1. März, St. Martin Kaufbeuren, 15.00 h

1. März 2020
15:00 - 17:00 Uhr
Kaufbeuren, Kirchplatz, St. Martinskirche, 87600 Kaufbeuren

Die Musik am 1. Sonntag im Monat in der Kirche St. Martin Kaufbeuren (freier Eintritt) steht am 1. März (15.00 – 17.00 h) hauptsächlich unter dem Motto "romantische Musik des 19. und 20. Jahrhunderts".  Unter anderem erklingt das Cellokonzert in d-Moll des Spaniers Édouard Lalo, der es 1876 in Kooperation mit dem Cellisten Adolphe Fischer (Belgien) komponiert hatte – ein aus der Historie bekanntes Vorgehen. Schon Joseph Haydn hatte sich bei seinen Cellokonzerten mit einem Cellisten beraten. Das Lalo-Cellokonzert führte Fischer 1877 am Pariser Cirque d'Hiver erstmals auf.

Ebenfalls einen romantischen Einschlag hat das Cellokonzert g-Moll des russisch-sowjetischen Komponisten Dmitri Kabalewski. Es wurde zwar 1947 (also noch zu Lebzeiten Stalins) uraufgeführt und ist folgerichtig auch “der sowjetischen Jugend” gewidmet, doch großartige neuzeitliche Tonexperimente wagten die sowjetischen Komponisten nicht – die kommunistische Führung verbot es ihnen zu jener Zeit immer noch, und zwar Jahrzehnte nach den ersten Zwölftonkompositionen von Arnold Schönberg. Dieses Verbot war durchaus sehr ernst zu nehmen, es drohte bei Zuwiderhandlungen gegen das kommunistisch verordnete künstlerische Korsett der Gulag. Also wandten die sowjetischen Komponisten nur behutsam moderne Stilmittel an, griffen immer wieder volkstümliche Melodien auf und tippten dennoch kühn und subversiv die Moderne an. Wie erstaunlich gut das gelang, zeigt unter anderem Kabalewskis Cellokonzert. Auch bei Schostakowitsch und Prokofjew finden sich solche kompositorischen Meisterstücke.

Die Musiker aus Kaufbeuren und Umgebung, die allmonatlich das Programm bei freiem Eintritt (Spenden zugunsten karitativer Projekte) gestalten, danken der Kirchengemeinde St. Martin für die Möglichkeit dieser Aufführungen. Besonders engagiert zeigt sich der Kirchenmusikdirektor Daniel Herrmann, der schon bei der Veranstaltung im Februar an der Orgel mitwirkte.

Die Stadtpfarrkirche St. Martin hat ihre Ursprünge wahrscheinlich schon im 1. Jahrtausend. Zwar wurde erst 1308 die Pfarrei erstmals urkundlich erwähnt, doch es muss schon früher einen Kirchenbau am heutigen Standort gegeben haben – vermutlich eine frühmittelalterliche Königshofkirche, deren Datierung archäologisch nicht sicher zu bestimmen ist. Wahrscheinlich gehörte eine Vorgängerkirche am heutigen Kirchplatz zu einer Befestigungsanlage auf dem Areal des heutigen Kirchplatzes, die man mit den Edlen von Buron/Beuren assoziiert. Als sicher gilt, dass zwischen 1167 und 1191 eine Burgkapelle am heutigen Standort zur Kirche ausgebaut und umgestaltet wurde. Um 1200 wurde die Kirche dann zur romanischen Basilika ausgebaut. Der Sakralbau aus der Stauferzeit brannte leider 1325 ab, man errichtete ihn neu im gotischen Stil. Reste des romanischen Vorgängerbaus finden sich noch im Südportal und im Taufstein. Einen weiteren Neuausbau gab es ab 1438, schließlich erfolgte ab 1545 ein Umbau nach dem ab dieser Zeit vorherrschenden Protestantismus im Allgäu. Bis 1614 verwalteten unter dem Diktum des Augsburger Religionsfriedens beide Konfessionen gemeinsam die Kirche St. Martin in Kaufbeuren. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie geplündert, vom 17. bis 18. Jahrhundert schließlich barockisiert. Ihre heutige Gestalt erhielt sie im Wesentlichen ab 1893 unter dem Stadtpfarrer Josef Landes.

Bürgerreporter:in:

Andreas Thiemig aus Kaufbeuren

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