Bieneninstitut – was geschieht da eigentlich ?

17. April 2011
10:00 - 17:00 Uhr
Bieneninstitut, 35274 Kirchhain
In diesem, im Jahre 1955 erbauten Gebäude, war bis 1964 die Landwirtschaftsschule untergebracht. Seit 1966 ist in dem Gebäude das Bieneninstitut beheimatet.
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  • In diesem, im Jahre 1955 erbauten Gebäude, war bis 1964 die Landwirtschaftsschule untergebracht. Seit 1966 ist in dem Gebäude das Bieneninstitut beheimatet.
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In der Erlenstraße 9 in Kirchhain befindet sich das Bieneninstitut. Vielen wird es sicher so gehen wie mir auch, Name und Standort sind bekannt aber was dort eigentlich passiert weiß man nicht. So habe ich Schreibpapier, einen Stift und meine Digitalkamera genommen und mich in das Bieneninstitut begeben.

In dem Leiter des Instituts, Herrn Dr. Ralph Büchler, hatte ich den richtigen Ansprechpartner zur Klärung der Fragen über die Arbeit des Bieneninstituts und seine Geschichte gefunden. Herr Dr. Büchler erklärte mir, dass das Institut im Jahre 1928 in Marburg entstand und zwar als „Lehr- und Versuchsanstalt für Bienenzucht bei dem Zoologischen Institut der Universität Marburg“. Am 1.1.1966 hat das Institut seinen Sitz nach Kirchhain verlegt, da hier die in 1955 neu erbauten Räume der ehemaligen Landwirtschaftsschule frei wurden. Nach der letzten Agrarreform im Jahre 2005 ist das Bieneninstitut eine Facheinrichtung des Landes Hessen und trägt die offizielle Bezeichnung „Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen Bieneninstitut Kirchhain“.

In unserem Gespräch betonte Herr Dr. Büchler, dass das Institut seit seiner Gründung eine Lehr- und Versuchsanstalt für Bienenzucht ist und die Hauptaufgabe in der Ausbildung und Beratung der Imker besteht. Etwa 15 bis 20 Beschäftigte sind zur Zeit in der Erlenstraße 9 in Kirchhain tätig, wovon ein Großteil Teilzeitkräfte sind. Zum „Tierwirt – Imker“ (Berufsimker) werden derzeit 4 Personen ausgebildet. 300 Bienenvölker sind ebenfalls im Besitz des Instituts so dass im Jahr 2010 hier ca. 9,0 to. Honig geschleudert wurden. Das Institut hat sich auch über Deutschland hinaus einen guten Ruf erworben, so dass während eines Jahres immer wieder Fachleute aus allen Teilen der Welt den Weg in das Bieneninstitut nach Kirchhain finden.

In Hessen sind etwa 7.000 Imker im Landesverband Hessischer Imker e.V. zusammen geschlossen. Die Geschäftsstelle des Landesverbandes befindet sich ebenfalls in dem Gebäude in der Erlenstraße 9 in Kirchhain, so dass stets ein schneller Informationsaustausch zwischen Institut und Imkern gewährleistet ist. Überrascht hat mich, dass es in Hessen etwa 30 Imkereibetriebe gibt, die die Imkerei im Haupterwerb ausüben. Jeder dieser Betriebe hat zwischen 200 und 800 Bienenvölker.

Zu Beginn unseres Gesprächs erläuterte mir Herr Dr. Büchler zunächst, dass das Wort „Biene“ alleine in Deutschland 500 verschiedene Arten bezeichnet, und betonte dabei, dass
„...neben der Honigbiene und verschiedenen Hummelarten eine Vielzahl hochspezialisierter Wildbienen bekannt sind, die meist keiner wahrnimmt und von denen viele akut vom Aussterben bedroht sind.“ Wir reden immer wieder vom „Klimawandel“ und verweisen dabei auf die veränderten Temperaturen. Hier im Institut kann man jedoch den Klimawandel auch damit nachweisen, das Bienenarten, die bisher nur in südlichen Ländern heimisch waren, mittlerweile auch in unserer Region vertreten sind.

Besondere Sorge bereitet den Mitarbeitern des Instituts der Wandel in der Landwirtschaft. Durch die immer intensiver betriebene Landwirtschaft wird es Jahr für Jahr für die Bienen schwieriger, ständig Nahrung zu finden, da es zum einen kaum mehr blühende Wiesen gibt und zum anderen oftmals Monokulturen, wie z. Bsp. Raps, angebaut werden. Der Raps zählt zwar zu den ergiebigsten Nahrungslieferanten für die Bienen, jedoch nach dessen Blüte und Ernte kommt es immer öfter dazu, dass die Bienen keine ausreichenden Nährstofflieferanten finden und somit mehr oder weniger „hungern“. Grund hierfür ist die fehlende Blumenvielfalt auf Wiesen, da diese heute in immer kürzeren Zeitabständen abgemäht werden. So finden die Bienenvölker ab Ende Mai (nach der Raps Ernte) immer weniger Nahrung, da der Einsatz von Spritzmitteln auch in den Getreidefeldern dazu geführt hat, dass hier keine Kornblumen mehr blühen und somit auch diese Nahrungsquelle fehlt. Durch die fehlende Pollenversorgung entsteht bei den Bienenvölkern ein Eiweißmangel, der unter anderem dazu führt, dass die Bienenbrut anfälliger für Krankheiten wird.

In unserem Gespräch sagte Herr Dr. Büchler: „Die derzeitig anhaltende Diskussion um den großflächigen Anbau von Mais zur Energieerzeugung ist sehr spannend. Den Mais selbst können die Bienen nur gering zur Nahrungsaufnahme nutzen und daher hat eine Entscheidung zu Gunsten des Maisanbaus negative Auswirkungen für die Entwicklung der Imkerei. In der Bayrischen Anstalt für Gartenbau finden zur Zeit Versuche mit Wildpflanzen statt, die sowohl für die Landwirte als auch für die Imker eine Alternative sein könnten. Die Versuche haben bisher ergeben, dass diese Pflanzenmischung für den Landwirt in der Bearbeitung Vorteile gegenüber dem Mais hat, ohne dass dabei die Ernteerträge geringer ausfielen und gleichzeitig die Bienen ein vielseitigeres Nahrungsangebot vorfinden. Auf dem Eichhof in Bad Hersfeld wird hierfür ein Versuchsfeld angelegt, so dass interessierten Landwirten die Pflanzenmischung vorgestellt werden kann.“ Ob in Zukunft Mais oder die neue Pflanzenmischung in den Biogasanlagen zu Energie „verarbeitet“ wird, hat somit einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Imkerei und die Artenvielfalt unserer Bienen.

Neben der Beratung, Aus- und Fortbildung werden im Bieneninstitut Kirchhain auch Bienenkrankheiten untersucht. Auch einem Laien wie mir ist die Varroa – Milbe zumindest vom Namen her ein Begriff. Herr Dr. Büchler erklärte mir, dass dieser Parasit 1978 aus Asien eingeschleppt wurde. Die dortigen Bienen wehren sich erfolgreich gegen diesen Erreger, während er für unsere Bienenvölker verheerende Folgen hat. Die Forschung bemüht sich, durch Zucht und Selektion dafür zu sorgen, dass die Bienen besser mit diesem Krankheitserreger zurecht kommen. Herr Dr. Büchler betonte: „...es wird nicht möglich sein, den Erreger vollständig zu vernichten.“ Das Institut ist aber nicht nur mit der Erforschung von Bienenkrankheiten beschäftigt, sondern versucht auch durch Züchtungen die Eigenschaften bei den Bienen zu verstärken, die dafür sorgen, dass sie auch in einer immer schneller sich verändernden Umwelt überleben können.

Das Bieneninstitut beschäftigt sich seit dem Jahre 2008 gemeinsam mit dem BUND und der Stadt Kirchhain mit dem Projekt „Kirchhain blüht“, um das Blütenangebot auf öffentlichen Flächen und in privaten Gärten zu verbessern. Eine Samenmischung aus ca. 50 einheimischen, ein- und mehrjährigen Blumen wurde hierfür extra zusammengestellt. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei darauf gelegt, dass diese Blumen einen hohen Nährwert für Bienen besitzen. Fotos dieser Blumenwiesen sind auch als Schnappschüsse schon von verschiedenen Bürgerreportern bei myheimat veröffentlicht worden.

Sollten Sie nun auch Lust haben, sich einmal näher in dem Bieneninstitut in Kirchhain umzusehen, so habe ich noch einen ganz besonderen Hinweis für Sie:
Sonntag, d. 17.04.2011, ist von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr Besuchertag !!

Ich danke Herrn Dr. Büchler für seine interessanten und vor allem lehrreichen Informationen und wünsche den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts viel Erfolg für die zukünftigen Aufgaben.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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