Polizei in Berlin (spannend wie ein Krimi)! ..........das ist Berlin! Ein Streifenpolizist berichtet von einem ganz normalen Tag.

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Provoziert, beschimpft und getreten: Ein Streifenbeamter erzählt vom alltäglichen Ärger auf den Straßen Neuköllns. Was meint Ihr:

Fehlt es in Berlin an Respekt vor Polizisten?

Diskutiert mit!

Dienstagvormittag, mein Weg führt mich die Sonnenallee in Richtung Hermannplatz entlang. Vor der Ernst-Abbe-Schule steht ein Daimler Benz quer über den Gehweg geparkt. Der Wagen ist unverschlossen und die Seitenscheibe offen. Ich bleibe stehen und notiere mir das Kennzeichen.

Mein Blick wandert rundherum, ein Verantwortlicher für das Auto ist nirgends zu sehen. Allerdings bemerke ich vier junge Männer, die ein Telecafé verlassen und auf mich zu schlendern. „Was willst du?“, werde ich lautstark mit grimmiger Miene angeblafft.

„Gehört jemandem von Ihnen dieses Fahrzeug?“ Meine Frage verhallt unbeantwortet, stattdessen: „Warum, … hast du Problem?“ Ich finde die Frage provozierend, gehe aber nicht darauf ein, sondern schreibe weiter. „Ich kenne Fahrer, bleib da, ich holen!“ Einer dieser Jungerwachsenen entfernt sich, während die anderen sich auf arabisch offensichtlich prächtig über mich amüsieren.

"Ich fahren Daimler - und jetzt?"

Kurze Zeit später kommt – breitarmig, breitbeinig, vor Kraft strotzend – eine etwa 160 Zentimeter große, abfällig dreinblickende Person auf mich zugelaufen: „Hast du Problem?“ In seiner Stimme schwingt blanker Hass. „Ja, dieses Fahrzeug behindert nicht nur den Fußgängerverkehr, sondern ist auch nicht gesichert und steht dazu im absoluten Halteverbot. Das ist mein Problem!“, entgegne ich. „Sind sie eventuell der Halter?“

Ein erneutes „Warum?“ wird mir entgegengeschleudert. Weitere unvollständige und nach meinem Empfinden verächtliche Sätze folgen. Erst mein Hinweis, dass der Pkw in den nächsten Minuten abgeschleppt wird, führt zu der Bemerkung: „Ich fahren Daimler – und jetzt?“ Meine Aufforderung die Papiere zur Person und zum Fahrzeug vorzulegen, führt nach einer längeren Debatte dazu, dass der Fahrzeugschein übergeben wird. Meine Frage nach dem Führerschein bzw. den Personalpapieren wird mit „Schreib Anzeige!“, einer abfälligen Handbewegung und in meinen Augen demonstrativ kraftmeierischen Schritten in Richtung Mittelstreifen bedacht.

Mit großem Bemühen um innere Ruhe und Gelassenheit gelingt es mir, die Papiere zu überprüfen, den Fahrer zu veranlassen, das Fahrzeug zu entfernen und eine Anzeige zu schreiben. Mittlerweile stehen sieben Personen um mich herum und ich verlasse diesen ungemütlichen Kreis mit einem deutlichen Grummeln im Bauch.

"Wäre ich deutsch, hättest du nicht gemacht!"

Während ich weiter laufe, erreicht mein Pulsschlag langsam wieder normale Werte. Allerdings komme ich nur bis zur nächsten Kreuzung. Verwundert stelle ich fest, dass auf der anderen Fahrbahnseite nichts mehr läuft. Auf der Sonnenallee staut sich der Verkehr hinter einem Lastwagen mindestens 200 Meter. Der Grund: ein blauer Polo, der in zweiter Spur steht und so den Lkw blockiert.

Ich gehe auf den Polo zu und sehe, dass mich die Insassen bemerken und sich sofort zueinanderdrehen. Mein Klopfen gegen das Fahrzeugfenster wird erst einmal nicht beachtet. Plötzlich wird die Tür aufgerissen und der Beifahrer stürzt auf mich zu. Mit einem gezielten Stoß gegen seine Brust stoppe ich den vermeintlichen Angriff und er wankt zurück. Überrascht von meiner schnellen Reaktion näselt er mit übertriebener Freundlichkeit: „Ich wollte dir bloß deine Brille wieder in die Hemdtasche stecken!“

Widerwillig lässt er die übliche Prozedur der Personalienfeststellung über sich ergehen, wobei er immer wieder wütend arabische Sätze in sich hineinmurmelt. Kaum bin ich weitergegangen, tönt es hinter mir: „Wäre ich deutsch, hättest du nicht gemacht!“

Eine türkische Frau läuft mit ihrer Tochter an mir vorbei und schüttelt den Kopf: „Blöd, frech und unerzogen, wo führt das bloß hin!“, sagt sie zu mir und macht eine hilflose Geste.

Beleidigungsanzeige nur mit Kollegenhilfe möglich

Weiter geht’s in die Rütlistraße. Vor dem Spielplatz laufen dort vier zwölf- bis 13-jährige Jungen arabischer Herkunft auf Stelzen den Gehweg hinunter. Als sie mich sehen, kommen sie mir entgegen und stellen zunächst freundlich ein paar grundsätzliche Fragen zum Polizeiberuf. Meine Freude über so viel Interesse wird jäh unterbrochen, als die früh pubertierenden Knaben plötzlich lautstark und provokant über die Größe ihres Phallus, über die Sexualpraktiken ihrer Schwestern und weitere nichtwiedergabefähige Details fabulieren.

Mir vergeht die Lust am Dialog mit diesen Früchtchen – ebenso wie an der Fortsetzung meines Streifenganges und ich kehre zügig zum Abschnitt 54 zurück. Bevor ich hier meine ernüchternden Erlebnisse schildern kann, kommt mir Kollege J. entgegen und berichtet mir aufgewühlt von seiner morgendlichen Streife: „Ich stehe direkt vor unserem Abschnitt an der Sonnenallee. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite warten etwa zehn Fußgänger darauf, dass die Ampel von Rot nach Grün wechselt. Ein 20-jähriger Mann überquert demonstrativ provokant die Fahrbahn, einige Autofahrer müssen ausweichen, begleitet von lautem Gehupe. Er blickt aufreizend in meine Richtung. Als er meine Gehwegseite erreicht hat, spreche ich ihn an: ,Dürfte ich Sie um ein Gespräch bitten?‘ Hasserfüllt erwidert er: ,Was willst du, du Schwuchtel? … Du hast mir gar nichts zu sagen, du Schwuchtel!‘ Die Beleidigungsanzeige gegen den Mann afghanischer Herkunft kann ich nur mit Unterstützung eines weiteren Kollegen anfertigen.“ Nach diesen Ausführungen des Kollegen verdränge ich zunächst meine eigenen „Abenteuer“ im Neuköllner Kiez und begebe mich nachdenklich in mein Dienstzimmer.

Am nächsten Tag laufe ich den gleichen Streifenweg gemeinsam mit meinem stellvertretenden Abschnittsleiter, der den Bereich der ersten Dienstgruppe kennenlernen möchte. Wir kommen bis zur Rütlistraße und treffen dort auf den zuständigen Schulleiter, den ich ihm vorstelle. Während wir drei zusammenstehen und Gedanken austauschen, erhalte ich plötzlich einen massiven Stoß in den Rücken und taumele nach vorne. Ein 14-jähriger Schüler ist mir offensichtlich in den Rücken gesprungen oder wurde in meine Richtung geschubst. Meinen Schreck, den Schmerz, meine aufkommende Wut kann ich nur mühselig bremsen. Mir fällt nichts mehr dazu ein!

Ach, übrigens: Die 16 Fahrradfahrer – allesamt ohne Migrationshintergrund –, die mir heute rasant und ohne schlechtes Gewissen auf den Gehwegen entgegenkamen, mich fast umfuhren, möchte ich nur vollständigkeitshalber erwähnen. Von ihnen bekam ich fast immer dasselbe zu hören: „Ist denn das Fahrradfahren auf dem Gehweg verboten?“, oder: „Kümmern Sie sich lieber um wichtigere Dinge!“ – in der Mehrzahl verbunden mit dem Hinweis, wie ökologisch wertvoll ihr Beitrag zum Straßenverkehr sei. Ihr persönlicher „Persilschein“ für jegliche Verkehrsverstöße.

Es ist wahrhaftig ein Erlebnis als Streifenpolizist auf den Straßen Neuköllns unterwegs zu sein.

Bürgerreporter:in:

Hubert R. aus Isernhagen

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