Kindheitslexikon: Architektur/öffentliche Einrichtungen/Gastronomie in Kölleda - Teil 1

Am Wilhelm-Pieck-Ring, dem typisch sozialistischen Neubauviertel am Ostrand der Stadt.
Der Name wurde vergeben nach dem ersten Staatsoberhaupt der DDR.
(Technische Anmerkung: Diese Aufnahme entstand im Frühjahr 1992, nachdem wir unseren ersten Farbfotoapparat gekauft hatten. Sie dokumentiert jedoch exakt bis ins letzte Detail den Zustand der 1980-er Jahre.)
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  • Am Wilhelm-Pieck-Ring, dem typisch sozialistischen Neubauviertel am Ostrand der Stadt.
    Der Name wurde vergeben nach dem ersten Staatsoberhaupt der DDR.
    (Technische Anmerkung: Diese Aufnahme entstand im Frühjahr 1992, nachdem wir unseren ersten Farbfotoapparat gekauft hatten. Sie dokumentiert jedoch exakt bis ins letzte Detail den Zustand der 1980-er Jahre.)
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1. Allgemeines

Architektonische Stilelemente, die mir in meiner Kindheit besonders gut gefielen (und auch heute noch):
Fachwerkhäuser.
Jägerzäune.
Umgebindehäuser.
Die Gründe für das Gefallen lagen vermutlich in dem Lokalkolorit und der Rustikalität dieser Bauelemente.

Jugendstilfassade: Das Haus Salzstraße 14 in Kölleda weist eine Jugendstilfassade auf.

Klassizismus-Haus: Anwesen Roßplatz 39 in Kölleda. 1797 errichtet. Klassizistisches Treppenhaus von unten bis oben durchgehend. 20 Ofenplatten im Flur angebracht.

Gelbe Dachziegeln: Nicht untypisch für die gesamte Region im Umkreis von 100 Kilometern waren gelbe Dachschindeln. Auch wenn natürlich Rot die ganz dominierende Farbe bei der Dacheindeckung war, sah man so etwas durchaus öfters mal im Landstrich.
Das überübernächste Haus vom Postgebäude in der Bahnhofstraße aus Richtung Stadtinneres war ein Beispiel dafür.
Auch das letzte Haus auf der Südseite der Karl-Marx-Straße/Ecke Gebösestraße hatte während meiner Kindheit eine hafergelbe Eindeckung.
Außerdem glaube ich mich zu erinnern, dass in der Kölledaer Goethestraße in den Achtziger Jahren ebenfalls ein Haus mit gelben Schindeln eingedeckt wurde. Es befand sich in der Mitte der Nordseite der Straße, da wo die Straße einen "Knick" macht.

Der "Gang": Eine Art "Indiana Jones"-Mythos existierte in der Heimatgeschichtsforschung unserer Stadt. Er handelte von einem angeblich existierenden, geheimen unterirdischen Verbindungsgang. Welcher angeblich im fünf Kilometer entfernt liegenden (!) Schloss Beichlingen begann und im Kloster, dem ältesten Gebäude Kölledas, endete. Soweit die Legende.
"Der Gang" war lange Jahre eine Art heiliger Gral unter heimatgeschichtlich interessierten Insidern. Auch kam es immer mal wieder vor, dass mit archäologischen Tätigkeiten befasste Studenten von außerhalb, die in der Region irgendwelche ausbildungsbezogenen Ferialarbeiten verrichteten, begeistert "aufschrien": "Wir haben 'den Gang' entdeckt!" Allerdings stellte sich die vermeintliche sensationelle Entdeckung stets als irgendetwas Anderes heraus.
Ob dieser legendenumwobene "Gang" überhaupt jemals existierte, konnte meinem Wissen nach niemals wirklich gesichert bewiesen werden.

2. Denkmalgeschützte Gebäude in Kölleda

Zunächst eine Liste aus dem Internet, bevor ich mich einzelnen Objekten im Anschluss näher widme:

Als Denkmalensemble geschützt ist die Altstadt Kölleda, mit Marktplatz, Roßplatz, Brückenstraße und angrenzenden Bereichen.

Einzeldenkmale. Die offiziellen Bezeichnungen samt Lage:
- "Kirche St. Wigbert mit Ausstattung" (Marktplatz 2).
- "Kirche St. Johannes mit Ausstattung, sowie Friedhof mit historischen Grabsteinen, Umfassungsmauer und Kapelle" (Im Kloster).
- "Mühlengehöft" (An der Pforten 1).
- "Kindergarten" (August-Feine-Straße 1).
- "Haustür" (Bahnhofstraße 3).
- "Hofanlage" (Bahnhofstraße 13).
- "Hofanlage" (Bahnhofstraße 27).
- "Wohnhaus" (Bahnhofstraße 37).
- "Wohnhaus" (Bahnhofstraße 49.
Einstöckiges Gebäude aus roten Ziegelsteinen.
In der Nähe dieses Hauses gibt es übrigens zwei weitere sehenswerte Klinkersteinbauten, welche allerdings laut dieser Liste mit Stand 2006 nicht unter Denkmalschutz stehen.
Eines davon ist ein zweistöckiges, gelbes Gebäude, das sich dem ehemaligen Postgebäude unmittelbar in nördlicher Richtung anschließt.
Und schräg gegenüber von dem denkmalgeschützten Gebäude, zwischen Hopfendamm und Schillerstraße, steht ein zweifarbiges Ziegelsteinhaus.
Alle drei Gebäude wurden während meiner Kindheit rein privat zu Wohnzwecken genutzt.)
- "Weidenmühle" (Battgendorfer Straße 9).
- "Wohnhaus und Speicher" (Brückenstraße 7).
- "Stadthof" (Brückenstraße 13).
- "Hofanlage" (Brückenstraße 31).
- "Wohnhaus" (Feistkornstraße 2).
- "Trafohaus" (Feistkornstraße/Im Kloster).
- "Speicher" (Friedrichstraße 9).
- "Hofanlage (abgerissen)" (Hospitalstraße 1).
- "Wohnhaus" (Hundtgasse 7).
- "Wohnhaus" (Hundtgasse 10).
- "Klosterscheune" (Im Kloster 6).
- "Lagergebäude (Scheune mit Schüttboden)" (Im Kloster).
- "Johannesbrunnen".
- "Rathaus mit Prangerstein" (Marktplatz 1).
- "alte Schule (Berufsschule) – Funkwerkmuseum" (Marktplatz 3).
- "Marktbrunnen" (Markt).
- "Grundschule mit Nebengebäuden" (Mühlgasse 1a).
- "Hofanlage" (Mühlgasse 9).
- "Hofanlage" (Mühlgasse 10).
- "Wohnhaus" (Prof.-Hofmann-Straße 11).
- "Reste der alten Stadtmauer" (Promenadenweg).
- "Gartenhaus an der Stadtmauer (Salzstraße 1)" (Promenadenweg).
- "ehem. Druckerei Böhme – Museum" (Roßplatz 39).
- "Wohnhaus" (Roßplatz 41).
- "Backleber Tor" (Roßplatz).
- "Sparkasse/Hilfsschule (ehem. Landratsamt), mit Stallgebäude" (Salzstraße 5–7).
- "Schule" (Straße der Jugend 15).
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmale_in_K%C3%B6lleda, Abruf vom 17. September 2017)

3. Backleber Tor

Einziges noch existierendes der einst vier Kölledaer Stadttore. Langgestreckter Rechteckbau. Zweigeschossig mit Satteldach. Durchfahrt mit Rundbogen. 1553 errichtet. Ende der Achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts aufgrund desolat gewordener Bausubstanz komplette Neuerrichtung im historischen Stil.
Die anderen Stadttore waren das
- Brückentor (1556),
- das Johannistor (1563 – noch heute sind die zwei entsprechenden Straßen danach benannt.)
- sowie das Krauttor (Ungefähr beim Denkmal für die Opfer des Faschismus gelegen – Zeitpunkt der Errichtung war nicht ermittelbar, für das Jahr 1735 ist aber seine Existenz auf jeden Fall verbürgt.).

4. Brunnen in Kölleda

Spontan kann ich mich an vier Brunnen im Kölledaer Stadtgebiet erinnern:
- Den Marktbrunnen mit der Wippertus-Statue.
- Den Brunnen auf dem Roßplatz bei der Bushaltestelle.
- Einen Brunnen auf dem Grünstreifen auf der Nordseite der Dr.-Stockmann-Straße, nahe der Bahnhofstraße.
- Den Johannisbrunnen in der Erfurter Straße/Eingang Entenplan. (Die Engelsstatue darauf war irgendwann zu DDR-Zeiten einmal gestohlen worden, konnte jedoch wiederbeschafft werden.)

Der optisch ansprechendste war der Marktbrunnen. Ich darf die Wikipedia bemühen:
"Auf dem Kölledaer Marktplatz befindet sich der Marktbrunnen mit dem Schutzpatron des St. Wippertus. Er wurde 1582 errichtet. Nach Fertigstellung des Brunnens entnahm man die Figur des Heiligen Wigbert aus der Kirche und stellte diese auf das Podest mitten im Brunnen. So ist der Wippertusbrunnen zu einem Wahrzeichen der Stadt Kölleda geworden. 2008/2009 erfolgte eine umfassende Erneuerung der Brunnenfigur."
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6lleda, Abruf vom 28. Juni 2011)

Ich kann mich dunkel erinnern, dass es ungefähr zu Beginn der Achtziger schon einmal eine Restaurierung der Figur gegeben haben muss. Wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht ganz täuscht, war der Heilige davor in ziemlich verwitterten Gelb-Grün-Tönen zu sehen. Danach jedoch bereits so farbenfroh, wie man sie zu Beginn des 21. Jahrhunderts kannte.

In seinem Becken befanden sich all die Jahre über Goldfische. Auch das Winterhalbjahr über. Da wurde dann ein hölzernes Dach draufgesetzt, und die Fische wurden durch eine Art Futterluke gefüttert.

5. Friedhof

Wenn wir auf den Friedhof gingen, nahmen wir in der Regel nicht den Haupteingang, sondern den schmalen Weg auf der Höhe August-Feine-Straße. Dort gab es auf einem Grundstück auf der nördlichen Seite des Weges immer mal wieder einen Schwarm Gänse zu sehen. Wenn sie sich von Gästen am Zaun bedroht fühlten, dann zischten sie.

In der DDR-Zeit gab es bei uns in der Stadt für weltliche Begräbnisse zwei Grabredner. Zu früheren Zeiten war dies Herr Bergler. Ich kannte ihn nur noch als steinalten, durch die Jahre gebückten Mann, wie er manchmal auf dem Weg in die Stadt an unserem Grundstück vorbeikam. Er lebte ebenfalls bei uns im Viertel, in dem Wohnblock bei uns hinten zwischen Trägerstraße und Jahnplatz.
In späteren Jahren übernahm das Amt dann Herr Trabitzsch.
Tragisch: Nach der Wiedervereinigung 1990 und dem massenhaften Niedergang von DDR-Betrieben in dieser Zeit erfuhren wir von ihm, dass die Anzahl der Selbstmörder, die er zur letzten Ruhe geleitete, geradezu exorbitant in die Höhe geschnellt sei. Diese Menschen sahen nach dem Verlust des Arbeitsplatzes einfach keinen Sinn mehr im Leben.

Nach unserem Wegzug nach Österreich im Jahr 1992 übernahm die Pflege der Gräber unserer Familie auf persönlich aufopferungsvolle Weise Frau Renate Heppner aus Kölleda. Wofür hier einmal ganz besonders gedankt werden soll!

6. Haus von Friedrich Ludwig Jahn

Deutscher Pädagoge, der als Initiator der deutschen Turnbewegung gilt. Aus dem von ihm begründeten Turnen ging unter anderem die heutige Sportart Gerätturnen hervor. Die Turngeräte Reck und Barren wurden von ihm eingeführt. (Wobei hier auch die Verdienste des vor seiner Zeit wirkenden Johann GutsMuths berücksichtigt werden müssen, auf dessen Leistungen Jahn bereits aufbauen konnte.)
In Kölleda befand sich Jahn in Verbannung wegen seiner politischen Aktivitäten. Bis zum heutigen Tage wird daran auf verschiedene Weise erinnert.

Geboren am 11. August 1778 als Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn in Lanz (Prignitz). Sohn eines Pfarrers.

Zuerst Hausunterricht beim Vater.

Ab 1791 Gymnasium in Salzwedel (Altmark).

Von 1794 an Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, das er zwei Jahre später ohne Abschluss verließ.

Ohne das dafür erforderliche Abitur immatrikulierte er sich 1796 an der Universität Halle zum Theologiestudium und verbrachte sieben Jahre an verschiedenen Universitäten, darunter der Universität Greifswald und der Universität Göttingen, die er, wie schon die Gymnasien, wegen schlechter Führung und seines nie bestandenen Abiturs verlassen musste.

1800: Prozess in Leipzig wegen seiner politischen Aktivitäten, es wurde ihm ein Verbot für alle deutschen Universitäten ausgesprochen.

Intensive Beschäftigung mit deutscher Sprache und Geschichte. In Halle trat er für die Reinheit der deutschen Sprache ein und verfasste die Schrift "Patriotismus in Preußen", woraufhin er die Stadt verlassen musste. Schon davor war er während seiner Hallenser Zeit, so um das Jahr 1800 herum, oftmals gezwungen, sich in einer Höhle in einem Felsen an der Saale, heute als Jahnhöhle bekannt, zu verstecken.

Nächste Station: Breslau.

Juli 1801 bis Januar 1802: Aufenthalt an der Brandenburgischen Universität Frankfurt ohne Immatrikulation.

1802 Begegnung mit Ernst Moritz Arndt an der Universität Greifswald; die vaterländische Idee des "Vereinigten Deutschland" entstand.
Er verließ die Universität ohne Abschluss.

Jahn gehörte dem Studentenorden der Unitisten an.

1803/04: Hauslehrer der Kinder von Baron Friedrich Heinrich Gottlieb von le Fort in Neubrandenburg.

Glashütte Sophienthal bei Waren (Müritz).

Privatlehrer in Jena.

Während der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 fungierte Jahn als Kurier im Regierungsauftrag.

1807 traf er Johann Christoph Friedrich GutsMuths in Schnepfenthal, dem er Impulse für das Turnen in Deutschland verdankte.

1808: Verfassung der Schrift "Deutsches Volksthum". Jahn skizzierte darin erstmals seinen entschiedenen Nationalismus, zu dem er während der französischen Besatzung gekommen war und den er mit scharfen Angriffen verband:
"Unglückliches Deutschland! Die Verachtung deiner Muttersprache hat sich fürchterlich gerächt. Du warst schon länger dir unwissend durch eine fremde Sprache besiegt, durch Fremdsucht ohnmächtig, durch Götzendienst des Auslandes entwürdigt. Nie hätte dein Überwinder so vielfach in einem andern Lande gesiegt, wo die Vergötterung seiner Sprache nicht mitgefochten […] Diese Sprache hat deine Männer betört, deine Jünglinge verführt, deine Weiber entehrt. – – – Deutsche, fühlt wieder mit männlichem Hochsinn den Wert eurer edeln lebendigen Sprache, schöpft aus ihrem nieversiegenden Urborn, grabet die alten Quellen auf, und lasset Lutetiens (Synonym für Paris, Anm..) stehende Lache in Ruhe!"
Jahn vertrat auch die Ansicht, Deutschland solle eine größere Rolle in Europa einnehmen. Ihm schwebte ein "Großdeutschland" vor, zu dem auch die Schweiz, Holland und Dänemark gehören würden. Hauptstadt solle die neue Stadt "Teutonia" werden, die in Thüringen gegründet werden solle, wo sich die Fernstraßen aus den dann deutschen Grenzstädten Genf, Memel, Fiume, Kopenhagen, Dünkirchen und Sandomir treffen würden.
Daneben richtete er seine Angriffe gegen die seiner Ansicht nach minderwertige Unterhaltungsliteratur der damaligen Zeit: "Diese sogenannten Unterhaltungsbücher werden zusammengeschmiert von elenden Hungerleidern …"

1810 an der Plamannschen Erziehungsanstalt in Berlin tätig, scheitert dann aber an einer Prüfung für die Oberlehrerstelle in Königsberg. Er wurde Hilfslehrer in Berlin und widmete sich der Turnerei.
Ebenfalls 1810 wird "Deutsches Volksthum" in Lübeck publiziert.

13. November 1810: An jenem Tag gründet Jahn mit elf Freunden in der Hasenheide bei Berlin den geheimen "Deutschen Bund zur Befreiung und Einigung Deutschlands". Aus den ausgedehnten Wanderungen, die Jahn mit seinen Schülern unternahm, entwickelte sich schließlich regelmäßiges Turnen.
Die Turnbewegung, auch Turnerbewegung oder turnerische Bewegung genannt, war von Anfang an mit der frühen Nationalbewegung verknüpft. Sie war unter anderem mit der Zielsetzung entstanden, die Jugend auf den Kampf gegen die napoleonische Besetzung und für die Rettung Preußens und Deutschlands vorzubereiten.

Am 19. Juni 1811 begann er an dem Treffpunkt seiner elf Mitstreiter mit dem öffentlichen Turnen. Somit wurde die Hasenheide zum ersten deutschen Turnplatz, der mit Geräten nach dem Vorbild von GutsMuths ausgestattet wurde. Ebenso entstammten die Leibesübungen, die Jahn Turnen nannte, dem Vorbild GutsMuths', allerdings meinte Jahn mit Turnen die Gesamtheit aller Leibesübungen: Geräteübungen wurden weiterentwickelt und durch Spiele, Schwimmen, Fechten und Wandern ergänzt.
Die von ihm und seinen Mitstreitern in der Hasenheide demonstrierten Vorstellungen von der "Deutschen Turnkunst" sind im heutigen Turnbetrieb noch wiederzufinden. Ebenso haben grundlegende von Jahn eingeführte Begriffe und Bezeichnungen Eingang in die Terminologie des Gerätturnens gefunden.
Was die politischen Ziele der Zusammenkünfte betraf, so waren diese zunächst von der romantischen Aura einer Freiheitsbewegung getragen. Als ideologische Gegner sah man sowohl die Franzosen als auch die deutschen Fürsten, die weiterhin die Einheit und Freiheit der deutschen Nation verhinderten, an. Jahn war ein leidenschaftlicher Befürworter der deutschen Einheit. Ihm schwebte die Idee eines künftigen deutschen Reiches unter preußischer Führung vor. Doch zunächst wollte er vor allem die Jugend durch das Turnen auf einen künftigen Befreiungskrieg gegen das napoleonische Frankreich ertüchtigen. Ein Modell dafür waren die Guerilla-Krieger, die kurz zuvor in Spanien gegen Napoleon gekämpft hatten.
Zusammen mit Anderen versuchte Jahn dem preußischen Königshof die Notwendigkeit des Aufstands deutlich zu machen. Offenbar verabredete er mit Scharnhorst und Hardenberg die Gründung eines Freikorps, denn er kam schon zum Sammelplatz, bevor dem König von den Ministern die Bitte um die Errichtung des Lützowschen Freikorps vorgelegt wurde. Mit einigen Turnern aus Berlin kam er dazu auch nach Breslau, viele weitere Freunde und Bekannte aus Studientagen konnte er darüber hinaus für das Korps gewinnen. Bei der Anreise regte er in Frankfurt (Oder) die Gründung des ersten Turnplatzes auf den Laudonsbergen der Frankfurter Dammvorstadt an.
Im Freikorps leistete er vor allem bei der Verwaltung, der Ermutigung und Anfeuerung der Freiwilligen sowie durch seine Ortskenntnis in Mittel- und Norddeutschland besondere Dienste. Er war auch zeitweise als Anführer eines Bataillons eingesetzt.

1813, in der Zeit der Völkerschlacht bei Leipzig, forderte Jahn: "… freie Rede, Verfassung, Einheit des Vaterlandes …" Im selben Jahr nahm Jahn in Berlin den in der Zwischenzeit von Ernst Eiselen geleiteten Turnbetrieb wieder in seine Hand. Er half bei der Verbreitung des Turnens, wo es ihm möglich war: Er schickte Vorturner und besuchte auf seinen Turnfahrten selbst verschiedene Turnplätze.

Am 12. Juni 1815 wurde in Jena die Urburschenschaft gegründet. Die Bewegung der Burschenschaften stand in engem Bezug zum Turnwesen. Sie und die Turner verfolgten im Grunde die gleichen politischen Ziele. Allerdings gab es auch kleine Gruppierungen, die sich von diesen Zielsetzungen abhoben. Es kam zur Spaltung des deutschen Liberalismus in eine demokratische und eine nationalliberale Richtung.

Der Wiener Kongress enttäuschte Jahn, da sich dort eine Politik des europäischen Gleichgewichts durchgesetzt hatte. Der Deutsche Bund unterdrückte die liberalen Verfassungsbewegungen in den Einzelstaaten. Von den eigentlichen Zielen Jahns war nur die Befreiung von Frankreich erfüllt.

1816 erschien das Buch "Die Deutsche Turnkunst" von Jahn und Ernst Eiselen. In diesem Buch beschreibt Jahn folgende Punkte:
- Ziele, Inhalte und Formen.
- Verhaltens- und Kleiderordnung.
- Allgemeine Verhaltensregeln.
Das Buch entstand aus der Praxis heraus für die Praxis. Für die Turner und Anhänger Jahns war es eine Art Bibel einer neuen volkstümlichen Erziehung über den Körper. Das Buch ist in mehrere Abschnitte unterteilt:
- In einem Vorbericht wird die Entstehung des Buches als Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit beschrieben.
- Die eigentlichen Turnübungen werden behandelt: Gehen, Laufen, Springen, Schwingen, Schweben, Reckübungen, Barrenübungen, Werfen, Ziehen, Schieben, Heben, Tragen, Strecken, Ringen.
- Turnspiele.
- Musterbeschreibung eines Turnplatzes und der Turngeräte.
- Turnordnung, Turngesetze, das Verhalten und die Kleidung der Turner und Lehrer.

Der Turnerwahlspruch "Frisch, fromm, fröhlich, frei" geht auf einen Reimspruch des 16. Jahrhunderts zurück – "Frisch, frey, fröhlich, frumb – Sind der Studenten Reichthumb!" 1816 erhob Jahn ihn im Turnlehrbuch "Die deutsche Turnkunst" zur sittlich-moralischen Maxime der Turner.

Einen Höhe- und Wendepunkt erlebte die frühe Turnbewegung in den Jahren 1817/18. Nach den Befreiungskriegen gewannen die konservativen politischen Kräfte in Preußen wieder an Einfluss. Somit war die Zeit reformatorischer Bestrebungen zunächst vorüber.
Auf dem Höhepunkt der Turnbewegung in Deutschland mit über 100 Turnplätzen allein in Preußen fand am 18./19. Oktober 1817 das Wartburgfest statt. Dabei kam es auf Jahns Initiative zur ersten neuzeitlichen Bücherverbrennung im deutschsprachigen Raum. Jahn war zwar nicht bei dem Fest anwesend, hatte aber die Liste der Bücher zusammengestellt, sein Schüler Hans Ferdinand Maßmann war maßgeblich an der Aktion beteiligt. Dieser symbolträchtige Akt zog den Argwohn Metternichs auf sich. Nachdem Jahn zudem bei einer Abendgesellschaft – mit nur gemischtem Erfolg – ein Hoch auf die Studenten des Wartburgfestes ausgebracht hatte, wurde er beim preußischen Ministerium zunehmend zur missliebigen Person. Seine Vorlesung über "Deutsches Volksthum" durfte er im Wintersemester nicht mehr offiziell an der Universität halten.
Jahn begann 1817 mit einer Vortragsreihe zum genannten Thema, in der er die Missstände im preußischen Heer anprangerte und die Beschränkung der bürgerlichen Rechte im Staat bedauerte. Damit schuf er sich nicht nur Anhänger, sondern auch Gegner wie den Staatskanzler Hardenberg, der das Turnen unter staatliche Aufsicht an den Schulen übernehmen wollte. Außerdem gab er immer wieder in derben Worten seinem Patriotismus beziehungsweise Nationalismus Ausdruck. Zuhörer waren von seiner Schroffheit nicht selten unangenehm berührt, etwa wenn Jahn auch noch nach dem Sieg über Napoleon die französische Sprache und ihr Erlernen verteufelte.

Die Ermordung des Schriftstellers, Journalisten und russischen Generalkonsuls August von Kotzebue, zuvor schon durch die Bücherverbrennung betroffen, durch den Studenten und Turner oder Burschenschafter Karl Ludwig Sand im März 1819 löste letztendlich das Turnverbot aus. Im Zuge der sogenannten Demagogenverfolgung wurde dem Turner und Burschenschafter Jahn die Wiederaufnahme des Turnens auf der Hasenheide untersagt, da die Turnübungen im Rahmen des Unterrichts stattfanden und der Schulbehörde untergeordnet werden sollten. Im Sommer 1819 kam es zur Berliner und Breslauer Turnfehde, worin Kritik gegen das Turnen oder gegen seine religiös-patriotische Richtung laut wurde.

13. Juli 1819: Inhaftierung Jahns wegen seiner politischen Umtriebe.
Die nächsten fünf Jahre verbrachte er in Haft in Spandau, Küstrin und Kolberg. Der Dichter und Richter E. T. A. Hoffmann leitete die Ermittlungen im Fall Jahns und seines Umfeldes. Jahn verharmloste seine Rolle im vergangenen Jahrzehnt, was durch seine ebenfalls verhörten Freunde gedeckt wurde. Hoffmann fällte 1820 ein mildes Urteil, trotz Beschuldigung des Regierungsrats Johann Ernst Theodor Janke, eines ehemaligen Mitglieds des geheimen Deutschen Bundes. Jahn solle freigelassen werden, da keine hochverräterischen Tendenzen bei ihm sichtbar geworden seien. Jedoch wurde Jahn auf höhere Anweisung noch fünf Jahre in Haft gehalten, da man in ihm nicht ganz zu Unrecht neben Fichte und Arndt den geistigen Vater der studentischen Freiheits- und Einheitsbewegung sah.

Infolge der Karlsbader Beschlüsse vom August/September 1819 wurden die Burschenschaften verboten, Universitäten unter Staatsaufsicht und viele studentische Turner und Burschenschafter unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Mehrere Turner aus Jahns Umfeld wurden festgenommen oder erhielten ein Berufsverbot, so dass sie ins Ausland, vor allem Amerika, auswanderten. Ein Turnverbot in ganz Preußen und anderen deutschen Staaten wurde erlassen. Somit war offiziell in Preußen 1820 das Turnen eingestellt, allerdings fanden weiterhin vielerorts trotz dieser Sperre Leibesübungen statt.

Der Maler Caspar David Friedrich stellt in seinem in jenem Jahr entstandenen Gemälde "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" Jahn zusammen mit dem Neubrandenburger Pastor Franz Christian Boll, er lebte von 1776 bis 1818, dar. Es handelt sich hier um eines der Gedächtnisbilder für den verstorbenen Boll, dem man die etwas untersetzte Figur mit Umhang zuordnen kann. Die andere, sportlich wirkende Figur ist aus den historischen Umständen heraus als Friedrich Ludwig Jahn in jungen Jahren zu identifizieren, während seiner Hauslehrerzeit in Neubrandenburg.

15. März 1825: Freispruch unter der Bedingung, in keiner Universitäts- oder Gymnasialstadt zu wohnen.
Von 1825 bis 1852 lebte Jahn unter Polizeiaufsicht in Freyburg an der Unstrut. Hier steht heute noch die älteste Turnhalle Deutschlands, deren Bau Jahn nach der politischen Rehabilitation initiiert hatte.

1828: Wegen des Kontakts mit Schülern und Lehrern Verbannung nach Cölleda. Sie dauert bis 1835. An der Fassade des Hauses Roßplatz 21 befindet sich eine Gedenktafel für ihn.

Im Laufe der Jahre wurden die Bestimmungen gelockert, und Ärzte und Pädagogen unterstützten das Wiederaufleben der Leibesübungen. 1837 wurden in den Gymnasien Leibesübungen gestattet.

1838/39: Jahn baut sich in Freyburg (Unstrut) ein Wohnhaus.

1840 erfolgte Jahns Amnestierung und vollkommene Rehabilitierung durch Friedrich Wilhelm IV.. Jahn erhielt das ihm aberkannte und vorenthaltene Eiserne Kreuz aus den Befreiungskriegen.

1842 hob Friedrich Wilhelm IV. den Erlass seines Vaters auf und beendete damit offiziell die Turnsperre. Turnen wurde in Preußen zugelassen und sogar Schulfach.

Ende 1843 erklärte Jahn der Frankfurter Turngemeinde die Bedeutung seines Wahlspruches "Frisch, fromm, fröhlich, frei", den er am Giebel seines Wohnhauses in Freyburg, dem heutigen Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum, anbringen ließ:
- "frisch nach dem Rechten und Erreichbaren streben, das Gute thun, das Bessere bedenken, und das Beste wählen";
- "frei sich halten von der Leidenschaft Drang, von des Vorurtheils Druck, und des Daseins Ängsten";
- "fröhlich die Gaben des Lebens genießen, nicht in träumerisch vergehn über das Unvermeidliche, nicht in Schmerz erstarren, wenn die Schuldigkeit gethan ist, und den höchsten Muth fassen, sich über das Mißlingen der besten Sache zu erheben";
- "fromm die Pflichten erfüllen, leutseelig und volklich, und zuletzt die letzte, den Heimgang. Dafür werden sie gesegnet sein, mit Gesundheit des Leibes und der Seele, mit Zufriedenheit so alle Reichthümer aufwiegt, mit erquickenden Schlummer nach des Tages Last, und bei des Lebens Müde durch sanftes Entschlafen."
Aus den Anfangsbuchstaben des Turnerwahlspruches, den vier F, formte der Darmstädter Kupferstecher Heinrich Felsing 1843/46 das Turnerkreuz.

1848 wurde Jahn in die Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche gewählt. Er wandte sich vom patriotischen Turnen ab, engagierte sich für Ruhe und Ordnung und vertrat die Idee eines preußischen Erbkaisertums. Damit büßte er seine Volkstümlichkeit zwar weitgehend ein, gelangte aber in der Folgezeit zu voller Anerkennung als Bahnbrecher der Leibeserziehung.

Gestorben am 15. Oktober 1852 im Alter von 74 Jahren in Freyburg (Unstrut). Dort wurde er an der Stirnseite der ersten deutschen Turnhalle beigesetzt.

Erhielt nach seinem Tod im Volksmund den Beinamen "Turnvater Jahn".

10. August 1872: An der Gründungsstätte der Turnbewegung, in der Berliner Hasenheide, wird die Bildsäule Friedrich Ludwig Jahn's enthüllt.

Der 1893 gegründete sozialistische Arbeiter-Turnerbund wandelte das Jahnsche Motto "Frisch, fromm, fröhlich, frei" in einen neuen Wahlspruch um: "Frisch – Frei – Stark – Treu".

Ab den 1930-er Jahren entsteht in dem neu erschlossenen Siedlungsgebiet in der Kölledaer Flur Geböse die Jahnstraße.

1931: Das Gymnasium in Salzwedel (Altmark), auf dem Jahn einen Teil seiner Jugendzeit verbrachte, wird nach seinem berühmten Schüler benannt.

Aus Anlass der Olympischen Spiele in Berlin 1936 Umbettung der Gebeine Jahns. Sie fanden ihre letzte Ruhestätte im Ehrenhof seines Wohnhauses von 1838/39. Dieses Gebäude beherbergt heute das Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum.

Vermutlich zweite Hälfte der Fünfziger Jahre: Der Stalinplatz am südlichen Ende der Stadt Kölleda wird in Jahnplatz umbenannt.

1. Mai 1967: An diesem Datum wird in Kölleda in der Adresse Straße des Friedens 77 die "Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportstätte" unter anderem als Heimstätte des örtlichen Fußballvereines eröffnet.

1972: Der bisher unter dem Namen "Zentralschule" geführten Bildungseinrichtung in der Straße der Jugend 15 in Kölleda wird der Name "Polytechnische Oberschule 'Friedrich Ludwig Jahn'" verliehen.

1992: Gründung der "Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft e. V.", einem Förderverein zur Traditionspflege und Erhaltung der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gedenkstätten.

2008 durch Satzungsänderung Umbenennung der "Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft e. V." zur "Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft" mit Sitz in Freyburg (Unstrut). Der Fokus der Arbeit lag nun noch stärker auf der Jahn-Forschung. Dazu unterhält die Gesellschaft Beziehungen zum Deutschen Turner-Bund und den Landesturnverbänden, zu Hochschulen, Schulen, Museen und weiteren dem Thema verpflichteten Organisationen.
Dem Schaffen Friedrich Ludwig Jahns widmet sich auch die Friedrich-Ludwig-Jahn-Bibliothek in Freyburg (Unstrut), eine Einrichtung der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft.

31. Mai 2013: Friedrich Ludwig Jahn wird in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.

Ein Teil seines Nachlasses wird heute durch die Historischen Sammlungen der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin verwaltet.

Eine – alles andere als vollständige – Liste von Institutionen, die in Deutschland Jahns Namen tragen:
- Schulen:
+ Staatliche Regelschule "Friedrich Ludwig Jahn" Kölleda (Jahnschule).
+ Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Greifswald.
+ Sportschule Potsdam "Friedrich Ludwig Jahn".
+ Friedrich Ludwig Jahn Grundschule Freyburg.
- Sportstätten:
+ Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin, Prenzlauer Berg.
+ Jahn-Sporthalle Berlin-Neukölln.
+ Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion (Hoyerswerda).
+ Jahnstadion (Marl).
+ Jahnstadion (Rheine).
+ Jahnstadion (Bottrop).
+ Ludwig-Jahn-Stadion (Herford).
+ Jahnstadion (Neubrandenburg).
+ Jahnsportforum in Neubrandenburg.
- Sportvereine:
+ SSV Jahn Regensburg.
+ SpVgg Jahn Forchheim.
+ TS Jahn München.
+ TV Jahn-Rheine 1885.
- Verkehrsmittel:
+ Motorschulschiff "F. L. Jahn" der GST-Marineschule "August Lütgens" in Greifswald-Wieck. Das ehemalige Fischereifahrzeug war als Ausbildungsschiff der Gesellschaft für Sport und Technik von 1958 bis 1972 im Hafen Greifswald-Wieck stationiert und wurde anschließend in den Stadthafen Rostock verlegt.
- Sonstiges:
+ In zahlreichen deutschen Städten wurden Straßen und Plätze nach Jahn benannt.
+ Jahnhöhle in Halle (Saale).
+ Jahn-Bergturnfest auf dem Bückeberg im Landkreis Schaumburg (Niedersachsen).
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Ludwig_Jahn, Abruf vom 31. März 2017)

Eine persönliche Erinnerung: Ich war ja von 1982 bis 1992 Schüler der Friedrich-Ludwig-Jahn-Schule Kölleda. Wenn man das Schulgebäude über den Eingang in der Straße der Jugend betrat, hing zu meiner Zeit an der Wand gleich gegenüber ein riesiges Konterfei des Turnvaters.

7. Kindergärten

Zwei Kindergärten gab es zu meiner Zeit in der Stadt:
- August-Feine-Straße 1.
- Wilhelm-Pieck-Ring 32.

Ich muss zugeben, dass ich nicht mal weiß, wie eigentlich die offiziellen Bezeichnungen für die zwei Einrichtungen zu DDR-Zeiten lauteten.
Bekannt sind mir lediglich die umgangssprachlichen Namen. So hieß der in der August-Feine-Straße im Volksmund "Feistkorn-Kindergarten", da er 1911 von zwei wohlhabenden Mäzenen, den Brüdern Feistkorn, gestiftet wurde (Siehe auch Kapitel "Geschichte".).
Der andere war der Funkwerk-Kindergarten. Er war der Betriebskindergarten des hier in einem eigenen Kapitel erwähnten Funkwerks. Es wurden aber, soviel ich weiß, auch Kinder aus nicht betriebszugehörigen Familien angenommen.
Ich glaube mich schemenhaft zu erinnern, dass für die zwei Kindergärten die Bezeichnungen "Kindergarten I" und "Kindergarten II" (Mit römischen Zahlen.) üblich waren. Aber verbürgen möchte ich mich dafür nicht.

Ich selbst befand mich mit drei Jahren, im Sommer 1979, einmal kurz im Funkwerk-Kindergarten. Und von meinem fünften bis zum sechsten Lebensjahr im Feistkorn-Kindergarten.

Ich kann mich noch genau an meinen ersten Tag im Feistkorn-Kindergarten erinnern. Als ich dort am Morgen angekommen war und von der Erzieherin einen Platz zugewiesen bekommen hatte, begann ich gleich darauf mit einer Sache zu spielen, die in unmittelbarer Nähe auf dem Tisch stand. Es handelte sich um einen Kasten mit kleinen, quadratischen, naturfarbenen und mit farblosem Lack überzogenen Holzbausteinen, die auf der Vorderseite über jeweils ein anderes Tiermotiv verfügten.

Es war höchstwahrscheinlich in der Adventzeit 1981, es herrschte jedenfalls in der Vorabendzeit schon Nacht, als unsere Kindergartengruppe anlässlich eines Elternabends einen Chorauftritt absolvierte.

Im Kindergarten hatten wir eine Art Adventkalenderbaum. Im Dezember durfte dann bis zu den Weihnachtsferien jedes Kind aus der Gruppe an einem Tag ein kleines Päckchen davon öffnen. Irgendwelcher Süßkram war drin. Was das Organisieren der Päckchen betraf, so waren die Erzieherinnen clever. Unter dem Geschenkpapier kamen kleine, stabile Schächtelchen von irgendwelchem Elektrozubehör zum Vorschein, die sie wahrscheinlich in Betrieben erbeten hatten. Diese Schächtelchen waren stabil und hatten auch die richtige Form.

In der Garderobe verwendete Peggy Bensing einmal das Wort "Steffelchen" für Stiefel.

Eine schöne Erinnerung ist der Spaziergang, den wir im Frühjahr 1982 einmal zum Spielplatz am Wilhelm-Pieck-Ring unternahmen. Ich weiß noch, das Wohnviertel war zu dem Zeitpunkt erst teilweise fertig gestellt, es befanden sich daher noch Hügel von Erdaushub am Spielplatzrand. Für uns im Kindesalter natürlich etwas sehr Abenteuerliches.

Eine weitere Erinnerung an diese Zeit: Einmal, als wir gerade irgendwie das Thema Haustiere behandelten, unternahmen wir eine Exkursion zur Großmutter eines Jungen aus meiner Gruppe. (René Prötel, mit dem ich dann auch die folgenden acht Jahre zusammen in einer Klasse war.) Sie betrieb nämlich eine private Zucht verschiedener Kleintierarten.
Das Grundstück lag, wenn ich mich richtig erinnere, auf der Ostseite der Straße des Friedens, auf jeden Fall aber im Siedlungsviertel.
Ganz genau hingegen weiß ich noch, dass es ein Morgen des Frühjahrs 1982 war. Und dass im Hintergrund der dortigen Gartenanlagen gerade die morgendliche Sonne aufgegangen war.

Einmal beschäftigten wir uns über einen gewissen Zeitraum mit dem Rathaus unserer Stadt. Es begann zunächst mit einem theoretischen Impetus, bei dem uns zunächst kindgerecht die Funktionen des Rathauses erklärt wurden. Dann bauten ein paar aus unserer Gruppe nach einer vergrößerten Fotografie das Kölledaer Rathaus mit Holzbausteinen annähernd nach.
Etwas später unternahmen wir dann eine Exkursion zum Rathaus.

Eine Kindergärtnerin, Frau Kallenberg, musste mal wegen irgendetwas ins Krankenhaus der Stadt. Bei einem Stadtgang mit unserer Gruppenleiterin, Frau Sulze, drehten wir daher eine Runde über das Krankenhausgelände. Wir stellten uns auf vor der Baracke, in der die Kindergärtnerin lag. Dann mussten wir ganz laut "Frau Kaaaaaaaaaaaaaallenberg" rufen.

Eine unpräzise Erinnerung habe ich zu einem zweiten Kindergartengebäude, das mit dem in der Feistkorn-Straße grundstücksmäßig verbunden war. Es war ein leicht villenartiges Gebäude. Gelegen in der Bahnhofstraße, Westseite, südlich der ehemaligen Melioration, also Richtung Bahnhof hin.
Ich kann mich dunkel erinnern, dass man, wenn man den Garten hinter diesem Gebäude durchquerte, in irgendein zweites, umzäuntes Grüngelände gelangte. Und von dort aus kam man dann in den Garten des Feistkorn-Kindergartens. Die genannten Grundstücke bildeten, wenn ich mich recht entsinne, einen rechten Winkel in Richtung Norden.
Einmal, es war im Frühsommer 1982, kehrte unsere Kindergartengruppe von einer Exkursion zurück. Aus irgendwelchen Gründen kamen wir dabei an dem Gebäude in der Bahnhofstraße vorbei. Wir durchquerten die Grundstücke in der beschriebenen Begehungsweise, spielten dabei überall kurz.

Eine schon stadtbekannte Tradition dieses Kindergartens fand jedes Jahr zum Internationalen Tag des Kindes am 1. Juni statt. Und zwar veranstalteten die Erzieherinnen des Feistkorn-Kindergartens mit den Kindern jedes Mal einen Umzug durch die Stadt. Es wurden dabei Lieder gesungen, welche von einer Erzieherin auf dem Akkordeon begleitet wurden. Bewohner der Stadt, welche zu dieser Zeit beruflich nicht gebunden waren, warteten jedes Jahr an diesem Tag in den Straßen bereits darauf.

"Putzileicht" war ein während meiner Kindergartenzeit übliches Wort für eine sehr leicht zu bewältigende Aufgabe.

Wenn wir mit den Holzbauklötzchen Häuser bauten, konnten wir sogar Bauarbeiterhelme in Kindergröße aufsetzen. Auch kleine Holztieflader für den Transport der Steine hatten wir.

Unter den Militärspielsachen gab es eine kleine, vom Bau her recht simple, dunkelolivgrüne Holzkanone, auf die aus irgendwelchen Gründen alle total scharf waren. Diese trug unter uns Kindern fälschlicherweise den Namen "Gulaschkanone", weshalb auch immer. Jedenfalls war sie fast ein Heiligtum. Und jeder, der gerade mit ihr spielte, gab sie danach nur einer besonderen Person seines Vertrauens weiter. Ich hatte sie auch ein paar Mal.

Gespielt habe ich im Kindergarten meistens mit Jan "Reini" Reinhard. Als wir in die Schule kamen, ging er dann in die Parallelklasse. Nach der Achten Klasse ging er ab und begann eine Ausbildung als Maler und Tapezierer; das war das Letzte, was ich von ihm persönlich gehört hatte, danach verloren wir uns aus den Augen.

Die Patenbrigade – so hieß zu DDR-Zeiten der Sponsorbetrieb einer Bildungseinrichtung – des Feistkorn-Kindergartens war die Spedition Axthelm am Bahnhof. Ich kann mich noch dunkel erinnern, wie die uns einmal massenhaft Spielzeug für die Sandkiste vorbeigebracht haben.

Als ich einmal von meiner Großmutter aus dem Kindergarten abgeholt wurde, gingen wir nicht gleich nach Hause, sondern raus ins Siedlungsviertel zu meiner Großtante Lisa. Dort aßen wir auch Mittag.

Bei der Abschlussuntersuchung im Kindergarten hatte jeder von uns ein kleines Comic-Heftchen bekommen, in denen Kundi, das Maskottchen des Hygienemuseums in Dresden, Hinweise zur gesunden Lebensweise gab.

8. Kino

Das seinerzeitige Kino der Stadt befand sich auf der Nordseite des Promenadenweges, ziemlich in der Nähe der Herrengasse, ungefähr auf der Höhe der Sparkasse.
Direkt vor seinem Eingang lag zu meiner Zeit ein Spielplatz.

Ich glaube im Frühjahr 1984 sahen wir uns an einem Nachmittag im Kölledaer Kino die Verfilmung von "Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen" an, ein Kinderbuch von Franz Fühmann, das 1960 in erster Auflage im Kinderbuchverlag Berlin erschienen ist. Die DEFA-Verfilmung erfolgte vier Jahre später, 1964.

An einem schon warmen Frühlingsnachmittag des Jahres 1985 sahen wir uns den DDR-Film über das Leben des Kommunistenführers Ernst Thälmann an.

Zu Beginn der Fünften Klasse befanden wir uns an einem Vormittag die letzten Stunden im Kölledaer Kino, um uns den sehr schön gemachten sowjetischen Zeichentrickfilm "Das bucklige Pferdchen" anzuschauen. Sehe ich mir übrigens heute noch an, wenn er im Fernsehen wiederholt wird!

Zu Beginn der Sechsten Klasse waren wir an einem Vormittag dort, um uns eine Verfilmung von "Robinson Crusoe" anzusehen.

Ohne Zweifel eine Art Höhepunkt in der Geschichte der Einrichtung: "Dirty Dancing".
Im Herbst 1989 kam der Kultfilm auch in das Kölledaer Kino.
Das Ereignis war Stadtgespräch. Ganze Firmenabteilungen gingen geschlossen in die Vorführungen.

Der Lichtspielbetrieb fand ungefähr zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung sein Ende.
Danach etablierte sich in dem Gebäude für kurze Zeit eine "Spielhölle". Gegen welche allerdings die Stadtverwaltung aus Gründen des Jugendschutzes mit verschiedenen Mitteln vorgegangen war.

Jahre später riss man dann das Kinogebäude samt ehemaligem Gartenlokal "Zur Erholung" ab.

1999 wurde an der Stelle eine Zweifelder-Sporthalle für die Grundschule eingeweiht.

9. Kirche

Zwei Kirchen existierten in unserer Stadt.

Die größere und für das Gemeindeleben bedeutendere war die St. Wippertikirche, auch Wippertuskirche genannt. (In der heimatgeschichtlichen Literatur teilweise auch "St. Wigbert" genannt.) Gelegen auf dem Marktplatz, südöstlich des Rathauses.
Westturm mit achteckigem Spitzhelm, 35 Meter hoch. Innen Epitaph. 1580 von der Familie von Werther aus Beichlingen gestiftet. War bereits zu DDR-Zeiten Bestandteil der Bezirksdenkmalliste.
Geschichte:
- Ungefähr zu der Zeit, als Kölleda die Stadtrechte verliehen bekam, auf jeden Fall aber vor 1404:
Errichtung der Kirche als Stadtkirche.
Die Inschrift über der dem Marktplatz zugewandten Kirchentür jedoch gibt das Jahr der Einweihung mit 1496 an.
Ursprünglich gotischer Stil.
- 1538:
Die Kirche brennt ab.
- 1542:
Eröffnung des Wiederaufbaus. Auch über der alten Sakristeitür als Wiederaufbaudatum und Zeitpunkt der Einführung der Reformation vermerkt.
- 1850:
Aufstellung der Epitaphe der Herren von Werthern.
(Quelle: https://www.thueringen-entdecken.de/urlaub-hotel-reisen/st.-wipperti-kirche-104262.html, Abruf vom 10. Mai 2016)
Ein paar lose persönliche Erinnerungen an das kirchliche Leben damals:
- Einmal im Jahr wurde in der Kirche "großreine" gemacht. Stets im Hochsommer, damit das Trocknen leichter voranging. Die Prozedur zog sich dabei über mehrere Tage. Auch meine Großmutter, die Jahrzehnte lang in der Kirchengemeinde engagiert war, beteiligte sich jedes Mal daran.
- An einem Nachmittag um meinen sechsten Geburtstag 1982, an dem die Nachbarn zu Kaffee und Kuchen da waren, kam auch unser damaliger Pfarrer vorbei. Er brachte irgendwelchen Süßkram und einen künstlerisch gestalteten Bilderbogen mit lauter Darstellungen aus der Bibel, bei denen die Inhalte auf der Rückseite in kindgerechter Sprache erklärt waren. Die Bilder sahen entfernt ein wenig aus wie Edvard-Munch-Gemälde, nur mit schwarzen Linien an den Rändern der Bildelemente. Schon als Kind hatte mich die künstlerische Gestaltung total fasziniert.
- Ich muss wohl gerade erst in die Schule gekommen sein, als ich mit meiner Großmutter mal zu einer Adventveranstaltung im Diakonat war. Kinder sangen und musizierten dort vor den Anwesenden. Dann bastelten alle Kinder gemeinsam mit ihren erwachsenen Begleitern Adventsachen.
- Ab Mitte der Achtziger Jahre schickte mir jedes Jahr Schwester Martha, die ehemalige Gemeindeschwester von Gorsleben, eine ganz reizende ältere Dame, die ihren Lebensabend im katholischen Altersheim St. Elisabeth in Weimar verbrachte, den "Christlichen Kinderkalender" zu.
- Im Juli 1988 war ich mit Großmutter an einem ziemlich warmen Abend zu einem Konzert in der Kirche. Geistliche Abendmusik barocker Komponisten wurde gespielt.
- Ich kann mich dunkel erinnern, dass, als ich Kind war, eine kleinwüchsige Frau namens Anita in der Kirche irgendwelche Funktionen wahrnahm. Ich sah sie manchmal im Diakonat etwas hantieren.
- Gegen Ende der Achtziger Jahre, kann ich mich noch erinnern, lagen auf dem Info-Materialien-Tisch im Gemeindesaal im Diakonat auch Schriften des sehr bekannten Missionswerkes Werner Heukelbach in Westdeutschland aus. Auf irgendwelchen Kanälen waren diese in die DDR gelangt.

Daneben gab es noch die Kirche St. Johannes, auf dem Friedhof der Stadt gelegen. Wurde von der sehr kleinen katholischen Gemeinde der Stadt benutzt, früher im wöchentlichen Wechsel mit einer evangelischen Gemeinde.
Einschiffige Saalkirche. Arkaden zu den ehemaligen Seitenschiffen außen sichtbar. Turm im Westen. Architektonische Besonderheit: In der Nordwand des Chorraumes der einfach gebauten Kirche befindet sich ein Bogen, in dem die Sitzplätze der Nonnen waren.
Geschichte:
- Zuvor befand sich an gleicher Stelle die Peter-Paul-Kirche. Diese wurde jedoch mit der Zeit zu klein.
- 1266:
Errichtung der neuen Klosterkirche St. Johannes, Johannes dem Täufer geweiht.
- 1393:
Widmung eines Grabdenkmales für Helene Gräfin von Beichlingen und ihre beiden Kinder.
- Etwa um 1462:
Errichtung eines freistehenden Turmes südlich der Kirche.
- 1825:
Errichtung des heutigen Turmes.
- 1965:
Umbau innen.

Zum Thema Konfirmation:
Sehr lange vor meiner Zeit gab es in unserer Stadt den Brauch, dass zur Konfirmation um die Haustür eine Girlande aus Tannengrün und weißen, künstlichen Blumen gehängt wurde.
Außerdem wurde der gesamte Fußweg von dem entferntesten Konfirmanden bis zur Kirche leicht, aber doch gut sichtbar mit kleinen Tannengrünstückchen gestreut. Der jeweils weiteste musste dabei bis zur Gartentür des nächsten Konfirmanden streuen.
Als meine Mutter konfirmiert wurde, musste sie von uns aus bis zur Schillerstraße, über die Straße hinweg bis zu Winzers streuen, wo Siegmar Winzer Konfirmand war.
Er musste dann bis zur nächsten Adresse streuen, wo die Konfirmandin die Tochter von Dr. Bartholomä war. Den Fußweg die gesamte Schillerstraße entlang, dann um die Eckvilla herum, das Weimarsche Tor weiter, bis zur nächsten Doppelhausvilla, wo der Doktor seine Praxis hatte.
Die Tochter wiederum musste dann weiterstreuen auf dem Fußweg am Stadtbad vorbei, unter den Kastanien entlang, auf die linke Seite vom Roßplatz, bis zum Bauernhof Teichmann, wo die Konfirmandin Monika Teichmann lebte. Und so ging es aus allen Ecken der Stadt sternförmig hin zur Kirche.
In früheren Zeiten war das Alpenveilchen mal ein ganz typisches Blumengeschenk zur Konfirmation. Das hatte sich irgendwie durch Angebot und Nachfrage mit der Zeit so eingebürgert. Wenn man im Frühjahr durch die Stadt ging und Ausschau hielt, in welchen Fenstern Alpenveilchen standen, konnte man mit einer ziemlich hohen Trefferquote ermitteln, in welchen Häusern gerade eine Konfirmation stattgefunden hatte.

Ich selbst bin übrigens nicht konfirmiert worden, sondern nur getauft. Mit 19 habe ich dann die katholische Firmung nachgeholt.

10. Kleindenkmäler in Kölleda

Pranger: Der seinerzeitige Pranger des Ortes, ein etwa ein Meter hoher, fast kubischer Stein, stand auf einer schmalen Rasenfläche entlang der Westseite des Rathauses.

Ein Flurdenkmal in unserer Stadt ist ein ziemlich kleines, vielleicht 50 Zentimeter hohes Malteserkreuz aus Sandstein. Es steht in der Nähe der alten Polizeiwache, 50 Meter südwestlich gegenüber dem Rathaus. Auf der Nordseite ist auf dem Querbalken "1649" eingeritzt.
Während meiner Kindheit war es Bestandteil einer kleinen, dreieckigen Grünanlage mit Rasen, Bäumen und Sträuchern. Deren Hypotenuse bildete die Straße, ihre Ankathete im Westen das ehemalige Lebensmittelgeschäft Haupt, die Kathete im Süden die damals noch in Verwendung befindliche Polizeiwache. Die Grünfläche war außerdem von einer Gehwegpflasterung eingefasst, längs der Straße bestand sie aus dem stadtüblichen Kleinpflaster.
Das Internet gibt Auskunft:
"Obertägige Maße: Höhe 0,76 m, Br. 0,52, T. 0,20, das Steinkreuz lat. Form aus rotem Sandstein mit markant breiten Armen zeigt auf der Vorderseite die eingerillte Jahreszahl ‘1649’, angeblich früher noch die nicht mehr erkennbaren Initialen 'S. W.'; das Denkmal stand bis etwa 1958 ca. 3 km südwestl. der Stadt im Verlauf der Gemarkungsgrenze Kölleda/Großneuhausen, ca. 200 m östl. des Weges nach Orlishausen und war bis zur Neuaufstellung 1962 an heutiger Stelle eingelagert; aus einem Protokoll von 1649, Stadtarchiv Kölleda, des ersten Flurumzuges nach dem Dreißigjährigen Krieg geht eine Umsetzung des Kreuzes am ursprünglichen Platz hervor, es wurde aus der Nähe direkt zur Markierung auf die Gemarkungsgrenze gesetzt und mit den Initialen des damaligen Bürgermeisters Simon Wettig (S. W.) versehen (Denkstein 1929)
Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirk Erfurt, Weimar 1984, S. 104-105, Nr. 239 m. Abb. 248, daraus: 2. Denkstein: Ein längst vergessener Denkstein, zur Erinnerung an den Frieden des 30 jährigen Krieges errichtet am 19. April 1649, Kölledaer Anzeiger, Amtl. Kreisblatt für den Kr. Eckartsberga 76, 1929, 3. B. Liebers, Unsere Steinkreuze, Germanische Kultstätten ?, Naumburg 1935, S. 23 u. Heilige Steine im Kreise Eckartsberga, Eckartsberga 1937, S. 32/37-38, 4. F. Toepfer, Flurumzüge im Wandel der Jahrtausende, Eckartsberga 1939, S. 58-61 m. Abb., 5. Walter Saal, Verzeichnis der Steinkreuze des Landes Sachsen-Anhalt, Halle 1952, S. 155, Nr. 67 u. Steinerne Flurdenkmale als Territorialgrenzen, Rudolstadt 1981b, S. 150, 6. Heinz Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960a, S. 54, Nr. 291 u. Nachtrag, 1965, S. 5, Nr. 291"
(Quelle: http://www.kreuzstein.eu/html/body_koelleda.html, Abruf vom 8. Oktober 2016)

Reifensteingrab auf dem Kölledaer Friedhof:
Gottlob Benjamin Reiffenstein ist ein deutsch-österreichischer Maler, Lithograph und Fotograf, welcher am 10. September 1822 in Cölleda (damals noch mit "C" geschrieben) im seinerzeitigen Kurfürstentum Sachsen geboren wurde. Bis 1842 studierte er Kunst in Erfurt. Im selben Jahr ging er zu Prof. Christian Friedrich Ludwig Ritter von Förster nach Wien, der damals schon ein bekannter Architekt war.
1854 machte sich Reiffenstein als Unternehmer selbstständig, als er gemeinsam mit seinem Schwager, dem ebenfalls aus Cölleda stammenden Ludwig Rösch, eine lithographische Anstalt erwarb. Ab 1855 firmierte diese unter "Reiffenstein & Rösch" und wurde im Laufe von Jahren eine der erfolgreichsten ihrer Art im Kaiserreich. Ebenfalls noch 1855 wurden seine Fähigkeiten auf der Pariser Weltausstellung mit einer "Medaille 1. Classe" gewürdigt.
In den kommenden Jahren erzielte er in seiner Firma entscheidende Durchbrüche bei der Verbesserung der Fotolithografie und der Chromolithografie.
Am 7. November 1861 erfolgte seine Aufnahme ins Wiener Künstlerhaus, eine Einrichtung, aus der später unter anderem der weltweit bekannte Gustav Klimt hervorgehen sollte.
Er starb am 27. März 1885 in Wien. Seine Beisetzung erfolgte zwei Tage später auf dem evangelischen Friedhof in Wien-Matzleinsdorf, Gruppe 19, Grab 91.
2006 wurde sein Grab durch die Initiative der ebenfalls aus Kölleda stammenden Ahnenforscherin Angelika Ende in ein Ehrengrab umgewidmet.
Und im Jahre 1860, ließ Reiffeinstein, inzwischen wohlhabend geworden, für seinen Vater, den Tischler Johann Andreas Reifenstein (1782 – 1851), auf dem Cölledaer Friedhof die imposante Grabstele mit dem betenden kleinen Mädchen an der Spitze errichten.

Das Kriegerdenkmal unseres Ortes befindet sich in der Bahnhofstraße, ungefähr bei der Abzweigung Dr.-Stockmann-Straße. Noch genauer beschrieben: Ostseite Bahnhofstraße, unmittelbar nördlich der Abzweigung Dr.-Stockmann-Straße.
Errichtet wurde es für die Gefallenen der Kriege
- der Jahre 1864 (Preußisch-Dänischer Krieg – Konflikt um die Herzogtümer Schleswig und Holstein, ging zugunsten Preußens aus);
- 1866 (Preußisch-Deutscher Krieg – Krieg Preußens gegen den Deutschen Bund um die Vormachtstellung Preußens auf deutschem Territorium)
- und 1870/71 (Deutsch-Französischer Krieg).
Zur Form: Obelisk mit eisernem Kreuz auf einem Säulenstumpf. Vor- und rückseitig beschriftet. Vierfach abgestufter Sockel. Eine Namensliste, wie sonst meistens üblich, ist nicht vorhanden.
Inschrift Vorderseite: "Zur Erinnerung an deutsche Tapferkeit und Treue in den Kriegsjahren 1864 1866 u. 1870 - 71".
Inschrift Rückseite: "Errichtet am 25 jährigen Gedenktage der Schlacht bei Gravelotte vom Kriegervereine zu Cölleda
18. August 1895".

Genau gegenüber vom Eingang der Post stand eine kunstvoll gemauerte Ehrenwand. Sie wurde für irgendwelche propagandistischen Zwecke genutzt; das dementsprechende Material in ihrem Doppelschaukasten wechselte immer mal.
Ich bilde mir ein, auf ihrer Oberfläche befanden sich auch zwei Feuerschalen. Leider habe ich von dem Objekt vor unserem Wegzug kein Foto gemacht.
Die Blumenanlagen rings um die Mauer wurden von den Stadtgärtnern stets mustergültig gepflegt.

Mahnmal für die Opfer des Faschismus: Das diesbezügliche Denkmal unserer Ortschaft befand sich in unserer Stadt am Rand der heutigen Bundesstraße 85, der früheren Fernverkehrsstraße 85. Und zwar beim "Ineinanderfließen" von "Roßplatz" und "Weimarisches Tor" (beides Abschnitte der B 85). Auf der Ostseite dieser zwei "andockenden" Straßen, ziemlich genau auf der Höhe Friedrichstraße im Westen davon.
Sein Basiskörper ist ein mit behauenen Steinen zusammengesetzter Würfel. Auf der Vorderseite befindet sich eine eingesetzte Platte. Obenauf steht eine Pflanzschale. Eingeschlossen wird der Denkmalbereich seitlich und hinten durch eine geschwungene Natursteinmauer und vorn durch einen Eisenrohrzaun mit Pforte.
Inschriften:
"FIR
Den toten Widerstandskämpfern
zu Ehren
Den Lebenden zur Mahnung."
Ganz in der Nähe des Objektes, Richtung Stadtgraben hin, befand sich übrigens eine stets sehr schön gepflegte Blumenanlage, kann ich mich erinnern.
Einstmals war es ein Kriegerdenkmal. In diesem Zustand verfügte es unter anderem über einen deutschen Reichsadler sowie eine steinerne Soldatenskulptur. Beides wurde nach Kriegsende 1945 aus ideologischen Gründen entfernt und zerstört. Wie mir meine Großmutter berichtet hatte, sah man den Kopf des Soldaten danach noch eine Weile im Freien irgendwo vor den Toren der Stadt liegen. Ein Straßengraben war es wohl, so genau kann ich mich an die Erzählungen nicht mehr erinnern.
Danach erfolgte die Umgestaltung des Denkmales. Während des Zweiten Weltkrieges musste auch in Kölleda eine große Anzahl von Kriegsgefangenen sowie Frauen und Männern aus Belgien, Frankreich, den Niederlanden und der Sowjetunion Zwangsarbeit verrichten. Konkret auf dem Fliegerhorst und auf der Angorafarm. Zum Gedenken an die Opfer von Widerstand und Zwangsarbeit wurde 1946/47 das Denkmal zu einer Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus umgestaltet.
Jedes Jahr fand am zweiten Sonntag im September dort die "Gedenkfeier für die Opfer des Faschismus" (im lokalen Slang meist "OdF" abgekürzt) statt. Ausgerichtet von der Stadtverwaltung. Zur Teilnahme verpflichtet waren neben den Kommunalvertretern die Lehrer der Schulen sowie die Schüler ab der Siebten Klasse. Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich, als ich gerade in die Achte gekommen war, zusammen mit meinem Mitschüler Silvio Sann irgendeinen Text vortragen musste.
Anwesend waren ebenfalls natürlich die städtischen Antifaschisten, die als illegale KPD'ler im Dritten Reich gegen Hitler tätig waren. Da sie aufgrund ihres hohen Alters fast durch die Bank schon sehr gebrechlich waren, hatte ihr Aufmarsch für mich als Kind stets irgendwie etwas Bizarres an sich, das sich nicht näher in Worte fassen lässt.
Die Reden hatten jedes Jahr fast denselben Wortlaut – wie das bei Reden zu wiederkehrenden Anlässen ja oft der Fall ist, egal ob in Ost oder West.
Meine Mutter musste als Lehrerin dort natürlich auch hin. Und ich selbst bin auch schon als kleines Kind mitgegangen.
Und jedes Mal nach der Feier, wenn wir nach Hause kamen, war es Tradition, dass wir sofort in den Garten hinter dem Haus gingen und Pflaumen aßen. Denn dieser zweite Sonntag war eine Art Stichtag für die Pflaumenreife am Pflaumenbaum in unserem Garten. Pflaumen und "OdF" – das gehörte für uns einfach zusammen.
Auch die feierliche Aufnahme meiner Schulklasse in die Reihen der Thälmann-Pioniere (von der Vierten bis Anfang der Achten Klasse) fand dort statt.

Stadtrechts-Gedenkstein: Am östlichen Beginn der Dr.-Stockmann-Straße, auf ihrer nördlichen Seite, nahe dem ehemaligen Stadtbad, befindet sich eine Gedenkstele, welche im Jahr 1892 anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Kölledaer Stadtrechtsverleihung errichtet wurde. Sie stand dort auf einer Grünfläche, ein aus Kleinplatten gepflasterter Weg führte an ihre Vorderfront.

Und zu guter Letzt ein Denkmal, bei dessen feierlicher Enthüllung ich im Alter von zehn Jahren selbst anwesend war. Und zwar befindet sich im Neubauviertel Wilhelm-Pieck-Ring im Osten der Stadt ein kleiner Gedenkstein, der während der Festwoche zum 1200-jährigen Bestehen der Stadt im Juni 1986 anlässlich dieses Jubiläums eingeweiht wurde.

11. Kloster

In der Straße Im Kloster in Kölleda befinden sich noch die Scheune sowie ein Schüttboden des ehemaligen selbigen. Die Scheune liegt heute auf einem Privatgrundstück und wird privat genutzt, sie ist daher nicht von innen zu besichtigen.
Eine Besonderheit an dem Bau ist eine Figur, die dem Giebel aufgesetzt ist.

12. Kulturhaus

Die zentrale Einrichtung für Großveranstaltungen aller Art in unserer Ortschaft war das Kulturhaus in der Erfurter Straße, nahe der Straße Im Kloster.

Von der Funktion her im Grunde genau das, was etwa in einer durchschnittlichen österreichischen Gemeinde (Wo ich heute lebe.) der Stadtsaal ist.
Oder das, was man aus amerikanischen Filmen als den Gemeindesaal kennt, wo die Lokalpolitiker die Ortsbevölkerung zusammenrufen, wenn die Stadt gerade von kleinen, grünen Männchen belagert wird und der alte, griesgrämige Sonderling-Bauer vom Stadtrand damit herausrückt, dass er noch eine alte Anti-UFO-Waffe aus dem Zweiten Weltkrieg besitzt.

1837 errichtet unter dem Namen "Schützenhaus" diente es als Vereinslokal für den örtlichen Schützenverein. Historischen Dokumenten zufolge stand es aber auch damals schon für öffentliche Veranstaltungen aller Art offen.

So berichtete meine Großmutter, dass während ihrer Kindheit (Geburtsjahrgang 1904.) in den Räumlichkeiten Zigeuner-Clans rauschende, pompöse Hochzeitsfeiern abhielten, die noch lange Stadtgespräch waren.

Nach dem Krieg wurde es dann umbenannt in Kulturhaus. Eine Bezeichnung, wie sie für Einrichtungen dieser Art im gesamten damaligen Ostblock Standard war.

Nach der Wende 1989 hieß es wieder Schützenhaus.
Meine Großmutter hat übrigens ihr Leben lang Schützenhaus gesagt. Kurz vor Ende ihres Lebens hat ihr die Geschichte dann doch noch Recht gegeben!

Im Erdgeschoss befand sich eine kleine Gaststätte. Diese verfügte ungefähr bis 1940 auch über eine Einbahn-Kegelanlage.

Wenn man zum Haupteingang hineinging, befand sich rechts, hinter der einzigen Tür dort, ab den Sechziger Jahren die städtische Bibliothek. In zwei Räumen wurde sie dort geführt. Leiterin war eine Frau Laubersheim.
Ab den Siebziger Jahren reichen die Räumlichkeiten im Kulturhaus "vorn und hinten" nicht mehr aus. Es kommt daher während der Jahre 1970 bis 1973 zu einem Umzug in das ehemalige Finanzamt Markt 12.

Nach hinten raus, Richtung Süden, verfügt das Gebäude über einen sehr großen Garten im Stil eines englischen Parks. Das Gelände stößt im Süden an den benachbarten Friedhof.

Ich erinnere mich aktiv daran, fünfmal in dem großen Saal im Gebäude gewesen zu sein. Da gewesen bin ich bestimmt öfter, mit Sicherheit, aber an diese fünf Male kann ich mich noch erinnern.
Bezüglich der Termine muss ich allerdings schon raten, hier verschwimmt die Erinnerung bereits sehr stark:

In der Vorweihnachtszeit 1984 – da bin ich mir ziemlich sicher – trat in dem Saal das in der Region sehr populäre Kabarett "Ehringsdorfer Trümpfe" aus dem gleichnamigen Ort bei Weimar auf. Das Ensemble feierte in dem Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen.

Im Rahmen des Ferienspiels an unserer Schule sah ich dort – höchstwahrscheinlich im Sommer 1985 – eine Kaspertheatervorstellung.

Dann war ich dort mal anlässlich der Vorführung eines Magiers und eines Feuerspuckers. Der zeitliche Rahmen ist mir entfallen. Was ich noch genau weiß, ist, dass das in der Zeit war, als bei uns in der Stadt der psychopathische Brandstifter sein Unwesen trieb. Die Feuerschlucker-Darbietung wurde daher von einigen Zuschauern mit Schwarzem Humor, von anderen mit sehr gemischten Gefühlen aufgenommen.

Gründonnerstagabend 1987 zu einem Estradenprogramm (Kulturprogramm, das thematisch "quer durch den Gemüsegarten" geht.), das Schülerinnen und Schüler unserer Schule gestaltet hatten.

Und das letzte Mal war ich dort bei meiner Jugendweihe im Mai 1990.

Eine etwas "pikante" Anekdote über das Kulturhaus: Es war dort ein Allen bekanntes, stillschweigendes Übereinkommen, dass das Paar, das auf Tanzveranstaltungen den letzten Tanz tanzte, hinterher miteinander Geschlechtsverkehr hatte.

Vier Erinnerungen an den Garten:

In den Ferienmonaten Juli und August fand in diesem Garten an lauen Sommerabenden oft Freiluftkino statt. Wir waren allerdings nie dort gewesen. Wir bekamen bloß immer die Beschallung mit, welche sich über das gesamte Stadtviertel verteilte.

Im Rahmen der 1200-Jahr-Feier des Ortes im Juni 1986 fand dort am Sonnabend des Festwochen-Beginns eine Veranstaltung namens "Knirpsen-Kirmes" statt. Ein typisches Kinderfest eben mit allem, was so dazugehört. Mutter und ich waren auch dort.

Im Frühjahr 1987, kurz nach Ostern, führte ebenda der damalige Bürgermeister Zirnik einen Dia- oder Super-8-Schmalfilmvortrag, so genau weiß ich das nicht mehr, vor. Thema war die im Jahr zuvor abgehaltene 1200-Jahr-Feier. Besonders in Erinnerung geblieben davon ist mir, dass während der Erläuterungen des Bürgermeisters ein Mann im Publikum, der stadtweit für seinen, nun ja, etwas lockeren Umgang mit dem Alkohol bekannt war, ständig irgendwelche lustigen Bemerkungen dazwischenbrüllte. Teilweise auch mit politischer Brisanz.

Vom 13. bis 15. Juli 1990 fand dort erstmals seit dem politischen Umbruch wieder ein Schützenfest statt. Eine alte Kölledaer Tradition lebte somit wieder auf. (Persönliche Erinnerung: Hier habe ich im Flohmarktsbereich meine erste West-Schallplatte gekauft, und zwar mit den Musikeinlagen der Rudi-Carrell-Show.)

13. Litfasssäulen in Kölleda

An folgenden Standorten existierten zu DDR-Zeiten Litfasssäulen in Kölleda:
- Bahnhofsvorplatz.
- Straße der DSF, auf dem breiten Fußweg vor Fleischerei Hoffmann. (Lagebeschreibung siehe Kapitel "Kölledaer Geschäfte".)
- Bahnhofstraße, auf der kleinen Fläche vor dem seinerzeitigem "Konsum". (Eckgebäude zur Dr.-Stockmann-Straße.)
- Brückentor – Eingang Hospitalstraße. (Schräg gegenüber von ehemals Schuster Strugulla, in den 1970-er Jahren verstorben.)
- Erfurter Straße, vor dem Kulturhaus. (Früher und ab 1990 wieder Schützenhaus.)
- Roßplatz, Bushaltestelle.
- Roßplatz, bei Pfarrhaus.

Wie mir auf eine Anfrage bei der Stadtverwaltung Kölleda Mitte 2013 hin mitgeteilt wurde, befindet sich noch eine weitere Litfasssäule in der Erfurter Straße – Eingang Kalte Gasse. An sie kann ich mich aus meiner Kindheit zwar nicht erinnern, was aber nichts heißt bezüglich ihres Aufstellungsdatums. In dem Kiez bin ich nicht so oft vorbeigekommen.

14. Musikschule

Die historische städtische Musikschule befand sich in der repräsentativen Villa Wagner auf der Ostseite der Straße Weimarisches Tor. Unmittelbar südlich neben dem schmalen Durchgangsweg in Richtung Wilhelm-Pieck-Ring.
Meine Großmutter hatte mir manchmal vom früheren regen musikalischen Treiben in dieser Villa berichtet. Eine richtige lokale Berühmtheit und in Kölleda auf vielen Veranstaltungen präsent war die "Musikschule Reichert", die in diesem Gebäude ihr Domizil hatte. Ihre Schüler wurden auf sehr vielen Instrumenten ausgebildet, vor allem Blasinstrumente.
Zu DDR-Zeiten wurde das Gebäude überwiegend privat genutzt. Bereits in einer Gemeindemitteilung von Anfang September 1950 ist in Bezug auf dieses Gebäude die Rede von der ehemaligen Musikschule. In welcher zu diesem Zeitpunkt aber dennoch Konzertmeister Franz Sykora Violinen- und Klavierunterricht erteilte.
Zu meiner Zeit praktizierte den Klavierunterricht dann ein Musiklehrer namens Habich.
In der Vergangenheit befand sich hier auch einmal der Schulhort für die Jahnschule, bis dann ein eigenes Hortgebäude auf dem Schulgelände errichtet wurde.
Wenn meine Informationen zuverlässig sind, wurde dort irgendwann nach der Wiedervereinigung wieder Musikschulunterricht aufgenommen.

Erläuterung zum Bild in der Übersicht:
Die Musikschule auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2010. (© 2010 by Edelgard Koch, Kölleda. Bild wurde im Auftrag des Autors erstellt.)
Wie man hier sieht, wurde das Gebäude irgendwann nach meinem Wegzug 1992 mustergültig renoviert. Was den Baukörper als solchen betrifft, so deckt sich das Bild mit meiner Erinnerung aus der Kindheit. Irgendwelche augenscheinlichen Umbauten vermag ich nicht zu erkennen, vermutlich auch aus Denkmalschutzgründen, nehme ich mal an.
Links und rechts des Gebäudes erkenne ich allerdings nichts mehr wieder.

15. Polizeiwache

Das Eckhaus Erfurter Straße/Im Kloster war mal Gefängnis. Später Sitz der städtischen Polizei.

Zu meiner Zeit befand sich die Polizei dann an der Stelle, wo die Bäckergasse und der Markt aufeinander treffen.
Das damalige vom Ratskellerwirt als Garküche genutzte Gebäude soll als einziges Haus den großen Stadtbrand von 1698 überstanden haben.
1701 erwarb sie die Stadt und richtete dort die Ratswaage ein.
Von 1792 bis 1835 diente die Immobilie als Wach- und Arrestlokal der Husaren. Danach wurde es Nachtwächterquartier.
Später Kohlenstall, Freibank-Verkaufslokal und Stadtarchiv. Schließlich Polizei.
Im März 2005 wurde dort das städtische Bürgerbüro eingerichtet, womit die lange Tradition kommunaler Nutzung fortgesetzt wurde.

Bürgerreporter:in:

Christoph Altrogge aus Kölleda

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