Grandiose Altarkunst des 15. Jahrhunderts: „Marienkrönung“ in der Kirche der Insel Poel

Die Poeler Kirche, der rote Backsteinbau aus dem 13./14. Jahrhundert, gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Insel.
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Eine Vielzahl mittelalterlicher Kirchen war Maria, der Mutter Jesu, geweiht. Maria wurde deshalb neben den Schutzpatronen als Hauptgestalt der Altäre abgebildet.

Im Mittelpunkt der Poeler Kirche steht der aus dem 15. Jahrhundert stammende Hauptaltar mit der Darstellung einer triumphalen „Marienkrönung“: Christus, der Himmelskönig, krönt Maria zur Himmelskönigin.

Mittelteil („Schrein“) und Flügelpaar sind horizontal geteilt. Die obere und höhere Zone zeigt neben der zentralen Marienkrönung den heiligen Nikolaus und Johannes den Täufer sowie zwölf Apostel unter reichen Maßwerkbaldachinen. Die untere und niedrigere Zone präsentiert als Halbfiguren in der Mitte Maria (mit Kind und Linienstab) und fünfzehn weibliche Heilige.

Der Hauptaltar war im 19. Jahrhundert grünlich-grau gestrichen worden; in einigen Publikation wurde der Standpunkt vertreten, die düstere Farbgebung hätte dazu beitragen sollen, dass der Altar nicht mehr als „zu katholisch“ empfunden werden sollte.

Fakt ist (nach kirchlichen Akten) jedoch, dass die Kirchengemeinde 1851 die Kirche renovierte und passend zum neuen Gestühl einen neugotischen Hochaltar anschaffen wollte. Der alte Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert galt als unansehnlich, minderwertig und eine Aufarbeitung hätte nach damaliger Auffassung seinen Wert überstiegen. Der Großherzog von Schwerin genehmigte nicht die Beseitigung des Flügelaltars, woraufhin alle Figuren „bronziert“ (mit dunkelgrüner Farbe überstrichen) wurden, was damals wohl Mode war.

Die durch den Poeler Prof. Dr. Hans Lembke angeregte und finanzierte Restaurierung stellte 1962 den ursprünglichen Zustand des Altars wieder her.

Der Flügelaltar – seine Blütezeit fiel in die drei letzten Jahrzehnte des 15. und in das erste des 16. Jahrhunderts – entsprach den Bestrebungen der Kirche nach prunkvoller Liturgie. Die „überirdische Schönheit“ - leuchtende Farben und Goldglanz – sollten das religiöse Erleben stärken.

Die Künstler – vom Bildschnitzer bis zum Vergolder – blieben anonym, weil im mittelalterlichen Denken der wahre Schöpfer eines Werkes nur Gott selbst sein konnte. Die Künstler galten als Werkzeuge Gottes und als Verkünder göttlicher Ideen.

Es ist ebenfalls nicht bekannt, in welcher Werkstatt der Altar angefertigt wurde. Auffallend ist jedoch eine Ähnlichkeit zwischen dem Poeler Hauptaltar und dem ehemaligen Hochaltar aus der Wismarer Georgenkirche, der in der dortigen Nikolaikirche steht.

Bürgerreporter:in:

Helmut Kuzina aus Wismar

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