Kinder sehen das Leben, wie es ist...

30. März 2012
19:00 Uhr
Jukuz, 35274 Kirchhain
Die zweite Auflage des Erstlingswerks "Fast wie im Himmel" von Frau Ute Schneidewindt.
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  • Die zweite Auflage des Erstlingswerks "Fast wie im Himmel" von Frau Ute Schneidewindt.
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In dem Buch "Fast wie im Himmel" planen die kleine Anna Lena und ihre Eltern ein verlängertes Wochenende. Die Frage ist jedoch "Wohin"? Für die Eltern steht fest "...Irgendwohin, wo es ruhig ist" und Anna Lena hat den Wunsch "Ich will Kühe und Schweine sehen...". Nach intensiver Planung und dem Studium einer Landkarte, entdecken sie das Dorf HIMMELSBERG.

Kaum in Himmelsberg angekommen, beginnen Anna Lenas Eltern wieder zu streiten und sie rennt unglücklich und weinend durch das Dorf. Eigentlich sollten es doch ein paar schöne, unbeschwerte Tage werden und nun das.... Plötzlich entdeckt sie etwas Großes, was vor ihr aufragt und zunächst aussieht wie eine Krake. Es ist jedoch das Wahrzeichen von Himmelsberg, die über 1.000 Jahre alte Linde, die nun auch noch beginnt, mit ihr zu sprechen.

Für Anna Lena beginnen nun ein paar schöne Tage, in denen sie viele Geschichten von der Linde hört und vollkommen unbefangen das Dorf Himmelsberg, seine Häuser, sein Brauchtum und seine Menschen entdeckt. Ja, hier ist wirklich Vieles für ein kleines Mädchen zu entdecken, wie

- Fachwerkhäuser, wo ein krummer Baumstamm eingearbeitet ist ("...ob er in etwa der Krümmung von Opas Hakennase entsprach...")
- Blumenteppiche und einen Umzug ("...ich glaube, das hat etwas mit einem König zu tun...")
- Getreidepflanzen müssen zum Friseur ("...du hast gesagt, dass die Himmelsberger die Kornköpfchen an den Halmen verdroschen haben ?")

und, und, und...

Unter der Überschrift "Die Himmelsberger Linde spricht wieder" fand am Freitag, d. 30.03., um 19.00 Uhr eine Buchlesung im Kirchhainer Jukuz statt. Es war bereits die zweite Veranstaltung in diesem Jahr, zu der der Fachdienst Kultur der Stadt Kirchhain eingeladen hatte. Passend zu der kleinen Titelheldin des Buches sorgten die beiden Kinder Amelie und Christian Kirchner mit ihren Vorträgen auf dem E-Piano für die passende musikalische Umrahmung der Lesung.

Frau Beate Braus, die viele Jahre Hörbücher für die Deutsche Blinden-Bibliothek in Marburg aufgesprochen hat, las dabei aus dem Buch "Fast wie im Himmel" vor. Zu Beginn der Lesung betonte sie, dass sie besonders beeindruckt sei von der "Schönheit des Textes" und der "Wahl der Wörter".
Durch den gekonnten Einsatz ihrer Stimme verstand sie es, die Worte für die Zuhörerinnen und Zuhörer in Bilder zu verwandeln.

Das Erstlingswerk der jungen Autorin Ute Verena Schneidewindt ist ein Sachbuch für Kinder und Erwachsene. In den vierzehn Kapiteln des Buches versteht es die Autorin, bildhaft das Dorf, die Straßen und Plätze, die Dorfgemeinschaft, Feste und den Arbeitsalltag darzustellen. Dabei wird auch deutlich, mit welcher Sorgfalt und Einfühlsamkeit Frau Schneidewindt beobachtete und Gespräche in dem Dorf führte. Besonders deutlich wird dies für mich in dem Kapitel "Pfauenfeder und Tracht". Frau Schneidewindt hat nach eigener Aussage, erst selbst einmal eine oberhessische katholische Tracht angezogen hat, um dieses Kleidungsstück zu spüren und auf sich wirken zu lassen, bevor sie das Stadtkind Anna Lena darüber berichten lässt.

Selbst wenn es etwas von Fiktion hat, wenn Frau Schneidewindt einen alten Baum sprechen lässt, so ist dies doch ein stilistisch hervorragendes Mittel, um die Geschichten lebendig dem Leser nahe zu bringen. Der sprechende Baum ist auch das einzige erfundene Stilelement des Buches und so lädt die Gemeinde Himmelsberg und vor allem auch seine Bewohner uns zu einem Besuch ein.

Die Besucher der Lesung sparten nicht mit Beifall. Dieser Beifall war zum einen der Dank an Frau Braus für den gelungenen Vortrag als auch die Anerkennung für die lebhaften Geschichten der Autorin Ute Verena Schneidewindt.

Der Ort Himmelsberg ist der kleinste der zwölf Kirchhainer Stadtteile mit etwa 210 Einwohner. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahre 1243. Eines der bedeutendsten Naturdenkmäler Deutschlands und das Wahrzeichen ist die Dorflinde mit einem Stammumfang von 9 m und einer Höhe von 25 m. Mit der neugotischen Kirche St. Nikolaus bildet sie den Ortsmittelpunkt.

Meinen Bericht habe ich mit den im Buch beschriebenen Ausflugsplanungen begonnen und so möchte ich auch mit einem Zitat enden. Die kleine Titelheldin Anna Lena ist zwar auf der einen Seite ein recht forsches Kind jedoch ist sie auch sehr ängstlich, da sich ihre Eltern oft streiten. Im letzten Kapitel tröstet der Baum sie mit den Worten: "...denn nur wo es wirklich dunkel ist, kann es auch wieder hell werden...".

Lesen auch Sie einmal das Buch und besuchen das Dorf Himmelsberg – vielleicht sagen auch Sie dann wie die kleine Titelheldin von Frau Schneidewindt:
„Ich war in Himmelsberg ... da, wo es fast wie im Himmel war !“

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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