen. Bei Kastanienberg gab es doch auch zwei solche Ortschaften, die baulich eine Einheit bildeten und nur durch die Ortstafel mitten in der Hauptstraße getrennt wurden, überlegte ich. Frohndorf und Orlishausen waren das, fiel es mir gleich darauf wieder ein.

Kurze Zeit später tauchte auf der rechten Seite ganz rechts, hinter den Hügeln mit den Weingärten, auch die Barockkirche von Unterretzbach auf.

Der Weg unter den Füßen wies an dieser Stelle ebenfalls zwei tiefe Rinnen auf. Auch sie waren durch Auswaschung noch sehr viel tiefer geworden. In ihrem Mittelstreifen war Gras in die Höhe gewachsen. Ich erinnerte mich daran, wie wir in den Sportstunden beim "Schwarzen Blitz" ab und zu über diesen Weg nach Hofern und wieder zurück liefen.

Ich erreichte die vorletzte Biegung vor dem Gipfel. Rechts tauchte die archaisch wirkende, bereits leicht überwucherte Terrassenstufenmauer aus Bruchsteinen auf.

Ich durchquerte die letzten zwei Gebüsche vor der Mühle. Geröll hatte sich in den Rinnen links und rechts auf dem Weg angesammelt; zusammengetragen von den kleinen Sturzbächen, die immer entstanden, wenn es ordentlich regnete.

Kapitel 26.: Oben auf dem Kalvarienberg

Ich hatte das letzte Gebüsch vor der Mühle durchquert und hielt kurz an, um mich umzusehen. Im Südosten dominierte der fast halbkugelförmige Gollitsch die Landschaft. Er verdeckte zur Hälfte Unternalb, aus welchem der Turm des Caritasbauernhofes im ehemaligen Gutshof herausragte. Gleich daneben begann die lange Kette der flachwelligen, rebenbepflanzten Hügel. Nach Süden verlor sie sich am Horizont und im Westen stieß sie bald an den Kamm des Manhartsberges. Einzelne Getreidefeldstreifen etwas weiter weg stachen aus den Weingärten farblich stark heraus.

Geradeaus vor mir erschien die Mühle, zur Hälfte verdeckt von ihrem ehemaligem Wirtschaftsgebäude, der heutigen Gaststube. Davor der Gastgarten, der sich hinter Birken und Pflaumenbäumen versteckte. Daneben der Weg, der steil zum Soldatenfriedhof empor führte. Auf der anderen Seite des Weges, hinter Wildwuchs von Sträuchern versteckt, die kleinere Mühle ohne Flügel.

Rechts neben mir war das kleine Felsplateau zu sehen, größtenteils mit Gras bewachsen. Vereinzelt erschienen auf ihm Stellen, aus denen scharfkantiger Granit herausschoss. Am höchsten und zugleich vordersten Punkt des Plateaus richtete sich die Kalvarienbergplastik "Jesus nimmt Abschied von Maria" auf.

Kapitel 27.: Im Heurigen hoch über Retz

Nun waren es nur noch ein paar Schritte die Anhöhe hinauf bis zum Eingang des Heurigens, die ich auch rasch genommen hatte.
Ein kleines Mädchen fuhr mir auf einem Kinderrad entgegen. Ich bewegte mich daher direkt an der Längsseite des Gartens entlang. Währenddessen hielt ich über den Zaun hinweg Ausschau nach einem freien Platz an einem der breiten Holztische. Ich war fast froh, dabei keine Bekannten zu entdecken. Ich wollte allein sein.
Ich kam vorbei an dem von der örtlichen Raiffeisenkasse gesponserten Fahrradständer. Auf den Fuß folgte der kleine Holznachbau eines altmodischen Schubkarren. Wie immer stand darauf ein Holzkübel mit blühenden Geranien. Schließlich gelangte ich zum Eingangstor. Im Eingangsbereich herrschte gerade etwas Gedränge. Eine ganze Gruppe von Gästen verließ das Gelände. Ich blieb kurz in der Ecke stehen, wo der Zaun mit der Stirnseite des Gasthauses einen rechten Winkel bildete. Von der Stirnseite hing wieder der kleine Heurigenbuschen herunter.
Als die Gruppe weg war, öffnete ich das Tor in dem niedrigen Maschendrahtzaun und ging zwischen den Tischen und Bänken hindurch zu dem Platz, den ich mir ausgesucht hatte. Er lag nur wenige Meter von der Rückseite der Kalvarienbergplastik "Jesus und Maria nehmen voneinander Abschied" jenseits des Gartens entfernt. Von hinten sahen die Figuren wie immer aus, als würden sie beide ins Tal hinab sehen.
Ich stieg über die Heurigenbank und nahm Platz. Der Kies unter den Füßen knirschte. Am Stamm der Birken direkt vor mir wuchs der Efeu empor, fiel mir auf.
Auf dem Tisch stand bereits das Gebäckkörbchen, mit einem weißen Tuch zugedeckt. Ich warf einen Blick hinein. Etliche Scheiben Nussbrot von der Bäckerei Gold unten im Ort lagen darin.

Kapitel 28.: Rustikales Abendessen

Nach einer Weile tauchte Günther, der Juniorwirt, in der Mitte des Hofes auf. Er bemerkte mich, lief ins Haus, holte eine Speisekarte und kam mit ihr auf mich zu. Bereits im Kommen rief er mir ein "Guten Abend" zu, ich rief ihm das Gleiche zurück.
"Die Karte brauche ich heute gar nicht", teilte ich ihm mit. "Ich weiß schon, was ich nehme: eine Käseplatte."
"Was zum Trinken?" erkundigte er sich.
"Einen Weiß-Gschpritztn."

Kurz darauf bekam ich das gewünschte Essen auf einem Holzbrettchen auf den Tisch gestellt. Der Gschpritzte im Glas daneben verströmte wie immer seinen typischen Weingeruch.

Während des Essens sah ich mich von meinem Platz aus um. Im Süden versanken der Mitterberg und die dahinterliegenden Ortschaften Obermarkersdorf, Waitzendorf und Pulkau langsam im abendlichen Gelb. Zwei Touristen tauchten am Bergabhang in dieser Richtung auf. Zwei weitere kamen von rechts aus der Richtung des Parkplatzes hinter der Mühle dazu. Einer von ihnen trug eine schwere Tasche. Er stellte sie ab und öffnete sie. Ein Radio kam zum Vorschein, wahrscheinlich bei der Firma Förster neu gekauft. Der Träger fuhr die Antenne aus und kurbelte an den Knöpfen. Musik erklang. Es war die Titelmusik der Siebziger-Jahre-Fernsehserie "Die Zwei". Die etwas melancholische Nummer passte irgendwie in die gesamte Atmosphäre. Heute hatte ich Glück mit den Backgroundmelodien, dachte ich.
Fast der gesamte Himmel über dem Gastgarten war mit dem Holzgerüst bedeckt, in dem wild verschlungen der Wein wuchs. Dicht gefüllte blaue Trauben, die ihre Färbung bereits vollständig erreicht hatten, hingen davon herunter. Ein paar Meter südlich von mir endete das Gitter schließlich, erhob seine Ecke gegen den Himmel. Ein paar lange, rasant gebogene Zweige ragten davon weg, zeigten ins Nichts.
Beim Blick auf die Hausmauern in dezentem Erdgelb und den gemalten weißen Rahmen um die Fenster fiel mir auf, dass das Haus erst vor kurzem frisch gestrichen worden sein muss.
Inzwischen war es im Garten schon wieder etwas voller geworden. Auch die Seniorchefin lief herum, nahm Bestellungen auf.
Ein kühler Windzug kam. Weinblätter raschelten auf jene etwas sentimentale Art, wie es typisch war für den Sommer, kurz bevor er dem Herbst Platz machte.
Deutsche Touristen saßen am Nachbartisch, unterhielten sich darüber, was sie sich heute angesehen hatten, versuchten zu rekapitulieren, was sie in der Stadtführung gehört hatten. Vermutlich waren zumindest einige von ihnen Mitglieder der Reisegesellschaft aus dem Bus, den ich vorhin am Beginn der Windmühlgasse gesehen hatte. Zwei zu ihnen gehörende Kinder, Zwillingsmädchen, stiegen von der Bank und liefen auf die alte Holzweinpresse hinzu, um sie zu besteigen.
Die Leute am Tisch rechts in der Ecke redeten über eines der Konzerte, das sie im Rahmen des "Kulturfestivals im Weinviertel" im Schloss Gatterburg besucht hatten. Englischsprachige Laute waren derweil vom Tisch vor mir zu vernehmen. Draußen, an der anderen Längsseite des Gartens, entlang welcher der Weg steil in Richtung Soldatenfriedhof führte, kamen zwischendurch Wanderer vorbei.
Gesprächsfetzen vom Tisch hinter mir drangen zu mir heran. Ein Mann sprach über seinen indischlernenden Freund. Wieder jemand anders erzählte von seiner Maturafeier.
Auf dem inzwischen leeren Tisch rechts neben mir hatte sich eine ganze Batterie leere Weingläser angesammelt. Günther kam und räumte alles weg. Kurz darauf setzte sich dort wieder eine Gruppe von Gästen hin. Aus den Gesprächen am Tisch hinter mir bekam ich gleichzeitig mit, dass dort Kunsthistoriker aus Wien saßen. Auch aus dem Innenraum des Heurigen drangen Stimmen sowie das Klappern von Tellern und Bestecks.

Kapitel 29.: Gegen 21:00 Uhr

Inzwischen war es späterer Abend geworden. Ich hatte längst zu Ende gegessen, das Holzbrett mit den Essenresten war auch schon abgeräumt. Danach hatte ich noch zwei Gläser Gschpritztn getrunken.
Ich beschloss, mir noch eine saure Gurke kommen zu lassen. Ich drehte mich auf meinem Platz nach hinten, um nach jemandem von den Wirtsleuten zu sehen. Dabei bemerkte ich, dass sich auf dem Himmel inzwischen alle möglichen Pastelltöne zwischen Gelb und Rot ausgebreitet hatten. Mehr und mehr gingen diese in Feuerrot über, je weiter man in Richtung Horizont sah.
Günther sah in meine Richtung und ich gab ihm ein Handzeichen.
Ein paar Minuten später hatte ich die Gurke in einem Glasschälchen vor mir auf dem Tisch stehen.

Kapitel 30.: Gegen 22:00 Uhr

Die Nacht war hereingebrochen. Alle Lampen brannten inzwischen. Auch die beiden Laternen links und rechts zur Eingangstür des Hauses waren angegangen. Sie beleuchteten die schwarze Tafel unter der rechten Laterne, auf der mit Kreide ein paar Tagesangebote geschrieben standen.
Eine Stimme mit fremdem Akzent, die mehrmals "Guten Abend" wünschte, mischte sich unter die Geräuschkulisse. Sie gehörte dem türkischen Kolporteur in der gelben Windjacke mit dem rot-weißen "Kronenzeitungs"-Logo auf dem Rücken. Wie jeden Abend für Abend zog er durch die Lokale und Heurigen, um die Abendausgaben von "Kronenzeitung" und "Kurier" an den Mann zu bringen. Das linke Bein nach sich ziehend, bewegte er sich von Tisch zu Tisch und rief die Namen der Blätter aus, die er anbot. Ich gab dem Mann ein Zeichen mit der Hand, welches er freudig registrierte. Eifrig eilte er an meinen Platz, nahm wie gewünscht eine Ausgabe der "Kronenzeitung" vom Stapel und legte sie auf den Tisch. Ich drückte ihm dafür die vorher abgezählten Münzen inklusive eines Trinkgeldes in die Hand. Er bedankte sich, ließ das Geld klimpernd in sein Portemonnaie fallen und verschwand wieder im Dunkel der Nacht.
Die Seniorwirtin tauchte an meinem Tisch auf und fragte: "Brauchen Sie noch Gebäck?"
"Nein danke, hab noch."

Kapitel 31.: Gegen 23:00 Uhr

Wieder war es ein wenig später geworden. Die Uhr der Stadtpfarrkirche schlug inzwischen Um Elf. Die Laternen, die in der breiten Weingerüstsfläche über den Köpfen hingen, waren längst angegangen. Ihre Lichter zogen in Heerscharen Nachtfalter an, die eigenartige Tänze aufführten. Auf dem Boden erzeugten sie von den Metallgestellen der Heurigentische und –bänke merkwürdig verwinkelte Schatten. Der Mond schien durch das Gerüst über den Köpfen hindurch. An dessen unzähligen Verstrebungen hingen bereits jede Menge reifer Trauben, fiel mir in dem Moment wieder auf. Etwas weiter weg im Dunkeln zirpten die Grillen laut.
Lichter von Autoscheinwerfern bewegten sich durch die Dunkelheit, markierten den Verlauf entfernt liegender Landstraßen. Die Lichter der Stadt flackerten. Wahrscheinlich kam es aber nur vom langen Hinsehen, erklärte ich mir die Erscheinung.
Ich hatte inzwischen mein drittes Glas Gschpritzten ausgetrunken, beschloss, noch eine Schokoladenbrezel zu bestellen.
Günther erschien im Hof, um die Petroleumlichter auf den Tischen anzuzünden. Ich winkte ihn wieder zu mir heran.

Kapitel 32.: Die Rechnung

Eine weitere unbestimmte Zeitspanne war verstrichen. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, da ich keine Uhr mitgenommen hatte.
Leerer und leerer war es inzwischen im Heurigen geworden. Nur noch an zwei Tischen saßen ein paar Leute und unterhielten sich inzwischen schon leiser.
Ich trank den Rest in meinem letzten Glas Gschpritztn aus. Einen Rot-Gschpritztn hatte ich zum Abschluss genommen. Als Günther gerade wieder das Haus verließ, winkte ich ihn zu mir heran, um die Rechnung zu machen.

Kapitel 33.: Heimweg

Ich war bereits etwas benommen, als ich das Gelände des Heurigen verließ. Ich blieb kurz auf dem grasbewachsenen Gesteinsvorsprung vor dem Zaun stehen, um für den Marsch durch den urtümlichen Weingartenweg wieder etwas trittsicherer zu werden.
Nie sah man so viele Sterne wie im August, konzentriert in einem riesigen milchigen Schweif, dachte ich. Aus der Mitte des Schweifs löste sich völlig unerwartet eine Sternschnuppe und fiel zu Boden. Als das Naturschauspiel vorbei war, begann ich den Weg hinunter in die Stadt.

Bürgerreporter:in:

Christoph Altrogge aus Kölleda

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